On Tour 31- GB SÜD 3 „Spitzenmässig“

 

Flammendes Cornwall
Flammendes Cornwall

Sie muss schon ein besonderes Flair ausstrahlen – diese südliche Halbinsel Englands, Cornwall genannt. Nicht umsonst zieht sie Jahr für Jahr Millionen Besucher in ihren Bann, uns eingeschlossen.

Es sind wohl die felsig, rauen Küsten an der Nord- und Südseite der spitz zulaufenden „Tüte“, die saftig grünen Wiesen, deren Mauern und Hecken wie ein Schachbrettmuster den Blick auf sich ziehen, die in der Landschaft verstreuten niedlichen kleinen Dörfer oder Städtchen.

Cornwall - Schachbrett
Cornwall – Schachbrett

Cornwall, das Land der Rosamunde Pilcher, hat Künstler aller Richtungen angelockt. Nicht umsonst trägt St. Ives an der Nordküste die Bezeichnung „Künstlerdorf“. Eine Gemäldegalerie reiht sich an die andere, die bekanntesten sind wohl die Tate Gallery (Londoner Ableger) und das Ateliermuseum mit Skulpturengarten von Barbara Hepworth. Von der schreibenden Kunst hat sich insbesondere Virgnia Woolf hier viele ihrer Anregungen geholt. Dass mit diesem Pfunden nunmehr touristisch gewuchert wird, liegt auf der Hand. Doch man hat es klug angefangen. Der Autoverkehr der Besucherströme wird gar nicht erst in den malerischen Ort gelassen. Von einem Großparkplatz am Ortsrand gehen häufige Shuttle-Busse ins Zentrum, an den Strand und die Hafenpromenade.

Natürlich lohnt es sich, auf den jeweiligen Küstenrouten die Halbinsel zu erkunden, im Norden überwiegend die A 39 (Atlantic Way) bzw. die B 3306, im Süden die B 3315, später dann die A 394.

Künstlerdorf St. Ives
Künstlerdorf St. Ives

Doch man sollte Abstecher ins „Landesinnere“ nicht auslassen, hinein in die nicht so überlaufenen Dörfer oder zu den steinernen Zeugen des Altertums wie den „Lanyon Quoit“, den „Muffra Quoit“, den „Men-An-Tol“ oder die „Merry Maidens“. Sie alle sind auf schmalen, engen Straßen recht gut zu erreichen und bieten für die letzten Meter/Kilometer dann Wanderanlässe.

Städteliebhaber sind bestens bedient mit Truro, Falmouth oder Penzance mit dem nahen St. Michael’s Mount (ein Anblick wie Frankreichs Mont Saint Michel).

St. Michael's Mount
St. Michael’s Mount

Den anderen empfehlen wir so kleine Gemeinden wie das Fischerdorf Mevagissey, den beispielhaften Badeort St. Mawes (gleich gegenüber von Falmouth) oder die verträumte Gemeinde St. Just.

Apropos St. Just. Ein solches Dorf findet der Reisende gleich zwei Mal in Cornwall. Zum einen an der Nordküste in der Nähe von St. Ives, zum anderen das St. Just in Roseland 5km nördlich von St. Mawes. Das letztgenannte ziert sich mit einem wunderschönen dschungelartigen Palmengarten an einer kleinen Meeresbucht.

St. Just Palmenparkfriedhof
St. Just Palmenparkfriedhof

Doch was das Herz des Gartenfreundes höher schlagen lässt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Waldfriedhof mit eingebetteter Kirche und Heiligem Brunnen. So friedvoll und ansehnlich kommen nur wenige Flecken Englands daher – schlichtweg beeindruckend.

„Dschungelgarten“ lautet auch das Stichwort für das nächste Ziel, die „Lost Gardens of Heligan“. Also wieder einmal die Wanderschuhe angezogen, denn die Gartenanlage ist sehr weitläufig angelegt. Eigentlich zu weitläufig, um ein echtes Gartengefühl entstehen zu lassen.

Lost Gardens-Dschungelbrücke
Lost Gardens-Dschungelbrücke

Dschungelabteilung mit Strickleiter als schwankende Hängebrücke und die übrigen Teile vermitteln allein schon durch ihre Entfernungen voneinander nicht den Eindruck einer Einheit. So verändern wir das „spitzenmäßig“ doch einfach in „abgerundet“.

Viele werden sich beim Begriff Cornwall wohl bereits gefragt haben: Und wo bleibt denn das weltberühmte „Land’s End“. Hier kommt er: der westlichste Punkt der Britischen Insel.

Land's End
Land’s End

Die wohl meistbesuchte und meistfotografierte Landspitze Englands wird auch Anfang Oktober noch von Heerscharen von Touristen überschwemmt. Der kostenpflichtige Parkplatz am Eingang spricht Bände. Es scheint sich viel getan zu haben an dieser Attraktion. Als wir vor knapp 10 Jahren bereits einmal den Blick auf die Felsküste und den Kanal genießen durften, mochten wir noch von einem Hauch an Beschaulichkeit reden. Nunmehr ist die Landspitze zugekleistert mit Hotel, allen möglichen Kunsthandwerksläden und Fast-Food-Stationen, ergänzt durch mehr oder weniger informative Veranstaltungen wie dem „4D Film Experience“ oder der „The End to End Story“. Und selbst der cornische Legendenkönig darf mit „Arthur’s Quest“ nicht fehlen. Alle Einrichtungen natürlich nur gegen Bares, was nunmehr teilweise auch für das Fotografieren oder Fotografiertwerdens des berühmten Wegweisers (New York 3.147miles – John o’Groats 874 miles) gilt. Beschaulichkeit sieht anders aus.

Lizard Point
Lizard Point

Fast gegenteilig hingegen der 40-Autokilometer entfernte südlichste Punkt Englands, der Lizard Point. Betreut vom „National Trust“ stehen hier noch fast unberührte Natur an erster Stelle, die Besucherströme halten sich in Grenzen, das „Verkaufsangebot“ ebenfalls. Nicht nur von der Landschaft her nennen wir diesen Punkt auch im direkten Wortsinn „spitzenmäßig“.

Den Rücken kehren wollen wir nunmehr dem cornischen „Garten Eden“, wie der englische Landschaftsmaler Gainsborough (18.Jh.) diesen Landstrich seinerzeit titulierte, jedoch nicht ohne einen Besuch beim „Eden Project“ in der Nähe von St. Austell.

Eden Project
Eden Project

Überdimensionale Gewächshäuser so groß wie 30 Fußballfelder mit 50m Höhe spiegeln drei Klimazonen unserer Welt wieder: Tropen, Warmzone und gemäßigte Zone Ihr Erbauer, der Visionär Tim Smit, hat in ihnen die umfangreichste und vielfältigste Pflanzensammlung geschaffen: Rund 100.000 Pflanzen bei ca. 5.000 verschiedenen Spezies. Dieses besonders auch dem Umweltschutz verpflichteten „Charity Unternehmen“ handelt nach dem Motto der drei „RRR“ – Reduce, Re-Use, Recycle“.

Mevagissey
Mevagissey

Die Smit’sche Frage mag ein jeder selbst beantworten: „Pflanzen“, so meint er, „sind die wichtigsten Lebewesen der Erde. Kann man ihre Bedeutung für den Menschen besser in ein Projekt übersetzen als mit der Erschaffung des Paradieses?“ Es kann gut als lebendiges Beispiel für „Bewahrung und Nachhaltigkeit“ dienen.