K&K 49 – Im Herzen des Outback

… oder Das Outback im Herzen

Nogo Farmland
Nogo Farmland

 Der erste Begriff konzentriert sich sicherlich stärker auf die geographischen Gegebenheiten. Wir besuchen die Kleinstadt LONGREACH, welche rund 700km Luftlinie westlich der Ostküste auf dem Wendekreis des Steinbocks liegt. Also mitten im unwirtlichen Outback. Rund 3.000 Bewohner hat es hierher gezogen an einen Ort, der umgeben ist von nichts anderem als steiniger Plaine und verdorrtem Gras. Einige knorrig krüppelige Bäume und Büsche ducken sich im 35°C heißen Herbstwind. Unter einer dicken Staubschicht kann das Blattgrün nur erahnt werden. Wäre da nicht der nahe Thomson River, die Stadt wäre von gesicherter Wasserversorgung abgeschnitten. Egal in welcher Himmelsrichtung, der nächstliegende Ort, die dichteste Siedlung liegen mindestens 100km entfernt.

Das Outback im Herzen müssen die Stadt- und Umlandbewohner sicherlich haben. Eine besondere Outback Familie wollen wir herausgreifen und etwas näher beleuchten. Wir sprechen von den Kinnons und dem Unternehmen Kinnon & Co.

Das klingt erstes einmal recht ähnlich zu Cobb & Co.. Wir erinnern uns, das damalige legendäre Transportunternehmen hat in einer einmaligen Pionierleistung Queensland auf transportfähig getrimmt (vgl.K&K 46 „Von Sechs bis Sechs“). Gibt es Verbindungen zwischen Cobb und Kinnon? Nur insoweit, als einer der Kinnonvorfahren zeitweilig als Kutscher bei Cobb gearbeitet hat.

River Cruise
River Cruise

Viehzüchter seit mehreren Generationen haben die Kinnons sich nunmehr auf ein offensichtlich florierendes Tourismusgeschäft verlegt mit Hotel, Ferienhäusern und Outbackstore. Der stärkere Akzent liegt wohl aber auf den Tour- und Besichtigungsmöglichkeiten für den Besucher. Was uns allerdings bei unserer ersten Begegnung sofort auffällt, ist die entgegenkommende Freundlichkeit dem Besucher gegenüber. Sie hebt sich wohltuend von geschäftstüchtigem Entgegenkommen ab, wie wir es in dieser Branche des Öfteren erleben.

Campfire Dinner
Campfire Dinner

Outback pur und authentisch erleben, hat sich die fünfköpfige  auf die Fahnen geschrieben. Hierfür gibt es einen bunten Strauß an Exkursionsmöglichkeiten, sowohl als Einzelveranstaltungen aber auch in gebündelter Form. Wir entscheiden uns für drei Exkursionen an drei verschiedenen, aufeinanderfolgenden Tagen.

Unser Start ins Outback-Erlebnis verläuft allerdings völlig anders. Wir genießen einen Intensivkurs von australischem Outback Humor. Harry Redford Old Time Tent Show kommt mittags zwischen 12 und 13 Uhr auf die Bühne, besser in die Innenhofarena. Kutschen, allerlei Gebrauchsgegenstände, Tiere und vor allen Dingen die beiden Söhne der Familie, geborene Komiker, erzählen die Geschichte des Betrügers und Viehdiebs Harry Redford, alias Captain Starlight. Wer bisher meinte, er könne mit seinem Englisch im Outback problemlos klarkommen, sollte einen weiteren Intensivkurs im australischen Outbackslang belegen. Eine Stunde köstliches Amusement!

Tent Show
Tent Show

Besinnlich romantisch wird es später dann gegen Abend bei Starlight’s Cruise Experience. Ein Bus bringt uns an eine Anlegestelle am Thomson River. Dort wartet bereits ein kleiner Raddampfer auf die Gäste. Gemütlich schippern wir eine Stunde lang auf dem gemächlichen Fluss dem Sonnenuntergang entgegen. Je tiefer die glutrote Sonne steht, umso stärker gewinnen wir das Gefühl, dass Bäume und Büsche brennen. Mit der einbrechenden Dunkelheit geht es zurück an die Anlegestelle. Die geringere Aussichtsmöglichkeit in der Finsternis wird versüßt mit kleinen, per Hand hergestellten Snacks (nibbles). Sozusagen als Vorspeise. Denn auf einer Ranch-Freiluftstation gibt es anschließen das traditionelle Stockman’s Campfire Dinner (stockman ist der australische Ausdruck für cowboy / stock=Vieh). Während wir das köstliche Beefstew mit Kartoffelbrei und Toast verzehren, erfahren wir, dass solch eine Mahlzeit typisch für das Cowboyleben ist. Denn unterwegs, im Freien, beim Viehtreiben sind große Geschirr- und Besteckansprüche einfach nicht umsetzbar. Eine Gabel und ein lackierter Zinnteller müssen genügen. Mehr erhalten wir auch nicht als Ausrüstung, außer dem Zinnbecher mit Henkel für den auf dem Lagerfeuer gekochten Kaffee. Als robuste Nachspeise wartet Apfelkuchen auf den Verzehr, gleiche Gabel, gleicher, aber neuer Teller.

Campfire Dinner Show
Campfire Dinner Show

Zur Auflockerung gibt Scotty, ebenfalls ausgerüstet mit komödiantischem Talent und stets barfuss, sogenannte Bush Poetry zum Besten. Das sind meist in Versform gekleidete Geschichten und Begebenheiten aus dem Outbackalltag. Dann wird es ernster mit Starlight’s Spectacular Sound & Light Picture Show. Auf einer überdimensionalen Freiluftbildleinwand erleben wir im Film die Aktivitäten dieses ehemaligen Viehdiebs und Betrügers. Heute ist er jedoch schon fast zum Helden avanciert, denn er hat auch Gutes getan. Der Abend endet jedoch nicht einfach mit Film, Licht und Lagerfeuer . Zum Abschluss wird hausgebackener Carrot Cake mit Sirup serviert. Wer soll dem noch widerstehen!  Allmählich wandelt sich das Outbackleben in süßes Leben.

Coach Drive
Coach Drive

Am folgenden Morgen geht es sofort weiter mit den Outbackerfahrungen. In einer historischen Pferdekutsche, Cobb & Co lassen grüßen, schaukeln wir hoch oben auf den Außensitzen durch die wüstenähnliche Ebene. Unsere Strecke von rund 10km hat so manchen Hintern bereits zum Scherzen gebracht, so manches Herz fast stillstehen lassen, wenn die Kutsche mal wieder durch ein unvorhergesehenes Schlagloch rumpelt. Dabei erweist sich die Aussicht „von oben – nach hinten“ als hervorragender Blick auf den weit entfernten Horizont. Im wahrsten Sinne getrübt wird der Blick durch den aufgewirbelten Staub. Unweigerlich fängt es nach einer kurzen Weile an, zwischen den Zähnen zu knirschen. So ganz allmählich bekommt man eine blasse Ahnung davon, was es bedeutet haben mag, zu Zeiten von ausschließlichem Kutschentransport zu reisen. Denn was bedeuten schon unsere 10km im Vergleich zu den 80km durchschnittlicher Tagesleistung bei den damaligen Fernreisen. Durchgeschaukelt und heftig bestaubt klettern wir später dann via Hinterrad und Achse wieder hinab auf festen Boden. Ein authentisches Erlebnis. Zur Erholung dürfen wir uns dann im unternehmenseigenen Kino einen süßen und anrührenden Outbackabenteuerfilm anschauen, Huckleberry Finn auf australisch. Und zum Abschluss darf natürlich auch eine weitere Version Tent Show nicht fehlen.

Nogo Farmhouse
Nogo Farmhouse

Wie zu Anfang bereits erwähnt, hat die Kinnon Familie ihre Wurzeln in der Viehzucht. Dieser Zweig ist trotz Schwerpunktverlagerung nicht völlig abgestorben. Die Tochter Abigail bewirtschaftet zusammen mit ihrem Ehemann weit draußen in der Outbackebene die NoGo Farm. Diesem Anwesen gilt unser dritter Ausflug ins Outbackleben.

„No Go“, dort, wohin eigentlich niemand mehr kommen oder gehen möchte, verdient dieser Zweig der Kinnon Family seinen Lebensunterhalt, hauptsächlich mit Schafszucht. Da darf natürlich auch die Vorführung einer Schafscherung nicht fehlen. Wir erfahren, dass die hier Tagesleistung eines durchschnittlichen Schafscherers zwischen 150 und 300 Tieren liegt. Für solch eine Schwerstarbeit ist nicht jeder zu gebrauchen in dieser Gluthitze. Als guter Schafscherer zu gelten, bedeutet Auszeichnung und wird hoch anerkannt.

Nogo Farm Schafscheren
Nogo Farm Schafscheren

Die Ausmaße dieser Farm sind riesig. Wir fahren fast eine Stunde per Allrad- Bus herum, um vom Eingangstor zum Haupthaus zu gelangen. Unterwegs wird uns deutlich, wie kompliziert das Bewässerungssystem sein muss und ist, um überhaupt dort auf kleinen Flächen noch etwas wachsen zu lassen bzw. das Vieh zu tränken. Sichtbar aus dem Erdboden scheinen nur Steine und Felsen zu wachsen. Der kleinste Windhauch hüllt dich unweigerlich in Staub ein.

Nogo Farm
Nogo Farm

Wie fast alle Häuser steht auch dieses Farmhaus auf Stelzen. Dabei handelt es sich um den typischen Queensland Farmhouse Stil. Die Stelzen dienen weniger dem Schutz gegen Hochwasser, welches allerdings auch von Saison zu Saison bedrohlich ganze Landstriche überflutet. Der Luftraum zwischen Erdboden und Hauserdgeschoss wirkt vielmehr wie eine Klimaanlage. Da der Boden sich durch den Dauersonnenschein unweigerlich stark aufheizt, würden Häuser nie richtig abkühlen können. Der ständige Outbackwind weht so unter den Häusern hindurch mit kühlender Wirkung. Sicherlich hält sich die Kühlung tagsüber in Grenzen. doch nachts kann dieses System seine Wirkung vollständig entfalten.

Es wäre verwunderlich, wenn nicht! Doch Captain Starlight taucht erneut auf. Dieses Mal geht es um seine damaligen Ställe, in die er das gestohlene Vieh gepfercht hatte. Sie stehen heute immer noch auf diesem Boden (und werden in Ehren gehalten).

Wie bereits die Abendcruise endet auch diese Tour kulinarisch. Einheimische kennen natürlich den Begriff Smoko. Wir lassen ihn uns erläutern. Ausgeschrieben bedeutet er: Have a Break for Smoking , zu Deutsch: Raucherpause. Diese Pausen strukturieren den Arbeitsalltag der stockmen. Mit Rauchen haben sie allerdings so gut wie nichts mehr zu tun. Sie mutierten zu Imbisspausen. Auf der großräumigen Veranda des Farmhauses wird bei unserem Besuch kräftig serviert, insbesondere Sandwiches,  verschiedene Sorten hausgebackener Kuchen und Kekse, incl. Kaffee, Tee und Kaltgetränke. Hausgebacken garantiert, denn Abigail, Farmersfrau und Kinnon-Tochter hat ein eigenes Smoko-Rezeptbuch herausgegeben.  DSCN2815

Bewundernswert die Kinnon Family, dieser Familienbetrieb im tiefsten Outback. Aus vollem Herzen unterstreicht das Familienoberhaupt Richard noch einmal sein Outbackmotto: „Wir tragen das Outback in unseren Herzen. Unseren Gästen möchten wir ein kleines Stück abgeben von dem Outback, welches wir lieben“. Es ist gelungen.

 

K&K 48 – Wo der Dingo auf dem Highway läuft

Man muss nicht allzu weit reisen von BRISBANE aus, um an diesem Erlebnis teilhaben zu können. Und man muss auch nicht unbedingt das eigene Fahrzeug dorthin transportieren.

Regenwald am Wangoolba
Regenwald am Wangoolba

Die Rede ist von Fraser Island, rund 300km nördlich von Queenslands Hauptstadt gelegen. Und wer sein Fahrzeug schonen möchte, der hat eine Riesenauswahl unter den entsprechenden Touranbietern.

Wir haben uns schlau gemacht und uns schließlich für FraserFree Tours entschieden. Warum? Sein Angebot erscheint uns als das umfangreichste. Es gibt nicht nur verschiedene Abfahrtsorte – RAINBOW BEACH und HERWEY BAY – zur Auswahl. Die Tourvielfalt überzeugt. Von einem Tag bis zu mehrtägigen Inseltouren findet jeder etwas für seinen Geschmack. Selbst bei den Eintagestouren besteht noch Auswahl. Überzeugt sind wir auch vom Preis-Leistungs-Verhältnis, sodass wir uns schließlich für die eintägige Premium Tour entschließen. Denn hier wird neben der eigentlichen Tour auch Kulinarisches gereicht, vom Vormittagssnack über ein Mittagsessen à la carte bis zum Nachmittagstee.

Fraser Island Pisten
Fraser Island Pisten

In diesem Zusammenhang wollen wir nicht vergessen zu erwähnen, dass FraserFree Tours entlang der gesamten Ostküste, bis CAIRNS und nördlicher Entdeckungstouren anbietet, sowohl ins Great Barrier Reef wie auch ins Outback.

Zu früher Stunde starten wir also von HERVEY BAY per Bus in Richtung Fähranleger. Eine gute halbe Stunde dauert die Überfahrt auf die größte Sandinsel der Welt. In trockenen Zahlen bedeutet das: Rund 130km Länge und 25km Breite. Die etwa 100 Süßwasserseen ruhen still vor sich hin. Die Einzigartigkeit der Insel zeigt sich in dem Phänomen, dass auf 40% ihrer Sanddünen Regenwald wächst. Somit ist Fraser Island Natural World Heritage gelistet.

Strandhighway
Strandhighway

Bei unserer Ankunft wartet bereits ein 18-sitziger Allradbus auf uns. Es dürfen auf der Insel ausschließlich Allradfahrzeuge betrieben werden. Denn es gibt nur dünenhafte Sandpisten als Straßen. Butch, unser Guide und Fahrer klärt uns erst einmal über Straßenbedingungen und die Notwenigkeit des Anschnallens mit dem Sicherheitsgurt auf. Recht hat er. Ohne Gurt würden wir während der Fahrt wohl nur so durch den Bus purzeln. Butch hat die Ruhe weg. Seine erklärenden Kommentare zu Natur, Geschichte und über die Aborigines sind kaum zu übertreffen.

Regenwald auf Sanddüne
Regenwald auf Sanddüne

Zunächst heißt es, das Düneneiland zu überqueren. Wir laufen dabei Central Station an, das ehemalige Zentrum der Holzwirtschaft. Heute dient es als gut ausgestattetes Informationszentrum. Eine kleine Wanderung entlang des Wanggoolba Creeks führt uns tief in den Urwald hinein.

Nach weiteren 30 Minuten Schaukelmassage erreichen wir den Strandhighway am Pazifik. Dieser 70-Mile-Beach (gute 100km) ist tatsächlich ausstattet wir ein üblicher Highway, mit Geschwindigkeitsbegrenzungen, Vorfahrtschildern uvm. Was für ein Gefühl: Links die bis zu 80m hohe Dünenlandschaft, teils vom Regenwald besetzt, teils nur sandig, rechts der tosende Südpazifik. Und hineingeduckt in die Dünen gibt es vielfältige Campingmöglichkeiten, für die im Vorwege Genehmigungen gekauft werden müssen.

Coloured Rocks
Coloured Rocks

An diesem Strand des ewigen Sommers müsste doch eigentlich aktives Badeleben vorherrschen. Davon ist allerdings nichts zu spüren. Zum einen wird hier vom Schwimmen im Pazifik abgeraten wegen gefährlicher Unterwasserströmungen. Zum anderen stellen die an diesem Küstenstreifen lebenden Haie ein hohes Risiko dar. So sieht man denn lediglich einige Strandangler, die ihr Glück versuchen.

Wir befahren den Meereshighway auf gute 50km. Doch wer glaubt, nichts anderes zu entdecken als Sand, Düne und Meer, der irrt sich. In der Ferne, zunächst erst schemenhaft, taucht etwas Rätselhaftes an der Wasserkante auf. Beim Näherkommen entpuppt es sich als ein riesiges Schiffswrack.

Maheno Schiffswrack
Maheno Schiffswrack

Der ehemalige Luxusliner Maheno wurde hier 1935 von einem Zyklon an Land geworfen. Lange hat sein Schiffsleben nicht gedauert. Erst 1905 war er nämlich in Dienst gestellt worden. Nunmehr ragen nur noch die verrosteten und verrottenden Aufbauten sichtbar heraus. Die übrigen fünf Stockwerke stecken versunken im Sand.

Nach der Einheitsfarbe Rostbraun des Schiffswracks wird es bunt. Die Pinnacles Coloured Sands Knifeblade Sandblow verleihen einem recht umfangreichen Dünenabschnitt sein Aussehen. 72 verschiedene Farbentönungen wurden bisher ausgemacht. In der Kultur der Aboriginal Butchulla People spielen sie eine große Rolle. Sie gelten als geheiligter Ort für Frauen wegen der „Regenbogenschlange“, die diese Felsformationen geschaffen haben soll.

Eine Erfrischung gefällig? Richtig, nach dem erfrischenden Vormittagssnack, dem wohlschmeckenden Mittagessen à la carte meinen wir jetzt nicht den Nachmittagstee. Erfrischen kann sich wer möchte im Lake McKenzie.  Mit 1.200m Länge und 930m Breite glitzert er im Sonnenlicht. Eingebettet ist er im Great Sandy National Park. Sein Untergrund aus purem, weißem Silikon lässt ihn so ungetrübt aussehen, dass nicht mal Fische in ihm Lebensraum finden. Dafür kommen Badefreunde in dem 25°C warmen Wasser absolut auf ihre Kosten. Und warum nicht einfach um ihn herum wandern? Die unterschiedlichen Wasserfärbungen im Sonnenlicht machen  einen Rundweg sehr attraktiv.

Die zweite Erfrischungsmöglichkeit findet sich am Eli Creek. Was eigentlich „Bach“ bedeutet, entpuppt sich als Wasserlauf, der stündlich vier Millionen Liter Süßwasser in den Pazifik pumpt. Ein  Boardwalk führt an seinem Ufer entlang. Wer mag kann etwas weiter flussaufwärts in das gar nicht so kalte Wasser steigen und sich per aufgepumptem Autoreifen zur Mündung treiben lassen. Ein netter Anblick für die Boardwalk-Besucher.

Und was ist nun mit dem Dingo auf dem Highway? Dingo DSCN2341Neben wohl hier lebenden 325 verschiedenen Vogelarten zusätzlich zu den Wallabies, Possums, Flying Foxes, Echidnas, Schilkröten oder auch Delphinen, gilt Fraser Island als Refugium für Dingos. Was auf Fotos evtl. den Eindruck des lieben Haustieres erweckt, entpuppt sich schnell als gefährliches Raubtier, welches sich auch gern von menschlichem Müll und Nahrungsmitteln ernährt. Gesonderte Sicherheitsvorkehrungen, wie spezielle Müllbehälter, Verordnungen zur Nahrungs- und Müllaufbewahrung auf der Insel bis hin zu eingezäunten Picknickbereichen, sollen dem einen Riegel vorschieben.

Auf unserer Tour haben wir Glück und können eines dieser Exemplare auf dem Strandhighway sichten. Offensichtlich befindet er sich auf dem Weg zu seinen Fanggründen, denn Dingos verachten auch frischen Fisch nicht. Vom geschützten Bus aus können wir ihn eine Weile beobachten. Welch ein Erlebnis!

Kingsfisher Bay
Kingsfisher Bay

Allmählich wird es Zeit, an die Rückfahrt zu denken. Butch und sein Allradbus schaukeln uns noch einmal richtig durch, bevor wir den Ablegehafen in der Kingsfisher Bay erreichen. Friedlich gleiten wir in der milden Abendsonne wieder zurück ans Festland, wobei die Gedanken den Tag mit seinen Erlebnissen wie im Film noch einmal vorbeiziehen lassen. Fazit: Es war ein sehr gelungener und lohnender Inselbesuch.

K&K 47– Brisneyland und mehr

Oder wie gefallen Brissie bzw. Bris Vegas? Ganz gleich, welcher Spitzname eher zusagt, es geht natürlich um Queenslands Hauptstadt BRISBANE. In Australiens drittgrößter Stadt leben hier ein wenig mehr 2 Millionen Einwohner. An den Ufern des mächtigen Brisbane River gelegen, wurde die Stadt 1824 vom damaligen NSW Gouverneur Thomas Brisbane gegründet. Damals hieß der Flecken noch Moreton Bay und diente als Strafkolonie, sozusagen als Außenstelle von Sydney für hartnäckige Wiederholungstäter.

Brisbane City
Brisbane City

Was für eine Wandlung hat die Stadt seither durchlaufen! Wir geben ihr den Namen:

„Stadt mit Pfiff!“ Obwohl von einem recht umfangreichen Wolkenkratzerdistrikt geprägt, kommt nie ein Gefühl von Enge auf. Obwohl wir in der City von viel Beton umgeben sind, können wir architektonisch ausgeklügelte und farbenfrohe Vielfalt genießen. Die Uferlinien des Brisbane River sind etliche Kilometer dicht bebaut. Doch immer steht ein öffentlicher Wander- und Fahrradweg am Ufer entlang zur Verfügung.  

Am Brisbane River
Am Brisbane River

Obgleich reger Großstadtverkehr herrscht, sind Verkehrsstaus so gut wie nicht zu entdecken. Eng wird es lediglich manchmal auf dem hervorragend ausgebauten Fahrradwegenetz. Die Frequenz der städtischen Fahrradfahrer wird sicher auch erhöht durch die große Anzahl an „City Bikes“, die an vielen Standorten zur Verfügung stehen.  Die Stadt erscheint uns „busy“ aber nicht hektisch. Mit dem wachsenden Tourismusaufkommen ziehen die Preise glücklicherweise nicht mit. Im Gegenteil: Auf drei innerstädtischen Buslinien (Nr.30, 40 & 50) heißt es „freie Fahrt ohne Bezahlung“. Gleiches gilt für die Fähre „City Hopper“. Und wenn man wie wir aus einem Vorort anreist und im Großraum BRISBANE und nicht nur dort preisgünstig die öffentlichen Verkehrsmittel benutzt, so steht die go card von  translink bereit. Sie gibt es an jedem Bahnhof, Zeitungsläden und vielen anderen Anlaufstellen zu kaufen und kann beliebig aufgeladen werden.

Gut für Stadtrundfahrten
Gut für Stadtrundfahrten

Für eine ausgedehnte Stadtrundfahrt empfehlen wir wieder den roten Doppeldecker Explorer Sightseeing Bus. Zwar nicht ganz gratis ,aber auch nicht sehr teuer läuft er auf zwei unterschiedlichen Routen sämtliche Sehenswürdigkeiten der Stadt an. Der eine Loop dauert 90 Minuten, der andere 60. Die Tickets für 24Std oder 48Std können wir nur empfehlen.

Und so durchstreifen wir die attraktive Stadt mit seinem hervorragenden Botanischen Garten, dem Sandsteinbau City Hall, dem sehenswerten Brisbane Museum und der Gallery of Modern Art mit einem echten Picasso. Entlang geht die Fahrt des Explorers auch an der Alten Windmühle, die niemals Dach und Flügel hatte, dem Riverside Center oder dem Old Government House. Da es sich um ein Hipp-On-Hopp-Off-System handelt, locken viele weitere Attraktionen zum Aussteigen, z.B. das Commissariat Store Museum, der Shrine of Remembrance, das Teasury Building oder eben auch der ANZAC Park mit der ewigen Flamme.

Zwei besondere Aussichtpunkte über der Stadt wollen wir hervorheben. Zum einen lädt ein Spaziergang ein vom City Lookout bis zum Kangaroo Cliffs Point. Dabei wandern wir auf dem Kliffweg River Terrace hoch über dem Fluss entlang mit malerischem Überblick über Brisbanes City. Wer will, steigt am Kangaroo Point die Treppe hinunter und nimmt den Rückweg durch die Uferparklandschaft. Für ganz Sportliche gibt es unterwegs immer mal die Möglichkeit, die 40m hohe Kliffwand bergsteigerisch zu bewältigen.

Brisbane Eagle Pier
Brisbane Eagle Pier

Etwas außerhalb der Stadt, dafür mit erweitertem Überblick, liegt der Mount

 Coot-tha Lookout. Die 60minütige Explorer Tour läuft diesen Aussichtspunkt an. Das Aboriginal-Wort Coot-tha bedeutet honey hill, also Honig Berg. Honig ist dort heute nicht mehr zu entdecken, dafür aber viele phänomenale Ausblicke.

12km südlich von BRISBANE CITY, in FIG TREE POCKET besuchen wir noch das Lone Pine Koala Sanctuary. Es nennt sich „The World’s First (seit 1927) and Largest Koala Sanctuary. Mit rund 130 Exemplaren hat es sich eine große Aufgabe gestellt zur Bewahrung dieser aussterbenden Tierart. Doch nicht nur dieser Gattung widmet sich die Schutzstation. Der gefährdete Tasman Devil, verschiedene Papageienarten sowie der Waran stehen ebenfalls unter ihrer Fürsorge. Beeindruckend, was mit nur ganz wenigen Hauptamtlichen und vielen Freiwilligen auf die Beine gestellt wurde. Wer BRISBANE besucht, sollte einen halben Tag dafür einplanen. Man gelangt übrigens auch per Linienbus oder Fähre direkt aus der Innenstadt dorthin.

Brisbane Skyline
Brisbane Skyline

BRISBANE, unter den bisher besichtigten australischen Metropolen nimmt die Stadt neben SYDNEY für uns eine Favoritenrolle ein.

Woran merken wir, dass wir an der Sunshine Coast entlang fahren? Sicherlich, an den Hinweisschildern auch. Viel mehr jedoch an den Grey Nomads. Jetzt, wo es anfängt in südlichen Regionen herbstlich kühl zu werden, spannt die Generation der Grauhaarigen ihre Wohnwagen hinter die Fahrzeuge und zieht zum Überwintern in die subtropischen und tropischen nördlichen Landstriche. Vorzugsweise natürlich an die Ostküste. Die Sunshine Coast zieht die Winterflüchtlinge an wie ein Magnet. Je näher der australische Winter rückt, desto nördlicher werden die Reiseziele. Wir ziehen mit.Sunshine Coast DSCN2228

RAINBOW BEACH, gut 200km nördlich von BRISBANE, lockt mit schneeweißen Stränden. Der kleine Ort dient auch als Abfahrtsfährhafen für die südliche Fraser Island. Eine Aboriginal Legende des Kabi Stammes besagt, dass der Name nicht von zu sichtenden Regenbögen herrührt. Er geht zurück auf die regenbogenartige Färbung der Sanddünen. Diese Färbung tritt immer dann ein, wenn Yiningie, ein Geist, der sich im Regenbogen zeigt, vom Kliff ins Meer springt. Das tut er immer dann, wenn er mit einem bösartigen Stammesangehörigen einen Kampf ausgefochten hatte. Als wir dort waren, sprang er nicht. Die Dünen blieben weiß.

Weitere 100km nördlich stoßen wir auf HERVEY BAY. Dieser muntere Badeort setzt sich eigentlich aus vielen kleinen Gemeinden zusammen. Diese haben sich irgendwann einmal zusammen geschlossen und präsentieren nunmehr eine anmutige touristische Infrastruktur. Das System von Synergiekräftgen greift hier offenbar. Als ein besonderes Resultat können wir nun rund 20km parkähnliche Uferpromenade genießen. Viele Aktivitäten konzentrieren sich auf die Marina mit dem Whale Watch Center. Während der Wahlsaison (Juli bis November) werden „Begegnungen mit den Meeresriesen“ von den Veranstaltern garantiert. Jetzt, außerhalb der Walsaison, ist die Stadt hauptsächlicher Abfahrtshafen für die direkt gegenüber liegende Fraser Island.  Wegen seiner Einzigartigkeit werden wir in einem gesonderten Blog über dieses Eiland berichten.

In dieser Region Fraser Coast lernen wir eine neue Facette für Freedom Camping kennen. Das Angebot lautet: Kaufe in der Region, in irgend einem Geschäft für mindestens 10AUD etwas ein, incl. Tankstellen, dann erhälst du im Visitor Center einen Voucher über 20Std kostenlosen Parkens auf den jeweiligen geräumigen Parkplätzen. Dieses Angebot ist hier in der Touristenregion nicht zu verachten, zumal die i-sites in der Regel mit dann kostenlosen Ab- und Frischwassereinrichtungen versehen sind Und tanken muss jeder mal.

Marybourough Mary Poppins
Marybourough Mary Poppins

Mary Go Round“ könnte es heißen in dem ein wenig landeinwärts liegenden, anheimelnden Landstädtchen MARYBOUROUGH. Alles dreht sich um Mary  Außer im Ortsnahmen finden wir den Mary Park, natürlich eine Mary Street mit der St. Mary’s Church.  Die eigentliche Stadtikone ist und bleibt jedoch Mary Poppins. Klein an Skulptur, groß an Figur wird diese Märchenfigur regelmäßig mit einem großen Festival gefeiert. Denn ihre literarische Mutter, P.L. Travers (1899-1996) ist hier in der Stadt geboren. Die Mary Poppins Statue  steht direkt vor der Bank, in der ihr Vater seinerzeit Direktor war.

Umgeben von Zuckerrohrfeldern liegt weitere 100km nördlich die 45.000 Einwohner zählende Stadt BUNDABERG. Auf den ersten Blick präsentiert sie sich sicherlich nicht als touristisch verlockendes Ziel. Doch, wie gesagt, sie bildet das Zentrum des Sugar Cane Belts. Das zeitigt natürlich Auswirkungen auf die dortige Industrie. Gleich neben der Zuckerrohrmühle wird der „Beste Rum der Welt“ hergestellt, lautet die Eigenwerbung der Brennerei. Bundaberg Rum soll Weltruf genießen, erfahren wir auf einem Rundgang durch die Brennerei. Als Grundstock wird Wasser extra aus dem amerikanischen Apalachen -Gebirge herbei geschafft, denn das australische habe einen permanenten Eukalyptus Beigeschmack. Das Zuckerrohr liefert der Farmer von nebenan. Die Einlagerung erfolgt vielfach auf Schiffen, die jahrelang um die Welt segeln. Erst dann sei der Rum edel genug zum Verzehr und Verkauf. Zusätzlich hat sich eine Parallelbrauerei mit fast identischen Verkaufslogos und –farben auf die Produktion von Ginger Bier in allen möglichen Geschmacksrichtungen spezialisiert.  Keine Brennerei- oder Brauereibesichtigung ohne Probierstube. Beim „Rum“ lässt man sich nicht lumpen: Zwei gut geschenkte Kostproben pro Person. Nebenan geht es erheblich spartanischer zu bei der Bierverkostung aus dem Schnapsglass.

Zuckerrohrfelder
Zuckerrohrfelder

Nach der Verkostung kommen Zweifel auf, ob die Bunaberganer noch oder bereits wieder Weihnachten feiern. In einem Supermarkt entdecken wir deutsche Pfeffernüsse im Keksregal, hergestellt in Deutschland. Es muss sich um einen Restposten handeln, denn die 200g-Tüte ist für 0,5AUD (rund 30€cts) zu erstehen. Und mit australisch-sommerlichem Weihnachten habe dieses Angebot auch nichts zu tun. Es ist einfach eine Werbemaßnahme, um den Keksverkauf anzukurbeln erfahren wir an der Kasse.

Mit diesem Streckenabschnitt sind wir mitten in der subtropischen Klimazone Australiens angelangt. Das herbstliche Wetter ist mit 25°C bis 30°C tagsüber gut zu ertragen. Nachts kühlt es auf angenehme 20°C ab. Nach dem Besuch von Fraser Island steht ein weiteres Mal ein recht umfangreicher Binnenlandschlenker auf dem Programm.

K&K 46– Von Sechs bis Sechs

Queensland – Sunshine State, Australiens Florida mit der Gold Coast erreichen wir kurz hinter TWEED HEADS. Der Grenzübertritt geht ohne die früher erwähnten Obst- und Gemüsekontrollen ab, wie z.B. nach Süd- oder Westaustralien. Offensichtlich ist das Selbstvertrauen gestiegen.DSCN1818

Kurz hinter der State Border NSW – QLD tauchen wir ein in den Trubel des Strand- und Surftourismus. Aus der Menge der Badeorte hier im südlichen Queensland tut sich eine Stadt besonders hervor: SURFERS PARADISE.

Um eine optische Vorstellung dieser Freizeitmetropole zu gewinnen, nehme man eine Prise spanisches Benidorm, versetze es mit dem Flair von Floridas Miami und verrühre das Ganze mit der Wolkenkratzerdichte von New Yorks Manhattan. Zu Füßen der oftmals sehr ansehnlichen Hochhäuser perlen Surfer und Badegäste an den schier grenzenlosen Strand aus feinstem gelbem Sand. Zum Glück gibt es fast ebenso zahlreiche Strandzugänge wie Surfschulen. Die einen bleiben gratis, die anderen wollen auch leben.

Surfers Paradise
Surfers Paradise

Im Visitor Center nach Sehenswürdigkeiten gefragt, erhalten wir die prompte Auskunft: Q1 Tower mit seinem 210m hohen Skydeck und Rundumblick (lohnt!), Strand, Mall, Bavarian House und Hard Rock Café. Die weiteren Nennungen lesen sich wie ein „What is What“ einer Fun- and Adventure World: Dream World, White Water World, Movie World, AquaDuck Tours, Dracula’s Haunted House, G-Clef Karaoke, Get Hummered, Jet Boat Extreme, Infinity, 7D Cinema und und und…. Da entsteht bestimmt keine Langweile. Man bietet den meist jugendlichen Surfgästen etwas. Besonders für ein turbulentes Nightlife wird an vielen Extraständen geworben.

Von Sechs bis Sechs – SURFERS PARADISE, wohl auch eine Stadt, die scheinbar niemals schläft oder eben dann, wenn die anderen Sechs (6am) bis Sechs (6pm) am Zuge sind.

Surfen gilt bekanntlich als umweltfreundliche Sportart. Kein Motorlärm erfüllt die Luft. Die Herstellung der Borde scheint ebenfalls umweltverträglich und recyclebar vonstatten zu gehen. Doch die heile Surfwelt gerät immer mehr ins umweltpolitische Zwielicht, zumindest hier an der Ostküste. Wie einem Bericht der Tageszeitung The Queensland Sun zu entnehmen ist, erregen viele Surfer immer stärker den Zorn von Umweltverbänden. Nicht weil die Sportler surfen, auch nicht wegen der Surfboardproduktion. Sie geraten in den Fokus von Kritik, weil wohl viele Surfer auf der ständigen Jagd nach dem besten Surf doppelt so viele Autokilometer und Flugmeilen zurücklegen wie der durchschnittliche Australier, somit auch erheblich mehr zur CO²-Emission beitragen. Irgendetwas muss stimmen an dieser These, wenn selbst ein Interessenvertreter der Surflobby ins gleiche Horn bläst. So räumt der Präsident der Surfrider Foundation Gold Coast, Greg Howell ein, dass sein Klientel auch für einen noch so geringen Surfvorteil oder einen winzigen Kick mehr stets herumreist.

Bunya Mountains NP
Bunya Mountains NP

Kommen wir zurück zum 12-Stunden-Rhythmus. Wir kosten ihn hauptsächlich bei Tageslicht aus. Mit Eintritt in die (sub-)tropische Klimazone und ohne den für Queensland ohnehin nicht relevanten Wechsel zwischen Winter- und Sommerzeit (DST-Daylight Saving Time) wird es morgens um 6 Uhr in Windeseile hell. Abends wiederholt sich das Schauspiel im gleichen Tempo nur anders herum. Unversehens stehst du in tiefster Dunkelheit. Dieser Tag-Nacht-Wechsel vollzieht sich so zuverlässig, dass man die Uhr danach stellen könnte. Viele Aktivitäten geschehen dann bei Flutlicht. Die meisten Plätze, auch Kinderspielplätze oder Skatebahnen, sind taghell erleuchtet und gut bevölkert. Das ist eine Erfahrung, auf die wir uns erst einmal einstellen müssen. Denn vor Autofahrten in der Dunkelheit außerhalb von Ortschaften wird wegen des regen Wildlife und dem damit verbundenen Unfallrisiko intensiv gewarnt.

Wer köstlich-küstlichen Surftrubel entfliehen möchte, braucht nicht lange zu suchen. Rund 45 Autominuten vom Strand entfernt fasziniert der Springbrook Mountain National Park mit seiner Natur.  Mit seinen 1.000m Höhe dominiert er die westliche Skyline der Gold Coast. Einerseits ist er Ausläufer des sogenannten Granitgürtels, der im südlicheren New South Wales beginnt. Andererseits verläuft er auf einem 10 Millionen Jahre alten Vulkankrater. Diese Lage garantiert bei einer Rundfahrt viele Postkarten verdächtige Ausblicke entlang der Springbrook Road, z.B. Hardy’s Lookout oder Canyon Lookout und Best of All Lookout. Als besonders markant bleibt der Blick auf den Mount Warning im Gedächtnis. In der Sprache der Aborigines heißt er Wollumbin, was so viel bedeutet wie „cloud catcher / Wolkenfänger“.   Von jedem dieser Aussichtspunkte können wir im Meeresdunst Küste und Meer ausmachen. Auf gut ausgebauten Wegen erwandern wir uns zwischendurch zusätzlich einige Wasserfälle, wie die Purling Brook Falls, Twin Falls und Goomoolara Falls.

Springbrook NP Blick auf Surfers Paradise
Springbrook NP Blick auf Surfers Paradise

Als Höhepunkt des Nationalparkbesuchs kristallisiert sich allerdings die Wanderung der etwas abseits liegenden Natural Bridge heraus. Der rund 3km steile Rundweg in eine Schlucht (und natürlich auch wieder hinauf) ist die Anstrengung wert. Wenn man den entsprechenden Bach überquert hat, schimmert dieser Felsbogen bereits durch den dichten Regenwald. Nach weiteren rund 500m steht man nicht nur vor dem Arch mit frei zugänglicher Höhle. Hinter ihm prasselt ein weiterer Wasserfall auf die Felsen. Und als ob es der Naturwunder noch nicht genug wäre, sendet ab und an ein Glühwürmchen in der halbdunklen Höhle sein Licht aus. Nature’s Paradise als Ergänzung oder Gegenpol zur Beachvita.

Da wir uns bereits wieder von der Küste fortbewegt haben, dehnen wir die Binnenlandschleife noch ein wenig aus, immer auf der Suche nach kleinen, nicht unbedingt gleich touristenträchtigen Besichtigungskleinoden. In dem 1.000 Einwohner zählenden Dorf ALLORA z.B. werden wir pfündig. Jeder kennt das Musical Mary Poppins. Ihre literarische Mutter, die Autorin P.L. Travers verbrachte ihre Kindheit in diesem Dorf. Somit steht das Mary Poppins House als Andenken im Dorfzentrum.

Für die weiteren Besichtigungsorte müssen wir abermals die Great Dividing Range kreuzen, schrauben uns also wieder hinauf auf gut  600m und an der Westseite hinab und hinein in die trockene Vor-Outback-Szenerie. WARWICK, bekannt als Rosen– und Rodeostadt entzückt durch ein schmuckes Innenstadtbild mit seinen Rosenbeeten und Parks.

Weitere 100km westlich stoßen wir auf INGLEWOOD. Der Marktflecken liegt mitten in einem Tabakanbaugebiet. Das National Tobacco Museum lädt zu einem Rundgang ein.DSCN1870

Auf der örtlichen Wiese, für Freedom Camper extra ausgewiesen, treffen wir auf Dave Shard. Gemeinsam mit seiner Frau kommt er gerade aus Tasmanien von einem Hirtenhundwettbewerb. Normalerweise betreibt er eine Schaf- und Rinderfarm im südlichen Queensland. Sein spezielles Hobby sind eben jene Hirtenhunde. Acht Tiere reisen mit ihm von Wettkampf zu Wettkampf. Eine private Sondervorstellung liefert einen kleinen Einblick in diese Disziplin.

Seine Hunde sind zwischen 8 Monaten und 12 Jahren alt. Die Ausbildung zum Hirtenhund dauert rund 8 Wochen. Doch dann ist so ein Tier noch lange nicht perfekt. Die übrigen Fähigkeiten eignet sich der Hund später dann durch „learning by doing“ an bzw. durch das Nachahmen seiner Hundekollegen. Solange alle Hunde aktiv sind, wird kein Befehl gesprochen. Alles erfolgt durch unterschiedliche Pfiffe. Leiser Pfiff z.B. bedeutet „laufen“, schriller, greller Ton „hinlegen“. Dabei verlieren die Tiere ihr Herrchen nie ganz aus den Augen. Der Leithund achtet auf Disziplin im Rudel. Er versteht als einziger den Pfiff für „Rückwärtsbewegung“. Der jeweilige Hundename fällt nur, wenn mit einem Tier einzeln gearbeitet wird. 30Minuten aufregende, ruhelose Live- und Laufshow mit seriösem Hintergrund – Australien außerhalb von Touristenströmen.

Wir bleiben noch eine Weile in den Western Plains, rund 250km von BRISBANE entfernt. Die nördlich von INGLEWOOD gelegenen Ebenen erregen unsere Aufmerksamkeit. Sie bilden nämlich den sogenannten Cotton Belt. Hierauf aufmerksam gemacht haben uns zwei Mitcamper von der Inglewood Campingwiese, Charlotte und Ethan. Mit „We live on the road“ stellten sie sich vor. Normalerweise wohnen sie im hohen Norden Queenslands. Wir würden sie als Saisonarbeiter bezeichnen. Mit ihrem Wohnwagen ziehen sie von Farm zu Farm und bieten ihre Dienste während der Ernte an. Ethan bezeichnet sich Maschinenführer, Charlotte „helping hand“, also Mädchen für alles. Die gerade begonnene Baumwollernte hat sie in den Cotton Belt gelockt. Mit einem Farmer habe er bereits eine Absprache, dass er in den nächsten Tagen dort als Fahrer der schweren Erntemaschine anfangen könne, berichtet Ethan. Es sei nicht schwierig, Arbeit zu finden. Qualifizierte Erntehelfer, besonders für die empfindliche Baumwolle seien rar. In der Tat, wir finden im Internet jede Menge Stellenangebote für professionelle Erntehelfer. Backpacker haben keine Chance.DSCN1895

Zwischen dem Dorf CECIL PLAINS und dem Städtchen DALBY werden wir fündig. Die Baumwollernte ist in vollem Gange. Riesige Areale, 10mal so groß wie Fußballfelder, müssen in möglichst kurzer Zeit „gepflückt“ werden. Die Erntemaschinen, die dreifachen Mähdreschern ähneln, sind im Grunde genommen Pflückautomaten, die die weiße Baumwolle aus den bereits geöffneten Knospen schälen. Wie Heu wird die Baumwolle dann gleich in riesige Ballen gerollt und mit Folie überzogen. Der nachfolgende Trecker transportiert wie ein Gabelstapler die Ballen anschließend zum Feldrand und legt immer fünf Ballen aneinander.

Warum gerade fünf? Während wir noch stauend den Erntevorgang beobachten, rollt ein Tieflader über den engen, sandigen Feldweg. Der Fahrer platziert sein Gefährt punktgenau vor eine Fünferreihe von Baumwollballen. Mit wenigen Hebelgriffen schaltet Riley, der Fahrer, ein Laufband ein, welches sich mit Hilfe von kleinen Rädern allmählich unter die Ballen schiebt. Der Laufbandeffekt lädt die Ballen dann auf das Fahrzeug. Die Ladefläche wird wieder waagerecht gekippt. Nach zwei Minuten Beladungszeit ist der Tieflader voll beladen wieder abfahrbereit. Seit 22 Jahren arbeite er in dieser Branche, als Saisonarbeiter, erzählt Riley. Er sei deutsch-kanadischer Abstammung, habe vorher viel in den USA bei der Baumwollernte geholfen. In Australien jedoch sei alles sehr viel relaxter.

Mehr Zeit als diese kurzen und knappen Auskünfte könne er uns aus Zeitgründen nicht geben. Für die Ernte werden trockene, regenfreie Tage benötigt. Wenn die Rohwolle durch Regen nass sei, käme sie allein schon wegen des drei- bis vierfachen Gewichtes nicht aus der Knospe. Das Feld müsse heute bis zum frühen Nachmittag abgepflückt werden, denn am Horizont drohten bereits schwarze Wolken. Großen  So schießen wir schnell noch ein Foto von Riley. Dann braust er auch schon wieder davon zur Fabrik. Und wir bleiben in der aufgewirbelten Staubwolke zurück. Wie drückte es Riley aus? „Hier in Australien sei alles sehr viel relaxter“.DSCN1857

Auf unserem weiteren Weg nach DALBY entdecken wir noch viele Ernteaktivitäten mit großen Ansammlungen an gelben Baumwollballen. Uns wird bewusst, was landwirtschaftliche Technik zu leisten vermag.  Lediglich drei Arbeitskräfte müssen ernteaktiv sein, um ein Feld in kurzer Zeit vollständig abzuernten. Bei solchem Know How wäre „Onkel Toms Hütte“ wohl nie geschrieben worden.

Wechseln wir das Thema. Welches ist die längste, von Menschenhand errichtete Konstruktion? Wer an die Große Chinesische Mauer der Ming-Dynastie denkt, liegt falsch. Dieses gigantische Bauwerk wird übertroffen vom australischen Dog Barrier Fence, auch Dingo Fence genannt. Ein schlichtes Torgatter nahe dem kleinen Dorf JANDOWAE, nur in etwa 100km nördlich von DALBY in den Western Downs gelegen, gilt als offizieller Startpunkt dieser Zaunattraktion. 5.400km lückenlose Kilometer zieht es sich dann bis nach Südaustralien. In der Nullarbor Plain, an der Great Australian Bight endet der Sperrriegel, der erst 1950 fertig gestellt wurde.DSCN1920

Sein Zweck wird aus dem Namen erkennbar. Er soll die Schafs-, Rinder- und Ziegenherden vor den wilden, Vieh reißenden Dingos beschützen. Wie einer entsprechenden Broschüre des Landwirtschaftsministeriums zu entnehmen ist, haben die Dingos in den Jahren zuvor jährlich rund 12.000 Schafe gerissen. Von den anderen Vieharten ganz zu schweigen. Der Zaun soll offiziellen Verlautbarungen zufolge seinen Zweck erfüllen und den Tierbestand schützen, so unscheinbar das Konstrukt auch aussieht.

Weitere 100km weiter nördlich, die Region nennt sich nunmehr South Burnett, sind wir einer weltbekannten Leckerei auf der Spur. Die Stadt KINGAROY hat sich einen Namen für “The Wordwide Best and Freshest Peanuts“ gemacht. Blickfang der Stadtsilhouette sind demnach auch turmhohe Erdnusssilos. Ein 10stöckiges Haus könnte darin Platz finden. Auch auf diesem Gebiet herrscht jetzt im australischen Herbst gerade Erntehochbetrieb. Über das Visitor Information Center entsteht ein Kontakt zu solch einer Peanut Farm, Belvedere mit Namen. Mit seinem Besitzer Nel Schmöker kommen wir schnell ins Gespräch. Er gehört allerdings zu den zahlreichen Erdnussfarmern, die den Nussanbau aufgegeben haben. Heute konzentriert er sich neben dem Anbau vieler anderer Obstsorten auf die Verfeinerung der Nüsse. Der Anbau rentiere sich nicht mehr, erläutert er. Die chinesische Konkurrenz mache zu viel kaputt. So sind seit 1970 von ehemals 170 Erdnussfarmen in der Region heute nur noch 5 übrig geblieben.

Bunya Mountains NP
Bunya Mountains NP

Die Nüsse verfeinern, ergänzt Nel, bedeutet, sie verkaufsfertig zu machen. So werden sie nicht geröstet, sondern gekocht. Ca. vier Minuten schwimmen je 5kg in siedendem Fett. Dazu benutzt er reines Pflanzenöl. Nach einer Abkühlungsphase werden die Nüsse je nach gewünschter Geschmacksrichtung in einer Drehtonne gewürzt. Die Rezepte der Würzmischungen bleiben sein Geheimnis – wegen der Mitanbieter. Dieser ganze Verfeinerungsprozess nehme nur noch knapp 10% seiner täglichen Arbeitszeit in Anspruch, berichtet der ehemalige Erdnussfarmer. Soweit der industriell-produktive Teil.

Der touristische spiegelt sich im Peanut Van wider. In diesem relativ kleinen, aber weit über die Region hinaus bekannten Verkaufswagen findet der Suchende immerhin mehr als 30 verschiedene und verzehrbare Erdnussvarianten. Von unbehandelt über gesalzen, gekocht, mit und ohne Schale, versehen mit Geschmacksrichtungen wie Curry, Knoblauch, Chilli oder als versüßte Variante mit Honig, Ginger bzw. Butterscotch & Caramel, sie alle schmeicheln den Geschmacksknospen bei einer ausgiebigen Kostprobe.

Von KINGAROY ab richten wir uns wieder südlich aus. Wir durchqueren die prachtvollen Bunya Mountains mit ihrem National Park. Steil und abrupt türmen sie sich bis zu 1.000m in der Ebene auf. Eine sehr enge Straße (not suitable for caravans) windet sich 50km durch dichten Eukalyptuswald mit Steigungen bis zu 25%. So schlagartig, wie die Berge begonnen haben, enden sie auch wieder.

Gleich nebenan, nahe der Siedlung QUINALOW hat es sich in einem ehemaligen Eisenbahntunnel eine Fledermauskolonie gemütlich gemacht. Ein Stück weit können wir in das Tunnelgewölbe eindringen. Dann versperrt uns aus Tiefschutzgründen ein Eisengitter den Weg. Lautstark zu hören sind die Tiere, ihr Flattern nimmt das Auge nur schwerlich wahr in der Dunkelheit, die Nase eher noch den Geruch.

Palms NP mit Flying Fox
Palms NP mit Flying Fox

Der dörflichen Besichtigungspunkte noch nicht müde geht es also weiter, nach COOYAR. In sieben Kilometer nördlicher Entfernung vom Dorf betreten wir den kleinsten Nationalpark Australiens, The Palms National Park. Inmitten dieser trockenen Hügel, durchsetzt von Eukalyptusbäumen ragt dicht an dicht eine Palmenoase gen Himmel. Optisch passt sie in diese Natur wie eine Rose in die Wüste. Die gesamte Parkausdehnung begrenzt sich auf einen 2km langen Rundgang durch dichten, manchmal fast undurchdringlichen Palmenurwald. Eine besondere Tierart hat hoch oben in den Bäumen hier ihre Heimat gefunden. Der Flying Fox / Flughund schaukelt kopfüber, Fledermäusen gleich, zu Dutzenden an den Palmenwedeln.

Mit Fliegen hat auch das darauf folgende Ziel zu tun. In OAKLEY betreibt die Air Force das Australian Army Flying Museum. Besichtigt werden können so gut wie alle Flugkörper, die die Australische Air Force seit WW II in Gebrauch hatte und z.T. auch noch hat, inklusive der modernsten High-Tec-Helicopter.

Nicht so sehr um High-Tec aber doch um Präzision geht es auf dem Black Forest Hill 12km nördlich der Stadt TOOWOOMBA. Wir besuchen das German Grandfather and Cuckoo Clock Centre. Es nennt sich auch das „Haus der 1.000 Uhren“. Wir haben sie zwar nicht gezählt, aber es könnte stimmen. Nicht nur Uhren, original mit Zertifikat im Schwarzwald hergestellt, sind zu besichtigen, sondern alles was deutsch-bayrische Schwarzwaldromantik (und nicht nur die!) ausmacht. Stolz erläutert der Besitzer, dass es sich „um die größte deutsch geprägte Ausstellung außerhalb Europas“ handele. Die Kuckucksuhren beherrschen zwar die Szene. Daneben gibt es aber auch Weihnachtsschmuck, Erzgebirgsengel, bayrische Maßkrüge und CD’s mit Alpenmusik zu bestaunen und natürlich auch zu kaufen.

Als letzte Station gönnen wir uns noch eine kleine Besichtigungstour durch die mittelgroße Stadt TOOWOOMBA. Nicht umsonst trägt sie die Bezeichnung Queensland’s Garden City, so reizend und stilvoll begrünt zeigt sie sich. Ein Parkliegt neben dem anderen. Jeder eine Perle für sich. Überregional bekannt ist das Empire Theatre in der Innenstadt mit bunt gemischtem Programm.

Hauptschwerpunkt der städtischen Besichtigungstour bildet jedoch das Cobb&Co Museum. Wirtschaft braucht Transportmöglichkeiten, dachte sich um 1850 Alfred Deakin und gründete die legendäre Cobb&Co Company. Das Transportunternehmen beförderte mit ihren Kutschen rund 60 Jahre lang Güter und Passagiere in die entlegensten Winkel Queenslands. Besonders die einsamen Siedlungen im Outback bekamen auf diese Weise einen Anschluss an die Wirtschaftsströme. Mit der Geburt des Autos als „Horseless Carriage / Kutsche ohne Pferd“ starb das Transportmittel. Das Unternehmen selbst blieb erhalten und ist weiterhin im „Transportwesen“ tätig. Besonders in MELBOURNE hat es sich einen Namen gemacht als „Luxury Coach Operator / Taxi in Luxuslimousinen“. Der extra ausgewiesene Cobb&Co Drive vollzieht auf historischer Strecke einige der damaligen Transportwege nach.

Cobb&Co Museum
Cobb&Co Museum

Mit dieser Inlandtour haben wir quasi in Hufeisenform Queenlands Hauptstadt BRISBANE umkreist. Nunmehr stürzen wir uns direkt in hauptstädtisches Gewühl. Das Wohnmobil parken wir in einer der westlichen Vorstädte, in IPSWICH, und fahren mit der Vorortbahn bis ins Herz der Stadt.

FOTOHIGHLIGHTS

Unsere Website „kreativ“ ist um eine Kategorie reicher –

um die FOTOHIGHLIGHTS von Gabriele Leichsenring

Von der Neuseeland- / Australienrundreise stellt sie künstlerisch besonders gelungene Fotomotive ein.

DSCN1252Dabei geht es nicht um den Reiseverlauf. Die Fotos sind thematisch zugeordnet, egal ob aus Neuseeland oder Australien.

So lauten die Themen dann z.B. „Tiere vor der Kamera“ oder „Wasser in Sicht“. Und noch viele andere Themen mehr.

Ein Blick in diese Sammlung lohnt sich!

Die Highlights gibt es hier.

 

K&K 45– Im Koala Country

Eigentlich ändert sich die Landschaft noch nicht, je weiter nördlich wir an der Ostküste entlang fahren. Native bush meets immer noch The Sea. Die verschiedenen Scenic Drives nennen sich Pacific HWy als schnellste aber auch eintönigste Straßenverbindung.

Water Fall Way
Waterfall Way

Spannender wird es dann auf dem Pacific Drive zwischen dem Highway und der Küste gelegen. Getoppt wird das Ganze durch die Ocean Road in unmittelbarer Küstennähe. Eilige nehmen meist die erste Variante, Reisende mit Zeit die beiden anderen. Denn sie kosten für die gleiche Strecke mindestens das Doppelte oder sogar Dreifache an Fahrzeit, nicht zuletzt wegen der vielen Stopps an den Lookouts. So gelangen wir langsam aber stetig ins von uns so benannte Koala Country.

Erste Anlaufstation hierfür ist der Touristenort PORT MACQUARIE. Quirlig und ziemlich überlaufen bietet der Ort einiges in dieser Hinsicht.

Zunächst finden wir unsere Schlafmützen wieder im Billabon – Koala und Wildlife Park, etwas außerhalb der Stadt. Was auf den ersten Blick nach Zoo klingt und tatsächlich auch einer ist mit Wallabies, Krokodilen, Schneeleoparden, Affen, Wombas, Reptilien aller Art und noch vielen weiteren Tierarten, erweist sich auf den zweiten als Koala Breeding Farm, sprich Aufzuchtstation für die bedrohte Tierart. Einen halben Tag sollte man für den eigentlich gar nicht so riesigen Tierpark gern einplanen.

Als einzigartig in der Welt präsentiert sich das Koala Hospital mitten im innerstädtischen Eukalyptuswald. Es weist alles auf, was eine voll funktionstüchtige Klinik benötigt: Ambulanz, Intensivstation, normale Krankenstation und Rehabilitationseinrichtungen. Die Notfallambulanz ist  rund um die Uhr einsatzbereit, um verletzte oder verwaiste Tiere einzusammeln. In den einzelnen Gehegen können wir die unterschiedlichen Genesungsstufen der Tiere gut nachverfolgen, bis hin zur Reha, die dann meistens schon wieder hoch oben in den Bäumen verschlafen wird.

Ein sehr eindrucksvolles Engagement von Tierschützern.

Wie sehr der Koala wertgeschätzt wird, zeigt sich in einer ganz anderen Facette. Die Stadt und ihre Umgebung sind geschmückt mit Koalaskulpturen. 101 Kunstwerke können auf dem Hello Koalas Sculpture Trail angesteuert werden.

Doch PORT MACQUARIE kann noch mit mehr aufwarten. Die verschiedenen Strände, Halbinseln und Inselchen bieten für jeden etwas, vielfach ausgestattet als Picnic Area mit Gratiszugang zu Gasgrills. Mehrere Kaps mit und ohne Leuchtturm ergänzen den Freizeitwert dieses Küstenstreifens.Koala DSCN7304

Botanischer geht es dann zu im Sea Acres Rainforest Center mit seinem Küstennationalpark. Auf einem hölzernen Board Walk durchwandern wir dichten, einem Urwald ähnlichen Regenwald in seinen verschiedenen Lebensformen. Die Ruhe und Einsamkeit in den frühen Morgenstunden stellt einen wohltuenden Gegenpol zur sonst summenden und brummenden Stadt dar.

NAMBUCCA HEADS, COFFS HARBOUR sowie WOOLGOOLGA heißen die nächsten Stationen unserer Küstentour. Allen gemeinsam sind die Meeresausblicke. Jede weist jedoch auch noch etwas Besonders auf. Die erste erfreut durch ein farbenfrohes, innerstätisches Mosaikkunstwerk. Die letzte beherbergt stolz den größten australischen Sikh-Tempel.

Sikh Tempel
Sikh Tempel

Und COFFS HARBOUR schäumt geradezu über an Attraktionen. Neben einigen wenigen Museen und Galerien richtet sich das Angebot jedoch eher an ein  Fun-orientiertes Publikum. Renner ist dabei der Vergnügungspark The Big Banana.

Gehobenes Vergnügen genießen wir in einem ehemaligen Bunker. „Join us for a good laugh“, lautet das Motto der Bunker CARTOON Gallery. Wer nicht laut loslacht in Australiens einziger Cartoon-Galerie, dem fehlt vielleicht ein wenig der Sinn für Humor. Wir jedenfalls amüsieren uns köstlich (www.bunkercartoongallery.com.au)!

Mit COFFS HARBOUR erreichen wir auch die Klimagrenze zur Subtropik. Als äußeres Zeichen für den Wandel machen wir vermehrt Palmen und besonders Bananenplantagen aus. Kein Wunder, dass nach Midcoast, Holiday Coast dieser Küstenstreifen volkstümlich als  Banana Coast tituliert ist.

Die fortwährende Küstenlandschaft mit Meer, Strand und Felsen lässt nach einiger Zeit Wechselstimmung aufkommen. Somit verlassen wir das Meer, um ins gebirgige Hinterland zu fahren. New England nennt sich die Region westlich von COFFS HARBOUR.  Die ersten englischen Siedler, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts hier anlandeten, haben sofort die Ähnlichkeit zum Heimatland festgestellt und sich auch mit dieser Namensgebung ein Stück neuer Heimat geschaffen. Landschaftlich befahren wir ein großes 900m bis 1.200m hohes Plateau. Im östliche Bereich noch voller Regenwald. Weiter westlich herrscht wieder einmal Regenmangel, was sich an der Braunfärbung der trockenen Wiesen und Weiden zeigt.

New England Plateau
New England Plateau

Touristisch ist die Strecke ausgeschildert als Waterfall Way. Hinter jeder Biegung beginnt ein neuer National Park. Und in jedem dieser Parks schäumt eine Wasserkaskade. In den westlichen Teilen sind die Flüsse allerdings oft ausgetrocknet. Also kein Wasserfall mehr. Wenn man sie alle anfahren oder erwandern möchte, findet man rund 20 Ziele.

Die kleinen Orte am Wegesrand wie BELLINGEN, DORRIGO oder auch ARMIDALE, bereits 200km von der Küste entfernt, geben sich trotz ihrer Abgeschiedenheit quicklebendig. Besonders ARMIDALE erweist sich als historische Fundgrube. Die Fassaden der Main Street erstrahlen oft im Glanz der restaurierten Siedlerzeit. Nicht umsonst wird die halbe Innenstadt vom National Trust betreut. In dieser Universitätsstadt auf 1.000m Höhe ist von subtropischem Klima keine Rede mehr. Bei angenehmen 25°C bis 30°C tagsüber verharren die Nachttemperaturen bei schon fast schockartigen 5°C – 8°C.

Gostwick Chapel
Gostwick Chapel

Tiefer dringen wir ein in die Gebirgslandschaft, die nunmehr bereits wieder zur Great Dividing Range gehört. Eine eigentlich unscheinbare Kapelle gewinnt unsere Aufmerksamkeit. Nahe dem Dorf URALLA, in tiefster Einsamkeit in einem Flusstal gelegen, ruht Gostwick Chapel. Sie gilt als typisch klobig für englische Kapellenarchitektur. Jetzt im Herbst wird sie umrankt von rotem Weinlaub. Wir erreichen sie kurz vor dem Beginn eines Sonntagsgottesdienstes. Mit dem Dutzend Gottesdienstbesucher, dem anglikanischen Pastor und der Organistin an ihrem winzigen Keyboard wirkt das Kirchlein fast schon überfüllt.

The Golden Guitar
The Golden Guitar

Im weiteren Verlauf der Abstechertour pocht bei den Freunden der Country Music das Herz heftiger. In TAMWORTH befindet sich nämlich das National Center dieses Musikstils. Mit Museum / Wachsfigurenkabinett der Erfolgreichsten, Hörbeispielen und natürlich einem CD-Shop mit gigantischer Auswahl findet jeder bestimmt das Richtige.

Unserer Sammlung der großen und kleinen Hauptstädte wollen wir eine weitere hinzufügen: The Koala Capital, mit richtigem Namen GUNNEDAH. Nach den Aufenthaltsorten der Tiere in den verschiedenen städtischen Parkanlagen befragt, erhalten wir im Visitors Center die Auskunft, dass die Hälfte der Koalakolonie wegen langanhaltender Dürre und Wassermangels gestorben sei. Machen wir uns auf die Suche nach der anderen Hälfte. Die Eukalyptusbäume, auf denen sie normalerweise leben, geben in der Tat einen vertrockneten, verdorrten Anblick ab. Die sonst frischen, saftigen Blätter hängen schlaff und halb verwelkt herunter. Somit ist den Tieren offensichtlich ihre Nahrungsgrundlage abhandengekommen. Zu sehen sind jedenfalls, von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, keine Koalas in den besagten Bäumen. Der Redlichkeit halber muss hinzugefügt werden, dass außer GUNNEDEAH auch PORT MACQUARIE und PORT STEPHENS den Koala-Hauptstadt-Titel jeweils für sich beanspruchen. Wer am Ende das reputationsträchtige Rennen gewinnt, bleibt im Moment noch ungewiss. Vielleicht machen die Tiere ja selber „eine Abstimmung mit Füßen“.

Somit brechen wir rasch wieder auf zum westlichsten Punkt unserer Gebirgstour, nach NARRABRI. Die Stadt liegt bereits fast wieder im Outback, westlich des großen Gebirgszuges, rund 450km von der Küste entfernt. Das trockene Wüstenklima hat aber auch ihr Gutes. In dieser Region kann Baumwolle angebaut werden. Weiß schimmernde, riesige Felder begleiten uns zwischen BOGGABRI bis zur Stadtgrenze. Diesem Erwerbszweig ist in der Stadt ein eigenes Cotton (Research) Institute gewidmet.

Ein weiterer Nationalpark lädt zum Besuch ein, der Mount Kaputar NP. Seine Besonderheit kann von einem Parkplatz aus, rund 35km nordöstlich der Stadt gelegen, erwandert werden. Eine rund 40m hohe Granitfelsformation ragt senkrecht in den Himmel. Der wissenschaftliche Name lautet Sawn Rocks (gesägte Felsen), der Volksmund nennt sie Organpipes, was ihrem Aussehen eigentlich näher kommt.

Sawn Rocks
Sawn Rocks

Somit ist der äußerste westliche Punkt auf dieser Abstechertour erreicht. Nunmehr richten wir uns wieder strikt nach Osten aus und überqueren ein weiteres Mal die Great Dividing Range, nur eben 150km nördlicher. Bis zur Ostküste verbleiben von hier aus rund 500km fast menschenleerer, verdorrter Landschaft. Am auffälligsten zeigen sich unterwegs einige riesige Rinderfarmen. Ansonsten geht der Blick in die Ferne über die Hochebene hinweg bis zu irgendeiner Bergformation.

Nach rund 180km strahlt uns Wohlstand entgegen. Die Stadt INVERELL plustert sich als The Saphire City auf. Die Geschäfte mit den Edelsteinen scheinen gut zu laufen, zumindest wenn man die Außenfassaden der öffentlichen Gebäude als Maßstab nimmt. Teurer Granit dient als Baumaterial z.B. für das Information Center. Die künstlerisch hervorragend gestalteten Fassaden von Rathaus, Kunstgalerie und Bibliothek sprechen Bände. In der Haupteinkaufsstraße reihen sich die Juweliere aneinander.

Zurück zur Natur heißt es 100km weiter in der Nähe der Kleinstadt TENTERFIELD. Zwei National Parks bieten sich für einen Besuch an, der Bald Rock NP sowie der Boonoo Boonoo NP. Sie liegen nur 20km voneinander entfernt im Norden der Stadt. Jeder Park weist eine Besonderheit auf. Im Bald Rock NP deutet bereits der Name auf den kahlen Felsen hin, der unvermutet 250m hoch aus dem Urwald herausragt. Er wird auch Ayers Rock en miniature genannt wegen seiner identischen Entstehungsgeschichte und als von einen für Aboriginals geheiligten Ort. Aber man darf ihn im Gegensatz zum Ayers Rock erklettern.

Bald Rock
Bald Rock

Anschließend nehmen wir Kurs auf den Boonoo Boonoo NP. Nach 15km Sandpiste geht es auf steilen Pfaden und Board Walks weiter per pedes zur Schlucht der Natursensation, Australiens zweithöchstem Wasserfall. Unterwegs zweigen wir kurz ab zu den Rock Pools. Das sind natürliche Swimming Pools, die von der Witterung in Felsbecken gewaschen wurden. Von hoch oben blicken wir schließlich auf die in mehreren Stufen herabstürzende Gischt des Wasserfalls. Tief unten im Tal setzt er seinen Lauf als kleines Rinnsal fort.

Ein letzter Sprung von 200km und wir sind wieder an der Ostküste angekommen. Hat sich der ungefähr 1.200km lange und rund 5 Tage dauernde  Inlandabstecher nun gelohnt? Das hängt davon ab, was man erwartet. Die „großen Sensationen“ sind unterwegs nicht zu entdecken. Doch die kleinen, oft in keinem Reiseführer erwähnten Besichtigungsperlen haben ihren Wert. Australien ist eben mehr als nur Küste, Strand und Fun. Wer genügend Zeit mitbringen kann, sollte sich diese New England Rundfahrt in jedem Fall gönnen.

Die hügeligen Northern Rivers gilt als „Edelsteinregion für Macadamia Nüsse und Avocados“. Wir besuchen eine dieser Farmen in der Nähe von ALSTONVILLE. Als Besonderheit charakterisiert sich dieses Anwesen als Summerland House Farm – A House with No Steps. Hinter diesem Begriff der Barrierefreiheit verbirgt sich mehr als die bloße Äußerlichkeit. Es handelt sich dabei um einen Betrieb, in dem 95% aller Beschäftigten körperlich oder geistig behindert sind. Hier wird jeder nach seinen Fähigkeiten eingesetzt. Die Bilanz kann sich sehen lassen. Mehr als 1.500 Avocadobäume sowie rund 7.000 Macadamianussbäume heißt es zu versorgen. Der durchschnittliche Ernteertrag liegt  bei rund 100t Avocados und 100t Macadamias per anno. Die ausgedehnte Farmtour veranschaulicht schnell, welch wertvoll integrative aber auch wirtschaftlich produktive Arbeit hier geleistet wird.

Weiter geht es nunmehr die letzten Kilometer in New South Wales an der Ostküste entlang. Die Küstenorte gleichen sich in ihrem Anspruch Surf  Dive  ‘n Ski. Egal, ob sie nun BALLINA, OCEAN SHORES oder BYRON BAY heißen. Der letztgenannte Ort wartet immerhin mit einem auf einer Felskuppe gelegenen strahlend weißen Leuchtturm auf. Zur Nachmittagsstunde erleben wir das Areal jedoch hoffnungslos überlaufen, an einem ganz normalen Werktag, außerhalb jeglicher Schulferien.

Tweed Heads
Tweed Heads

Wie stark dieser nördliche Zipfel von NSW, und später dann im südlichen Queensland, touristisch boomt, zeigt sich besonders deutlich an der Doppelstadt COOLANGATTA / TWEED HEADS. In dem ehemals unbewohnten Landstrich zwischen den beiden Städten wurde eine supermoderne Bebauung hochgezogen. Im wahrsten Sinne des Wortes „hochgezogen“, denn ein Appartementhochhaus reiht sich an das andere. Der Küstenstreifen ist zugebaut. Völlig neue Stadtviertel mit Einkaufs- und Servicezentren sind entstanden. Auffälligerweise entdecken wir keine Leerstände oder Verkaufshinweise.

Als Ausstieg aus NSW und Einstieg in das tropische Queensland besuchen wir abschließend die Tropical Fruit World (www.tropicalfruitworld.com.au), in DURANBAH kurz unter der State Border gelegen. Rund 500 verschiedene tropische Fruchtsorten gilt es zu erkunden auf dem riesigen Areal.

Tropical Fruit Tasting
Tropical Fruit Tasting

Dabei handelt es sich nicht um einen spezialisierten Botanischen Garten, sondern um eine real produzierende Obstplantage. Sie zu Fuß zu erforschen, würde Tage dauern. Für Gäste hat man deshalb ein sehr ansprechendes Besucherprogramm arrangiert. Per Trecker, Miniatureisenbahn und Schiff erschließen wir uns die Schönheit dieser Farm. Natürlich können wir die fruchtigen Exoten während einer extra Vorführung auch ausgiebig testen und genießen. Frisch zubereiteter TropenFrucht-Salat hat schon etwas Besonderes!

Und wie steht es mit den Koalas im Koala Country? Was vielversprechend begann, beschränkte sich zu guter Letzt auf Verkehrsschilder mit dem Hinweis „Koala Crossing“.