K&K33 – Victorias Buschwald

Der Name sagt es bereits. Wir verlassen NEW SOUTH WALES und rollen hinein nach VICTORIA, wieder zurück an die Küste der TASMAN SEA. Auf dem Princes HWy/HWy 1 erschließen wir uns Australiens Südostecke. Um an die eigentliche Küste zu gelangen, muss man immer wieder Stichstraßen nehmen, denn der Highway verläuft meistens rund 20km vom Meer entfernt. Doch die Abstecher lohnen, einer wie der andere.

Victorias Buschwald auf HWy 1
Victorias Buschwald auf HWy 1

Man hat uns geraten, diese Hauptverbindungsader wegen des starken LKW-Verkehrs so oft wie möglich zu meiden. Umso überraschter sind wir, dass wir an einem normalen Werktag zu normaler Verkehrszeit so gut wie allein die Straße bevölkern. Wir sind zwar nicht gerade einsam auf dem Highway, aber mehr als drei LKW und ein knappes Dutzend PKW innerhalb einer Stunde sind uns weder entgegengekommen noch hinter uns gefahren. Also alles sehr geruhsam und angenehm.

Als geographisch kleinster State Australiens (knapp 240.000km²) wohnen hier doch immerhin 5,3 Millionen Einwohner. Das bedeutet Australiens zweitgrößte Einwohnerzahl eines States nach NEW SOUTH WALES. Auf unserer Route merken wir von Bevölkerungsdichte allerdings recht wenig. Diese ballt sich hauptsächlich im Zentrum des States in und um MELBOURNE herum.

Promontory National Park
Promontory National Park

Uns begleitet vielmehr undurchdringlicher Buschwald, in den kleine, oftmals nicht geteerte Stichstraßen zu den Küstenorten geschlagen wurden. Der Urwald reicht meistens übergangslos bis an die Strände heran. Ein tolles Bild: Hier das tiefe Grün, in der Mitte ein vielfach kleiner goldgelber Strandstreifen und sofort das blaue, unruhige Meer.

Kakadu DSCN7353Auch VICTORIA rühmt sich eines Ninety Mile Beach in seiner Südostecke. Allerdings besteht die „Beach“ dabei lediglich in einem ununterbrochenen dünnen Strandstreifen zwischen Meer und Urwald.

Das Tierleben zeigt sich dafür umso reichhaltiger. So kommen im Ort Merimbula / Pambula Beach (noch Ostküste) die Kängurus bis an den Strand. Die Tiere, nicht nur hier, scheinen sich an menschliche Besiedlung angepasst zu haben. Viele Kängurugruppen können wir auf Häuser nahen Wiesen, in Gärten und auf Campingplätzen ausmachen.

Wallaby DSCN7374Dieser Küstenstreifen ist weiterhin geprägt von Lagunen und Inlets, so dass es hier auch häufig Mangrovenwälder gibt. Merimbula bietet in diesem Punkt einen wunderschönen Holzplankenweg durch einen dieser Mangrovenwälder. Ansprechende Wasservogelbeobachtungsmöglichkeiten sind garantiert.

Die nächste Schleife führt uns in das Fischerdorf MALLACOOTA mit seiner ausgedehnten Marschlandschaft und dem weit verzweigten Seensystem. Sich selbst bezeichnet der Ort als DER Mittelpunkt von Australiens urwaldmäßiger Wildnisküste. Natur gibt es überreichlich, Küsten- und Seeuferlinien ebenso, das Besucheraufkommen fällt eher bescheiden aus. Mit dem Croajingolong National Park wacht der Ort jedoch über ein UNESCO zertifiziertes Welt Biosphären Reservat. Der Natur kann der geringe Besucherstrom nur gut tun.

Papagei DSCN7369Mit der nächsten Station an der westlichen Grenze des eben genannten Nationalparks, mit dem Ort MARLO erreichen wir bereits die Südküste. Auch hier finden wir einen hübsch anzusehenden, nicht von Touristen überlaufenen Ort vor. Die lokale Attraktion, der Raddampfer PS Curlip, mit dem man den Snowy River hätte flussaufwärts schippern können, hat seinen Saisonbetrieb wohl bereits eingestellt. Etwas näher in Augenschein genommen hat er ihn vermutlich auch gar nicht erst begonnen. Dafür entschädigt das nahe gelegene Cape Conran mit unbeschreiblichem Ausblick und wohltuender Strandwanderung. Anhänger des „Freedom Camping“ finden direkt am Kap einen idyllischen Übernachtungsplatz mitten in der „grünen Hölle“.

Pelikan DSCN7286Nicht umsonst nennt sich etwas weiter westlich dann ein Ort LAKES ENTRANCE. Er gilt als Eingangstor in das dortige Seenparadies. Wie auch bereits an der Ostküste ist der Landstrich durchsetzt von Inlets mit Meereszugang. Wassersport ist hier natürlich hoch im Kurs. Ohne Boot bist du hier ein „Niemand“, besonders in der Hauptstadt des Boating PAYNESVILLE. Dieser auffallend top gepflegte Ort lockt mit einer weiteren Besonderheit. Auf der 5-Fährminuten vorgelagerten Insel RAYMOND ISLAND können auf dem Koala Track die Vorbilder des Teddybären in ihrer natürlichen, freien Umgebung beobachtet werden. Ein Eukalyptuswald sichert den Tieren Unterkunft und Verpflegung, dem Wanderer die ersehnte Beobachtungsmöglichkeit. Abgesehen von wohlklingendem Vogelgezwitscher und weniger harmonischem Papageiengekrächze  herrscht im Wald fast absolute Stille. Die Koalas schlafen meist. Der menschliche Besucher wird bei ihrem Anblick von selbst ruhig. So herrscht Friede ringsumher.  Niemand stört  den anderen. Hin und wieder lugt dann so ein Schlafbär aber doch neugierig aus seiner Astgabel herunter. Alle gedanklichen Voreinstellungen von „Knuddeligkeit“ werden Gewissheit.

Wo so viel Wildnis herrscht, ist es kein Wunder, dass sich ein National Park an den anderen reiht. Insgesamt hat das kleine VICTORIA 132 solcher Parks unter seiner Obhut. Also besuchen wir nur rund 80km weiter westlich wiederum ein wunderbares Naturschutzgebiet, den Wilsons Promontory National Park. Auf der südlichsten Halbinsel Festland-Australiens gelegen gilt sein südliches Kap auch als südlichster Punkt des Kontinents. Der Park bezeichnet sich als der „populärste Naturpark“ von VICTORIA, verständlich bei dem grün-dichten, bergigen Buschwald mit aktiv sichtbarem Wildlife. Nicht umsonst wird in seinem Herzen der „Wildlife Walk“ ausgewiesen. Von den Hügeln schweift der Blick auf die malerischen und gut besuchten Surfstrände, eingebettet in raue, dicht bewachsene Felslandschaft.

Pinguinjungtier DSCN7414Noch mehr Parks gefällig? Der Weg ist nicht weit, immer Richtung MELBOURNE zu den Philipp Island Nature Parks, womit es dann nur noch rund 100km bis zur Australiens zweitgrößter Metropole wären. Sicherlich hat auf der rund 100km² großen Insel eine starke Bebauung Einzug gehalten, gilt das Eiland doch auch als „Melbournes Ferienvorort“. Doch bleiben die Orte und Siedlungen in einem erträglichen Rahmen und stören nicht den Naturcharakter der Insel.

Zwei Wildlife-Attraktionen stechen besonders hervor, die Penguin Parade und das Koala Conservation Center. Nicht vergessen wollen wir in diesem Zusammenhang auch The Nobbies Center, ein erst im Dezember 2015 eingeweihtes Antarktikzentrum. Am dortigen Südostkap soll die größte Seelöwenkolonie Australiens angesiedelt sein. Doch offensichtlich war an unserem Besuchstag, einem Sonntag, Ausflug angesagt. Denn keines der Tiere lässt sich blicken.

Anders bei den beiden vorher genannten Wildlife Center. Die Penguin Parade findet allabendlich in der Dämmerung, d.h. im Sommer um ca. 21Uhr statt. Von der umfangreichen Pinguinkolonie mit rund 30.000 Zwergpinguinen verlassen in etwa 1.500 Tiere das Meer und suchen ihre Höhlen und „Pinguinhütten“ auf. Das touristisch durchgestylte Naturzentrum stellt für annähernd 500 Besucher strandnahe Beobachtungsplätze mit absolutem Fotografierverbot zur Verfügung. So marschieren  die kleinen Tierchen gruppenweise, wenn man will, bis ungefähr Mitternacht oft ganz dicht an einem vorbei auf der Suche nach ihrem Nachtlager. Hin und wieder wagen sich dann auch die fast flüggen Jungen aus den Höhlen und rufen nach den Eltern. Das nächtliche Geschnatter in der Pinguinsiedlung endet erst spät, obwohl mit dem Morgengrauen gegen 6Uhr tagaus tagein die ganze Parade wieder gen Meer strömt.

Koala DSCN7291Das genaue Gegenteil der nachtaktiven Pinguine finden wir im Inselzentrum mit den tag- und nachtfaulen Koalas. Auch hier leben sie, wie bereits über RAYMOND ISLAND geschildert, in ihrer natürlichen Eukalyptuswelt. Im Koala Conservation Center können wir in Baumkronenhöhe auf hölzernen Stegen Aug‘ in Aug‘ an den Schläfern vorbei flanieren. Hin und wieder riskiert ein Koala einen Blick, meistens jedoch lässt man sich nicht stören.

Einen Vertreter dieser Spezies, die übrigens nicht zu den Bären, sondern in die Familie der Wombats gehören, haben wir ob ihrer schläfrigen Lebensweise interviewt. Seine Erläuterungen fallen kurz und logisch aus: „Wir sind nicht faul“, meint er. „Wir sparen nur Energie. Wegen unserer wenig energiereichen Nahrung – ausschließlich Eukalyptusblätter – müssen wir rund 20 Stunden pro Tag schlafen. Für kurze Zeit wachen wir auf, sowohl tagsüber wie auch nächtens. Hauptsächlich zum Fressen und zur Vermehrung. Am aktivsten (!) sind wir häufig bei Sonnenuntergang.“ Das Interview hat den armen Kerl wohl so sehr angestrengt, dass er hinterher sofort wieder in Tiefschlaf verfiel.

Kommen wir zum „süßen Abschluss“ dieses Tourabschnittes. Energie tanken lässt sich gut in Pannys Amazing World of Chocolate. Seit nunmehr gut 10 Jahren versorgt diese mittelständische Fabrik die Welt mit ihren Köstlichkeiten, besonders mit Pralinen und Trüffelpasteten (www.pannys.com.au).

Schokoladendorf
Schokoladendorf

Die angebotene Besichtigungstour führt nicht nur durch Shop und Café, sondern öffnet ernsthaft und spielerisch die Augen für das Produkt „Schokolade“. Besondere Eyecatcher sind dabei der Welt größter Schokoladenwasserfall. Von ihm ergießen sich 400kg geschmolzener Schokolade alle drei Minuten in ein Becken. Ein Porträt von „Dame Edna“ (vgl. K&K 32) besteht in Wandteppichform aus 12.000 verschiedenen Pralinés. Michelangelos 2m hohe Davidstatue aus Schokolade fehlt ebenso wenig. Wer möchte, kann gegen eine geringe Summe seine „eigene Tafel Schokolade“ herstellen. Dazu wählt er aus verschiedenen Schokosorten und Geschmacksrichtungen bzw. Aromen aus. Das Ganze wird maschinell dann vor seinen Augen produziert, verpackt und jeweils aktuell beschriftet. Wer mag da noch die Stunden und Kalorien in dieser „Energie spendenden und munter machenden Attraktion“ zählen.

K&K32 – Es Hauptstädtert sehr

Nach so vielen Tagen in SYDNEYS Stadtgewühl zieht es uns in grüne Einsamkeit. Was liegt näher, auch geographisch, als dem südwestlich gelegenen Morton National Park einen Besuch abzustatten.

Blowhole-Kiama
Blowhole-Kiama

Bevor wir ins Landesinnere abdriften, werfen wir noch einen kurzen Blick auf den Blowhole Point im Küstenort KIAMA. Bei rauer See spritz das Wasser meterhoch durch eine Felskluft. Bei ruhigem Wellengang gibt es keine Meerwasserdusche, aber immerhin gut zwei Meter Fontänengischt. Allein der Ausblick auf die TASMAN SEA lohnt den kleinen Umweg.

Ruhig und beschaulich dösen die kleinen Orte im vor uns liegenden Nationalpark dahin. BERRY, BOWRAL, BERIMMA, allesamt Tore für die kilometerlangen Wanderwege im Naturschutzgebiet. Die Straße führt durch das Kangaroo Valley. Australiens Wappentier wird hier zwar nicht gesichtet, dafür erfreuen wir uns am dichten, schattig kühlenden Regenwald, der die Berghänge (bis 800m hoch) begrünt. Bezaubernde Blicke auf die Küstenebene verlocken immer wieder zum Zwischenstopp.

Weit ist es allerdings nicht mehr bis zur Hauptstadt. Also gleich wiederum in überschäumendes Stadtleben eingetaucht? Weit gefehlt! Denn zunächst zieht es uns in die Capital of Cherries in die Kleinstadt YOUNG, in einem der wichtigsten Anbaugebiete für diese Köstlichkeit gelegen.  Obwohl jetzt Haupterntezeit sein soll, bleiben die Stände am Straßenrand oder bei den Obstbauern selbst leer. Selbst der wichtigste Obst- und Gemüsemarkt in der Stadt bot keine zum Verkauf an.  Wir vergewissern uns, ob die Saison, Mitte Januar als Erntezeit stimmt. Sie geht in Ordnung, versichert man uns in der Touristeninformation. Und warum dann keine Kirschen im Angebot? Das meiste geht in den Export, Direktvermarktung genießt hier keinen hohen Stellenwert, obwohl die Verkaufsschilder an der Straße es anders ausweisen. Doch in einem örtlichen Supermarkt entdecken wir schließlich welche, nicht mehr ganz frisch, dafür mit schweißtreibendem Preis: 20AUD/kg (ca. 14€/kg).

Versehen mit einem Foto des Wahrzeichens der Stadt und der Kirschengeschichte (Anbau seit 1847) verlassen wir das „Rote Zentrum“ Richtung CANBERRA.

Dafür verlassen wir den Bundesstaat NEW SOUTH WALES, um nach ACT (Australian Capital Territory) einzufahren. Hier wird das amerikanische System von Washington D.C. (District Columbia) übernommen. Für die Hauptstadt wird ein eigener kleiner Verwaltungsbereich ausgewiesen, der zwar mit allen Rechten eines Bundesstaates ausgestattet ist, aber eigentlich kein eigenständiges Gebilde darstellt.

Gelbhaubenkakadu
Gelbhaubenkakadu

Was den Gaumen im „Kirschenzentrum“ nicht erfreuen konnte, wird vom Auge ausgeglichen. Unterwegs flattern immer wieder Kakadus um uns herum, sowohl die rosa Schnatterkakadus, wie auch die eigentlich schneeweißen Gelbhaubenkakadus. Sie tummeln sich lautstark auf den verdorrten, braunen Feldern oder den Bäumen. Oftmals tauchen sie als Pärchen oder in größeren Gruppen auf, wobei man sie meistens erst hört und dann sieht.

Gelbhaubenkakadu
Gelbhaubenkakadu

In der Sommerhitze von 35°-40°C nähern wir uns nunmehr der wirklichen Hauptstadt Australiens, CANBERRA. Als Zusatz trägt sie die Bezeichnung „custom-built city“, d.h. „auf Kundenwünsche zugeschnitten“. Wer war der Kunde? Die australische Regierung, die mit dem Neubau (Fertigstellung 1927) einer ganzen Stadt dem ewigen Hauptstadtstreit zwischen MELBOURNE und SYDNEY ein Ende setzte. Und der Anbieter? Geplant und realisiert wurde sie von dem visionären, amerikanischen Architekten Walter Burley Griffin. Wie kam er auf den Städtenamen? Die Aborigines nannten und nennen diesen Platz in ihrer Sprache seit Urzeiten „Kanberra“, was in etwa „Treffpunkt“ bedeuten soll. Alle Probleme beseitigt?

Canberra-Parlamentshügel
Canberra-Parlamentshügel

Die Stadt wirkt wegweisend als architektonisches Symbol, aber flau, was ihre Spontaneität angeht, behaupten Lästerzungen. Modern begegnet sie uns. Verblüffend harmonisch greifen bebaute und begrünte Flächen ineinander. Wirkliche Hochhäuser findet der Besucher hier nicht, ebenso wenig Verkehrsstaus. Als ob die Stadt vorrangig für den Autoverkehr geplant wurde. Wegen der Weitläufigkeit haben es Fußgänger schwer von „A“ nach „B“ zu kommen. Dafür geht es den Radfahrern umso besser. Farbig markierte Radwege durchziehen die gesamte Stadt. Halb CANBERRA scheint im Fahrradsattel zu sitzen. Das geht auch bestimmt flüssiger als mit dem dürftigen öffentlichen Nahverkehr. Mancher Reiseführer behauptet sogar, es gäbe ihn überhaupt nicht. Nun, das stimmt nicht so ganz. Einige Linienbusse sind uns schon begegnet.

Herzstück dieser Parkanlagenstadt ist der erst 1964 künstlich erschaffene Lake Burley Griffin, um den sich alles herum gruppiert. Er wird aus dem Molonglo River aufgestaut. Seine Länge beträgt rund 11km bei 35km Uferlänge – ein einziges Naherholungsgebiet.

Von hier aus sind CANBERRAS Sehenswürdigkeiten gut zu erreichen, manchmal zu Fuß wie das National Carillon / Glockenspiel, mit dem Fahrrad zum National Museum of Australia bzw. dem Australian War Memorial, oder im Auto zum Old Parliament House bzw. zum aktuellen Parliament.

Das Australische Nationalmuseum (freier Eintritt) gibt sich selbst den Titel „Geschichten im Herzen unserer Geschichte“. Von den vermuteten Siedlungsanfängen der Aborigines & Torres Strait Islander über die europäische Kolonialisierung und die Industrialisierung bis zum heutigen Computerzeitalter entfaltet sich ein bewundernswertes, multivisionales Kaleidoskop australischer Geschichte.

Über zwei Kilometer erstreckt sich die ANZAC-Parade schnurgerade vom See bis hin zum War Memorial. Gesäumt wird diese Allee von einem Dutzend Denkmälern verschiedener Nationen. Der mittlere Fußweg aus rotem Schotter, gewonnen aus alten Ziegelsteinen, erzeugt den knirschenden Widerhall von marschierenden Soldatenstiefeln, der dann allmählich im Innenhof mit  gigantischer Gedenkhalle erlischt.

Das aktuelle Parlamentsgebäude wurde erst 1988 bezogen, pünktlich zum 200. Jahrestag der Ankunft des ersten Europäers. Ohne gute Ausschilderung wäre der Bau kaum zu finden, denn er ist ein einen Hügel integriert. Der 81m hohe Flaggenmast auf der Hügelspitze weist darauf hin, dass „darunter“ noch mehr Sehenswertes zu finden ist. Englischer Stil im Inneren regiert Anblick und Aufteilung. In Anlehnung an das britische House of Commons ist das Mobiliar grün gehalten, im House of Lords aus gleichem Grund dominiert die Farbe Rot. Nur nennen sich die Kammern hier Repräsentantenhaus und Senat.

Aboriginal Embassy
Aboriginal Embassy

Und wo wurde vorher regiert? Von 1927 bis 1988 gab es ein provisorisches Regierungsgebäude, das heutige Old Parliament House. Man findet es leichter unter dem Namen Museum of Australian Democracy. Die ehemaligen Sitzungssäle und Kabinettsräume sind bei geringem Eintritt zugänglich. Filmausschnitte präsentieren Wege der Entscheidungsfindung zur „großen, australischen Politik“.

Gleich gegenüber auf dem Parlamentsrasen residiert seit 1972 die Aboriginal Tent Embassy, d.h. ein kleines Zeltdorf gruppiert sich um die „Heilige, ewig brennende Aboriginalflamme“. Die „Botschaft“ in Form einer kleinen Hütte versteht sich als permanente Protestbewegung gegen die Diskriminierung der Urbevölkerung durch die „europäischen Weißen“. Nicht Anerkennung wird gefordert, sondern Souveränität. Angeklagt wird der Landdiebstahl durch die europäischen Kolonialherren. Zugespitzt wird auch mit Völkermord argumentiert. Alle Probleme beseitigt?

Wir kehren zurück zu CANBERRAS typischer Parklandschaft. Die schönsten Blicke auf See und Stadt bieten die Aussichtspunkte der umliegenden Berge, ob nun vom Stromlo Forest mit Observatorium (rund 640m), vom Black Mountain (800m) oder vom Hausberg Mount Ainslie (840m). Wenn man nicht wüsste, dass sich eine Landeshauptstadt mit gut 400.000 Einwohnern in diese „Gartenstadt“ duckt, der ausschließliche Blick von oben würde es nicht verraten.

Weit ist das Land
Weit ist das Land

„Hauptstadt“ Nr. 3: COOMA, rund 180km südlich von CANBERRA. Sie bezeichnet sich als „The Capital of the Snowy Mountains“. Somit tauchen wir wieder ein in das teilweise undurchdringliche Grün des Mount Kosciuszko National Park. Ein knapp 300km langer Rundweg auf dem Alpine Highway sowie dem Snowy Mountains Highway geleitet uns mitten hinein in diesen Park und führt uns in das einzige australische alpin Skigebiet, wobei der Mount Kosciuszko mit 2228m Australiens höchster Berg ist. Man sollte die Bezeichnung Skigebiet nicht mit europäischen Alpenmaßstäben messen. Die Saison für Wintersport bleibt immens kurz, was zur (positiven) Folge hat, dass die Hänge der zahlreichen Berge nicht zu stark von Skipisten belastet und von Skiliften zugepflastert sind. Als stärker ausgeprägt erweist sich vielmehr der Wander- und Mountainbiketourismus, ersichtlich an den zahlreich ausgewiesen Wander- und Fahrstrecken. Sanfter Tourismus mit sanftem Andrang, jetzt in der Sommerzeit. Der Wanderaspekt wird noch verdeutlicht durch das „Wanderlust Festival“ (australischer Originaltitel), welches im aufkommenden Herbst stattfindet.

DSCN7177Einige wenige Orte liegen verstreut im und um den Nationalpark herum: JINDABYNE als „lebendiger“ Tourismusort, THREDBO, der malerischste in einem einsamen Talkessel, CABRAMURRA, mit 1488m Australiens höchste Stadt. Auch sie wurde in den 1950ger Jahren sozusagen „kundengerecht“ erstellt, denn es war damals die Zeit des Bau der großen Wasserkraftwerke in dieser Bergwelt. Dreieckige futuristisch anmutende „Haushütten“ prägen das Ortsbild, gruppiert um ein Gemeinde-, Einkaufszentrum. Ein Reiseführer nennt die Ortschaft sogar „eigenartig seelenlos“. Na endlich mal ehrliche Tourismuswerbung! Die Beschreibung passt. Weiter geht es mit KHANCOBAN mit seinen geschätzten 50 Häusern und weniger als 300 Einwohnern. In gesegneter Einsamkeit, „mucksmäuschen still“ im Sommer taucht es nach vielen Kilometern menschenloser Strecke auf wie eine „Zivilisationsoase“. Und schließlich ADAMINABY, ein Dorf, welches es eigentlich nicht mehr gibt, zumindest das ehemalige Dorf. Dieses wurde nämlich beim  Bau eines der Wasserkraftwerke ertränkt. Einige der historischen Gebäude konnten jedoch durch „Komplettumzug“  in der Siedlung OLD ADAMINABY der Nachwelt erhalten werden.

Mount Kosciuszko
Mount Kosciuszko

Die Snowy Mountains, sie gelten als das „Juwel“ von NSW Nationalparks. Die Panoramastraße windet sich zwischen 800m und 1500m durch diese gottverlassene Landschaft, gespickt mit ungezählten Aussichts- und Rastplätzen. Als Teil der GREAT DIVIDING RANGE überquert man bei THREDBO auf dem Rundweg den höchsten Straßenpass Australiens (1.580m).

Die Region hat aber wohl nicht immer so friedlich vor sich hingedämmert. In der 12-Häuser-Siedlung KANDRA führt dich ein Wegweiser zu einem historischen Friedhof. Auf ihm wird nicht besonders berühmter Persönlichkeiten gedacht., sondern die Hinweistafel weist aus, dass hier in den Jahren 1891 – 1912, d.h. während der Ära des Goldrush, insgesamt 47 Personen bestattet worden sind. Davon sollen lediglich sechs Personen „aus Altersgründen“ verstorben sein.

Eine weitere Besonderheit zeigt sich bei der Berghütte BRADLEEY’S & O’BRIENS HUT“. Die mit Bäumen bewachsenen Berge nehmen in der Fernsicht eine kreideweiße, wie mit Puderschnee bestäubte Färbung an. In der Nahaufnahme zeigt sich, dass dort flächendeckend kahle, rindenlose, tote Bäume stehen, die wie silberne Speerspitzen in den Himmel ragen.

Buschfeuer 2003-Spätfolgen
Buschfeuer 2003-Spätfolgen

Der Grund für diesen „toten Urwald“ liegt in der verheerenden Feuersbrunst von 2003, bei der rund 80km² Wald zerstört wurden. Die Überreste sind eben heute noch sichtbar. Doch die Natur erobert sich vielerorts ihr Terrain zurück. Bis zu 2m hoch sind Bäume und Büsche bereits wieder nachgewachsen. Schätzungsweise muss noch ein Jahrhundert vergehen, bis die Natur ihren ursprünglichen Zustand wieder erreicht hat – Langzeitschaden einer vermuteten Brandstiftung!

Zwei markante, australische Feiertage werden gefeiert. Das ist zum einen der ANZAC DAY (jährlich am 25. Januar) sowie der Australia Day (immer am 26. Januar). Der erstere Feiertag ehrt die Militärgemeinschaft Australien-Neuseeland, denn die Abkürzung bedeutet „Australia New Zealand Army Corps“. Die eigentliche Ehrung gilt insbesondere natürlich den Opfern in den zahlreichen Militärkonflikten, an denen die beiden Länder mit einer gemeinsamen Militäreinheit seit WW I teilnahmen und teilnehmen. Gedenkfeiern und Paraden finden besonders in größeren Städten statt.

Erheblich gelöster wir der Nationalfeiertag begangen, ebenfalls ein staatlicher Feiertag. Die Städte und Gemeinden sprudeln über vor Stadtfesten, Kirmes und ähnlichen Attraktionen. Wir dürfen den Festtag in der bereits erwähnten 8000 Einwohner Stadt COOMA miterleben. Im zentralen Centennial Park trifft man sich zur privaten und offiziellen Feier. Die Vereine der Stadt präsentieren sich, die Stadtoberen und diverse Parlamentsabgeordnete ebenfalls. Es mangelt nicht an buntem Treiben.  DSCN7229Alles dreht sich letztendlich um das Motto „Celebrating Aussie Icons“. Am sichtbarsten ist die australische Ikone „Bumerang“, denn ein überdimensionales, bunt verziertes Exemplar ist über der Eventbühne befestigt. Der zweite Blick macht die weiteren Identität stiftenden Aussie-Symbole sichtbar, immerhin neun an der Zahl. Dargestellt sind (in loser Reihenfolge): Koala Bär, Cork Hat, Vegemite, Sydney Opera House, Dame Edna, Uluru, Thongs, Meat Pie, Cathy Freeman. Nachgefragt haben wir bei den uns nicht so geläufigen, denn die Oper, den Uluru/Ayers Rock, den Cork Hat /typische Kopfbedeckung für Männer und den Koala sind weltberühmt. Doch wer sind Cathy Freeman und Dame Edna? Die erste Dame gilt als wegweisend für die australische Leichtathletik, denn 1981 gewann sie bei Olympischen Spielen mehrere Goldmedaillen im Staffelläufen. Außerdem gehört sie einem Stamm der Aborigines an. Dame Edna hingegen gilt als TV-Ikone. Sie stellt eine fiktive Figur des australischen Komikers Barry Humphries dar. Markenzeichen sind ihre lila Haare und die übergroße Brille. Der Meat Pie gilt als Erinnerung an die angestammte englische Heimat vor der Kolonialisierung. Sie sind aber auch wirklich lecker, diese Fleischpasten. Bleibt noch „Thongs“ als Ikone. Das sind ganz einfach Badeschlappen oder Flip Flops. Nun, bei 35.000km Küstenlinie erweisen sie sich als sehr nützlich. Zu guter Letzt: Wie ist Vegemite als als Australiensymbol auf diese Liste gelangt? Zu kaufen gibt es den konzentrierten Hefeextrakt mit vielen Vitaminen der B-Reihe in jedem Supermarkt als Brotaufstrich. Europa, besonders Schottland, kennt die Paste eher als „Marmite“. Soll es den Verkauf ankurbeln? Beweist es eine gesunde Ernährungseinstellung? Oder gilt es als Apell für eine solche? Eine erschöpfende Antwort darauf ist nicht zu erhalten, weder im Visitor Center, von Festorganisatoren oder Festbesuchern.

 

K&K31 – Boating Bays & Beaches – SYDNEY

Eine Stadt mit dem größten Naturhafen der Welt stellt schon etwas Besonderes dar.

Sydney Harbour
Sydney Harbour

PORT JACKSON wird er am häufigsten genannt, oder eben auch einfach SYDNEY HARBOUR. Eine relativ schmale Durchfahrt führt vom Pazifik in die inneren Gewässer. Dort eröffnet sich dann ein Gewirr von Inseln und Inselchen, Nebenarmen und Buchten. Über 19 Kilometer Länge erstreckt sich der Hauptarm. Hier entlang werden die wuchtigen Frachter und noch wuchtigeren Kreuzfahrtschiffe zur ihren Anlege- oder Ankerplätzen gelotst.   Von diesem Hauptschifffahrtweg zweigen weitere Meeresarme wie z.B. der Middle Harbour ab. Der Umkreis der Hafenmündung beträgt 317 Kilometer. Geologisch ist PORT JACKSON eine sogenannte RIA, d.h. ein Küstentyp mit einer schmalen und langen, tief in das Land eindringenden Meeresbucht. In diese fließt der PARRAMATTA RIVER.

Aus der unübersehbaren Schar der Inseln im SYDNEY HARBOUR seien hier nur einige erwähnt: SHARK ISLAND; CLARK ISLAND; FOT DENISON ISLAND; GOAT ISLAND; COCKATOO ISLAND; SPECTACLE ISLAND; SNAPPER ISLAND oder auch RODD ISLAND. Frühere Landgewinnungsmaßnahmen haben hingegen andere, wie BENNELONG ISLAND, GARDEN ISLAND oder BERRY ISLAND zu Festland bzw. Halbinseln umgestaltet.

Fort Denison
Fort Denison

Die meisten dieser Eilande sind bewohnt. Nicht so FORT DENISON. Winzig aber robust, in Sichtweite von Oper und botanischem Garten, machte es seinem Namen alle Ehre. Denn wer in den Hafen wollte, musste an ihr vorbei. Und damit waren dickleibige Kanonen zu überwinden. Aus damaliger Sicht, also aus der Perspektive der europäischen Einwanderer, ein perfekter Schutz für die neugegründete Kolonie. Zeitweilig diente der Inselfelsen auch aus als „Strafanstalt“ und Hinrichtungsstätte. So ist auch der Spitzname „pinchgut“ (frei übersetzt: Bauchkneifer) zu erklären. Heute wird dort nur noch mit Messer und Gabel hantiert.

Die Gegend um den Naturhafen soll bereits seit 40.000 Jahren von den Aborigines besiedelt gewesen sein, bis dann 1788 der erste englische Schiffskonvoi (vgl. K&K 30) hier an Land ging. Dass die neuen, europäischen Mitbewohner (besser: Konkurrenten) der leicht hügeligen, fruchtbaren Plains und fischreichen Gewässer nicht nur freundlich jubelnd empfangen wurden, kann sicherlich schnell nachvollzogen werden.

Bondi Beach
Bondi Beach

Bei so viel Küste, Wasser und fast ganzjährig herrlichem Wetter steht BOATING natürlich hoch im Kurs. Sind es 20 oder gar 30 Yachthäfen? Gefühlt sind es bestimmt mehr, denn hinter jeder Kurve der endlosen städtischen Uferpromenade tut sich eine weitere Marina auf. Samt und sonders vollgestopft mit Booten, von der bescheidenen Jolle bis zum Milliardärscruiser. Egal an welchem (Aussichts-)Punkt man auf den Hafen hinabblickt, ein riesiges, weißes oder buntes Heer an Segelbooten bevölkert die Gewässer.

Zwischen ihnen wuseln Unmengen von Fähren aller Größen und Farben. Ein hervorragend verknüpftes Netzt von Sightseeingbooten sowie Fahrplanschiffen bringt dich in jede Ecke dieser Hafenperle. Wie beim Bus kann auch hier für wenig Geld ein 24-Stunden-Ticket / Hopp-On-Hopp-Off erstanden werden. SYDNEY aus der Wasserperspektive hat seinen besonderen Reiz. Außerdem gelangst du auf diese Art und Weise zu den wunderschönen Inseln, BAYS und Traumstränden, ohne lange Anfahrten mit dem Auto: ROSE BAY, WATSON BAY, QARANTINE STATION oder wie sie alle heißen mögen. Als Badewanne der Sydneysider geriert sich die nördliche MANLY BAY. Die Fähre legt an der Wharf in der geschützten Innenbucht an. Menschenmassen wälzen sich an Land. Ein kurzer Weg durch die quirlige Fußgängerzone des Stadtteils – „El Corso“ genannt -, und schon stehst du am Pazifikstrand.

Koala DSCN6572Was dem einen sein Pazifikbad, ist dem anderen sein Surf. Weltruf hierfür genießt die BONDI BEACH, südöstlich von SYDNEY, bereits wieder an der TASMAN SEA gelegen. Die Fähren wagen sich wegen der stets rauen See zwar nicht um den SOUTH HEAD, dafür geht es problemlos mit dem Bus in ca. 30 Minuten von der Innenstadt. Und es ist ja gerade die ewig raue See, welche diese Bucht mit goldgelbem Strand für Surfer so attraktiv macht. Eine solche Ansammlung von begeisterten Wassersportlern findet man sicherlich nur selten. Und das Beste: Alle BAYS und BEACHES sind frei zugänglich, ohne Eintritt oder Kurtaxe, und doch stets von Rettungsschwimmern überwacht. Beispielhaft!

An dieser Stelle bietet sich ein Wort über einen ganz besonderen Club an. Bekanntlich ist das Clubwesen in Australien stark ausgeprägt, ein britisches Erbstück. Hier in BONDI regiert ein elitärer Schwimmclub die Clublandschaft. Um Mitglied werden zu dürfen, müssen die Kandidaten vier Jahre lang jeden Sonntag in den Club zum Schwimmen kommen, sommers wie winters. Nicht ein beheizter Pool lockt, sondern ein Außenbecken, welches das Meer mit Wasser speist.

Blue Mou ntains-Three Sisters
Blue Mou ntains-Three Sisters

Fehlen beim Sonntagsschwimmen wird mit dem Entzug des Kandidatenstatus bestraft. Und als ob es nicht genügt, dass sich das Badevergnügen im Winter zwar frostfrei aber doch recht frostig gestaltet, müssen die Kandidaten an einem Sonntag mit einem großen Eisblock in den Armen ihr Schwimmtraining absolvieren. Das wärmt dann das Wasser auch nicht gerade auf. Wenn das nicht elitär genannt werden darf! Die Liste der Aufnahmeanträge sowie die Wartezeiten sollen sehr lang sein.

Doch auch für Nichtsurfer und Nichtschwimmer ist an diesem prachtvollen Küstenabschnitt gesorgt. Rund drei Kilometer kann man dem Panoramawanderweg folgen bis nach BRONTE BEACH. Entlang der steilen Felsenküste verläuft der Pfad immer direkt am Meer. Mal führt er dich unmittelbar auf der Höhe des Meeresspiegels entlang mit hohem Risiko, eine Wellendusche abzubekommen. Mal klettert er hinauf zu einem der kliffartigen Aussichtspunkte, von wo der Wind dich fast wieder hinunter pustet.

Von Einsamkeit ist dort natürlich keine Spur. Zusätzlich zu den Heerscharen von Badegästen kommen noch die Anwohner, denn diese Küstenlinien sind fast durchgängig intensiv bebaut. Die Küstensiedlungen tragen denn auch hin und wieder hübsche Spitznamen. Z.B. hat man das Stadtviertel an der ROSE BAY „Häuser mit Millionenblick“ getauft, die DOUBLE BAY mutiert zu DOUBLE PAY. Preiswertes ist hier offensichtlich wirklich nicht zu erstehen. Ein Verkaufsangebot für eine Eigentumswohnung mit „3 Bedrooms“ ist denn auch für nur 44Mill. AUD (knapp 30Mill. €) zu haben.

Goanna Echse
Goanna Echse

Verlassen wir einmal kurz diese BAY & BEACH-Idylle und wenden uns dem nördlichen und westlichen Hinterland zu. Noch auf äußerem nördlichem Stadtgebiet lädt der KU-RING-GAI CHASE NATIONAL PARK zu einem Ausflug ein. Am BOBBIN HEAD gleich hinter dem Information Center führt ein Rundweg durch australischen Buschwald. Und mit etwas Glück läuft dir auch eine Goanna Echse über den Weg. Daneben gibt es herrliche Aussichtspunkte auf die verzweigte Flusslandschaft – Wasserwege, die alle Zugang zum Sydney Harbour und damit zum Ozean bieten.

Blue Mountains
Blue Mountains

Etwas weiter entfernt in westlicher Richtung lohnt sich ein Ausflug in den         BLUE MOUNTAINS NATIONAL PARK. Als Teil der GREAT DIVINDING RANGE erhebt sich dieses zerfurchte Sandsteinplateau auf bis zu 1.100m. Als Hauptanziehungspunkt gilt die Stadt KATOOMBA mit ihrem ECHO POINT und den Felsnadeln THREE SISTERS, zusätzlich zu den beiden Gondelbahnen Scenic Skyway und Scenic Cableway. Ergänzt wird das Triumvirat durch die Scenic Railway, dem mit 52° Gefälle steilsten Personenzug der Welt (sagt eine Broschüre). Wanderer und Kletterer fühlen sich im El Dorado dort unten in den Eukalyptuswaldtälern oder auf der Giant Stairway, d.h. einer Steintreppe mit rund 1.000 Stufen hinab zum JAMISON VALLEY.

BLUE MOUNTAINS, aus der Ferne schimmern sie tatsächlich blau. Warum? Ursache hierfür sind die bläulich schimmernden ätherischen Öle, die aus den Eukalyptusbäumen empor steigen. Kein Wunder, dass bei so viel Sehens- und Besuchenswertem der National Park als UNESCO Weltnaturerbe geadelt wurde.

Kakadu DSCN6595Eng verbunden mit dem Eukalyptusbaum sind seine häufigsten Bewohner, die Koala Bären. Im National Park selbst sind sie zwar nur äußerst selten sichtbar. Dafür aber werden sie gehegt und gepflegt im FEATHERDALE WILDLIFE PARK, auf halbem Weg zwischen Sydney und dem National Park. Dabei geht es in erster Linie nicht um einen herkömmlichen Tierpark. In diesem Sanctuary wird wissenschaftlich versucht, das Überleben dieses selten geworden Tieres zu sichern. Wombas, Kakadus, Wallabies und viele andere Spezies in dem Wildlife Park ergänzen die Palette der „Heimbewohner“.

Darling Harbour-Feuerwerk
Darling Harbour-Feuerwerk

Auf dem Rückweg dieses an Ereignissen reichen Abstechers legen wir noch einen Zwischenstopp am OLYMPIC CENTER in SYDNEY ein. Nicht um diese ehemaligen Sportstätten von der 2000-Sommerolympiade zu besuchen, sondern – und damit kommen wir zum eigentlichen Thema zurück – um per Katamaran in rund 90 Minuten zum SYDNEY HARBOUR zurück zu kehren. Das geschilderte Leben am, im und auf dem Wasser präsentiert sich in der Abendsonne ein weiteres Mal. Endstation ist der vor Lebenssaft überquellende DARLING HARBOUR im Stadtzentrum. Es lohnt das Warten bis zur Dunkelheit. Denn immer samstags um 21 Uhr wird dort während des Sommers vom Wasser aus ein farbenfrohes Feuerwerk gezündet. SYDNEY, wie wir es erleben: Eine Stadt voller Lebenskraft, Lebenslockerheit und Lebensfreude.

K&K30 – Es begann als Gefängnis – SYDNEY

Sydney Skyline
Sydney Skyline

Darüber wollen wir aber erst später berichten. Zunächst zählen nur die angenehmen Seiten dieser Metropole. 4,6 Millionen Einwohner tummeln sich in der größten Stadt Australiens, gleichzeitig Hauptstadt des süd-östlichen Bundesstaates NEW SOUTH WALES (NWS). Dabei sind die Millionen an Touristen aus allen Himmelsrichtungen der Welt noch gar nicht mitgezählt.

Die Metropolregion (Sydney Metropolitan Area) umfasst eine Fläche von 12.138 Quadratkilometer. Sie reicht vom Hawkesbury River im Norden bis jenseits der Botany Bay im Süden und von den Blue Mountains im Westen bis zum Pazifischen Ozean im Osten.

Egal in welche Himmelsrichtung das Auge schaut, stets bleibt der Blick an einer Wolkenkratzer Skyline hängen. Dabei kommt jedoch selten ein Gefühl von unendlichen, nie enden wollenden Straßenschluchten auf. Warum? Die City und angrenzende Stadtteile sind durchsetzt mit großen und kleinen Parkanlagen, von denen der ROYAL BOTANIC GARDEN der größte ist. Historisches taucht im CENTENNIAL PARK auf, Britisches im HYDE PARK.

Hyde Park
Hyde Park

Der Sydneyer Namensvetter gleicht in seiner Anlage dem Londoner. Allerdings wurde die „Speakers Corner“ an den Rand des Botanischen Gartens verpflanzt, gegenüber der Kunstgalerie (Art Gallery of New South Wales). Dabei hat die Munterkeit der Redner, ihre Überzeugungsbemühungen wie auch ihre gestikulierende und emotionale Anteilnahme an „ihrem“ Thema Londoner Format. Nicht einmal die Trittleiter als Rednerpult fehlt.

Vor dem Museum stoßen wir auf einen alten Bekannten von unserer Schottlandreise (2014), nämlich auf den schottisch-romantischen Verseschmied ROBERT BURNS (1759-1796). Wir werden ihm sicherlich öfter begegnen hier in Australien, z.B. in Adelaide, Brisbane, Canberra oder auch Melbourne. Mit seinen wundervollen Gedichten hat dieser „Poet des Zarten“ demnach nicht nur sein Heimatland, sondern die ganze Welt entzückt. Denn warum sollte man sonst außerdem in Kanada, USA und Neuseeland seiner durch Statuen gedenken? Bei den „Aussies“ geht man noch einen Schritt weiter. Wie in Schottland findet jedes Jahr am 25. Januar ein sogenannte „Burns Supper“ statt.

Kehren wir kurz zurück zum Sydneyer HYDE PARK. Durchschnitten wird er durch die Park Street, an der wir das geräumige AUSTRALIAN MUSEUM finden. Außer vielen einzelnen Themen wie „Australian Wildlife“, „Planet of Minerals“ oder „Pacific Spirit“ rückt dieses außerordentliche Museum in mehreren Abteilungen die Aborigines in den Mittelpunkt. Sicherlich versucht man über diesen Weg, ein besseres Verständnis für deren Geschichte und Problematik zu erzeugen. Es scheint gelungen zu sein.

ANZAC Memorial
ANZAC Memorial

Im Park selbst ragt das ANZAC-MEMORIAL markant hervor. Ein pompöser Bau erinnert an die Soldaten des Australisch-Neuseeländischen Armee Corps, besonders an die von WW I. Da mag es kein Zufall sein, dass in Sichtweite sich St. MARY’S CATHEDRAL erhebt. Dieser prachtvolle Sandsteinbau, dessen letzter Turm erst im Jahr 2000 vollendet wurde, zählt zu den größten und wichtigsten katholischen Kirchen Australiens.

Mit preiswerten öffentlichen Verkehrsmitteln durchkreuzen wir die Stadt wie einst die Schiffe der Entdecker die Meere. Wir merken schnell, dass ein großer Unterschied besteht zwischen einem Wissen von bzw. Lesen über eine der großen Attraktionen SYDNEYS oder der direkten Begegnung: Weltkulturerbe SYDNEY OPERA HOUSE, HARBOUR BRIDGE oder auch SYDNEY TOWER EYE, sie alle übertreffen im unmittelbaren Anblick jegliche Beschreibung. Den finalen Kick gibt es dann schließlich beim Betreten, Überqueren oder Erklimmen dieser touristischen Institutionen.

Sydney Opera House
Sydney Opera House

 

Wer an ein OPERNHAUS herkömmlicher Art denkt, liegt bei SYDNEYS Wahrzeichen absolut falsch. Es beherbergt ein gigantisches Kulturzentrum. Das Gebäude ist 184 Meter lang, 118 Meter breit und bedeckt eine Fläche von etwa 1,8 Hektar. Sein unverwechselbares Dach ragt 67 Meter hoch hinauf und ist mit 1.100.000 glasierten, weißen Keramikfliesen verkleidet, die aus Schweden importiert wurden. 580 Pfähle, die 25 Meter tief im Boden verankert wurden, tragen das etwa 160.000 Tonnen schwere Bauwerk. Auf einer Halbinsel am CIRCULAR QUAY gelegen, bietet es von innen und von außen unbeschreibliche Aus- und Anblicke. An fünf hauseigenen Spielstätten wird bei jährlich 1.500 Veranstaltungen engagierte Kunst präsentiert. Rund 5.500 Zuschauer dürfen gleichzeitig Platz nehmen, in der Konzerthalle, dem Joan Sutherland Theatre (Oper), dem Drama Theatre (Sprechtheater) sowie dem Playhouse und dem Studio Theatre (gemischte Programme). Und dabei diente bis in die 1940ger Jahre hinein die Halbinsel namens „Bennelong Point“, auf der das heutige Weltkulturerbe glänzt, zu nichts anderem als einem langweiligen Eisenbahndepot. Ab 1959 begannen die eigentlichen Bauarbeiten. Queen Elizabeth II musste dann immerhin noch 14 Jahre warten, bis sie es offiziell einweihen konnte. Die Zahl „14“ spielt im Zusammenhang mit der Sydney Oper noch eine andere Rolle. Wer glaubt, Kostenüberschreitungen solcher gigantischer Bauvorhaben seinen ein Zeichen der Moderne, schaue auf Sydney. Der Bau wurde letztendlich 14 Mal so teuer wie ursprünglich geplant.

St Mary's Cathedral
St Mary’s Cathedral

Doch man muss sie auch wirklich „von innen“ erleben, nicht nur während einer offiziellen Opernhausführung. Puccinis „La Bohème“ gibt sich während unseres Aufenthaltes die Ehre – und wir ihr! Die Szenen spielen in dieser Inszenierung im plüschig dekadenten Berlin zu Beginn der 30ger Jahre kurz vor Hitlers Machtergreifung. Der wahre Puccini als Komponist für „großen Kummer in kleinen Seelen“ kommt bestechend zum Tragen. Zu überraschend moderaten Preisen (ca. 70€ pro Karte) bei gleichzeitig unübertrefflichem Parkettplatz (11. Reihe) fließen die einschmeichelnden Arien und Szenen nur so dahin – drei Stunden Operngenuss auf höchstem Niveau. Offensichtlich weiß man, was man der weltberühmten, ehemaligen Operndiva Joan Sutherland schuldet!

Harbour Bridge
Harbour Bridge

„Die Eiserne Lunge“, die zweite Tourismus Ikone Sydneys überstrahlt das gesamte Stadtbild sicherlich ebenso wie das Opernhaus. Die Rede ist von der HARBOUR BRIDGE, die den Port Jackson überspannt und somit Sydneys Nord- und Südküste miteinander verbindet. 1932 eingeweiht, erlaubt sie Verkehr auf sechs Autofahrspuren und zwei Bahngleisen. Entsprechend ist das Verkehrsaufkommen. Auf ihrer 1.149m Länge erreicht sie eine Höhe von 134m. Fußgänger können ebenfalls auf ihr spazieren gehen. Der Bürgersteig führt in 69m Höhe über das Wasser.

Zu ihrer Pflege benötigt sie 30.000l Farbe. Somit liefert sie der entsprechenden Firma einen jährlichen Fulltime Job in der Endlosschleife, wie auch dem zuständigen TÜV.

Ihren Spitznamen erhielt sie während des Brückenbaus. Zur damaligen Zeit herrschte in Australien eine der größten Wirtschaftskrisen des Landes. Der Brückenbau sicherte jedoch rund 3.000 Arbeitskräften neun Jahre lang Lohn und Brot. Das ist Geschichte. Heute betitelt der Sydneysider sie eher liebevoll als „coat hanger / Kleiderbügel“. Dem sieht die Brücke eigentlich auch ähnlicher.

Die Höhenangaben müssen als relativ betrachtet werden. Denn an den zahlreichen heißen Sommertagen in SYDNEY hebt und senkt sie sich Hitze bedingt auch gern einmal um bis zu 18m. So beträgt denn auch die lichte Höhe des höchsten Brückenbogens mal 163m, an sonnigen Tagen bis zu 181m.

Das ist ein gefundenes Fressen für die Tourismusindustrie, besonders für den Anbieter des sogenannten „BRIDGE CLIMB“. Gegen Bares können Waghalsige rund 1.000 Stufen auf einem eisernen Brückenbogen emporklettern und auf dem anderen wieder hinab. Das ganze Unternehmen dauert dann ca. 3 1/2 Stunden. Erstaunlich viele Brückenfreaks stürzen sich in dieses Abenteuer.

Wer noch höher hinaus möchte, klettere auf den SYDNEY TOWER.

Sydney Tower DSCN6767Mitten im Stadtzentrum gelegen überragt das Wahrzeichen mit seinen 305m Höhe sämtliche Hochhäuser der City. In 45 Sekunden liften Fahrstühle den Gast empor zur Aussichtsplattform. Die Treppe mit ihren 1.504Stufen darf nur im Notfall benutzt werden. Der Turm soll erdbebensicher sein und Windstärken, die „nur alle 500 Jahre vorkommen“, standhalten. Wenn man die 56 Spann- oder Halteseile von je 7t Gewicht aneinanderreihen würde, ergäbe das eine Strecke von Sydney bis nach Neuseeland, oder – europäischer – von London nach Sizilien. Das Kuriosum des Turmes befindet sich oberhalb der Plattformen. Dort wurde ein 162.000l fassender Wassertank aufgepfropft. Er soll der Stabilisierung der Konstruktion dienen.

Bei so vielen beruhigenden Informationen steht dem 360°-Blick von der 260m hohen Aussichtsplattform also nichts mehr im Wege. „TOWER EYE“ wird diese dreifach verglaste Aussichtskuppel genannt. Sie ist eine der fünf für Besucher zugänglichen Ebenen. Die anderen dienen als Café bzw. Restaurant. Bis zu 1.000 Gäste können gleichzeitig auf den immer etwas schwankenden Plattformen einen fantastischen Fernblick genießen. Im Drehrestaurant darf man dabei auch genüsslich speisen.

Bei guter Sicht und noch besseren Augen kann der Blick bis zu 80km in die Ferne gehen, also weit über die Stadtgrenzen SYDNEYSs hinaus, entweder auf den PAZIFIK im Osten oder zu den BLUE MOUNTAINS im Westen.

Mit den 260m der Aussichtsplattform geben wir uns dieses Mal allerdings nicht zufrieden. Wir klettern noch 10m höher zum sogenannten „SKYWALK“. Dafür verlassen wir dann die gesicherte Glaskanzel und begeben uns auf einer schmale Brüstung ins Freie.

Doch so einfach geht es natürlich nicht. Nicht ganz kostenfrei erfolgt zunächst eine ausführliche Sicherheitsbelehrung. Wie bei einer Verkehrskontrolle darfst du anschließend ins „Röhrchen“ pusten. Der geringste Atemalkoholgehalt schließt dich von der Unternehmung aus. Wegen der starken Außenwinde bleiben sämtliche „lockeren“ Gegenstände im Turminnern, also Taschen, Rucksäcke etc. Ein blauer Overall soll gegen Kälte schützen (ungewollter Nebengedanke: Man könnte dich dann schneller finden, solltest du abstürzen). Eine dicke Regenjacke wird noch darüber gezogen. Durch diese Maßnahmen bist du schon einmal rund eine Stunde beschäftigt, denn du sollst ja auch noch die „Risikobelehrung mit Haftungsausschluss“ durchlesen und unterschreiben. Bevor sich nun endgültig die schwere Stahltür ins Freie öffnet, wirst du noch wie beim Fallschirmspringen in der Absprungzone eingeklinkt.

Skywalk
Skywalk

Und dann geht es hinaus in das Gefühl des Unendlichen. Der Blick schweift zunächst nicht gen Horizont. Beklommen und ängstlich richtet er sich in die Tiefe. Durch das Eisengitter des Laufstegs wird dir die wirkliche Höhe erst einmal richtig bewusst. Ganz unten, kleinen Käfern ähnlich, machst du Menschen und Autos ausfindig. Der Verstand sagt, du bist ja durch ein Seil abgesichert. Das Gefühl will noch nicht so recht nachziehen. Aber schließlich gewinnst du Sicherheit, tastest dich vorsichtig bis mutig voran auf der Eisengitterplanke. Dein Auge riskiert einen Blick in quasi unendliche Ferne. Am Stadtrand wird der Grüngürtel sichtbar, der SYDNEY umgibt. Das riesige Gelände des der Welt größten Naturhafens breitet sich vor dir aus, durchsetzt mit weißen Punkten, den Schiffen. Die ansonsten sehr hoch wirkende HARBOUR BRIDGE krümelt sich unter dir zusammen. Und natürlich sucht und findet das Auge Sydneys Ikone, die SYDNEY OPERA, etwas versteckt hinter einer Häuserflucht.

Die faszinierenden Ausblicke lenken ab vom anfänglichen Fracksausen. Den heftigen Wind nimmst du nur noch am Rande wahr. So sehr bist du gefangen von dem abenteuerlichen Erlebnis.

Knapp eine Stunde dauert der Höhenrundgang. Schließlich stehst du wieder vor der schweren Eisentür, die sich wie von Geisterhand öffnet. Ein letzter Blick nach unten, dann schlüpft du hinein in das sichere Turminnere, schnallst dich ab, schüttelst dich innerlich und äußerlich und fragst dich, ob das Erlebte ein Traum oder Realität war. SKYWALK – eine Schlüsselerfahrung der besonderen Art.

Ibis
Ibis

SYDNEY, diese lebensfrohe, weltoffene, immer aktive und meist sonnendurchflutete Metropole muss recht „spendabel“ sein. Denn welche Stadt kann sich einen Stadtteil leisten, in dessen Namen acht Mal der Buchstabe „O“ und drei Mal das „L“ vorkommen: WOOLLOOMOOLOO, ein bezauberndes Viertel an der WOOLLOOMOOLOO BAY unweit des BOTANISCHEN GARTENS. Auch die Hundertschaften von IBISSEN, die sämtliche inner- und außerstädtischen Parkanlagen mit ihren pompösen Springbrunnen bevölkern, tragen zu dieser Einschätzung bei. Eine Etage höher in den Bäumen produzieren Myriaden von ZIKADEN einen Ohren betäubenden Lärm – und plötzlich, wie auf Kommando, herrscht absolute Stille, um einige Minuten später dann in noch heftigerer Lautstärke wieder aufzuflammen.

Doch dieser „URBANE SPRINGBRUNNEN“, wie die Stadt von Einheimischen gern genannt wird, hat andere Zeiten gesehen.

Downtown
Downtown

Wie gesagt: ES BEGANN ALS GEFÄNGNIS!

Bei unserer Stadtbesichtigung stehen wir schnell auf historischem Boden.

Wir schreiben den 26. Januar 1788. Eine stolze englische Flotte aus 11 Schiffen unter der Führung von Captain Arthur Philipp erreicht die SYDNEY COVE, dem heutigen CIRCUALR QUAY. Es ist kein gewöhnlicher Handels- oder Emigrantenkonvoi, denn sechs Schiffe transportieren ausschließlich Strafgefangene, 700 insgesamt. Die Platznot in englischen Gefängnissen veranlassen deshalb die Strafbehörden zu diesem in der Welt längsten Gefangenentransport. Die männlich wie weiblichen Gefangenen, alle samt und sonders zu langjährigen Zwangsarbeitsstrafen verurteilt, sollen helfen, die erste englische Kolonie auf australischem Boden aufzubauen. In kurzen Abständen folgen weitere Gefangenentransporter, so dass die Anzahl der Häftlinge bald die 10.000der Marke überschreitet, mithin gut 40% der seinerzeitigen englischen-australischen Gesamtbevölkerung.

Darling Harbour
Darling Harbour

Zwangsarbeit bedeutet hauptsächlich Bau von Festigungsanlagen, Straßen und Regierungsgebäuden. So mancher spätere Gouverneur bedient sich ihrer aber auch für private Dienste. So ließ Gouverneur Laclan Macquerie (1762-1824) auf einer der wunderschönen Landzungen am Sydney Harbour einen „Stuhl“ aus dem Sandsteinfelsen heraus schlagen, so dass Mrs Macquerie  an ihrem Lieblingsplatz stets eine wunderschöne Aussicht genießen konnte.

Heute erinnern insbesondere das „Sydney Museum“ und das „Hyde Park Barracks Museum“ an diese Epoche. Ersteres wurde auf den Überresten des „First Government House“ errichtet. Und auch dieses erste Regierungsgebäude wäre ohne Sträflingsarbeit nicht denkbar. Im Untergeschoss des Museums können die ausgegrabenen, altertümlichen Gebäudereste besichtigt werden.

The Barracks
The Barracks

Eindringlicher zeigt sich damaliges „Gefangenenleben“ im zweiten Museum, den „Barracks“, als UNESCO Weltkulturerbe anerkannt. Auf dem Areal am Nordende des Hyde Parks steht immer noch das ehemalige Aufnahme- und Gefängnislager. Der von Mauern umsäumte Gefängnishof diente damals als „Wartezone“, bevor die Gefangenen zu ihrer täglichen Arbeit geführt wurden. Das Gebäudeensemble war jedoch nicht nur Gefängnis, sondern eben auch erste Anlaufstelle für Aussiedler, die in Australien Fuß fassen wollten – eine eigenartige Mischung!

Das dreistöckige Gebäude beherbergte im Erdgeschoss die Gefangenen- und Aussiedlerverwaltung. Im ersten Stock befand sich ein Schlafsaal für Immigrantenfrauen. Und eine Etage höher schließlich wurden männliche Strafgefangene untergebracht. Ein großer, mit Hängematten vollgestopfter Raum diente als „Schlafzelle“.

Die Strafmaßnahmen jener Zeit waren drastisch. Für den Diebstahl eines Schafes, einer Kuh oder auch eines Käses gab es 7 Jahre Zwangsarbeit. Wer beim Lügen ertappt wurde, Taschentücher stahl oder in ein Haus einbrach, wurde dafür 14 Jahre ins Arbeitslager geschickt, für Bettelei gar ein Leben lang. Die achtmonatige Seereise von England nach Australien wurde auf das Strafmaß selbstredend nicht angerechnet.

Mrs Macquarie's Chair
Mrs Macquarie’s Chair

Wer diese langen Haftzeiten einigermaßen heil überstand, manchmal auch wegen guter Führung verkürzt bekam, war oftmals so gut akklimatisiert, dass er gleich in Australien blieb und sich eine neue Existenz aufbaute. So wird heute nicht ohne Stolz darauf hingewiesen, dass „Australien aus einem Gefängnis entstand“. Oder wie sagte es uns ein Historiker in den „Barracks“: „Diese historischen Begegnungsstätten verbinden uns mit dem wirklichen Beginn unsers heutigen, modernen Australiens.“

The Barracks
The Barracks

Hierzu passt, dass der 26. Januar, also der Ankunftstag der ersten englischen Flotte an Australiens Gestaden, zum Nationalfeiertag erkoren wurde, dem AUSTRALIA DAY“.

Ein kleines Augenzwinkern soll diesen Abschnitt über Sydney beenden. Unweit der Tafel mit den Informationen, für welche (Straf-)Tat man lebenslänglich erhielt, wirbt das moderne Café/Restaurant auf dem ehemaligen Gefängnishof für sich als Location für Hochzeitsfeiern. Booking Required – You’ll Be In For Life!

 

K&K29 – SüdseeFeeling

Haben wir nicht Alle schon einmal geträumt von den Südseeinseln, den FIDJIS, den SALOMON INSELN oder auch von NEUKALEDONIEN? Sommer, Sonne, Palmen und Meer. So versprechen es Reisekataloge, gespickt mit Fotos von stets blauem Himmel, weißem Strand, einen Cocktail aus Kokosmilch in der Hand. Wir sind auf der Fahrt dorthin.

Nach den drei Zwischenstopps in Neuseeland, halten wir Kurs in den Südpazifik, dabei immer im Gedächtnis, dass NEUKALEDONIEN irgendwann einmal am Horizont auftauchen wird. Drei Nächte und zwei Seetage dauert die Überfahrt von Auckland / NZ.

Feeling the Motion of the Ocean
Feeling the Motion of the Ocean

Seetag bedeutet nichts anderes, als dass das Schiff ohne Zwischenhalt (wo denn auch?) auf das nächste Ziel zusteuert. Man sieht nichts weiter außer der Weite des Ozeans, nur Wasser, soweit das Auge reicht. Nicht einmal Seevögel gelangen noch bis  hierher.

Es herrscht „Bordalltag“ wie vorher bei der Überfahrt von Sydney nach Neuseeland. Bordalltag bedeutet, dass du die Essenszeiten bald auswendig gelernt hast, das Bordprogramm sowieso. Der verbleibende Rest deines angefangenen Buches wird stetig weniger. Aber auch das unaufhörliche Vorbeirauschen des Wassers kann fesselnd wirken. Wenn da nicht immer diese zu treffenden, schwerwiegenden Entscheidungen wären: Hole ich mir erst einen Kaffee und setze mich dann auf die Sonnenterrasse oder umgekehrt! Begebe ich mich um 12.00Uhr oder erst um 12.30Uhr zum Lunchbuffet! Und wie gestalte ich den Abend? Mit einer der angebotenen Shows, dem Verfolgen des Sonnenuntergangs oder beim OpenAirKino auf Deck 12? Ja, es kann einen schon niederdrücken bei all der Verantwortungs-und Entscheidungslast.

Der amerikanische Reiseschriftsteller BILL BRYSON hat eine solche Situation während seiner Australienreise einmal trefflich beschrieben. Er erlebte sie nicht auf dem Schiff sondern im Zug bei einer Durchquerung des Kontinents von CANBERRA nach PERTH: „Längere Zeit im Zug festzusitzen, hat etwas herrlich Beruhigendes. Es ist wie eine Vorschau darauf, wie es ist, wenn man über achtzig ist. Alles, was Achtzigjährigen Spaß macht – mit leerem Blick aus dem Fenster zu starren, ein Nickerchen im Sessel zu machen, alle, die so dumm sind, sich zu ihm zu setzen, tödlich zu langweilen – nahm eine besondere, ganz kostbare Bedeutung für mich an. Das war das wahre Leben!“ Dagegen ist das Leben hier an Bord ein brodelnder Hexenkessel!

Viel Bewegung kommt auf diesem Streckenabschnitt allein schon deswegen zustande, weil der Pazifik sich erheblich aufgeraut hat. Die Schiffsstabilisatoren scheinen dem Wellengang nur noch bedingt Paroli bieten zu können. Schwankende Gestalten allerorten klammern sich an den Geländern und Handläufen fest, um unversehrt ihren Bestimmungsort zu erreichen. Auffallend viele Reisende tummeln sich in diesen Tagen am Informationsschalter. Denn die Schiffsführung sah sich wohl veranlasst kundzutun, dass ab sofort Tabletten gegen Seekrankheit gratis ausgegeben werden. Was den Informationsschaltern ein verstärktes Kundenaufkommen bescherte, hinterließ gleichzeitig auffallende Lücken in den Speiseräumen. Wie nannte es Bill Bryson? „Das war das wahre Leben!“

Man merkt ja nicht nur, wenn das Meer aufraut und der Wellengang höher wird. Sehnsüchtig wartend nimmt man ja auch das erfreuliche Gegenteil zur Kenntnis. Für uns erfolgt die beruhigende Rückentwicklung in der dritten Nacht, kurz vor NEUKALEDONIEN. Also, alle wieder fit für einen Besuch dieser Inselgruppe .

Isle des Pins
Isle des Pins

Sie gehört zum Inselgürtel MELANESIEN, der sich nordöstlich um Australien herum rankt und dem insgesamt 17 unabhängige Inselstaaten angehören.

Unser Inselreiseziel ist politisch, rechtlich und kulturell eng mit Frankreich verknüpft. Als sogenanntes Territorium genießt es Sonderstatus. Staatoberhaupt ist jedoch der jeweilige französische Präsident, bei eigenem neukaledonischem Landesparlament. Bis 2019 soll ein Referendum erfolgen, ob der Inselstaat auch weiterhin an Frankreich angegliedert bleibt. Beim Betreten einer der Inseln fallen sofort die französischen Autokennzeichen auf, alle versehen mit „NC“ für „La Nouvelle-Calédonie“.

Isle des Pins
Isle des Pins

Und natürlich der ungewohnte Rechtsverkehr. Eine eigenständige Währung, der „NC-Franc“ unterstreicht die partielle Unabhängigkeit. Wie NEUKALEDONIEN nun ausgerechnet zu Frankreich kam, kann man unwissenschaftlich mit dem Hase-Igel-Wettrennausspruch „Ick bin all dor“ umchreiben. Die großen und mittleren europäischen Seemächte des 18. und 19. Jahrhunderts wetteiferten bekanntlich in kolonialisierender Landnahme auf der Südhalbkugel, allen voran Frankreich und England. Und in diesem Fall hatte letztendlich nun einmal Frankreich die Nase vorn und die Briten das Nachsehen – Neukaledonien  bedeutete zunächst: Neuschottland.

Einen ersten Zwischenstopp auf einer der „Inseln, die dem Paradies am nächsten sind“ (landeseigener Werbespruch), legen wir an der „Isle des Pins / Pinieninsel“ ein.

Willkommensgruß
Willkommensgruß

Der Paradiesvergleich gilt mit Einschränkungen. Palmen, weißer Stand, tiefblaues Meer sind reichlich vorhanden, zivilisatorisch bedingte müllige Überreste auch. Eine Inselrundfahrt mit verschiedenen Fotostopps zeigt wunderschöne Ausblicke. Neben einigen Zeltboutiquen am Landesteg hält sich das Angebot von Souvenirs jedoch in Grenzen. Aus Flax hergestellte und mit bunten Blumen verzierte sehr hübsche Hüte verschenkt eine ältere Einwohnerin sogar. Auch für Essbares wird teilweise kein Geld genommen. Kokospalme DSCN6387Ganz folkloristisch typisch öffnet ein Junge unter einer Palme jede Menge Kokosnüsse zum Genuss der Kokosmilch – ohne Bezahlung. Die rund 2.000 Inselbewohner leben zurückgezogen eher im Inselinneren im Dorf VAO in ihren ansehnlichen, wie im Busch versteckten Häusern und Hütten. Hauptsächliche Einnahmequellen sind für sie der Tourismus sowie der Fischfang. Aber sie müssen verteufelte Rennfahrer sein. Denn die Inselrundstraße war übersäht mit Bodenschwellen zur Geschwindigkeitsreduzierung. Heute dient die Insel als nicht überfülltes Urlaubsparadies, bei nur drei Flugstunden von Auckland und vier von Sydney kein Wunder. Gedrängestress kann allerdings aufkommen, wenn Kreuzfahrtschiffe wie unseres für einige Stunden 2.000 bis 3.000 Menschen auf einen Schlag an Land strömen lassen.

Die ISLE DES PINS verdiente sich in der Vergangenheit aber nicht nur als Urlaubsparadies einen Namen. Nach der Niederschlagung der Pariser Kommune1871 wurden viele der zur Verbannung Verurteilten auf die Insel verbracht. Von den fünf Sträflingskolonien im Westen der Insel sind heute noch lediglich ein Wasserturm und einige überwachsene Ruinen des Bagno sichtbar.

Acht Stunden Aufenthalt und weiter geht es zur Hauptstadt des Inselstaates nach NOUMÉA. Bevor ein Bürger der Pinieninsel seine Behördengänge erledigen kann, bedarf es rund zweier Flugstunden oder mit unserem Kreuzfahrerschiff einen ganzen Tag und eine ganze Nacht. Kurze Wege sehen anders aus. Im Zeitalter von Handy, Computer und Internet reduzieren sich lange Wege jedoch auf das Notwendigste.

Nouméa - InselMorgenstimmung
Nouméa – InselMorgenstimmung

NOUMÉA steht mit seinen 400km Länge und 60km Breite für das größte Eiland des Inselreiches, ebenso wie für die Landeshauptstadt NOUNMÉA CITY. Inklusive aller Vororte drängen sich hier rund 160.000 Einwohner auf der relativ schmalen Stadthalbinsel zusammen. Dafür muss man dann im Inselbinnenland die Bevölkerung mit der Lupe suchen.

Wir gewinnen ein geteiltes Bild von Stadt und Umgebung. Auf der einen Seite kann die Gegend mit der größten Lagune der Welt punkten, ebenso mit dem zweitgrößten Korallenriff. (Barrier Reef 2.200km – Nouméa 1.600km). Die Vororte der Stadt dienen augenscheinlich ausschließlich dem Tourismus. Mit Palmen gesäumte Strände entlang der einzelnen Landnasen bieten einen malerischen Anblick. Es ist sommerliche Hochsaison. Entsprechend betriebsam zeigt sich das Strandleben. Von verschiedenen Aussichtspunkten aus genießen wir fantastische Rundblicke auf den Pazifik und die Küste.

Nouméa-Hotelinsel
Nouméa-Hotelinsel

Besonders die kleinen, vorgelagerten Inselchen, die keine drei Meter über den Wasserspiegel hervorlugen, hinterlassen den Eindruck einer „Südsee-Stereotype“ – grüner Bewuchs, eingekreist von einem schmalen, feinen, hellen Strandstreifen, umgeben von glasklarem, bläulich schimmerndem Meer. Hinter den Bäumen lugen die unverkennbaren, runden Bambushütten hervor, meist keine 20m von Strand und Wasser entfernt. Alles fest in der Hand der Tourismusindustrie.

Wir verbringen einen Sonntag auf der Insel. So erstaunt es uns doch sehr, dass trotz des hohen Touristenaufkommens die Geschäfte der Innenstadt die Rollläden heruntergezogen haben, sprich geschlossen bleiben. Selbst von den obligatorischen Souvenirshops an den Stränden haben nur wenige geöffnet. Französische Lebensart präsentiert sich allerdings in der Hülle und Fülle der Restaurants aller Kategorien. In ihnen war dann auch kaum noch ein Platz zu bekommen.

Nicht ganz störungsfrei bleibt unser Eindruck hinsichtlich des Anblicks der Innenstadt von NOUMÉA CITY. Man kann noch viel belebende Farbe verwenden, um sie aufzuhellen, manch größere und kleinere Reparatur an den Häusern vornehmen oder eben auch einfach die Beschaffenheit von Straßen und Bürgersteigen aufmöbeln. Ob für diesen Teil des melanesischen Inselgürtels der oben zitierte Werbespruch vom „Paradies“ wohl auch gilt?

Glücklicherweise ist man ja nicht gezwungen, seine kostbare Zeit dort in der Stadt oder im vorgelagerten qualmenden Industriehafen mit angegliedertem Zinktagebau zu verleben. Das eigentliche „Südsee-Feeling“ geriet dadurch jedenfalls nicht aus dem Gleichgewicht.

Allmählich geht es wieder „heimwärts“ mit Kurs zurück nach SYDNEY. Ein weiteres Mal dauert die Schiffspassage drei Nächte und zwei volle Seetage. Das Bild wiederholt sich, ebenso der Hinweis „Feeling the Motion of the Ocean…?“ mit den Gratistabletten. Und das bei den angebotenen, ohne Einschränkung köstlichen Speisen!So geht es doch auch DSCN6426

Die letzte Teilstrecke führt relativ nah an der Ostküste entlang, von ungefähr COFFS HARBOUR bis SYDNEY. Schließlich kehrt kurz vor der Einfahrt in den Zielhafen  wettermäßige Beruhigung ein. In den frühen Morgenstunden, ab 5Uhr begleitet uns ein Lotsenboot bis an die Pier. Das Auschecken geht im Vergleich zum Einchecken erfreulich problemlos vor sich. Alles ist gut organisiert, so dass sich keine langen Warteschlangen bei Zoll und Grenzkontrolle bilden.  Und schon stehen wir ein weiteres Mal auf SYDNEYS Straßen bei warmem aber feuchtnassem Wetter.

Sydney-morgens 5.30Uhr
Sydney-morgens 5.30Uhr

14 Tage / 13 Nächte Kreuzfahrt in einem für uns bis dahin regional wie mental weit entfernt liegenden Teil unseres Planeten haben sich als „Brückentage“ nicht nur bewährt. Sie hinterlassen in uns sicherlich bleibende, eindrucksvolle Spuren.

Weiter mit unseren Blogs geht es dann mit dem eigentlichen Beginn unserer AUSTRALIEN – Rundtour.

K&K28 – Brückentage

Da sitzen wir nun zwischen den Stühlen. Nicht mehr ganz in NEUSEELAND aber auch noch nicht in AUSTRALIEN. Das Wohnmobil ist in Auckland zur Verschiffung abgegeben. Es verharrt über die Weihnachtstage und den Jahreswechsel in einer „gesicherten Unterkunft“ /storage in Auckland, bevor es aufs Schiff verladen wird. Somit sind wir ohne Tisch und Bett und von der gewohnten, mobilen, heimischen Infrastruktur abgeschnitten.

Auslaufen aus Sydney
Auslaufen aus Sydney

Aber nicht lange! Per Flugzeug überqueren wir die TASMAN SEA nach SYDNEY. Direkt vom Airport geht es zum Hafen und auf eine Kreuzfahrt.

Mit der „Explorer of the Seas“ werden wir 14 Tage über die Südhalbkugel kreuzen, ein Schiff mit gigantischen Ausmaßen: Gut 300m lang, 15 Stockwerke hoch. Rund 3.000 Passagiere und 1.400 Crewmitglieder können beherbergt werden. Also die Größe einer Kleinstadt. So beginnt das Einchecken eben auch als Geduldsprobe. Das vorgegebene Zeitfenster ist mit 5 Stunden recht kurz. Trotz der 15 Check-In-Schalter bilden sich lange Warteschlangen. Denn es müssen ja erst noch die Passformalitäten und der Zoll überwunden werden, denn wir reisen offiziell aus Australien wieder aus und später wieder ein. Der Sicherheitscheck und Gepäcktransport gestaltet sich wie auf einem internationalen Flughafen. Gute drei Stunden später können wir endlich das Schiff und unsere Kabine im 9. Stock betreten.

Schiffsinnenpromenade
Schiffsinnenpromenade

Der „WOW“-Effekt beim ersten Anblick des Schiffsinneren wiegt die Wartezeit schnell auf. Unsere Kabine präsentiert sich geräumig, gemütlich und mit allem Wesentlichen sehr zufriedenstellend ausgestattet, persönliche Begrüßung durch den Zimmerservice inklusive. Der angegliederte Balkon ist eine Perle, genügend Platz für zwei Stühle und einen Tisch, durch die Seitenwände und Obergeschoss prima gegen Wind und Regen geschützt. Der Blick nach unten auf den Quay erscheint endlos, wie aus einem Hochhaus.

Schiffsladenpassage
Schiffsladenpassage

Der gesamte Schiffsbauch gestaltet sich als „entkerntes“ Haus. Keine engen Korridore versperren den Blick. Vom 11. Stockwerk schaut man hinunter auf das Deck 5 mit einer geschmackvoll gestalteten Ladenpassage. Gläserne Fahrstühle gleiten lautlos hinauf und hinab. Viel Aufwand wird zur Ausgestaltung des Innenraumes verwendet.

In den zahlreichen Restaurants, Lounges und Pubs kann man sich an erlesenen Speisen und Getränken ergötzen. Das Café „Windjammer“ hält von morgens 6Uhr bis abends 9Uhr ununterbrochen ein riesiges Büffet bereit, je nach Tageszeit als Frühstück, Lunch, Zwischendurchsnack oder Dinner. Figurbewusste sollten es meiden, das gourmethafte Verführungspotential ist überwältigend. Doch mit eiserner Disziplin lässt sich auch Freude gewinnen an den zahlreich angebotenen Obstsalaten, (Mager)Joghurtportionen, Körnerpaketen oder „Low-Fat-Cheese“-Scheiben auf kalorienarmem Knäckebrot. Feiner Verkleidete dürfen gegen zusätzliches, hochpreisiges Eintrittsgeld in der „Commodore Lounge“ am „Captain’s Dinner“ teilnehmen. Um für diesen oder andere Anlässe immer im gebührenden Outfit auftreten zu können, hält die Reederei einen eigenen Kostümverleih an Bord bereit. Chacun à son goût!

Pooldeck
Pooldeck

Wegturnen kann man sich die angesammelten Kalorien später dann auf Deck 11-15 mit seinem halben Dutzend Schwimmbecken, Fuß- und Basketballfeld, Joggingparcours oder Kletterwand. Für das gesetztere Publikum wird selbstredend auch die Imitation eines Golfplatzes bereitgehalten.

Die Angebotspalette für die Freizeitgestaltung ist schier unendlich. Das beginnt bei den allabendlichen, qualitativ hochrangigen Shows, Musik- und Tanzdarbietungen im Palace Theater, jeweils zwei Vorstellungen pro Abend. Zusätzlich sorgen Bands und einzelne Top-Künstler über den Tag und die Räumlichkeiten verteilt für weitere Zerstreuung. Sport-, Kinder-, Kino- und Informationsveranstaltungen aber auch Verkaufsshows ergänzen die Palette. Eine eigene, wirklich gute Kunstgalerie findet regen Zuspruch, die begleitende Kunstauktion eher weniger. Das Geld fürs Mitbieten kann fast rund um die Uhr im Casino an Spielautomaten oder Spieltischen gewonnen werden.

Mit sicherlich viel Aufwand wurde zum Weihnachtsfest eine riesige Tanne auf dem Hauptdeck aufgestellt, mit zahlreichen Kugeln in Rot dekoriert und mit unendlich vielen Lichterketten geschmückt. Eine Augenweide auch die großen Töpfe mit Christsternen, die die Gänge in weihnachtliches Flair tauchten.

Balkonblick
Balkonblick

Das Publikum kommt aus aller Herren Länder. Überwiegend treffen wir jedoch auf Australier, deren „Ostfriesen“ die Neuseeländer sind, natürlich Amerikaner, in großer Zahl Passagiere aus dem chinesisch-japanisch-asiatischen Raum. Europa als Ursprungsregion taucht eher selten auf.

Eigentlich beweist nur der stetige Blick über irgendeine Reling aus einem der überdimensionalen Panoramafenster oder auch vom eigenen Balkon aus, dass man sich auf hoher See befindet. Im Schiffsinnenleben fühlt man sich stärker an eine belebte, gut koordinierte Fußgängerzone versetzt, zumal der Cruiser wegen seiner Stabilisatoren quasi linear durch das Wasser gleitet.

Bay of Islands
Bay of Islands

14 Tage / 13 Nächte, auf See: Da lassen sich eine Reihe von Zielen anlaufen. Zunächst kehren wir zurück in unsere jüngst durchfahrene Wahlheimat nach Neuseeland. Zwei volle Seetage bringen uns dorthin. Selbstredend kennen wir längst die Anlaufhäfen bzw. –küsten. Doch vom Meer aus bieten sich bekanntlich völlig andersartige Impressionen als auf dem Land. So erleben wir noch einmal die wundervolle BAY OF ISLANDS nördlich von Auckland. Die Aus- und Einschiffung geschieht mit Hilfe von Tenderbooten, denn eine adäquate Kaianlage für unseren Ozeanriesen existiert nicht. Wie emsige Ameisen pendeln die kleinen gelben Boote im 15-Minuten-Takt zwischen Schiff und Küste hin und her. Damit auch niemand verloren geht, werden die Boote oft ausschließlich mit den Gästen für einen bestimmten Landausflug bestückt. Die programmlosen „Freigänger“ wie wir kommen später an die Reihe.

Bay of Plenty-Tauranga
Bay of Plenty-Tauranga

Die nächste Küste lockt einen Tag danach, die BAY OF PLENTY. Die Hafenstadt TAURANGA, nunmehr südlich von Auckland, erlaubt den direkten Landgang. Beim morgendlichen Anlegen an der Pier warten schon mindestens ein Dutzend Reisebusse auf die Besucher der vorgebuchten Landausflüge. Aber auch hier wie bei jedem Landgang müssen wir uns einer recht langwierigen Sicherheits- und Zollprozedur unterziehen.

Schließlich gelangen wir nach einer Nachtfahrt zum letzten neuseeländischen Reisehafen, nach AUCKLAND. Für uns ist es ja nunmehr der vierte Besuch in dieser Stadt. Dennoch kommt keine Langweile auf. In den frühen Morgenstunden gegen 5 Uhr kommt der Lotse an Bord, um das Schiff sicher durch den HAURAKI GOLF und in den eigentlichen Hafen zu lotsen. Den Tagesanbruch auf dem Golf zu erleben ist schlicht und einfach faszinierend. Der erneute Stadtbummel wärmt Bekanntes wieder auf, lässt aber auch noch manch unbekannte Ecke durchleuchten.

Auckland bei Sonnenaufgang
Auckland bei Sonnenaufgang

Nach dieser dritten Zwischenstation verlassen wir Neuseeland und stoßen vor in den Südpazifik immer Richtung NEUKALEDONIEN. Davon später mehr!