Ein neuer Reisebericht/DiaVortrag ist entstanden.
„Die Grossen Seen“ lautet sein Titel.
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Man mag es kaum glauben, aber es gibt in Irland doch von Hecken fast freie Landstriche. Endlich kann der Blick wieder in die Ferne schweifen, hier „oben“ in der Nordwestecke. Die Landschaft wird rauer und kahler, fast fjellartig mit schroffen Bergmassiven, noch nicht alpin aber immerhin. Unterstrichen wird dieser Eindruck durch mitunter fast kahle Berghänge, an den nur noch einige Schafe Futter finden, sowie hin und wieder durch einen plätschernden Wasserfall wie z.B.den Glencar Wasserfall etwas nördlich von Sligo. Selbstverständlich bleiben auch die Höherundwege mit freiem Atlantikblick ein Juwel. Der „Skyroad“ beim Küstenort Clifden gewährt Ausblick „fast bis nach Amerika“. Die „Slieve League Cliffs“ an der Nordwestspitze der Insel sowie der „Malin Head“ als Northernmost Point of Ireland stehen dem in nichts nach.
Und genau an diesem nördlichen Cap hat man mit großen weißen Steinen das Wort „EIRE“ auf grünem Rasen ausgelegt. Ein Einheimischer erklärte uns, dass es sich dabei um ein Relikt aus dem Zweiten Weltkrieg handele. Gedacht war es für evtl. deutsche Bomberpiloten, die gen England flogen und vielleicht glaubten, hier beginne bereits britisches „Feindesland“.
Ein weiterer Nationalpark, der Connemara NP lässt nicht lange auf sich warten. Er sei besonders Wanderfreunden empfohlen, die unterwegs bestimmt die bekannten Connemara Ponys treffen. Gesäumt wird der Fernblick stets durch die „Twelve Bens / Zwölf Gipfel“, unter ihnen der „Heilige Berg“ der Iren. Croagh Patrick lautet sein Name nach dem Nationalheiligen. Wie überliefert soll der Heilige Patrick im Jahre 441AD dort droben in ca. 800m Höhe 40 Tage lang gefastet und gebetet haben. Die Zeitspanne kommt Bibelkundigen sicherlich bekannt vor. Jährliche Prozessionen auf den Berg erinnern an dieses Ereignis.
Städtebummler kommen in der nördlich-westlichen Inselecke gleichsam auf ihre Kosten. Wer Verkehrsgewühl und eine Stadtrundfahrt im Schritttempo liebt, begebe sich nach Sligo. Wenn man Glück hat, kann man die Stadt aufgrund des meist ruhenden Verkehrsflusses nach einer Stunde wieder verlassen.
Ein Ausflug nach Galway hingegen lohnt bereits wegen des feinsandigen, weitläufigen Strandes samt zwei Meilen langer Promenade. In der Innenstadt mit Fußgängerzone spielen zahlreiche Musikgruppen genussvolle „Pure Irish Drops“, das Touristengeschäft brummt. Da übersieht man dann leicht und schnell ein dunkles, stadtgeschichtliches Kapitel. Die tragische Geschichte soll sich Ende des 15. Jahrhunderts abgespielt haben, als der damalige Bürgermeister Lynch, ausgestattet auch mit der absoluten Gerichtsbarkeit, seinen eigenen Sohn wegen Mordes zum Tode verurteilte und hinrichten ließ.
Freundlicher, vom Stadtbild und der Historie her, präsentiert sich der nördlichere Urlaubsort Donegal. Kleinstädtisch geprägt mit dreieckigem Marktplatz in der Ortsmitte lädt er zum Bummeln ein. Angenehmer wäre es noch, wenn sich nicht der gesamte Durchgangsverkehr dort auch hindurchzwängen müsste.
Hier am Markt haben wir durch Zufall einen Schlachterladen mit Bratwurstspezialitäten aufgespürt. 27 verschiedene Sorten bot er feil, alle frisch, lecker und preiswert. Gelernt habe er sein Handwerk in Deutschland, erläuterte Mr. Butcher, seine Kühltheke habe er 1974 in Frankfurt / Main erstanden. Sie funktioniere noch immer einwandfrei.
Selbstverständlich darf die obligatorische „Burg der Region“ nicht fehlen. Sie erhebt sich mitten in der Stadt. Über gut vier Jahrhunderte diente sie als Residenz des O’Donnells-Clans. Neben den üblichen Hinterlassenschaften weist sie aber zwei Besonderheiten auf. Zum einen kann man das „Stolper-Treppenhaus“ erklimmen. Dabei wurden die Stufen der Wendeltreppe uneben gestaltet, um feindliche Schwertkämpfer zum Stolpern zu bringen. Die Treppe windet sich im Uhrzeigersinn nach oben. Die bot den O’Donnells, die Rechtshänder waren, an den Treppenbiegungen den nötigen Platz, um die Feinde mit dem Schwert niederzustrecken, immer schön einen nach dem anderen. Mehr Platz war nicht!
Etwas „anrüchig“ liest sich hingegen die Story mit dem „Abtritterker“. Nie gehört den Ausdruck? Man könnte auch einfacher „mittelalterliche Toilette“ sagen. Nach nicht belegter Überlieferung musste in den offenen Abortschacht, der als „Plumsklo“ direkt in den Fluss führte, ein bestimmter Winkel eingebaut werden, so dass die Burgbewohner nicht von feindlichen Bogenschützen überrascht werden konnten. Aha! Somit wird auch deutlich, warum in unserer Zeit in der Bahn, dem Flugzeug oder auf Schiffen nur mit „geschlossenen Systemen“ gearbeitet wird.
Lernen können wir aber noch von der zweiten Funktion der „Abtritterker“. Sie dienten nämlich auch als Kleiderablage. In den Wandlöchern war mit Stangen eine Bank befestigt, auf welche die Bewohner ihre Kleider legten. Denn man glaubte damals, dass die Kleider durch das im Raum wabernde Ammoniak des Urins desinfiziert werden. Fazit: Alles Bio, wozu brauchen wir chemische Reinigungen.
Wir bleiben noch ein wenig beim Historischen. Freie Blicke, im wahrsten Sinne des Wortes, bieten zwei historische Stätten mit Ausgrabungen und Funden aus den Jahren 4000 bis 2000 BC. Die bereits an der Nordküste gelegenen „Céide Fields and Cliffs“ zeigen entsprechende neolithische Mauer- und Siedlungsausgrabungen. Das ausgezeichnete Visitor Center ist gespickt mit nützlichem Informationsmaterial (auch mehrsprachig).
Knapp 100km nordöstlich erhebt sich der Steinkreis „Grianán Aligh“. Er könnte als Vorläufer alter römischer Arenen dienen. 23m im Durchmesser bot und bietet er als vorchristliche und später auch christliche Kultstätte in seinem Inneren auf drei Terrassen viel Platz für Zuschauer.
Als dritte „Historienstätte“ sei das Folk Village im Küstendorf Glencomcille erwähnt, leicht zu finden bei den oben erwähnten „Slieve League Cliffs“. Das Dorf beleuchtet die „jüngere Geschichte“ der dortigen Torfbauern aus dem 18./19. bzw. 20.Jh. Entstanden ist dieses Freilichtmuseum eigentlich aus der Not heraus. Eröffnet wurde es erst 1967 auf Initiative des damaligen Ortspfarrers James Mc Dyer hin. Als dieser 1951 in diese gottverlassene und armselige Region versetzt wurde, erkannte er schnell, dass die Bewohner außer Torfstechen kaum Möglichkeiten hatten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Eine stetige Abwanderung war die logische Folge. Diese Entwicklung konnte Pfarrer Mc Dyer durch das Museumsprojekt quasi als langjährige Arbeitsbeschaffungsmaßnahme und späteren Strukturwandel hin zum Tourismus zumindest erheblich eindämmen. Die Anzahl der Museumsbesucher legt Zeugnis vom Erfolg des Projektes ab.
Wir sind angekommen im Norden der Insel und damit auch am Ende des „Wild Atlantic Way“ am „Malin Head“. Politisch verlassen wir nunmehr Irland, geographisch und inselmäßig allerdings noch nicht. Die zu England gehörende Provinz „Nordirland“ ruft.
Ach ja, eines wollen wir doch noch erwähnen, die Symbolik der irischen Flagge. Sie spricht eigentlich Bände über dieses von Eroberern, irdischen und kirchlichen, oft gequälten Volkes. Die drei Farben Grün, Weiß, Orange werden als „Symbol der Hoffnung“ angesehen. Dabei steht das Grün erstens natürlich für die Natur, tiefgründiger aber für die gälische bzw. frühere anglo-normannische Bevölkerung. Das Orange repräsentiert die protestantischen Anhänger von Wilhelm von Oranien. Das Weiß schließlich reflektiert den Frieden, der zwischen diesen Gruppen herrschte, sozusagen als Wink in die Zukunft.
Bevor wir für einen weiteren kleinen Inlandschlenker den „Wild Atlantic Way“ kurz verlassen, schauen wir noch einmal in einer Kleinstadt, in Tralee vorbei. Was zieht uns in diesen quirligen Ort? In erster Linie der Museumskomplex „Kerry County“, aber auch der
Stadtpark mit seinem Rosengarten.
Hervorragend anschaulich wird dem Besucher die Geschichte von 8.000 v.Chr. bis in die Jetztzeit dargeboten, in drei verschiedenen Ausstellungen. Und im Kellergeschoss präsentiert sich die „Medivial Experience / Mittelalterliche Erfahrung“ als hautnahes Erlebnis. Dieses Kellermuseumsdorf lässt die damalige Zeit in „lebensechter Darstellung“ aufleben. Alles ist hervorragend gestaltet. Eine Besichtigung, die lohnt.
Schwärmen wollen wir auch vom Rosengarten im städtischen Park gleich nebenan. Mit viel Liebe und KnowHow ist die Anlage gestaltet. Farben und Formen der „schönsten Blume der Welt“ sind perfekt aufeinander abgestimmt. Auf einem jährlichen Festival wird „The Rose of Tralee“ gekürt, eigentlich ein Schönheitswettbewerb mit der heimlichen Krönung der „Miss Irland“.
Doch nun zur eigentlichen Überschrift: Limerick hat Doppelbedeutung. Zum einen heißt so die Stadt am River Shannon, zum anderen beschreibt der Begriff eine Form von „Volkspoesie“ mit festem Versrhythmus. Hier ein aus der eigenen Situation heraus gedichtetes Beispiel:
“Earned not Given” – ein Leben “On Tour”
Ohne Stress, mit viel Zeit, ohne Uhr,
Irlands Küsten tiefgrün,
Fuchsien blutrot erglüh’n
Oh welch kraftvolle Schöpfung – ganz pur!
Am Schluss dann noch ein authentisches, irisches Beispiel.
Und die Stadt? Wie soll man es ausdrücken? Man muss schon kräftig graben, um den Charme der Stadt zu entdecken. Zwei Wahrzeichen sind immerhin weithin sichtbar in diesem halb modernen Häusergewirr, das King John’s Castle und die St. Mary’s Cathedral. Doch auch diese beiden Perlen können die wenig ansprechende industrielle Umgebung kaum aufwiegen.
Also rollen wir schnell wieder hinaus, dieses Mal auf der Nordseite des River Shannon, zum nur 15km entfernten „Bunratty Castle and Folk Park“. Zu entdecken gilt es eine große Burganlage, die nicht nur gut erhalten ist, sondern auch eingerichtet wurde wie zu Zeiten der Earls of Thomond im 15.Jh. Vom Keller bis zur Zinne können alle Treppen erklommen und fast alle Gemächer besichtigt werden. Und wer dann großen Appetit verspürt, reserviert für das abendliche Mittelalterschlemmen im zeitgemäßen Thronsaal. Rund um die Burganlage schlendert man dann durch ein Museumsdorf mit Gebäuden aus der Region und mehrerer Epochen. Die für diesen Besuch investierte Zeit war sicherlich nicht vergeudet.
Zurück zur Westküste, auf den spannenden „Wild Atlantic Way“.Wie könnte man den Unterschied zwischen den weltberühmten „Cliffs of Moher“ und dem völlig unbekannten, etwas südlicheren „Head Loop“ beschreiben? Gemeinsam ist beiden Anlaufpunkten, dass eine raue, felsige Küste das Landschaftsbild prägt. Hohe, steil abfallende Cliffs, Moher bis 220m hoch, Head Loop etwas niedriger, reizen geradezu, auch einmal über den Rand zu schauen. Die Spitze des Head Loop ziert ein Leuchtturm, die Moherkliffs ein hervorragendes
Besucherzentrum, und im nahen Ort Doolin werden Bootstouren angeboten zu den gegenüber liegenden Aran Islands und an den Cliffs entlang. Und damit sind wir bei den Unterschieden. Head Loop gibt es für umsonst, Moher kostet, da touristisch vereinnahmt, nicht wenig Eintritt, bei fast identischer Aussicht, nämlich demselben Atlantikblick. Also, wer Einsamkeit und Abgeschiedenheit sucht, mag sich für Head Loop entscheiden, die anderen für die Cliffs of Moher. Am besten ist es für beide!
Und gleich nebenan kann man durch „The Burren“ (übersetzt: felsiger Untergrund) wandern, denn Moher und Burren gehören zu einem Geopark und sind als UNESCO-Weltnaturerbe geschützt. In Kilfenora, der Stadt der steinernen Kreuze, lohnt sich der Besuch des Burren-Informationscenters.
Dieser Burren bedeutet noch „unberührte“ Natur. Hinsichtlich eines immergrünen Irlandbildes stellt er eigentlich eine irreale Welt dar: Unerwartet zwischen saftigen Weiden auftauchend, kaum nutzbar, eine Ausnahmeerscheinung im sonstigen irländischen Naturell. Somit kann man eigentlich nur stundenlang über vom Wind durchfegte, platte, abgeschliffene, plateauartige Kalksteinfelsen wandern bis zum 5.000 Jahre alten Steingrab, dem Poulnabrone Dolmen. Die Felsoberfläche fügt sich wie bei einem Puzzle ineinander, in den Auswaschungen und Rillen bewachsen mit einheimischem Bodendecker wie dem Efeu. Oliver Cromwells Kartograph beschrieb dieses ebene „Felsenauge“ als „wild und zu trocken, um jemanden zu ertränken, von keinen Bäumen durchsetzt, um jemanden aufhängen zu können, mit zu wenig Erde versehen, um jemanden zu bestatten“. Prima, jeder pflegt seine eigenen Beschreibungscharakteristika.
Und nun noch das versprochene, authentische Beispiel für einen Limerick (freigegeben für Leserinnen und Leser ab 18 Jahren):
A gentle friend of Miss Mee
Who found her neckline invitingly free
So meaning no harm
He inserted his arm
And tenderly petted ….. her knee.
Wenn auf den entsprechenden Reitturnieren tatsächlich so viel Betrieb herrschte wie hier am und auf dem „Ring of Kerry“ oder dem „Ring of Dingle“, die Veranstalter würden sich die Hände reiben. Obwohl noch nicht einmal „peak season“, also Hochsaison“ herrscht, tummelt sich bereits ein buntes und umfangreiches Touristenvölkchen auf den einzigartigen Panoramarouten. Man findet alle Spielarten der Fortbewegung, am häufigsten natürlich per Auto, Wohnmobil oder – besonders lecker auf den schmalen Straßen – Reisebussen, daneben aber auch Wanderer, Fahrradfahrer und Biker. Selbst hoch zu Ross umrunden Wagemutige die Halbinseln.
Man muss noch nicht einmal direkt auf den eigentlichen Scenic Routes rollen, um das Gedrängel genießen zu dürfen. Bereits in Kenmare, am südlichen Ende der ersten Halbinsel, stärker noch etwas nördlicher in Killarney, dem eigentlich „Tor zum Kerryring“ schieben sich die Touristen gleichsam durch die Straßen. Das Angebot ist entsprechend, die Preise auch. 5,50 Euro für zwei kleine Kugeln Eis sprechen Bände. Da sehnen wir uns schnell an der Einsamkeit der südlicheren Küstentouren zurück.
Wo es große, bekannte Ringe gibt, fallen auch immer ein paar kleine, unbekanntere ab, wie der Ring of Skellig oder der Ring of Valentia. Der eine umrundet mit seinen knapp 20km die kleine, gleichnamige Valentia-Insel im Nordwesten der Kerry-Halbinsel, die ja eigentlich Iveragh Peninsula heißt. Aber es bietet viel, dieses kleine Eiland. Neben dem Besuch der pittoresken, weit verstreuten Fischersiedlungen lohnt das Erklimmen des „Geokaun Hügels“ mit den spektakulären Fogher Cliffs.
Wanderern bietet sich ein Rundwanderweg auf halber Höhe mit späterem „Gipfelsturm“ auf rund 400m. Autofahrer können die Sandpiste hinauf fahren, wenn ihr Vehikel die knapp 30% Steigung schadlos übersteht.
Es ist der Mühe wert, denn oben gibt es nicht nur einen 360° Rundblick sondern auch „Bildung über das Mittelalter“. Wer wusste denn schon, wie man vollwertiges Mitglied der Finnai-Kriegergruppe aus dem 12.Jh. werden kann? Für eventuelle Bewerber, hier die Auswahlkriterien: „Als Finnai-Krieger musst Du Folgendes beherrschen: 1) 12 Gedichtbände auswendig rezitieren – 2) Dich gegen die Speere von gleichzeitig 19 Kriegern verteidigen – 3) Durch einen dichten Wald rennen, ohne ein einziges Zweiglein abzubrechen – 4) Über einen Stab springen, der Deine Höhe hat – 5) Unter einem Stab hindurch kriechen (Limbo-Style), der nicht höher als Dein Knie liegt – und schließlich 6) im vollen Lauf einen Dorn aus de Fußsohle ziehen“. Wie gesagt, Übung macht den Meister!
Nicht auslassen sollte man dann von dem Inselübergangsort Portmagee eine Bootstour zu den Skellig Islands. Das sind zwei knorrige Felseninseln knapp zwei Fischkutterstunden entfernt. Die eine dient als Vogelparadies für die größte europäische Basstölpelpopulation. Die Felsformation schimmert in schierem Weiß, hervorgerufen von dem Gefieder der Vögel und deren Hinterlassenschaften. Dicht gedrängt hocken sie auf denFelsvorsprüngen, streiten oder lieben sich bei ohrenbetäubendem Lärm.
Das andere Felsmonument, gut 200m schroff aus dem Wasser ragend, diente zwischen dem 7. und 10. Jh. als Sitz eines Klosters (heute: UNESCO-Weltkulturerbe). Heute hat sich an den Felshängen eine riesige Kolonie an Papageientauchern eingenistet. Mehr als 600 Steinstufen – sie sollen über tausend Jahre als sein – führen hinauf zu den Klosterruinen. Um sie zu erklimmen, bedarf es wirklicher Schwindelfreiheit, denn zum Teil geht es direkt an der Felswand entlang, ohne Geländer oder sonstige Sicherheitsmaßnahmen. Aber solch eine Kletter- und Hüpftour bleibt unvergesslich!
Ebenso gilt das auch für den Ring of Skellig, diese Berg-Panoramastrecke (gut 40km) immer entlang der steilen äußersten Westküste. Nur Glück braucht man, dass die Sicht nicht durch den häufigen Nebel beeinträchtigt ist. Umso imposanter wirken dann aber auch von der Sonne durchfluteten Felsformationen, die sich „Kerry‘s Most Spectacular Cliffs“ nennen. Sicherlich ein relativer Begriff aber in jedem Fall besuchenswert. Unterwegs gibt es als Belohnung auch etwas für das leibliche Wohl, die Skellig Chocolate Fabrik.
Und der eigentliche Ring of Kerry? Nun, er kann schon mit seiner attraktiven Schönheit prahlen. Denn nicht umsonst wird er von Reisebussen quasi gestürmt. Gleiches gilt für den etwas abseits der Küsteroute liegenden „Lakes of Killarny National Park“. Wer diese beiden Sehenswürdigkeiten bei aller oben erwähnten Touristenüberflutung auslässt, hat sicherlich Wichtiges in Irland verpasst.
Das wusste wohl auch bereits Charlie Chaplin. Im Küstenort Waterville hatte er eines seiner ständigen Urlaubsquartiere aufgeschlagen. Die Stadt hat ihm aus Dankbarkeit dafür eine Statue aufgestellt. Soviel Ruhm und Rummel erfährt der große „Befreiungspolitiker“ O’Connel nicht. Sein Geburtshaus steht zwar in Cahirsiveen, aber kaum einer nimmt Notiz davon. Tja, was die Welt wirklich interessiert!
Um wieviel ruhiger und beschaulicher als der „Kerryring“ präsentiert sich dann doch die nördliche Schwester, die Dingle Halbinsel. Sicherlich, auch hier treten sich die Touristen teilweise auf die Füße. Doch dieser Auswuchs konzentriert sich auf den Hauptort, die Hafenstadt Dingle. Der Rest, inklusive des „Ring of Dingle“ mit seiner atemberaubenden Küstenstraße, bleibt beschaulich mit seiner lieblichen Landschaft. Hier bleibt man großenteils „unter sich“, besonders an der Nordküste in den abseits gelegenen Heads und Caps.
Wer hat wohl mehr Spaß an den Wettrennen ? Die Touristen auf den Ausflugsbooten oder der Delphin „Funghi“, der sich seit nunmehr mehr als 30 Jahren in der Bucht vor Dingle-Stadt tummelt. Jedenfalls hat die „Dolphintour“ den Touch eines Wettkampfes nach dem Hase-und-Igel-Prinzip „Ick bin all dor“.
Ohne frühchristliche Kirche“ geht es auf Dingle aber auch nicht. Man entdeckt mancherorts „Bienenstöcke“ und „Boote kieloben“, alles alte Steinkirchen meistens aus dem 12./13.Jh. Die Perle unter ihnen heißt „Gallarus Oratory“ und soll bereits 1.300Jahre alt sein.
Wer diese beiden Halbinseln bereist, verfährt gut nach dem Motto: Schaue nicht auf die Uhr und zähle die zurückgelegten Kilometer. Das kann nur missmutig stimmen. Summiere die Spitzen der Felsküste, die sagenhaften Ausblicke, aber auch die heil überstanden verkehrstechnischen Begegnungsgefechte.
Diese Panoramastraße verläuft auf ca. 2.500km vom Süden Irlands, vom „Old Head“ bei Cork bis hoch oben in den Norden nach Malin Head im Donegal County Mit rund 160 „Must-See“-Sehenswürdigkeiten nennt der Tourismusminister es „einen unvergesslichen Abenteuertrip“. Wir bereisen im Moment die Südwestecke dieses Trails.
Raue, felsige Klippenlandschaft prägen die vielen Landzungen und Caps hier im Südwesten, wie z.B. den Mizen Head oder den Sheep’s Head. Um an die äußersten wind- und meeresumtosten Landspitzen zu gelangen, muss man oft mehrere Kilometer durch gebirgige, schroffe Landschaft kraxeln. Ja, die bis zu 800m hohen Berge zeichnen sich häufig durch große Felsmassive aus – eigentlich eine Landschaft, die nicht so recht ins vorgeprägte Irlandbild passt. Ebenso wenig erwartet man eine subtropische Flora. Doch es gibt sie häufig am südwestlichsten Punkt der Insel, die von Palmen gesäumten Gärten. Besonders hervorzuheben sind hierbei der „Bamboo Park“ im Hafenort Glengariff sowie gleich nebenan „Garinish Island“.
Und erst die kleinen Badeorte an diesem Küstenabschnitt. Alle wohltuend, unaufdringlich touristisch durchgestylt, egal ob Baltimore, Cobh (sprich: Cove), Kinsale oder auch Bantry. Die meisten werden von Burgen oder was von ihnen übrig blieb überragt; vielfach prägen überdimensionale Kathedralen das Stadtbild.
Die Halbinseln im äußersten Südwesten, wie die „Beara Pensinsula“ haben darüber hinaus den Vorteil, dass sie nicht so von Touristen überlaufen sind wie die nördlicheren Schwestern, die Iveragh Peninsula mit dem weltberühmten „Ring of Kerry“ oder die „Dinglenase“.
Doch hier in der Südwestecke gibt es noch die einsamen, verwunschenen Ecken, zu denen nur äußerst schmale Straßen führen. Was kümmert da der offizielle Linksverkehr, wenn der Wirtschaftsweg nicht breiter ist als das eigene Wohnmobil. Schweißperlen auf der Stirn und leicht feuchte Hände stellen sich erst bei Gegenverkehr ein, zumal links und rechts am Wegesrand nur ein tiefer, modriger Graben jegliches Ausweichen so gut wie unmöglich macht. Wie heißt es so schön? In der Ruhe liegt die Kraft!
Picken wir einige besonders besuchenswerte Highlights heraus. Natürlich hat vorchristliche Ritualkunst auch in diesem Landstrich ihre Spuren hinterlassen. Steinkreise sowie die „Standing Stones“ sind über den gesamten Landstrich hinweg zu finden.
Das Küstenort Baltimore, heute ein kuscheliges Hafenstädtchen, musste seinerzeit eine bizarr grausame Zeit durchmachen, als 1631 algerische Piraten rund 100 damalige Einwohner in die Sklaverei entführten.
Grausam zeigte sich ebenfalls Irlands schwere Hungersnot der 1840ger Jahre. Zahlreiche Missernten des irischen Grundnahrungsmittels, der Kartoffel, ließen allein in dieser Südwestregion mehr als 10.000 Menschen sterben. Das „Heritage Center“ in der Kleinstadt Skibbereen dokumentiert hervorragend dieses düstere Kapitel.
Nicht zuletzt hierin lag auch ein Grund, warum in den folgenden Jahren mehr als eine Million Iren ausgewandert sind, um sich in den USA, Kanada oder auch Australien eine neue Existenz aufzubauen. Bei der Durchleuchtung dieser Auswanderungsbewegung trafen wir auf die Ahnen bekannter Persönlichkeiten. Allen voran zu nennen sind die Urgroßeltern vom früheren amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy. Ihm zu Ehren gibt es ein eigenes „Kennedy-Arboretum“. Der dazugehörige Heritage Trail geleitet den Reisenden dann in die Kleinstadt New Ross, wo der „Dreimaster „Dunbrody“ als maßstabsgetreuer Nachbau besichtigt werden kann. Auf diesem Schiff haben die Kennedyahnen seinerzeit Irland verlassen.
Einige Dörfer weiter, in Ballyporeen, gibt es die Parallele. Dort wird an einen weiteren amerikanischen Präsidenten mit irischen Wurzeln erinnert, nämlich an Ronald Reagan. Auch seine Urahnenwiege wurde in dieser Region hier geschaukelt.
Sie alle schifften sich in dem Örtchen Cobh ein, ebenso wie dann in den 1930ger Jahren die Komikerweltstars „Laurel & Olli“ bei uns besser bekannt als „Dick & Doof“.
Cobh gilt auch als letzter Anlaufhafen für die Titanic, bevor sie auf ihre tragische Eismeerroute auslief. Und nicht weit davon entfernt, auf der „Scenic Route“ Richtung Old Head erinnert eine kleines, unscheinbares Denkmal an eine weitere Schiffskatastrophe ähnlichen Ausmaßes. Der Erste Weltkrieg in Form des deutschen U-Boot-Krieges hat auch hier sein grausames Unwesen getrieben. Im Mai 1915 wurde das Passagierschiff „Lutsitania“ von einem deutschen Torpedo versenkt. Rund 1.200 Opfer waren zu beklagen.
Soweit einige historische Mosaiksteinchen. Die Gegenwart zeigt sich erheblich aufgehellter, und das nicht nur unter dem meteorologischen Aspekt. Die Insel präsentiert sich aktuell sehr sommerlich, von Sonnenschein durchflutet bei angenehmen 20°C – immer zuverlässig zwischen den regelmäßigen atlantischen Regenschauern.
Beschaulichkeit ist angesagt an der Spitze der Beara Halbinsel. Die dortige Schwebebahn, die einzige in ganz Irland, stellt die Verbindung zur nahen Dursey Insel sicher. Mit Uralttechnik ausgestattet, kann sie auf einer Tour entweder sechs Erwachsene oder ein „großes Stück Vieh“ transportieren. Da bei unserem Besuch weder Kuh noch Schaf in Warteschlange stehen, lassen wir uns gemütlich über den rund 300m breiten, von heftigen Tidenströmungen mit Strudeln gezeichneten Dursey Sund schaukeln und genießen den Tiefenblick.
Nun ist es – bald – soweit.
Im Herbst 2014 wird unser neues Buch auf den Markt kommen.
Es war und ist wieder ein tolles Unterfangen – fesselnd die Reise in 2013, spannend die Bucherstellung, günstig der Verkaufspreis.
Und deshalb machen wir heute folgendes Angebot:
Subskriptionspreis: €12,00 (zzgl. Versandkosten), gültig bis 30.Sept.2014 bei direkter Bestellung bei uns unter wolf@leichsenring.net
Späterer Ladenpreis: €14,80 (zzgl. Versandkosten)
Die Auslieferung erfolgt unmittelbar nach Erscheinen des Buches bzw. nach Rückkehr von unserer aktuellen ca. 6-monatigen Europatour.
Weitere Informationen über unsere Neuerscheinung gibt es hier.
Zunächst bleibt der Blick aber Gott sei Dank noch frei und ungetrübt am äußersten Head Hook. Der moderne Leuchtturm trotz den Stürmen. Den in Europa ältesten (ca. 1172), längst zerstörten soll sich eine Sturmflut Mitte des 15. Jahrhunderts geholt haben. Aber auch heute noch spritzen meterhohe Wellen die felsigen Küsten empor. Besonders spektakulär wird das Naturschauspiel in den „Blow Holes“. Das sind enge Einschnitte in die Küstenfelsen, in die das Meerwasser gepresst wird und einen Ausweg nur nach oben findet. Eine kleine Extradusche ist da immer drin!
Damit endet aber auch bereits der unendliche Freiblick, denn wir begeben uns auf eine Routenschleife landeinwärts. Und hier sind die von Hecken gesäumten und von Bäumen überwölbten Straßen ja geradezu sprichwörtlich und weltbekannt. Mitunter ist es in den Hecken-/Baumtunneln auch bei strahlendem Sonnenschein intensiv finster.
Was lockt uns ins Binnenland? Ein Arboretum, ein Heritage Trail, mehrere Burgen bzw. Burgruinen und mittelalterliche Städte.
Das „JFK-Arboretum“ ehrt den ehemaligen amerikanischen Präsidenten, dessen Urgroßeltern aus dieser Region Irlands stammen. Der dazugehörige Heritage Trail geleitet den Reisenden dann in die Kleinstadt New Ross, wo der Dreimaster „Dunbrody“ als maßstabsgetreuer Nachbau besichtigt werden kann. Auf diesem Schiff haben die Kennedyahnen seinerzeit, nach der großen Hungersnot (1840ger Jahre) Irland verlassen, um sich eine neue Existenz aufzubauen. Man sieht ja, was im Lauf der Generationen daraus geworden ist.
Einige Dörfer weiter, in Ballyporeen, gibt es die Parallele. Dort wird an einen weiteren amerikanischen Präsidenten mit irischen Wurzeln erinnert, nämlich an Ronald Reagan. Auch seine Urahnenwiege wurde in dieser Region hier geschaukelt.
Mittelalter pur mit Schloss, gestyltem Schlossgarten und hervorragend erhaltener bzw. restaurierter historischer Innenstadt erleben wir in Kilkenny. Mehrere entsprechende Kirchen und Kathedralen runden das positive Bild dieses ca. 20.000 Einwohner zählenden Ortes am River Nore ab. Am besten einfach durchschlendern und genießen.
Die Wege zu den Sehenswürdigkeiten auf der Insel sind kurz, glücklicherweise bei den oft engen Straßen. Also erreichen wenig später The Rock of Cashel. Diese Felsenburg ragt weit über die Stadt hinaus und bildet einen der geschichtsträchtigsten Orte Irlands. Hier taufte der Nationalheilige St. Patrick anno 450 den damaligen König Aengus. Und warum ist das so wichtig? Diese Taufe markiert Irlands beginnende Hinwendung zum Christentum. Kleine Anekdote am Rande: Bischof Patrick durchbohrte während der Taufzeremonie mit seinem Bischofsstab den Fuß des königlichen Täuflings. Der aber sagte keinen Mucks, glaubt er doch, dass diese Vorgehensweise zum Taufakt dazugehöre.
Irland ist bekanntermaßen nicht reich an Gebirgen. Achthundert Höhenmeter bilden dabei die Ausnahme wie in den Knockmealdown Mountains, auf unserem Weg nach Süden wieder zurück an die Küste. Dieses Mittelgebirge färbt sich jetzt im aufkommenden Sommer lilarot durch den an seinen Hängen wild wuchernden Rhododendron. Das farbenfrohe Gebüsch verdrängt und durchmischt dabei das Grün der Wälder – einfach einzigartig!
Den europäischen Endpunkt des oben genannten Heritage Trails des Kennedy- bzw. Reaganahnentums finden wir in Cobh (gesprochen: Cove), dicht bei Cork. Hier liefen die Schiffe nach Amerika und Australien aus und mit ihnen rund 2,5 Millionen irische Emigranten. Neben den Präsdentenvorfahren schifften in diesem munteren Hafenstädtchen auch die beiden Filmkomiker „Laurel und Olli“ ein, bei uns besser bekannt als „Dick und Doof“.
Filmfreunde kommen ein weiteres Mal auf ihre Kosten in der Kleinstadt Youngdal (gesprochen Yawl). Diess ansonsten unbedeutende Küstenort kam einmal in seinem Leben groß heraus. Er diente als Filmkulisse für „Moby Dick“ mit Gregory Peck in der Hauptrolle.
Quasi auf dem Weg zum „Sprungbrett über den Atlantik“ trübte sich der Blick dann doch etwas, nicht etwa wegen der Tour durch die Jameson-Wiskey-Distillery in Midleton („The Jameson Experience“) sondern eher wegen der danach offerierten Verkostung. Und wer fährt dann weiter? Das städtische Tourismusbüro bietet gleich nebenan einen ansprechenden Parkplatz mit Übernachtungsmöglichkeit für Wohnmobilisten an. Da kann man sich vor dem Besuch der Stadt Cork wieder richtig in Form bringen.
Aber eigentlich benötigt man das gar nicht. Cork bietet so viel nicht, bleibt eher ein „touristisches Mauerblümchen“. Wir haben es hauptsächlich als Verkehrschaos empfunden, auch wenn wir mit der Parkplatzsuche einigermaßen Glück hatten. Die Stadt machte auf uns einen düsteren, verfallenden Eindruck. Und da sind wir wieder bei der „Tunnelatmosphäre“. Die engen Straßen mit zahlreichen hohen, renovierungsbedürftigen Altbauten ließen dieses Gefühl schnell aufkommen.
Positiv hervorheben wollen wir allerdings das „Irish Butter Museum“, in dem die Erfolgsgeschichte von der auch bei uns bekannten “Kerry Gold“ und anderen irischen Buttersorten präsentiert wird – ein in jeder Beziehung schmackhafter Besuch.
Weiter geht es jetzt mit der Südwestecke und den bekannten Halbinseln. Doch davon später mehr.
Bis dann!
Horas non numero nisi serenas
Wenn wir dabei an das Wetter denken, so sind wir doch recht schnell mit dem Zählen fertig. Wir befinden uns mitten in Wechselbädern zwischen ungetrübtem Sonnenschein und heftigen Schauern. Das Ganze gepaart mit häufig heftigem Wind bei eher noch kühlen Temperaturen. Besonders nachts bewegen sie sich ausnahmslos im einstelligen Bereich. Typisch Irland!
Glücklicherweise erwies sich das Wetterglück bei der Durchquerung der Wicklow Mountains, einer fjellartigen bis zu 800m hohen Mittelgebirgslandschaft, als stabil.
Erheblich mehr Anlässe zum Zählen bieten die Sehenswürdigkeiten an der irischen Ostküste. Tief in die Geschichte tauchen wir ein am und im Malahide Castle aus dem 12. Jahrhundert etwas nördlich von Dublin. Mehrere Jahrtausende zurück blickt man hingegen in New Grange (auch nördlich der Hauptstadt). Dort hat man ein ehemaliges, 5000 Jahre altes Felsengrab – „Newgrange“ – freigelegt und für Besucher zugänglich gemacht. Als Simultanschauspiel erleben wir den „Erhellung der Grabesgänge“ durch die Strahlen der Wintersonnenwende. Dieses Schauspiel wir jährlich jeweils am 21. Dezember in Natura geboten. Da immer nur 20 Personen die Höhlengänge gleichzeitig betreten dürfen, das Erleuchtungsschauspiel aber nicht länger als 17 Minuten dauert, sind die Teilnahmeplätze auf Jahre hin ausgebucht. Das Los entscheidet dabei über eine Teilnahme.
Tauchen wir noch einmal 4000 zusätzliche Jahre tiefer in die Vergangenheit ein. Möglich ist dieses in Wexford, im Irish Heritage Center. In diesem Freilichtmuseum wird die Besiedlung Irlands vor nunmehr 9000 Jahren dargestellt. Die ausgezeichnete Führung von der „Urzeit bis zum Mittelalter“ kann einschränkungslos empfohlen werden.
Mittelalter lautet auch das Stichwort für die ehemalige Klostersiedlung „Glendalough“ im Wicklow County. Wahrzeichen dieser ersten Christianisierungserscheinungen im 12./13.Jh. in Irland waren neben den eigentlichen Kirchen aber die ca. 20m hohen Steintürme. Sie dienten als Markierungspunkte, um Pilgern den Weg zu weisen. Somit hatte der Heilige Kevin, der diese christliche Siedlung bereits im 6.Jh. gründete, sicherlich ein gutes Werk vollbracht.
Besonders schöne Stunden können wir zählen in den „Powerscourt Gardens“, etwas südlich von Dublin gelegen. Sanssouci lässt grüßen sowohl in der Schlossarchitektur wie auch bei der Gartengestaltung. Um all diese Schönheiten genießen zu können, wie den Dolphin Pond, den Tripton Lake mit Fontäne, den Japanese oder den Wallet Garden bzw. den Rhododendron Walk, vergehen zwei Stunden wie im Flug. Als Besonderheit darf man natürlich den „Fürstlichen Friedhof“ nicht auslassen. Allerdings ruhen hier nicht der menschliche Adel sondern die Haustieren vieler Generationen, neben Hunden und Katzen auch Pferde und Kühe.
Und wir beenden den Bericht, wie angefangen, mit dem Wetter. Mit von der Sonne durchflutetem Blick auf die Irish Sea stehen wir aktuell an der Südostspitze der Insel und erfreuen uns einer unbeschreiblichen Aussicht.
Bis dann – wohl von der Südküste.
… where the girls are so pretty
Dieses berühmte irische Volkslied schwebt unaufhörlich durch die Straßen von Irlands Hauptstadt. Aber natürlich lebt Dublin nicht nur von den Geschichten der Molly Malone.
Vielmehr ist hier ein Quintett an weltberühmten Schriftstellern entweder geboren oder hat eine erhebliche Zeit seines Lebens in dieser Stadt verbracht. Wir kennen sie alle: James Joyce („Ulysses“), Jonathan Swift („Gullivers Reisen“), Samuel Beckett („Warten auf Godot“), die Gebrüder Yeats (einer war Schriftsteller, der andere Maler) und Oscar Wilde („Der ideale Gatte“). Ihnen allen sind hier Museen und Gedenkstätten gewidmet.
Eine gewisse Provinzialität kann man der 1,3-Millionen-Metropole nicht absprechen. Alles wirkt auf den ersten Blick recht gemütlich. Und selbst die Touristen scheinen noch einen Schritt gemächlicher zu bummeln, selbst auf der oft als hektisch beschriebenen
O-Connell Street. Dieser ca. 1km lange Boulevard hinunter zum Liffey River bildet das Zentrum, von dem alles ausgeht. Hier starten die Sightseeingbusse, hier kreuzen die Fußgängerzonen mit den Einkaufsmeilen, hier trifft man kaum auf Einheimische. Nicht viel anders verhält es sich im Bezirk „Temple Bar“ auf dem nördlichen Ufer.
Die anfängliche Gemütlichkeit ist in diesem Stadtviertel nicht mehr spürbar. Das Leben konzentriert sich offensichtlich nur noch auf „touristischen“ Konsum.
Es gibt ursprünglichere Ecken in der Stadt, die z.T. bequem zu Fuß erreichbar sind oder mit den
Sightseeingsystemen. The Christ Church Cathedral oder St. Patrick’s Cathedral laden ein zum Innehalten und zur Beschaulichkeit. Der Geschichte Dublin’s, angefangen bei den Wikingern, kommt man in der „Dubliana“ auf die Spur, der historischen Gerichtsbarkeit im „Kilmainham Gaol“, einem ehemaligen Gefängnis.
Die eine Seite der Medaille sind die für Tourismus herausgeputzten „Prachtstraßen“, die andere zeigt sich, wenn man zweimal um die Ecke schaut. Für Restaurierungs-, Renovierungs- und Ausbesserungsarbeiten bleibt noch viel Luft nach oben. Manche Straßenzüge und Stadtviertel können eine gewisse Düsterheit nicht verheimlichen, aufgelockert hin und wieder dann durch knallbunte Türen. Und wie mögen sich die Bewohner des Stadtviertels fühlen, denen man quasi in die Vorgärten eine riesige Eventarena gestellt hat? Sie befinden sich im eigentlichen Wortsinn auf des Lebens Schattenseite.
Schlendern wir noch einmal zurück zum Liffey River, den die Stadt kreuzenden Fluss. Am häufigsten wird er via „Ha’pennybridge“ überquert. Warum sie so heißt? Die Geschichte um den Namen zeugt von Geschäftssinn und Gerissenheit. Sie geht so: Früher hatte man zum Betreten der Brücke Wegzoll von einem Penny verlangt. Zwei Männer haben sich der Brücke genähert und gefragt, ob der Brückeneintritt auch für Gepäckstücke zu bezahlen sei. Als dieses verneint wurde, sprang der eine auf des Anderen Schultern, mutierte so zum Gepäckstück. Also überquerten die beiden die Brücke „zum halben Preis“, sprichwörtlich für einen halben Penny pro Person.
Bemerkenswert fanden wir die Besucherströme in und an den einzelnen Sehenswürdigkeiten. Die „normalen“ Attraktionen wie Kirchen und Museen waren in keiner Weise überlaufen. Anders wurde es schon auf der oben erwähnten „Ha’pennnybridge“, die Steigerung erfuhr das „Gefängnismuseum mit ehemaliger Hinrichtungsstätte“. Und wer war der Sieger? Die Guinnessfabrik, sowohl Produktionsstätte als auch besuchenswertes Museum. Lag es ausschließlich daran, dass in dem nicht überteuerten Eintrittsgeld eine Pint of Guinness enthalten war?
Sicherlich nicht nur, aber ebenso sicher trug die Aussicht dazu bei, nach „getaner Arbeit“ ein frisch gezapftes kühles Dunkelbier genießen zu dürfen, auf Kosten des Hauses. Ohne Übertreibung lässt sich behaupten, dass die Guinnessfabrik für Dublin DAS ERKENNUNGSZEICHEN, räumlich wie gefühlt, darstellt.