K&K 57 – Anchor Away – Ein Reef -Erlebnis

Wie gesagt, für Reef -Touren aller Art können wir allein von CAIRNS aus unter mehr als 600 Angeboten wählen. Je nach verfügbarer Zeit, Ziel und Geldbeutel stehen Touren für halbe oder ganze Tage zur Verfügung, mit und ohne Tauch- oder  Schnorchelgelegenheit. Wir greifen auf Bewährtes zurück  http://www.adventurefree.com.au  und freuen uns, unseren Anbieter der früheren Fraser Island  http://www.fraserfree.com.au   auch im Programmspektrum wiederzufinden. Nach der damaligen Erfahrung mit diesem Touranbieter könnte die Reef Tour http://www.reeffree.com.au  ja eigentlich auch nicht schlechter ausfa llen.

Gedacht, getan – die für uns passende Tour ist dann schnell gefunden. Offiziell nennt sie sich „1 Day Reef Magic Moore Tour from Cairns“. Der Abfahrtsort ist leicht zu finden, denn sämtliche Reef Touren starten am Reef Fleet Terminal in Cairns City.

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Bei strahlendem Sonnenschein legt der Katamaran um 9 Uhr ab. Ziel ist eine Meeresplattform rund 50km von der Küste entfernt. Die Größe des Schiffes (bis zu 230 Gäste) lässt den Wellengang kaum spüren. Das Publikum setzt sich aus allen Altersklassen zusammen, vom Kleinkind bis zum Senior. Eine ausgezeichnete Check-In-Organisation vermeidet jegliches Gedränge unter den an diesem Tag rund 180 Mitreisenden. Die milde Morgensonne lockt uns und viele andere auf das Oberdeck.

Pünktlich starten wir in die Coral Sea, wie der Südpazifik hier auch genannt wird. Sobald der engere und weitere Hafen hinter uns liegen, nimmt der Katamaran volle Fahrt auf. Denn die 50km wollen in knapp 90 Minuten geschafft sein. Werden sie auch! Schon eine Viertelstunde später verschwindet die Küstenlinie im Dunst, bleibt nur noch endloser Meereshorizont.

Bewegung im Wasser
Bewegung im Wasser

Wir nutzen die Zeit, um uns mit den Möglichkeiten auf der Meeresplattform näher vertraut zu machen. Wir könnten z.B. einen Einführungskurs „Tauchen und/oder Schnorcheln“ belegen. Gemächlicher erscheinen uns dann die zusätzlichen Touren von der Plattform aus in einem Glasbodenboot/ Glass Bottom Boat oder einem Halb-U-Boot / Semi Submersible aus. Sie haben den Vorteil, man muss sie nicht extra noch buchen. Hier geht es nach dem Prinzip „first come, first served / Wer zuerst kommt, kriegt die Braut“. Außerdem laden jede Menge Sonnenliegen zum Relaxen ein.

Während der Fahrt werden, außer mancher Verhaltens- und Sicherheitsbelehrung für den Notfall, über TV-Schirme eindrucksvolle Bilder und Filme über das Great Barrier Reef gezeigt, welches als Marine Park Schutzstadium genießt. Wenn man bedenkt, dass sich das Reef über 2.000km in Nord-Süd-Richtung (manche behaupten sogar bis 3.000km) erstreckt, so ist die damit verbundene Herkulesaufgabe gut vorstellbar. In Ost-West-Richtung liegen manche Korallenriffe so weit von der Küste entfernt, dass sie per Flugzeug oder Helikopter erst nach drei Stunden erreicht werden können, also mehrere hundert Kilometer.

Blick vom Ponton
Blick vom Ponton

Unmerklich nähern wir uns dem avisierten Ponton. Wie muss man ihn sich vorstellen? Er ist eine All-Wetter-Meeres-Plattform, die im Meer verankert liegt, ähnlich einer Ölplattform. Auf ca. 150m x 30m ist alles Notwendige untergebracht. Ein teilweise beschattetes Sonnendeck befindet sich auf der oberen Etage. Seitlich legen wir an. Der Katamaran steht die gesamte Zeit über ebenfalls als Aufenthaltsort zur Verfügung. Also ist keinerlei Gedrängestress angesagt. Jeder sucht sich seinen Platz mit Liegestuhl oder Tischkombination. Hiervon sind mehr als genug vorhanden. Die aktiven Taucher und Schnorchler sehen zu, dass sie so schnell wie möglich in ihre Anzüge kommen und die Ausrüstung vorbereiten. Die freundliche und zuvorkommende Crew hat nun alle Hände voll zu tun: Taucher betreuen, die oben genannten Zusatzboote fahrbereit machen, die Versorgung für das leibliche Wohl sicherstellen. Und schließlich kreist auch noch ein Hubschrauber über unseren Köpfen mit der Offerte, das Reef „von oben“ zu betrachten. In erstaunlich kurzer Zeit ist alles startklar.

Umgeben ist die Plattform von der bunt schillernden Reefwelt. Teilweise ist ihre Korallenstruktur bereits schon vom Ponton aus erkennbar. Wir wollen näher heran und tiefer eintauchen.

U-Boot Einstieg
U-Boot Einstieg

Vergleichbar mit der Perspektive eines Schnorchlers gleiten wir zunächst im Glasbodenboot über die Korallenwelt. Dicht unter uns erkennen wir deutlich wundervolle Korallengärten, riesige Muscheln oder auch bunt schimmernde Fischschwärme. Manche Meerespflanzen ähneln gigantischen Pilzen, ausgewachsenem Blumenkohl oder dem Geäst eines dichten Gebüschs. Gelb-grünes Seegras wiegt sich in der Strömung unaufhörlich hin und her. Nach 30 erlebnisreichen Minuten legen wir wieder am Ponton an.

Reef Landschaft
Reef Landschaft

Nunmehr steigen wir eine Stufe tiefer in das Meerwasser hinein. In dem Halb-U-Boot schwimmen wir jetzt unterhalb der Wasseroberfläche, also in Tauchposition. So nähern wir uns bis auf wenige Zentimeter den Korallengebilden und Fischschwärmen. Nur eine dicke Glasscheibe trennt uns noch von den Naturwundern. In der Tiefe sind bei vielen Korallen blaue Spitzen erkennbar. Bei diesen Spitzen handelt es sich um neu entstehende Korallengebilde, ähnlich den hellgrünen Blättern bei austreibenden Bäumen und Büschen. Erstaunlich schnell setzt auch Dunkelheit in der Tiefe ein. Nicht viel mehr als fünf Meter werden durch Sonne und Tageslicht gänzlich erhellt. Erfreulicherweise wachsen die Korallen bis kurz unter die Wasseroberfläche, bleiben in der Regel also gut sichtbar. Auf den kleineren und größeren gelb reflektierenden Sandflecken filtern jede Menge Seegurken ihre Nahrung aus dem Wasser. Vielfarbig schimmernde Schwärme kleiner Fische wuseln durchs Korallengebüsch. Hin und wieder schwimmt eine Schildkröte vorbei. Kurz und gut, die Meeresnatur des Reefs breitet ein großes Spektrum ihres Lebens vor unseren Augen aus. Auch diese Tour dauert ca. 30 Minuten.

U-Boot-Blick
U-Boot-Blick

Während beider Bootsfahrten erläutert ein Meeresbiologe das Reef und seine Gegebenheiten. So bleibt es eben nicht nur beim Anschauen. Sondern die Touren werden dank fundierter Erklärungen ergänzt durch den Aspekt des Verstehens über Entstehungsgeschichte, Funktionsweise aber auch Bedrohung dieses Weltnaturerbes.

Mittlerweile naht die Lunch Time. Gab es auf der Hinfahrt bereits den Morning Tea / Coffee mit kleineren Leckereien, wird auf dem Ponton nunmehr ein wahrhaftig umfangreichen Lunch Buffet kredenzt. Nudelfans, Fleischgenießer oder auch Vegetarier, alle kommen zu ihrem Recht an der 10m langen Selbstbedienungstheke. Kaffee, Tee und Quellwasser stehen auch weiterhin, den ganzen Tag über kostenfrei zur Verfügung. Andere Softgetränke, Wein und Bier können gekauft werden.

Für den weiteren Tagesverlauf muss es nicht bei den einmaligen Reef-Beobachtungstouren bleiben. Sowohl das Glass Bottom Boat wie auch das Semi Submersible bieten über den Tag verteilt je vier bis sechs Touren an. Jeder kann, so oft er möchte, daran teilnehmen. Langweilige Wiederholung? Überhaupt nicht, denn Fauna und Flora unter Wasser sind stetigen Änderungen unterworfen. Waldspaziergänge z.B. in immer dem gleichen Flurstück lassen ja auch immer wieder Neues entdecken. Eine ausgeklügelte Taktung der Bootsfahrten vermeidet Wartezeiten. Wir erhalten ausnahmslos immer sofort einen Platz.  So ergötzen wir uns weitere Male in und an der Unterwasserwelt.

Rückfahrt
Rückfahrt

Vor lauter Aktivitäten merken wir gar nicht, wie die Zeit verläuft. Gegen 15.30 Uhr wird  zur Rückfahrt aufgerufen. Die letzten Taucher und Schnorchler pellen sich aus ihren Ausrüstungen. Glass Bottom Boat und Semi Submersible machen ein letztes Mal am Ponton fest, bevor sie zur Nachtruhe verankert werden. Der Helikopter verabschiedet sich mit einem Schwenkgruß und verschwindet dann Richtung Festland. Und im wahrsten Sinne des Wortes: Der Letzte macht das Licht aus. Der Katamaran nimmt Fahrt auf, so dass bald  auch wieder die bewaldeten Küstenberge in Sichtweite erscheinen. Cairns‘ Hochhäuser werden in der bereits untergehenden Nachmittagssonne erkennbar. Gegen 17 Uhr laufen wir im Hafen ein.

Reef Magic Tour
Reef Magic Tour
Fraser Island Tour
Fraser Island Tour

Im Fazit können wir diese Reef Tour nur empfehlen. Preis- Leistungsverhältnis sind gut ausgewogen, zumal die Touren mit Glass Bottom Boat und Semi Submersible sowie das Lunch Buffet und Kaffee / Tee im Preis inbegriffen sind. Wie auch bereits bei der Fraser Island Tour haben wir einen faszinierenden Tag erlebt. Der Rückgriff auf Bewährtes hat sich ausgezahlt. Oder nennen wir es doch einfach:

Never Change A Winning Team! 

http://www.reeffree.com.au   +   http://www.fraserfree.com.au

 

K&K 56 – Tjapukai&Pamagirri – Cairns einmal anders

Wer nicht ausschließlich auf Beach-Tourismus und das Riff fokussiert ist, findet in und um CAIRNS herum noch eine ganze Palette anderer Anlaufstationen, um Land und Leute kennen zu lernen. Ein wenig versteckt sich bereits im Titel Berichtes.

Tjapukai-Begrüßungsszene
Tjapukai-Begrüßungsszene

Viel erfahren wir z.B. über die Tjapukais. Sie sind ein Aboriginal Stamm, der hier im Norden,  in den Wet Tropics of Queensland seit Jahrtausenden siedelt. Per Gesetz haben sie nach Vertreibung durch europäische Siedler im Jahre 2004 viele Landstriche als Eigentum zurück erhalten. Früher waren sie Arbeiter auf den Kaffeeplantagen, heute sind sie oftmals deren Besitzer.

 

Eine gute Möglichkeit, sich über die Tjapukais zu informieren, bietet das Indigenous Cultural Center im Norden von CAIRNS. Bezeichnenderweise prangt über dem Eingangsportal die Inschrift „TjapukaiWhere Australia Begins“. Das mag schon so stimmen, wenn man bedenkt, dass dieser Stamm seit rund 40.000 Jahren hier ansässig ist. Der Besucher kann unter verschiedenen programmatischen Touren auswählen, aber auch alle miteinanderkombinieren.  Neben einer sehenswerten Ausstellung mit Aboriginal Kunst widmet sich das Bulurru Theater der Schöpfungsgeschichte, hier Storywaters genannt.

Feuerzeremonie
Feuerzeremonie

Bulurru wird als oberster Schöpfer der gesamten Welt angesehen. Ein Kurs im Bumerang-Schnitzen und Bemalen fehlt ebenso wenig wie Vorführungen in deren Gebrauch. Speerwerfen und Handhabung anderer Waffen sind hierin inbegriffen. Natürlich fehlen auch nicht diverse Gesangs- und Tanzdarbietungen. Das Orchester setzt sich dabei aus Didgeridoo und hölzernen Instrumenten zusammen. Diese klingen wie tiefe, vibrierende Orgelpfeifen. Besonders romantisch wird es dann bei den abendlichen Veranstaltungen. Wir besuchen eine solche. Wer möchte, kann sich originales Tjapukai Facepainting aufmalen lassen. In der Begrüßungszeremonie wird noch einmal die Symbolik von düsterer Regenzeit und sonnendurchfluteter Trockenzeit erläutert. Im Regenwald-Theaterzelt gibt es dann in einem Originalsetting ein Corroboree. Gemeint ist damit eine traditionelle Zeremonie, die die Aborigines in Australien zu besonderen Anlässen abhalten. Es sind Veranstaltungen mit Tanz, Musik, Gesang und Körperbemalung. Teile der Corroberees gehen auf die Schöpfungsgeschichte der Traumzeit zurück. Ein besonderer Schwerpunkt der Tanzdarbietungen lag in imitierender Pantomime von Tieren wie Emu, Kasuar, Känguru oder auch Schlange.  Anschließend werden wir in einem Fackelzug zur Lakeside Fire Ceremony geleitet. Wie in Urzeiten wird das Feuer mit Holzquirl und trockenem Gras entzündet. Dazu gibt es den Feuertanz und die Feuermusik. Die gesamte Zeremonie endet in einem riesigen Feuerball, der zum Himmel aufsteigt. Wen es nach so viel Kultur nun hungert und dürstet, kann sich auf ein erlesenes Erdofenmahl freuen. Erlesene Speisen und Getränke stehen zum Genuss bereit. Besonders die exotischen Salate, der gedünstete Barramundi (Fisch) und das Kängurufleisch finden regen Zuspruch. Dazu wird neben Wein der Daintree Tea gereicht. Tjapukai–Kultur, spirituell und handfest, rundum ein gelungener Abend.

Green Island Cruise
Green Island Cruise

Unter der Überschrift „Cairns einmal anders“ wollen wir aber auch gern eine besondere Reef Tour vermerken, nämlich die zur Green Island. Nach der sehr positiven Erfahrung mit der Harbour Sunset Cruise (www.cairnsharbourcruises.com.au ) liegt es nahe, sich dem Unternehmen der Wallace Family noch einmal anzuvertrauen. Unter den verschiedenen Angeboten wählen wir die Halbtagstour. Es gibt auch Ganztagestouren.

Abgestorbener Korallenteil
Abgestorbener Korallenteil

Das Besondere daran ist, dass die Tour zu einer der wenigen bewohnten Reef Inseln führt. 30km von der Küste entfernt erhebt sich allmählich ein kleiner, stets grüner werdender Streifen am Horizont. Eigentlich handelt es sich ja lediglich um ein Inselchen, denn in rund 30 Minuten hat man sie zu Fuß umrundet. Weniger als 2m ragt sie aus dem Meer heraus. Entstanden ist sie durch absterbende Korallen, die sich im Laufe der Jahrtausende immer höher übereinander gestapelt haben, bis sie aus der Wasseroberfläche hervor lugten.

Green Island Silhouette
Green Island Silhouette

Das bedeutet auch, dass die Insel weiter wächst. Allmählich entstand fruchtbarer Mutterboden aus dem Korallenkompost, so dass die gesamte Insel heute von dichtem tropischen Regenwald bedeckt ist. Es bedarf kaum noch einer Erwähnung, dass dieses Naturkleinod zum Weltkulturerbe und Nationalpark erklärt wurde. Bewohnt wird es von einer Hotelanlage und ihren Gästen,  belebt von den Tagesausflüglern .

Auf Augenhöhe
Auf Augenhöhe

Wie verbringt man einen halben Tag auf einem so winzigen Eiland? Strandleben ist angesagt, Tauchen und Schnorcheln selbstverständlich auch. Die Tauch- und Schnorchelangebote liefert das Unternehmen gleich mit. Nichttaucher müssen auch nicht auf „Unterwasser-Erfahrung“ verzichten, optisch wie gefühlt. Der Tour-Anbieter hat an alles gedacht. Im Glassbodenboot gleiten wir über die Korallen. Das glasklare Wasser liefert hervorragende Einblicke. Eine Etage tiefer sitzen wir dann in einem Quasi-U-Boot unterhalb der Wasserkante.

Coral Reef
Coral Reef

Die jeweils 30minütigen Touren liefern aufregende Meeresbilder. Noch ein kurzer Spaziergang von höchstens 8 Minuten Dauer über den zentralen Bordwalk durch den Tropenwald, schon geht es wieder zurück an den imposanten Anlegesteg. Wer sich einen besonderen, gelungenen Reef-Genuss gönnen möchte, dem empfehlen wir diese Green Island Tour (www.greenisland.com.au).

Green Island
Green Island

Wir wollen mal wieder über das von uns so geliebte Freedom Camping berichten. Wegen des hohen Tourismuscharakters in und um CAIRNS befinden sich überall in der Stadt, an den Stränden und auf den Waldparkplätzen „No Overnight Parking“-Schilder. Die Schilder allein würden ja gar nicht so sehr stören. Doch das freie Übernachtungsverbot wird intensiv kontrolliert. Nicht gleich mit Bußgeldandrohung, wenn man den Platz dann verlässt, immer mit einem höflichen Hinweis auf den nächsten Campingplatz, aber doch sehr konsequent mit späterer Nachkontrolle. Wir nehmen diese Situation zum Anlass, um auf einen sehr guten Campingplatz in Innenstadtnähe hinzuweisen.

C-Platz Cairns
C-Platz Cairns

Cool Waters Holiday Park (www.coolwatersholidaypark.com.au) liegt trotz seiner Stadtnähe ruhig und idyllisch am Freshwater Creek, eingebettet in eine dichte Palmenwelt. Kein Verkehrslärm dringt an das nächtliche Ohr, nur das Gekrächze der Nachtvögel. Preislich unterscheidet er sich, bei seiner komfortablen Ausstattung und Lage, positiv nach unten von den städtischen Mitbewerbern. Doch bei aller C-Platzidylle, die wir dann ausnahmsweise auch einmal in Anspruch nehmen, gibt es in und um CAIRNS immer noch dieses und jenes versteckte Plätzchen für Freedom Camping.

Pamagirri
Pamagirri

Der zweite nennenswerte Aboriginal Stamm in der CAIRNS-Region heißt Pamagirri. Wir müssen gar nicht so weit aus CAIRNS herausfahren, um auf ein erlebenswertes Cultural Heritage dieses Stammes zu stoßen. Nach 10km Richtung KURANDA stoßen wir auf die Rainforest Station, in der wir am Pamagirri Aboriginal Experience teilnehmen können. Die Führung nennt sich Dreamtime Walk, gibt ebenfalls eine Einführung mit Eigenversuchen in der Handhabung von Bumerang und Speer. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Herstellung der Didgeridoos. Sie bestehen ja eigentlich nur aus einem innen verfaulten bzw. ausgehölten dünnen Baumstamm. Je nach Länge und Umfang des Stammes bilden sie die verschiedenen Klänge und Tonhöhen. Im Rainforest Theatre präsentieren Stammesangehörige unterschiedliche Tanzvorführungen. Dabei spielen die Tiere wiederum die Hauptrolle. In diesem Fall hat man es mit einem besonders einprägsamen Tanz auf die ewig lästigen Moskitos abgesehen. Als symbolisch bedeutend werden die Rainbow Snake und die Carpet Snake hervorgehoben. Die erstere gilt als Symbol allen Lebens. Sie schlängelt sich von Wasserloch zu Wasserloch und schillert dadurch in den Farben des Regenbogens. Die andere Schlange kann so viele „Teppichmuster“ zur Tarnung annehmen, dass sie  unerkennbar in der Natur ist und damit als gefährlich gilt.

Amphibien-Fahrzeug-Tour
Amphibien-Fahrzeug-Tour

The Rainforest Station (www.rainforest.com.au) trüge aber nicht diesen Namen, hätte es nicht auch noch andere Aufgaben und Ziele. Als Sanctuary für Koalas, Wombats, Schlangen und Reptilien aller Art, aber auch für Süßwasserkrokodile, Tasman Devils und seltene Vogelarten wie den Tawny Frogmouth macht es sich um die Fauna verdient, auch um die bedrohte Flora des Regenwaldes. Dem Gast ganz nahe gebracht wird tropischer Regenwald auf der 30minütigenTour in einem Amphibienfahrzeug / Army Duck Tour. Wohin kein menschlicher Fuß mehr treten kann, das mit Elektromotor betriebene Fahrzeug fährt hinein in die Sumpflandschaft, klettert hinauf die steilen, dicht bewachsenen Hänge oder schwimmt über die Urwaldteiche. So kann Kultur- und Umweltpädagogik auch aussehen: Gelungener Spaß mit Erziehungscharakter.

Chrystal Cascades
Chrystal Cascades

Bleiben wir zum Schluss noch ein wenig bei attraktiven Naturschauspielen. Denn auch hiermit ist die nähere Umgebung von CAIRNS recht gut ausgestattet. Die Barron Falls können eben nicht nur vom Skyrail  oder von der Scenic Railway aus betrachtet werden (vgl. K&K 54 – grün nach oben). Sondern sie können auch erwandert werden von KURANDA aus. Rund 18km nordwestlich des Stadtzentrums treffen wir auf den bilderbuchhaften Lake Placid, eingebettet in den Barron River National Park. Schließlich lohnt auch noch der 4km lange Spazierweg entlang der Crystal Cascades mit seinen bei Schwimmern sehr beliebten, da Krokodil-freien Rock Pools.

CAIRNS – eine Stadt von monokulturellem Reef-Tourismus?  Mitnichten!  Eine kleine Auswahl an Alternativangeboten konnten wir in diesem Kapitel aufzeigen. Im kommenden Bericht wollen wir uns dann aber ausführlicher einer Reef Tour widmen.

K&K 55 – Anker werfen

Wir verlassen CAIRNS erst einmal und fahren gen Norden.

Richtung Cooktown
Richtung Cooktown

Denn die Stadt mit dem umliegenden Regenwaldareal steckt in einer so tiefen und tagelangen Regenperiode, dass Ausflüge z.B. ins Great Barrier Reef oder Ähnliches ziemlich sinnlos sind. Deshalb steuern wir nunmehr COOKTOWN an, das Tor zum Cape York. Und siehe da, kaum sind wir die Straße hinauf zu den 300m – 400m hohen Tablelands geklettert, reißt der Himmel auf. Die Great Dividing Range erfüllt ihre Funktion als Wetterscheide einmal mehr.

Rund 300km legen wir zurück auf dem Mulligang Highway. Zwei Dörfer und eine Siedlung müssen als zivilisatorische Ausbeute herhalten. Ansonsten nur pittoreske Bergwelt mit gelegentlichen Lookouts. Keine Spur mehr von dichtem Regenwald. Sonnendurchfluteter Mischwald  schmückt die Berghänge bei angenehmen winterlichen Temperaturen um die 25°C.

Cooktown Promenade
Cooktown Promenade

Der Stadtname COOKTOWN spiegelt das gesamte Besichtigungsprogramm dieses kleinen Küstenortes wider. Man lebt hier mit und von James Cook. Am 17. Juni 1770 hat der berühmte Seefahrer hier Anker geworfen, was allerdings nicht ganz freiwillig geschah. Nachdem er auf ein Riff aufgelaufen war, zeigte sein Schiff, die Endavour , so starke Beschädigungen, dass er sie nur noch mit Mühe in die sichere Flussmündung, heute Endavour River genannt, navigieren konnte. Die Reparaturen dauerten gute sechs Monate, während derer er vielerlei Forschung betrieb. Obendrein verhandelte er, offensichtlich sehr geschickt, mit den dortigen Aborigines, damit diese ihn und seine Crew nicht gleich als Feind bekämpften. Im Ergebnis statteten sie das Schiff später dann auch mit Proviant aus. Captain Cook hinterließ also tiefsitzende Spuren, welche den Einwohnern der heutigen Stadt den regen Besucherstrom verschaffen.

Man poliert das Andenken an den Seefahrer aber auch in vielen Schattierungen auf. Allem voran ist das James Cook Museum zu nennen. Voller Stolz ist in ihm, neben vielen anderen Schiffsuntensilien, der orginale Anker der Endavour ausgestellt, nebst einer Schiffskanone. Dieser Anker war bei der seinerzeitigen Havarie abgerissen und konnte in den 1960ger geborgen werden. Weitere Prunkstücke von der Cook-Havarie sind die originalen Logbuchaufzeichnungen des Kapitäns.

Cooktown
Cooktown

Aber auch außerhalb des Museums treffen wir auf Schritt und Tritt auf den Entdecker. Die Uferpromenade zieren eine James Cook Statue, eine weiteres James Cook Monument und der Pfahl, an dem das Schiff dann zur Sicherung festgebunden wurde. Fast unauffällig, mit der Gefahr, übersehen zu werden, schlummert ein weiteres Relikt vor sich hin, The Queen’s Steps. Sie datieren allerdings aus der Neuzeit, d.h. aus dem Jahr 1970, als die heutige englische Königin Elizabeth II zur Eröffnung des James Cook Museums extra anreiste.

Was heute weltberühmtes Museum ist, diente vorher als Nonnenkloster der Mercy Sisters aus Irland. Gern gedenkt man ihres Engagements besonders in Sachen Schulbildung und Gesundheitswesen, welches beides auch heute noch ausgeübt wird. So spannt sich im Museum der parallele rote Faden in der Form, dass jeder ehemalige Klosterraum entsprechend gekennzeichnet ist.

Vergessen wollen wir auch nicht die dritte Ausstellungskomponente des Museums, der Abteilung über China. Um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert, der Ära des dortigen Gold Rush lebten in der Stadt rund 18.000 Chinesen. Sie waren meist als Arbeiter, Träger besonders aber als Kaufleute tätig. Wenn man die heutige Einwohnerzahl von 2.300 dagegenhält, lässt sich leicht vorstellen, was für ein boom dieser Gold Rush nach sich zog.

Wir folgen ein letztes Mal den historischen Spuren von James Cook und klettern auf den Grassy Hill. Von hier aus, mit 360° Rundblick auf 150m Höhe legte er dann die weitere Route durch das Reef und die zahlreichen Sandbänke fest. Für uns ist das Navigieren auf der Straße heute erheblich einfacher. Zum einen gibt es bis COOKTOWN eigentlich nur den erwähnten Highway. Zum anderen befindet dieser sich in einem ausgezeichneten Zustand ohne wirkliche Havariegefahr, es sein denn mit den unzähligen Rinderherden am Straßenrand.

Richtung Cape Tribulation
Richtung Cape Tribulation

Der Entdecker lässt den Reisenden nicht los. Rund 80km südlicher hat er eine weitere Duftmarke gesetzt, am Cape Tribulation. Denn in diesen Gewässern rammte er zum ersten Mal eines der Korallenriffe und steckte teilweise fest. Was lag da näher, als diesen Ort als „Kap voller Kummer“ zu bezeichnen.

Heute genießen wir es als „Kap voller Freude“. Der Weg dorthin, von COOKTOWN aus, führt auf zwei Routen. Entweder nimmt man die Sandpiste direkt an der Küste. Sie ist allerdings nur für Allradfahrzeuge empfohlen. Oder man fährt wie wir zunächst im großen Bogen, aber auf geteerter Straße zunächst drum herum, um dann nahe PORT DOUGLAS wieder die Nordrichtung für rund 60km einzuschlagen. Wenn man direkt aus CAIRNS kommt, verläuft die Route gleich, eben nur genau anders herum.

Cape Tribulation
Cape Tribulation

Was macht das Cape Tribulation so reizvoll? Zunächst liegt es in dem riesigen Regenwald  Daintree National Park. Dieser Park ist von der UNESCO unter der Bezeichnung „Wet Tropics“ als Welterbe geschützt. Von        PORT DOUGLAS aus benötigen wir noch gut zwei Stunden Fahrtzeit (für 60km!). Die Straße ist bergig, eng und gewunden. Sie führt meistens direkt an der Küste entlang durch dichten, urwüchsigen Regenwald. Obwohl wir nur wenige Meter von Strand entfernt fahren, bleibt der Blick wegen der Urwalddichte häufig versperrt. Damit haben wir das Markenzeichen dieses Küstenabschnittes genannt. Hier küssen sich Urwald und Meeresküste. Glücklicherweise gibt es zahlreiche Park- und Picknickmöglichkeiten mit direktem Strandzugang. Man hat einfach Durchgänge in das Dickicht geschlagen. Diese Form des unmittelbaren Aufeinandertreffens von Wald und Meer macht einen Strandaufenthalt in der schwülen Tropenhitze recht erträglich. Der Körper ist nicht einer direkten Sonnenbestrahlung ausgesetzt. Dafür ruhen wir bei leichter Brise im Schatten der Palmen und Baumfarne.

Urwald küsst Meer
Urwald küsst Meer

Der Touristenansturm hält sich jetzt zur beginnenderTrockenzeit ziemlich in Grenzen, trotz ausgeprägter Infrastruktur. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Straßenroute unterbrochen wird durch die Fähre über den Daintree River bzw. das konventionelle Autos und Wohnmobile ohne Allradantrieb in der kleinen Cape Tribulation Siedlung umkehren sollten. Allerorts, sowohl am großen Daintree River aber auch an den vielen kleinen Bächen und Wasserläufen wird vor Krokodilen gewarnt. Der Daintree National Park gilt als von den Reptilien gut bevölkertes Habitat.

Entdeckt man sie in der freien Natur? Wir raten von einer Expedition in die unberührte Natur auf eigene Faust ab. Es gibt bessere Möglichkeiten. Entlang des Flussufers und besonders in Richtung Daintree Village bieten einige Unternehmen Croc Adventure Cruises an. Das Kleingedruckte in den bunt schillernden Broschüren und Flyer gibt den Aufschluss. Wir werfen Anker bei Bruce Belcher’s Daintree River Cruises (www.daintreerivercruises.com.au). Warum? Eine 98%prozentige Krokodil-Sichtungsmöglichkeit klingt einigermaßen vertrauenserweckend, bleibt das 2%ige Restrisiko. Dieses fängt das Familienunternehmen auf durch das Angebot, die einstündige Flusstour gratis wiederholen zu können, bis jeder das gewünschte Wildllife erspäht hat. So eine Offerte darf man sich nicht entgehen lassen, zumal es pro Tag insgesamt sechs Touren gibt. Die ebenfalls als „Gastgeschenk“ dargereichten kleinen Leckereien und Getränke sind auch nicht zu verachten. Und zum Mittag spendiert er mit der Tour sogar einen Lunch aus „Pie & Getränk“. Soweit zu den kollateralen Annehmlichkeiten.

Familienfoto
Familienfoto

Die Tour selbst ist ein Volltreffer. Ein halbes Dutzend sich sonnender, schwimmender oder tauchender Krokodile können wir aus nächster Nähe sichten, darunter ein Weibchen mit höchstens 10-14 Tage alten Jungtieren. Den Daintree National Park bevölkern die Estuarine Crocodiles.  Sie gelten als die größten und gefährlichsten Salzwasserkrokodile Australiens und  haben bereits ikonenhaften Status erreicht. Unser größtes gesichtetes Reptil misst immerhin rund 5m Länge. Der Rekord soll bei 8,4m liegen. Über diese Tour können wir nur schreiben: Toll, erlebenswert, a must do.

Dann wird es erst einmal wieder unaufgeregter. Die größeren und kleineren Küstenorte haben sich für die Trockenzeit, d.h. Tourismussaison, offensichtlich gut gerüstet. Besonders positiv fällt uns hierbei PALM COVE auf mit seiner Strand-Palmen-Allee. Aber auch PORT DOUGLAS kann punkten mit seinem Four-Mile-Beach.

Wir kehren zurück in die unwegsame Natur des  Daintree National Park. An seinem Südende, unweit des Dorfes MOSSMAN, folgen wir der Beschilderung Mossman Gorge. Nach vier Kilometern endet die Fahrt an einem großen Besucherzentrum. Ab hier geht es nur noch per Shuttle Bus weiter, wieder hinein in das Urwalddickicht, den Berg hinauf zu einem Waldparkplatz. Der anschließende drei Kilometer lange Rundwanderweg führt uns meistens auf einem Bordwalk an dem schluchtenartigen Daintree River entlang, dort, wo der Fluss sich  noch kaskadenartig in die Tiefe stürzt – ohne Krokodile. Einmal mehr können wir so die Dichte, Feuchtigkeit und Schwüle dieses Naturerbes spüren.

Mossman Gorge
Mossman Gorge

Das Thema „Crocs“ lässt den Besucher dieser Region nicht los. Auch uns nicht, und wir statten der Croc Farm & Zoo – Hartley’s Crocodile Adventures einen halbtägigen Besuch ab (www.crocodileadventure.com). Weit müssen wir nicht fahren, denn diese Mischung aus Tierpark, Tierfarm und Krokodilzuchtanstalt liegr unweit von PORT DOUGLAS auf dem Weg zum Daintree National Park.

Croc Feeding
Croc Feeding

Sicherlich spielt der Aspekt über die Vermarktung von Krokodilen (Fleisch, Leder) für das Familienunternehmen eine große wirtschaftliche Rolle. Doch die Historie der ungezügelten Krokodiljagd der Vergangenheit hat zu den Farmhaltungen geführt. Bis 1970 gab es keinerlei Einschränkungen bei der Jagd auf diese Reptile, mit dem Ergebnis der fast völligen Ausrottung. Per Gesetzgebung konnten sich dann ab 1974 solche Krokodilfarmen installieren mit der gleichzeitigen Auflage eines Arterhaltungsprogramms. Seither hat sich der Krokodilbestand wieder erholt.

Wie gesagt, Hartley bietet beides, Farm und Tierpark, in dem dann ebenfalls Koala, Schlangen, Kasuare, Wallabies und unzählige bunt gefiederte Vogelarten zu finden sind. Ein ausgeklügeltes Programm bietet für jeden etwas: Wetland Tour mit Kasuar Fütterung, Schlangenreport, Koalagespräch und –fütterung, Farmtour oder auch einen Besuch im pädagogischen Zentrum. Alle diese Angebote zentrieren sich jedoch um das Hauptaugenmerk „Krokodil“ herum. Auf einer Bootsfahrt auf dem See des Feuchtgebietes erblicken wir wiederum eine große Anzahl an Crocs. Getrennt nach Salz- und Süßwasserkrokodilen gibt es mehrmals täglich öffentliche Fütterungszeremonien.  Als Höhepunkt wir die Croc Attack Show veranstaltet. Bei allem sensationsverdächtigen Anschein dieser Vorführung (täglich 15Uhr) werden viele wissenswerte Vorsichtsmaßnahmen in von Reptilien bewohnten Gebieten vermittelt. Auch den Besuch bei Hartley können wir ohne Einschränkungen weiterempfehlen.

CAIRNS nördliche, tropische Region ist kein Tagesausflug. Man muss ja nicht gleich wie Captain Cook für sechs Monate den Anker werfen. Aber mindestens eine Woche bietet sich an, um typische Facetten auszuleuchten.

Palm Cove
Palm Cove

Um auch CAIRNS als Hotspot für Great Barrier Reef Touren nicht nur auf diesen einen Blickwinkel zu reduzieren, werden wir im nächsten Bericht auch einmal einen anderen Blick auf Stadt und nähere Umgebung werfen.

REISEBERICHTE über AUSTRALIEN-Neuer DiaVortrag

Emu DSCN0230Aller guten Dinge sind drei.

Ein dritter Reisebericht / DiaVortrag über unsere Australienrundreise kann nunmehr abgerufen werden. Er trägt den Titel:

AUS 3 – In den Tropischen Norden – Australiens Ostküste

Mehr Informationen hierüber gibt es hier.

Und unter der Rubrik „Vorträge“ finden wir bereits

AUS 1: TASMANIEN – Der Grüne Smaragd Australiens  sowie

AUS 2: Vom Urwald ins Outback – Australiens SüdenKrokodil IMG_20160510_105541

K&K 54 – Grün nach oben

Der ewige Kampf um Sonne und Licht

Barron River aus der Gondelperspektive
Barron River aus der Gondelperspektive

Wie wir im vorherigen Kapitel angedeutet haben, gibt es in CAIRNS eine gigantische Auswahl an Tourveranstaltern und Touren, zu Lande, zu Wasser und zu Luft. Ein erstes Wahlergebnis liegt jetzt vor, welches wir hiermit päsentieren.

Was nach friedlicher Natur aussieht, ist eher ein ewiger und gnadenloser Kampf um den besten Sonnenplatz. „Grün nach oben – und das so schnell wie möglich!“ Wir sprechen vom Tropical Rainforest, der in einem westlichen Bogen die Stadt CAIRNS und Umgebung einkreist. Über unwegsamen native bush haben wir bereit öfter berichtet, über Rainforest gleichfalls. Was macht diesen tropischen Regenwaldgürtel so besonders? Zunächst einmal bedeckt er lediglich einen relativ schmalen Streifen an Nordqueenslands Küste. Er gilt als der älteste und ursprünglichste in Australien. Seine Wurzeln gehen zurück auf eine Epoche, in welcher der Riesenkontinent Gondwana noch existierte, also vor rund 150Millionen Jahren. Dieser kontinentale Gigant bedeckte vor seiner Zersplitterung, aus der bekanntlich sowohl Australien wie auch Neuseeland hervorgingen,  fast die gesamte Südhalbkugel der Erde. Das bedeutet, dass viele heutige Baum- und Pflanzenarten des hiesigen Regenwaldes bereits damals wuchsen und nicht zuletzt auch Lebensraum der Dinosaurier waren.

400 Jahre alter Kauribaum
400 Jahre alter Kauribaum

Also erleben wir hier eine urgeschichtliche Flora, die ihresgleichen sucht. Als am bekanntesten hierfür sind wohl die Farne und besonders die Kauri -Bäume zu nennen. Wie gesagt, diese Spezies gab es bereits zu Gondwanazeiten. Sie sind heute noch überall dort zu finden, wo früher der Riesenkontinent bestand. Auf unserer Tour begegnen wir ihnen also hier in Australien und haben sie im vorher bereisten Land, Neuseeland angetroffen. Selbstverständlich sind diese Regenwälder World Heritage gelistet, für die Cairnsregion seit 1988. Der Tropische Regenwald stellt also eine sehr kostbare Naturresource dar. 

Regenwald
Regenwald

Sehr informativ finden wir in diesem Zusammenhang die Liste der hier vorhandenen Pflanzen- und Tierwelt, welche die Rainforest Foundation herausgegeben hat (www.skyrailfoundation.org) Demnach ist dieser Regenwaldabschnitt „bevölkert“ von: 58 verschiedene Froscharten (= 25% aller Froscharten in ganz Australien), 110 Säugetierarten (=36%), 327 Vogelarten (=40%), 64 hier heimische Fischarten (=37%), 2.300 Pflanzenarten (=11%), davon 660 Pflanzenarten, die nirgendwo anders in der Welt wachsen.

Damit genug der Theorie. Verschaffen wir uns einen ersten praktischen Überblick. Nicht dass wir nunmehr die oben genannten Pflanzen- und Tierarten nachzählen wollen. Der kleine Überblick bleibt handfest, denn wir werden über dem Blätterdach des ansonsten unwegsamen Urwaldes schweben. Skyrail (www.skyrail.com.au)  bietet hierzu eine ausgezeichnete Gelegenheit. Unweit von CAIRNS, im etwas nördlicheren SMITHFIELD startet die Gondelbahn. 7,5 Kilometer und gut 300 Höhenmeter überwindet sie in rund 45 Minuten Schwebezustand, bevor sie im Bergdorf KURANDA ankommt. Einen schweren Fehler beginge, wer an den beiden Zwischenstopps einfach vorbei führe. Denn hier gibt es hervorragende Ranger geführte Kurzwanderungen mit Erläuterungen zu Wald und Umgegend.Skyrail DSCN4079a YourPhoto_0001

Wir haben sehr viel Glück mit unseren beiden Begleitern Louise und Mike. Mit viel Einfühlungsvermögen, gepaart mit zahlreichen Informationen über diese Naturperle, begleiten sie uns von der Tal- bis zur Bergstation. So erfahren wir unter anderem, dass es hier eine Baumart gibt, die von oben nach unten wächst. Anders herum, also Grün nach oben, wäre es eventuell ein hoffnungsloses Unterfangen oder würde viel zu lange dauern. Wir sprechen von der Würgefeige, die ihre Samen in einen anderen Baum als Wirt einnistet. Dabei dringt sie nicht in den Stamm ein sondern schnürt ihn ein. Irgendwann lässt dieser Würgegriff dann den Gastgeberbaum ersticken.

Regenwalddach
Regenwalddach

Unter uns gleitet ein Eukalyptuswald dahin. Für einen Regenwald ist das eigentlich kein charakteristischer Baumbestand. Doch Buschfeuer in der Vergangenheit haben dem Eukalyptus Raum, Licht und Sonne beschert, so dass er diesen Bergabschnitt heute dominiert. Wie eine Grenzlinie, so abrupt vollzieht sich dann der Wechsel von trockenem Eukalyptuswald zu feuchtem Regenwald.

Die erste Zwischenstation, der Red Peak ist mit 545m der höchste Gipfel auf der Gondelbahnreise. Ein Boardwalk als Rundweg führt vorbei an vielen sehenswerten Pflanzen und Bäumen wie dem Cycad, dem Elkhorn, dem Bird’s Nest Fern oder der Alexandra Palme. Ein besonderes Augenmerk richten wir auf den rund 400 Jahre alten Kauri / Kauri Pine.

Und schon schweben wir weiter zum nächsten Zwischenstopp, der Barron Falls Station. Der Name sagt es bereits. Der mächtige Wasserfall des Barron River stürzt 260m in eine tiefe Schlucht. Auch hier bietet ein Rundweg mehrere fantastische Ausblicke auf dieses Naturspektakel. Tiefere Einblicke in die Arbeitsweise eines Regenwaldes liefert das gut ausgestattete CSIRO Rainforest Interpretation Center, auf welches wir bei diesem Rundgang treffen. Als Überraschungsgast läuft uns dann noch ein junger Kasuar über den Weg, welcher, da verwaist, von einem Ranger aufgezogen wurde und ihm noch immer auf Schritt und Tritt folgt.

Kuranda
Kuranda

Nach sehr lehrreichem Rundgang schweben wir der Bergstation KURANDA entgegen. Der Ort nennt sich auch „Dorf im Regenwald“. Aus der Gondel-Vogel-Perspektive sind die wenigen Häuser im dichten Wald kaum auszumachen. Hin und wieder leuchtet ein farbiges Dach inmitten des tiefdunklen Grüns. Einige Rundwanderwege erschließen den umliegenden, das gesamte Dorf einkesselnden  Regenwald. Andere Besichtigungspunkte wie Koala-, Vogel- und Schmetterlingspark ergänzen die Besichtigungsmöglichkeiten.

Hinunter ins Tal gondeln wir auf dem gleichen Weg wie auf der Bergfahrt, nicht ohne an den Zwischenstationen ein weiteres Mal auszusteigen. Wir erleben Skyrail als einzigartige Erfahrung, die wir nicht missen möchten.

Baby Kasuar
Baby Kasuar

Wir  wollen nicht versäumen anzumerken, dass Skyrail verschiedene Gondeltypen für die Luftreise anbietet. Alle sind sicherlich Spitze, einige etwas spitzer. Von den insgesamt 114 Gondeln ist jede siebente mit einem Glasfußboden ausgestattet, erlaubt somit schwindelfreien Gästen den direkten Blick nach unten. Eine tolle Einrichtung! Ganz furchtlose besteigen, ausschließlich in Begleitung eines Rangers möglich, die „offene Gondel“. Man kann es auch einen Schwebekorb ohne Kabine nennen. Diese Luftschaukel darf allerdings nur bei positiv stabilem Wetter benutzt werden.

Nach dem „pendelndem Überblick“ begeben wir uns auf die Fährte eines „rumpelnden Einblicks“. Auch hierfür nutzen wir eine fantastische Möglichkeit, die Kuranda Scenic Railway (www.KSR.COM.AU)   .

Scenic Railway
Scenic Railway

Zwei Stunden dauert die Fahrt mit der historischen Schmalspurbahn von CAIRNS Bahnhof bis hinauf nach KURANDA. Ein Zwischenhalt in Freshwater Station bietet Zu- und Aussteigemöglichkeit. Nicht zuletzt wegen der prekären und teuren Parksituation in CAINRS CITY wählen wir den zweiten Bahnhof.

37km schnauft der Zug durch dichten Regenwald, oftmals dicht an der Felsenabbruchkante entlang. Auch für diese Tripmöglichkeit soll ein wenig Historie und Statistik nicht fehlen. Baubeginn für die Strecke war das Jahr 1886, der erste Zug erreichte Kuranda 1991. Rund 1.500 Arbeitskräfte waren stets zur gleichen Zeit an mehreren Stellen in Lohn und Brot. Sie schaufelten 2,3Mill m³ Erde beiseite, schufen 106 Felseinschnitte für die Gleisstrecke, inklusive 15 per Hand gegrabener Tunnel (1.746m Gesamtlänge) und 55 Brücken (2.138m Gesamtlänge). Um den Höhenunterschied bewältigen und den Steigungs- bzw. Gefällegrad abmildern zu können, sind 98 Kurven (auch Haarnadelkurven) zu durchfahren.

Stoney Creek
Stoney Creek

Viele Abschnitte der Fahrt verlaufen direkt durch dicht bewachsenen Regenwald. Schwindelerregend verlaufen die Streckenteile an den Felskanten entlang, bei denen wir schroff in die Tiefe blicken. Nicht viel anders ergeht es uns auf den zahlreichen Brücken. Die Fahrt selbst verläuft in einem solch rasanten Tempo, dass darauf hingewiesen wird, unterwegs nicht auszusteigen. Für Fotografiermöglichkeiten sorgen zwei Zwischenstopps, einmal direkt am Wasserfall des Stoney Creek, ein zweiter unmittelbar an den Barron Falls. Was vielleicht zunächst nach langer Bahnfahrt klingt, vergeht im wahrsten Sinne des Wortes „wie im Zuge“. Bei so viel naturwundermäßigem Anschauungsmaterial, untermauert durch gute Lautsprecherkommentare in den Waggons sowie einer sehr hilfreichen Broschüre, ist man dann überrascht, dass Kuranda Station bereits erreicht wird. Auch für diese Regenwalderfahrung verteilen wir gern wieder viele, viele Qualitätssterne.

Barron Falls
Barron Falls

Vier Zugverbindungen stehen pro Tag zur Verfügung, zwei vormittags hinauf zum Bergdorf, zwei nachmittags wieder hinunter nach CAIRNS. Möglich ist auch eine Kombination aus Skyrailgondel und Scenic Railway, egal welche Transportmöglichkeit man zuerst benutzen möchte.

Mit dem Ergebnis unserer ersten Wahlentscheidung können wir mehr als zufrieden sein. Beide erlebnisreichen und lehrreichen Touren zum Thema Regenwald genießen sicherlich einen besonderen Stellenwert auf unserer Australienrundreise.

Die nächste Wahlentscheidung lässt nicht lange auf sich warten. Darüber dann mehr im nächsten Bericht.

K&K 53 – Gefrostet und Gefrustet in tropischer Hitze

Mit TOWNSVILLE verlassen wir auch den „trockenen“ Abschnitt der Queensland Tropen.

Palmetum
Palmetum

Nördlich der Stadt beginnt die „nasse“, also regenreichere Region. Statistisch fallen in diesem Queenslandteil bis zu 4.000mm Niederschläge pro Jahr, in Spitzenjahren wie 1950 auch schon mal 8.000mm. Da fallen drei Wochen verregneter Sommerurlaub am Ostseestrand in Deutschland bei rund 700mm jährlicher Gesamtregenmenge doch gar nicht mehr ins Gewicht. Wir werden sehen, was die tropisch nasse Nordqueensland Saison uns bringen wird.

Erst einmal wandeln wir kurz nach TWONSVILLE unter Palmen. Im Palmetum können 60 verschiedene Palmenarten bestaunt werden. Besonders aufpassen sollte man bei einem Rundgang auf herabfallende Kokosnüsse und in den Bäumen hängende Flying Foxes.

Nach etwas mehr als 60km Bruce Highway Strecke schickt uns ein Wegweiser ins Dorf PALUMA. Das Dorf selbst ist hübsch einsam. Vor allen Dingen aber entflieht man hier  inmitten der Great Dividing Range auf 800m Höhe der tropischen Schwüle. Angenehm hinzu kommt dann noch der teilweise fantastische Blick über die vorgelagerte Ebene bis hin zum Pazifik.

Little Creek
Little Creek

Unterwegs gibt es Erfrischendes an der Little Creek Bridge. Der Fluss stürzt kaskadenartig in die Tiefe und bildet dabei viele Felsenpools. Wer kaltes Wasser nicht scheut, kann wie auf einer Wasserrutsche über die glatten Felsen in die einzelnen Schwimmbecken gleiten. Das bringt offensichtlich einen Heidenspaß, denn viele Familien tummeln sich im Wasser. Dieser Umweg auf der Mount Spec Road sollte nicht ausgelassen werden.

Frosty Mango-Jackfruit
Frosty Mango-Jackfruit

Erfrischend geht es auch zu bei frosty mango, einige Kilometer nördlicher direkt am Bruce Highway gelegen. „Have a break and enjoy the tastiest ice cream in Queensland“, lautet das Motto dieses sehr einladenden Cafés. Wir haben es ausprobiert. Der Spruch stimmt! Schade eigentlich nur, dass man nicht alle leckeren Sorten ausprobieren kann wegen  der Kapazitätsbegrenzung des Magens. Für ausgleichende Bewegung sorgt dann hinterher ein Rundgang durch den quasi Obstbaumgarten mit vielen tropischen Obstbaumarten und Palmen.

Einen  weiteren Bewegungsanlass gibt es dann nur 40km nördlicher am Stadtrand von INGHAM. TYTO Wetlands, ein großes Vogelparadies lädt zu einem gut 4km langen Rundgang ein. Von vielen Aussichtsplattformen aus kann die Lagune mit dem dichten, hohen  Schilfgürtel in kurzen Abständen immer mal wieder nach Fotomotiven abgesucht werden. Als am zeigefreudigsten erweisen sich auf den Wiesen am Rand des Feuchtgebiets die Wallabys. Von den ausgewiesenen großen und kleinen Vögeln war zumindest viel zu hören!

Großer Frust kam seinerzeit in diesem quicklebendigen Landstädtchen INGHAM auf, besonders bei dem Zuckerrohrfarmer Dan Sheahan. Das Wort „seinerzeit“ besagt, es geschah im Jahr 1944. Dem ehemaligen einzigen örtlichen Pub war nämlich das Bier ausgegangen. Wie es heißt, hatten amerikanische Soldaten das Pub trocken gelegt („American soldiers drank the place dry!“). Die Reiterstatue mit Farmer Dan auf dem heutigen Lees Hotel erinnert an die Begebenheit. Obendrein verspricht der Besitzer, dass immer genügend Bier vorhanden sei.

Wallaman Falls
Wallaman Falls

Fröhlich, wenn auch feucht wegen der nicht mehr trockenen Regenwaldzone, geht es auch bei uns zu, als wir in den Girringun National Park fahren. Er liegt nur 50km westlich der Stadt, aber bereits wieder in der Great Dividing Range. Als Ziel fahren wir die Wallaman Falls an. Mit 268m Fallhöhe gilt er als Australiens höchster „einstufiger“ Wasserfall. Und in der Tat, spektakulär stürzen die Wassermassen höllisch lärmend in die Tiefe. Mehrere Aussichtsplattformen und ein steiler Wanderweg in die Schlucht garantieren grandiose Aussichten.

Wie gesagt, wir brauchen gar nicht lange zu warten, um eigenhändig die Erfahrung machen zu dürfen, dass wir uns nunmehr im nassen Abschnitt des tropischen Regenwaldes befinden. Es vergeht kein halber Tag mehr ohne heftige Regenschauer. Dadurch erfolgt zwar keine Abkühlung, denn die Luft bleibt bei guten 26°C und mehr. Doch die Luftfeuchtigkeit steigert sich dann schnell von 60% auf 80% und darüber. Einheimische nehmen solche Schwankungen gar nicht mehr zur Notiz, lässt man uns wissen. Das ist normal, darüber wird nur auf Nachfrage geredet. Also lassen wir das Thema lieber ruhen.

Vielen Australiern ungut in Erinnerung bleibt der heftige Cyclone Yasi aus dem Jahr 2011. Mit voller Wucht traf er das Küstenstädtchen CARDWELL, rund 60km nördlich von INGHAM. Umso erstaunlicher, wie rasch und vor allen Dingen wie ansprechend die vom Zyklon völlig zerstörte Seepromenade wieder hergerichtet wurde. Eine Dokumentation im InfoCenter legt Zeugnis davon ab. Und auch diese i-site bildet eine gelungene Einheit mit einem Museum, hier das Rainforest & Reef Center, welches seinen thematischen Schwerpunkt auf die gegenüber der Stadt liegende Nationalparkinsel Hinchinbrook legt.

Tully-Golden Gumboot
Tully-Golden Gumboot

Weitere 100km nördlich auf dem Bruce Highway erreichen wir die Kleinstadt TULLY. Berühmtheit hat sie erlangt, als hier 1950 gut 8.000mm Regen fielen. In mehreren anderen Jahren waren es auch nicht viel weniger. Wer nachempfinden möchte, was 8m Regenhöhe bedeuten, besteige den Golden Gumboot in der Zentrumsmitte. Die Aussichtsplattform dieses Stiefel-Denkmals liegt genau auf 8m Höhe.

Auch von hier aus lohnt ein Abstecher ins Hinterland, in den Tully Gorge National Park. 45km führt die Straße (Sackgasse) durch die Schlucht des Tully River, an deren Ende ein großes Wasserkraftwerk liegt.

Tully Bananenplantage
Tully Bananenplantage

Viel interessanter als die Tour durch den landschaftlich sehr ansprechenden Canyon finden wir die am Wegesrand liegenden unendlichen Bananenplantagen. Mehr als 20km führt die Straße durch sie hindurch. Jetzt in der Haupterntezeit (Mai) herrscht reges Treiben auf den schlammigen Feldern. Hin und wieder lädt eine Plantage auch zum Besuch ein.

Paronella Park
Paronella Park

 

The Story of A Spaniard’s Dream lautet der Titel zur nächsten Episode. Richtig heißt der Besichtigungsdiamant Paronella Park, unweit der nächsten nördlichen Ortschaft INNISFAIL gelegen. Der emigrierte Spanier José Paronella hat sich im unzugänglichen Regenwald seinen Traum von einem Märchenschloss erfüllt. Neuschwanstein lässt grüßen. Nachdem der Canyon eines Flusses mit 20m hohem Wasserfall gerodet war, ließ José dort in etwa 7.000 neue Bäume anpflanzen. Ein Schloss, eine „Allee für Verliebte“, ein Tunnel für „Verliebt Fortgeschrittene“ sowie zahlreiche Springbrunnen und heimelige Gartenhäuschen zierten in den 1930ger / 1940ger Jahren dann das Gelände. Eigentlich waren Schloss und Anlagen als Geschenk für seine Frau gedacht. Es gab kein happy end. José verstarb zu früh, ohne die Vollendung seines Traumes erleben zu dürfen.

Paronella Park
Paronella Park

Heute lädt der Paronella Park Besucher zur Besichtigung ein. Die geführten Touren (ca. 45 Minuten) sind ihr Geld wert, denn jeder kann danach oder auch vorher weiter nach Herzenslust durch das verwinkelte Parkgelände streifen. Obendrein beinhaltet die Eintrittskarte auch noch eine freie Übernachtung auf dem benachbarten Campingplatz (jede zusätzliche Übernachtung müsste dann natürlich bezahlt werden.) Als weitere Zugabe wird eingeladen zur Nachtführung. So erleben wir den Park dann noch einmal wie eine geschickt illuminierte Feengrotte mit verzaubertem Märchenschloss. Man muss sich darauf innerlich wie äußerlich nur einlassen wollen.

Paronella Park
Paronella Park

Doch das Märchen zeigt auch Schattenseiten. Nicht für den Besucher, aber für seinen Betreiber. Die permanent hohe Luftfeuchtigkeit nagt arg an der Bausubstanz. Der Wildwuchs des tropischen Regenwaldes kann kaum gebändigt werden. Und so steht unausgesprochen aber doch merklich die Frage im Raum, ob man dieses Prunkstück mit unermesslich zähem Aufwand und schwindelerregenden Kosten erhalten kann oder schließlich dem regenreichen Urwald überlassen muss. Bei der zweiten Lösung wäre die Welt um ein naturelles und kulturelles Schmuckstück ärmer.

Wir schauen mehr oder minder nur um die Ecke und gelangen zum Wooroonooran National Park. Hier betreiben Angehörige des Aborigines Stammes der Mamu, im joint venture mit dem Paronella Park, den Mamu Tropical Skywalk.

Mamu Skywalk
Mamu Skywalk

Nach 1.000m gewundenem Pfad spazieren wir dann auf einem langen boardwalk über dem dichten, fast undurchdringlichen Laubdach des Regenwaldes. Zusätzlich schiebt sich ein 40m langer, frei schwebender Steg über die Baumkronen. Am Ende der Wanderung erklettern wir schließlich noch den 40m hohen Aussichtsturm, um einen noch ausgedehnteren Rundblick über das grüne Paradies genießen zu können.

Josefine Falls
Josefine Falls

Am Nordende des Wooroonooran National Park blicken wir erneut tief in den Regenwald hinein, nämlich zu den Josefine Falls. Auch hier folgen wir erst einem 2km langen, gut ausgebauten Wanderweg, um die rauschenden Wasser dann über glatt gehobelte Felsen in die Tiefe fallen zu hören und zu sehen. Setzen wir noch einen weiteren Wasserfall oben drauf, The Bebinda Boulders. Tief hat sich das ewig fließende Wasser in Millionen Jahren in die Felsen eingekerbt, so dass wir nunmehr riesige Felsblöcke (=boulders) als Canyon-Begrenzung bestaunen dürfen.

Alle Attraktionen, etwas abseits der hauptsächlichen Touristenströme gelegen, erachten wir als erholsame Oasen im nahtlosen „Beach & Dive Adventure -Treiben“ der Küstenorte.

Kehren wir zurück nach INNISFAIL, rund 100km südlich von CAIRNS. Hier ist das einzige National Sugar Cane Museum angesiedelt. Wer Geschichte und Entwicklung dieses für Australien so wichtigen landwirtschaftlichen Industriezweiges erfahren möchte, der nehme sich zwei bis drei Stunden Zeit für einen Museumsbesuch. Er lohnt sich.

Cairns-Tourboats
Cairns-Tourboats

Somit erreichen wir schließlich nach vielen kleinen attraktiven Zwischenstopps  Australiens viertgrößte Stadt CAIRNS. Ob die Stadt schön, einladend oder sonst wie anziehend wirkt, bleibt Geschmacksache. Die südliche Einfahrt in die Metropole erweist sich erst einmal als heftig von Industrie geprägt. Die kleine City am Ufer der Trinity Bay präsentiert sich allerdings erheblich freundlicher und verlockender.

Cairns Harbour Sunset Cruise
Cairns Harbour Sunset Cruise

Mit der einsetzenden Abenddämmerung macht ein Angebot am Reef Fleet Terminal  besonders neugierig, nämlich das der Sunset Harbour Cruise.(www.cairnsharbourcruises.com.au) 90 Minuten soll dem immer gegen 18 Uhr einsetzenden Sonnenuntergang entgegengefahren werden. Nach kurzem Überlegen lassen uns nieder auf dem Oberdeck des Katamarans und werden verwöhnt mit Gratisdrink, Snacks (hier „nibbles“ genannt) und einem lauen Abendwind. Fast lautlos gleiten wir durch die verschiedenen Hafenarme, vorbei am Cruise Terminal, durch den Industriehafen und den militärischen Kais der Marine. Doch anschließend kommt der schönere Teil. Glücklicherweise reißt der Himmel auf. Über den angrenzenden Regenwaldbergen färbt sich der Himmel rosa, als wir in weitere Seitenarme einfahren. Hier herrscht jetzt nur noch grüne, ungezähmte Natur. Mangrovenwälder sind das Markenzeichen. In weniger als 20 Minuten sind wir von absoluter Dunkelheit umgeben. Inmitten dieser tiefschwarzen, absolut geräuschlosen Stimmung schaltet der Kapitän einige helle Bordscheinwerfer ein. So erstrahlt die undurchdringliche Mangrovenwelt in einem schon mystischen Glanz. Jedes Gespräch verstummt bei diesem Anblick. Augen und Seele saugen nur noch auf. Allmählich entkommen wir der totalen Finsternis wieder. Am Horizont, Richtung Meer tauchen die Lichter der Stadt wieder auf. Bevor wir zum Anlegeplatz zurückkehren, erstrahlt die Uferpromenade noch einmal in ihrer vollen Pracht der kunstvollen Beleuchtung, Fazit: eine gelungene harbour cruise, die weit über das Maß des Üblichen hinausgeht.

Cairns by Night
Cairns by Night

 

CAIRNS hätte aber sicherlich nicht eine Top- Reputation in der Welt des Tourismus erlangt, wenn es nicht als DAS Einfallstor für ungezählte Attraktionen im nördlichen tropischen Queensland sowie als DER Ausgangshafen für Exkursionen ins Great Barrier Reef wäre. Unter mehr als 600 Angeboten kann in dieser Stadt ausgewählt werden. Das bedeutet in der Tat die Qual der Wahl, denn alle klingen doch sehr appetitanregend. Wir stellen uns dieser Qual und berichten später über das Wahlergebnis.

K&K 52 – Gooranga Gooranga

Die Sinfonie der Zuckerrohrfelder im Cane Country setzt sich auch noch mehr als 100km gen Norden fort.

Sugar Cane Train
Sugar Cane Train

Bis zur Stadt PROSERPINE gibt es diesbezüglich nur eine Unterbrechung durch eine kleine Obstplantage. Ansonsten links und rechts des Highways keine Änderung der Feldbestellung. Bis zur Bergkette der Great Dividing Range wogen die grünen, dem Maisgewächs ähnlichen Pflanzen. Die Felder sind durchzogen mit Eisenbahnschienen für die Erntezüge. Wenn Mitte Juni die Zuckerrohrernte beginnt, fällt so viel pflanzliche Naturmasse an, dass sie mit herkömmlichen Anhängern kaum weggeschafft werden könnte. Also setzt man für den Transport zur Rohrzuckermühle und zur Kompostierungsanlage extra konstruierte Zugwaggons ein, erklärt uns ein Farmer.

Legen wir die Arbeit einmal beiseite und tauchen ein, wofür Queensland weltweit erheblich berühmter ist, nämlich in seinen Tourismusbetrieb. AIRLIE BEACH, SHUTE HARBOUR und die WHITSUNDAY ISLANDS stehen hierfür prototypisch. Die beiden Orte und die Inseln, die bereits zum südlichen Great Barrier Reef gezählt werden, passieren wir auf dem Weg nach TOWNSVILLE.

Airlie Beach
Airlie Beach

An den Berghängen von AIRLIE BEACH prunken die Villen und Resorts . Tief in die Berghänge hineingebaut garantieren sie so jedem Besitzer den gewünschten Meeresblick. Die Geschäftswelt im Ortskern wird beherrscht von Dernier-Cri-Boutiquen, Juwelieren, mehr oder minder feinen Restaurants bzw. Fast-Food-Ketten und Coffee-Shops ohne Ende. Bestimmte Saisonperioden kennt man hier eigentlich nicht. Zwar lässt die tropische Regenzeit den Touristenansturm minimal zurückgehen. „Doch eigentlich herrscht hier immer Saison“, erhalten wir in der i-Site als Antwort auf entsprechende Fragen. Mit seinen 5 Marinas und 7 Stränden gilt AIRLIE BEACH als das Mekka der Bootsenthusiasten und Angler.

Im Großen und Ganzen macht die Stadt einen sehr einladenden Eindruck. Seine Uferpromenaden laden zum Bummeln ein, allein schon, um vielleicht die millionenteuren Yachten anzuschauen. Das schillernde Panorama der Berghangvillen zeigt sich besonders auf der Duck-Tour, d.h. schwimmende Küstenfahrt im Amphibienfahrzeug mit nicht ganz ernst zu nehmenden Kommentaren.

Das nahe SHUTE HARBOUR wiederum dient als hauptsächliche Ab- und Anlegestation für einen Besuch der WHITSUNDAY ISLANDS. Die meisten Inselparadiese bieten Hotelunterkünfte der Luxusklasse an, wobei ein Übernachtungspreis von 1.200AUD als nicht ungewöhnlich gilt. Das filtert gewiss den Besucherstrom !  Das Hauptgeschäft liegt jedoch in den Tagestouren, mit und ohne Tauchen oder Schnorcheln, mit und ohne Landgang, mit und ohne Strandaufenthalt in verschiedenen Buchten, aber niemals ohne Morning Tea, Lunch Buffet und Afternoon Tea.  Auf Hook Island wird zur Abwechslung der Besuch eines Unterwasserobservatoriums angeboten. Wir haben uns nach einer entsprechenden Exkursionsmöglichkeit erkundigt. Man ließ uns wissen, dass es das Observatorium eigentlich nicht mehr gibt, es auch nicht mehr besucht werden kann. Aber die Ausflugsschiffe fahren daran vorbei!

Was hat das mit Gooranga Gooranga zu tun? Nichts!

Proserpine River
Proserpine River

Wer die Kleinstadt PROSERPINE besucht, sollte einen Tag Reiseunterbrechung einlegen, um die CrocTour (www.crocodilesafari.com.au)  nicht zu versäumen. Ab dem südlicheren ROCKHAMPTON (vgl. K&K 51 Kontraste) gilt das tropische Queensland als Crocodile Habitat. Hier können diese Reptilien in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet und studiert werden. So eben auch im und am Proserpine River. Dieser Fluss ist so gut wie unzugänglich, fließt er mit hohen Gezeitenunterschieden doch durch undurchdringliche Mangrovenwälder. Das Flusshinterland hingegen ist durchsetzt mit Sümpfen, in denen die Reptilien ihren Lebensraum haben.  Crocs DSCN3284

Also schließen wir uns den CrocTours und dem Biologen Mark an. Per Kleinbus geht es zunächst zu einer kleinen Bootsanlegestelle auf Marks riesiger Farm. Die Beobachtungstouren vom Boot aus werden nur bei Ebbe durchgeführt. Denn nur dann liegen die Krokodile auf den meist sonnendurchfluteten, schlammigen Uferrändern. Führt der Fluss Fluthochwasser, bleiben auch die Reptilien abgetaucht.

Bevor wir das Boot besteigen, gibt Mark, neben einigen Vorsichtsregeln, noch verschiedene Informationen über die Reptilien. So erfahren wir, dass sie „blendende Überlebenskünstler“ sind. Bereits die Vorfahren, die vor rund 240 Millionen Jahren lebenden Archosaurier, ähnelten den heutigen Reptilien. Das Krokodil hat alle Veränderungen überlebt, wie die Abspaltung der Kontinente, verschiedene Eiszeiten, Aufstieg und Untergang der Dinosaurier ebenso sowie die Evolution verschiedener Urzeittierarten hin zum Säugetier.

Ausgerüstet mit diesen und vielen anderen, spannenden Informationen – Mark entpuppt sich als Rednertalent – legen wir ab. Der leise Elektromotor schiebt das Flachboot sanft in die Flussmitte. Wer aus Unachtsamkeit eine Hand über die Bordwand baumeln lässt, wird höflich aber bestimmt auf das Schnappverhalten der Krokodile hingewiesen. Ebenso soll das Sprechen möglichst unterbleiben, um eventuelle Tiere nicht zu verscheuchen.Crocs DSCN3296

Lange dauert es nicht, bis wir ein erstes stattliches Exemplar erspähen. 2,5m in der Länge soll das Salzwasserkrokodil („Salty“) messen, bei einem vermuteten Alter von 30 Jahren. Schnell wird uns der Unterschied zwischen Zoo und Natur bewusst. Kein schützender Zaun, nur eine niedrige Bordwand trennen uns von dem Fleischfresser. Und jeder weiß, dass Krokodile pfeilschnell senkrecht aus dem Wasser in die Höhe schnellen können. Ohne unseren Tour- Guide Mark würden wir wohl nicht einmal die Hälfte der vorhandenen Tiere sichten. Viele lauern auch im Mangrovengestrüpp. Dort entdeckt sie eben nur das geschulte Auge.

Ein weiteres Prachtexemplar schlummert in der Mittagssonne vor sich hin. Doch Mark warnt. Das Tier sei hellwach und kampfbereit. Sein Finger zeigt auf kleine, schlammgraue und damit kaum auszumachende Jungtiere. Diese seien erst vor zwei bis drei Wochen geschlüpft. Im Schutz des mütterlichen Auges sammeln sie nunmehr ihre ersten Lebenserfahrungen. Nicht viel mehr als 100g bei 8-12cm Reptil krabbeln und zappeln im Schlamm herum. Ein bis zwei Jahre später haben sie es dann immerhin schon auf rund 30cm gebracht. Wobei die Männchen erheblich rasanter wachsen als die Weibchen. Den harten Überlebenskampf bis zum Erwachsenendasein sollen allerdings nur ca. 1% (!) der Tiere bestehen. Sie haben ihren Platz in zu vielen Beuteschemata und Futterketten des anderen Wildlife, egal ob Dingo, Adler oder die eigene Spezies. Besonders bei den eigenen Artgenossen gelten Jungkrokodile als Delikatesse.

So gleiten wir weiter, fast geräuschlos, flussaufwärts. Die Beobachtungsausbeute lässt nichts zu wünschen übrig.  Mindestens 20 erwachsene Tiere werden gesichtet, meistens Weibchen. Die vorsichtigeren Männchen tauchen schneller einmal in die schlammigen, undurchsichtigen Fluten ab. Oder werden eben harsch von den Weibchen vertrieben.

Baumschlange
Baumschlange

So vergeht der Vormittag, oftmals mit stockendem Atem, wie im Fluge. Da wir weit draußen in der Wildnis uns befinden, wird in einem Wilderness-Camp ein Lunch gereicht, ohne Krokodilsteaks.

Der Nachmittag verläuft anschließend völlig anders. Per Trecker und Anhänger versinken wir fast im Sumpf auf der Suche nach Schlangen. Dabei erweist sich die Ausbeute zwar als nicht so zahlreich, doch hier und da schlängelt sich ein Exemplar noch schnell ins hohe Sumpfgras. Auch auf diesem Feld erweist sich Mark als Kenner, arbeitet er doch obendrein als professioneller Schlangenfänger. Mit einiger Mühe zieht er denn auch eine grün braune Baumschlange aus einer Baumkrone. Sie soll ja nicht giftig sein! Nach vielerlei Erläuterungen setzt er sie wieder in ihr schützendes Blattwerk.

Auch dieser Teil der Exkursion bleibt stets spannend und erlebnisreich. Der Adrenalinspiegel wird im Camp danach wieder gesenkt durch einen „Billy Tea“ und dem auf offenem Feuer im Topf gebackenen „Damper“, eine Art australischer, äußerst sättigender  Rosinenstuten.

Acht Stunden Wildlifekunde pur, unter fachmännischer Begleitung, ein Stück authentisches, natürliches Australien. Wir können es nur im höchsten Grad weiterempfehlen.

Was hat das mit Gooranga Gooranga zu tun? Alles! Denn als Ende des 18. Jahrhunderts europäische Entdecker diese Flusslandschaft zum ersten Mal erkundeten, schrie einer ihrer Aboriginal Begleiter plötzlich auf: Gooranga Gooranga, was so viel bedeutet wie big crocodile, big crocodile!

Bowen Mango
Bowen Mango

Gooranga wird uns aber höchstwahrscheinlich nicht zur nächsten Station folgen, nach BOWEN 60km weiter nördlich. Denn die Kleinstadt und ihre Umgebung tragen die Zusatztitel „Salad Bowl / Salatschüssel“ sowie „Mango Capital“, ist also streng vegetarisch ausgerichtet. Die Zuckerrohrfelder werden abgelöst durch entsprechende Gemüsefelder und Obstplantagen. Allerdings ist trotz der Funktion als landwirtschaftliches Zentrum nur wenig Direktvermarktung an Ständen oder Ähnlichem zu sichten.

Dafür können die vorgelagerten Inseln der nördlichen Whitsunday Islands vom Flaggstaff Hill Lookout hervorragend ausgemacht werden. Ebenso die tollen Strände der Gemeinde, unter denen die von Felsen eingerahmte Horseshoe Bay in ihrer Schönheit besonders hervorsticht. Geschichtsinteressierte müssen nicht erst ins Heritage Center wandern. Die Stadtgeschichte wird in der Innenstadt optisch dargestellt auf 18 verschiedenen Murals, d.h. großen Gemälden an Hauswänden.

Bowen Mural
Bowen Mural

In einem der vorherigen Blogs haben wir über die Kunstwerke Emu Eggs berichtet (vgl. K&K 50 – viele Wege führen nach ROMA). In AYR, weitere 100km nördlich, gibt es das Pendant. Ayr Nature Display nennen die deutschstämmigen Künstler, Allan & Jess Ey ihr Werk. Mehr als 60.000 Spezies, präparierte Schmetterlinge, Käfer und Muscheln, sind kunstvoll arrangiert und in Glasvitrinen ausgestellt. Allein die dargestellte Australienkarte besteht aus 2.680 bunten Käfern, die von Queensland aus 1.044 verschiedenfarbigen Schmetterlingen. Eigentlich erstaunlich, dass dieser touristische Edelstein völlig unbekannt ist und wir nur durch Zufall auf ihn stoßen.

Ayr Nature Display
Ayr Nature Display

Nach der nächsten 100km Distanz erblicken wir den orange-roten Castle Hill der Großstadt (180.000 Einwohner) TOWNSVILLE, das wirtschaftliche und touristische Zentrum dieses Abschnitts der Ostküste. Bevor wir in die Stadt einfahren, lassen wir uns das 10km südlich liegende Billabong Sanctuary natürlich nicht entgehen. Es überzeugt zwar nicht wegen seiner Größe. Man kann dieses Gehege eher klein nennen.

Wombat
Wombat

Überzeugt hat uns das Programm, welches den ganzen Tag über veranstaltet wird. Mehrere Ranger geben im 45-Minuten-Takt fundierte Informationen zu verschiedenen Wildtierarten. Nicht die Theorie steht dabei im Vordergrund, sondern die praktische Inaugenscheinnahme, vielfach inklusive Fütterung. Koalas und Papageien kommen zwar auch vor, verlockender sind jedoch die Demonstrationen mit den Wombats. Denn das Sanctuary widmet sich insbesondere diesen oftmals verwaisten Jungtieren. Ebenfalls eine wichtige Rolle für das Gehege spielt das Brutprogramm für die Kasuare, die bunten Cousins der Emus. Die bedrohte Tierart soll durch den geschützten Lebensraum in ihrem Bestand stabilisiert werden. Und Gooranga Goranga? Einige Exemplare dösen auch in Schlammtümpeln vor sich hin. Was auf den ersten Blick nach stark touristischer Einrichtung aussieht, schält sich aber konsequent als Tierschutzprogramm heraus.

Wer sagt, dass Großstädte immer etwas Hektisches, vielleicht sogar Abweisendes ausstrahlen müssen. TOWNSVILLE kann als Beispiel einer freundlichen, einladend wirkenden Großstadt gelten. Natürlich helfen dabei die Küstenlage und der bereits erwähnte Stadtfelsen Castle Hill, der, fast in der Stadtmitte liegend, alles überragt. Breite, Schatten spendende, begrünte Boulevards prägen das Image des Stadtkerns und locken ebenso zum Bummeln wie The Strand. Über mehr als 3km erstreckt sich diese gelungene Kombination aus Sandstrand mit angrenzendem Park als Liegewiese. Die Bäume im Park wurden so gepflanzt, dass ihr Blattwerk nunmehr wie ein Sonnenschirm wirkt. Und niemanden stört es, wenn du dein Picknick auf dem Rasen einnimmst oder dir den Kaffee aus den angrenzenden zahlreichen Cafés dort schmecken lässt. Die ganze Anlage strahlt eine gewisse Leichtigkeit des Lebens aus.

Townsville Castle Hill
Townsville Castle Hill

Sportler bewältigen die Bergstrecke auf den bereits erwähnten 260m hohen Stadtfelsen Castle Hill zu Fuß oder per Fahrrad, der Rest per Auto. Oben angekommen, wird unbeschreiblich schöner 360°-Rundumblick geboten, sowohl aufs Meer hinaus wie auch in die westlich sich erstreckende Great Dividing Range hinein.

Auf wissenschaftlichem Gebiet gilt TOWNSVILLE ebenfalls als Zentrum, nämlich bei der Meeresforschung. Natürlich liegt diesbezüglich der Schwerpunkt auf dem vorgelagerten Great Barrier Reef. Im etwas außerhalb liegenden Marine Science Center kann der Besucher immer freitags vormittags zwei Stunden lang Zeuge streng wissenschaftlicher Forschungsarbeit werden. Aufgelockerter, doch mit gleicher Ernsthaftigkeit öffnet das Reef HQ / Great Barrier Reef Aquarium in der Innenstadt seine Pforten. Auch hier wird neben allem optisch Verlockenden in den großen und kleinen Aquarien und Terrarien das Augenmerk auf eine pädagogische Komponente gelegt: Die Bedrohung dieses unwiederbringlichen Weltwunders Great Barrier Reef. Viele Informationsveranstaltungen und Vorführungen bringen dem Besucher dieses Anliegen näher, während er durch die bunte Welt des nachgeahmten Riffs wandelt. Und was muss man sich unter einem Turtle Hospital vorstellen? Ganz einfach! Kranke Schildkröten, sofern man ihrer habhaft wird, müssen mehrere Monate lang das „Wasserbett“ hüten, bevor sie als geheilt wieder in den Pazifik entlassen werden können. Woran sind sie erkrankt? In den meisten Fällen an falschem Futter, nämlich an Plastiktüten. Denn die Tiere können nicht unterscheiden zwischen dem oft durchsichtigen, im Meer treibenden Plastikmüll und ihrer hauptsächlichen Nahrungsquelle, den ebenso durchsichtigen Quallen. Also versucht man, sie von dem Plastikquälgeist zu befreien, meist durch Abführmittel, in seltenen Fällen auch durch Operation.

Der museale, nicht ganz so feuchte Zwilling liegt gleich nebenan, durch die eine Tür hinaus und sofort in die andere wieder hinein. Das Museum of Tropical Queensland hat durch seine Ausstellungen bereits viele Auszeichnungen eingesammelt. Natürlich widmet auch dieses Museum eine Abteilung dem Great Barrier Reef, stellt jedoch dabei die Verbindung her zum Tropical Rainforest  im nördlichen Teil von Queensland. Die Klimaerwärmung schadet beiden Naturhabitaten heftig, könnte man als Fazit des Rundgangs ziehen. Als zweites Thema wird Historisches behandelt: 150 Jahre Queensland, von 1866 – 2016. Für jedes Jahr wird ein herausragendes Ereignis präsentiert.

Hauptakzent des Museums liegt jedoch eindeutig auf der Geschichte der Pandora. Geläufiger ist uns sicherlich die Geschichte von der Meuterei auf der Bounty und dem tyrannischen Captain Bligh. Die Pandora muss in diesen Rahmen der Seefahrtsgeschichte gestellt werden. Um 1791 herum wurde sie nämlich vom englischen Königshaus ausgesandt, um die Meuterer der Bounty einzufangen und sie zur Verurteilung in Mutterland zurückzubringen. Nach vierjähriger Suche hatte man auf einer einsamen Insel bei Tahiti auch bereits 14 Meuterer eingefangen. Doch auf dem Rückweg kollidierte die Pandora am hiesigen Küstenabschnitt mit mehreren Rifffelsen und versank. Heute, gut 200 Jahre später, wird das Wrack und was darin noch gefunden werden kann, wissenschaftlich ausgewertet und was noch zu bergen ist, wird an Land gebracht und die Fundstücke aus dem Schiffsrumpf werden ausgestellt. Filigranarbeit auf dem Feld maritimer Geschichte.

Beide Museen sind unbedingt sehenswert. Wir nehmen uns einen ganzen Tag Zeit dafür. Aus unserer Sicht gut investierte Zeit.

Magnetic Island
Magnetic Island

TOWNSVILLE vorgelagert erhebt sich majestätisch in 8km Entfernung Magnetic Island. Als Namensgeber fungiert ein weiteres Mal Captain Cook. Als er 1770 an dieser Insel vorbeisegelte, schlug sein Kompass wegen magnetischer Strahlen heftig aus. Somit besaß das Eiland seine auch heute noch gültige Bezeichnung.

Magnetische Wirkung hat sie immer noch, wenn die Touristenströme als Grundlage genommen werden. 90% der Insel sind als National Park ausgewiesen, in dessen Zentrum der 500m hohe Mount Cook thront. Vier kleine Ortschaften an der Ostküste verkraften den gesamten Tourismusbetrieb, von Picnic Bay im Süden über Nelly Bay und Arcadia bis nach Horseshoe Bay im Nordosten. Insgesamt nur 10km liegen die Orte insgesamt auseinander. Jede kann mit mindestens zwei malerischen Buchten und Ständen aufwarten. Es ist zwar erlaubt, sein Auto mit auf die Insel zu bringen, doch es lohnt nicht bei nur 10km bis 15km Straßennetz. Außerdem wird Mietwagenservice angeboten.

Viel verlockender hingegen finden wir das Angebot der Eisenbahn- und Fährgesellschaft Translink. Mit einem Katamaran in 20 Minuten von TOWNSVILLE  auf die Insel nach NELLY BEACH übersetzen und dort das Bustagesticket benutzen. Des Spaß kostet alles inklusive 35AUD / 22€. Die Fähren fahren ca. alle 45 Minuten, die beiden Inselbusse viel häufiger. So genießen wir denn einen ganzen Tag lang preisgünstig, stressfrei und umweltfreundlich dieses Naturparadies und ohne gesichtetes Gooranga Gooranga.

Auf dem Bruce Highway / HWy 1 werden wir uns nunmehr immer stärker der Stadt CAIRNS im nördlichen Queensland nähern. Ohne Umwege mit Seitenblicken verbleiben bis dorthin noch ungefähr 350km.

K&K 51 – Kontraste

Kontrastreicher geht es nun wirklich kaum noch. In jüngster Vergangenheit waren wir eingehüllt in den ewigen Staub des Outback. Outback DSCN2756Nunmehr umzingelt uns das ewige Grün der tropischen Capricorn Coast. Die Dividing Range (frei übersetzt: teilender Gebirgszug) dieses rund 2.000km lange Nord-Süd-Gebirge hält, was er verspricht als Wasserscheide. In zwei Welten teilt sie den Kontinent. Jeder Teil lebt im Überfluss: Im Osten herrscht Überfluss an üppigem Grün und unablässiger Wasserzufuhr, im Westen dagegen Überfluss an Windhosen und gnadenloser Trockenheit.

Östlich des Trenngebirges bleibst du, von wenigen Städtchen abgesehen, allein mit der Natur und dem Wildlife. Westlich findest du kaum einen Platz zum Alleinsein. Der Meerestourismus zieht Heerscharen von Besuchern an, selbst jetzt in der Zwischensaison (shoulder season). Die einzelnen Outbackorte liegen oftmals mehrere hundert Kilometer verstreut voneinander entfernt. Anders im Osten: Durch die Küstenbebauung bleiben Ortsgrenzen vielfach unbemerkt. Die Orte verschmelzen ineinander. Hier: Outback Nationalparks haben teilweise die Ausdehnung eines Flächenlandes. Dort: Im Küstenbereich sind sie vielfach nicht größer als ein besserer Stadtpark. Der Ruhe des Outbacklebens steht die touristische Hektik in den küstennahen Urlaubsorten gegenüber.Tropiche Ostküste DSCN3013

Persönlich erleben wir einen zusätzlichen Kontrast ganz anderer Art. Unser so heiß geliebtes Freedom Camping muss notwendigerweise unterbrochen werden, sprich wir müssen doch einmal einen Campingplatz aufsuchen. Ursache dafür sind nicht die unsäglich vielen „No Overnight Camping“ – Schilder in den Urlaubsorten. Ein abgelegenes Plätzchen an einem Showground oder bei einem Sportplatz findest du immer. Aber wenn die Gasversorgung des Kühlschranks sich abmeldet, dann bleibt eben nur eine 230V Stromquelle für die Kühlung. Oder der Motor läuft ununterbrochen und den Kühlschrank  auf 12V Batterie laufen lassen. Auch nur eine suboptimale Lösung!  Ohne nächtliche Kühlung der Lebensmittel jedoch, könntest du diese bei den herrschenden tropischen Temperaturen am nächsten Morgen in den Mülleimer werfen. Da heißt es dann schnell einen Reparaturservice finden. Davon gibt es hier glücklicherweise genügend Angebote mit direktem Service auf einem Campingplatz.

So wird auch unserem Kühlschrank recht schnell geholfen, da es zum Glück kein irreparabler Blackout war.

Der zivilisierte Aufenthalt hat auch sein Gutes, denn wir können die strengen Regeln für „Party auf dem Campingplatz“ studieren. In der entsprechenden Broschüre unseres Campgrounds in der Nähe von ROCKHAMPTON steht zu diesem Thema zu lesen: „ Wir möchten, dass jeder Gast seinen Aufenthalt auf unserem Platz wirklich genießen kann…. Demnach, die Regeln für Partys, die länger als bis 22 Uhr gehen, sind ganz einfach: Der Partyausrichter muss lediglich sicherstellen, dass jeder C-Platzbewohner persönlich zur Party eingeladen wurde und die Einladung auf Kosten des Gastgebers auch angenommen hat. Die gefühlvollere und preiswertere Alternative besteht darin, dass Nach-22-Uhr-Partys irgendwo anders stattfinden. So kann sich jeder seiner Nachtruhe erfreuen“ Ja, so geht es auch!

Frisch vom Feld
Frisch vom Feld

Und somit können wir nunmehr nach erfolgreicher Reparatur und ungestörter Nachtruhe die Tour und ihre Berichterstattung darüber fortsetzen.

ROCKHAMPTON hüllt sein Flair in folgenden Spruch: „Rocky, where the hats, boots and utes are big ….. but the bulls are even bigger / Rocky, wo Hüte, Stiefel und Geländewagen groß sind…doch die Stiere bleiben eben immer noch größer“. Sicherlich ein passender Werbespruch für Australia’s Beef Capital. Die Statistik weist aus, dass in einem 200km Umkreis 2,5 Millionen Stück Rindvieh grasen sollen. Optisch wird die Stadt diesem Ruf gerecht, durch sieben Bullenstatuen, von jeder dort lebenden Rasse  ein Exemplar. Der entsprechende Bull Trail geht kreuz und quer durch die Stadt.

Doch die geschäftige Stadt hat mehr zu bieten. Am Nordrand des Ortes lockt das Freilichtmuseum Heritage Village, welches in meistens noch Originalbauten die regionale Geschichte der vergangenen 150 Jahre beleuchtet.

In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich Australiens größtes Aboriginal Culture Center. Das Gelände selbst ist riesig, einige Gebäude oder auch künstliche Höhlen mit imitierten Aboriginal Felszeichnungen sind zu besichtigen, sowohl als geführte Tour (90Min) wie auch eigenständig. Doch offensichtlich mangelt es dem Kulturzentrum an interessierten Besuchern. Um die Mittagszeit waren wir die einzigen Gäste.

Die Stadt läuft fast über vor herrlichen Parks an den Ufern des mächtigen Fitzroy River. Stutzig machen uns allerdings Warnhinweise, nicht zu eventuellen Überflutungen, sondern auf Krokodile, die sich im Fluss und an den mit hohem Gras bewachsenen Ufern häuslich eingerichtet haben sollen. Erstaunlich, dass dann gleich auf der anderen Seite des Wanderweges die städtischen Sportanlagen errichtet wurden.

Rockhampton-Vorsicht
Rockhampton-Vorsicht

Gelungen erscheint uns die Kombination von Botanischem Garten und Zoo. Die beiden Parks liegen fast im Stadtzentrum. Der eine quillt über vor tropischer Pflanzenwelt. Den anderen könnte man zwar klein nennen, beherbergt aber doch viele unterschiedliche Tiere Australiens. Die Stadt erlaubt sich den Luxus, keinen Eintritt für den Besuch des Zoos zu nehmen, eine generöse Geste.

Pferderennen DSCN3070Ebenso freigiebig zeigt sich der Leiter Öffentlichkeitsarbeit des Rockhampton  Racecourse. Für seine „German Friends“ spendiert er uns zwei Eintrittskarten für das Galopprennen. Sechs Rennen werden insgesamt ausgetragen, eines spannender als das andere. Bei den Wettanlegern steigt wohl jedes Mal der Adrenalinspiegel kurz vor dem Zieleinlauf. Wir können es ruhiger betrachten, besonders auch, weil wir Teile des Rennnachmittags von der erhöhten Reporterkabine aus erleben dürfen. Natürlich verknüpft der Marketingleiter seine noble Geste mit der Hoffnung, um nicht zu sagen Erwartung, dass wir später auch darüber berichten. Diesem Wunsch folgen wir gern. Und lehnen auch die Einladung nicht ab, direkt vor der Rennbahn auf einer großen Wiese mit unserem Wohnmobil Overnight Parking zu machen.

18 Uhr
18 Uhr

So verlassen wir nach zwei Tagen am nächsten Morgen ROCKHAMPTON,  angefüllt mit den unterschiedlichsten Impressionen dieser überraschend attraktiven Stadt.

Ein 40km langer Tourist Drive führt uns an die nordwestlichen Strände zu den Orten EMU PARK und YEPPOON. Der letztere präsentiert sich als der lohnenswertere, sowohl vom Ortsbild als auch von den Stränden her. Auf dem Weg dorthin nehmen wir einen kurzen Umweg zur Koorana Crocodile Farm. Den Umweg hätten wir uns sparen können, denn aus unserer Sicht lohnt ein Besuch nicht so recht, trotz der angekündigten 3.000 Krokodile. Wir gewinnen eher den Eindruck eines unaufgeräumten Müllplatzes mit einigen Sumpfkuhlen. Da schenken wir uns doch lieber den stolzen Eintrittspreis von 30 AUD pro Person.

Flying Foxes
Flying Foxes

Unangekündigt und ohne Eintritt werden wir hingegen Zeugen eines anderen Naturspektakels. In einem Wald von Feigenbäumen bei YEPPOON baumeln kopfüber tausende von Flying Foxes. Sie hängen dort so bewegungslos, dass man sie gar nicht bemerkt, wenn man die Stelle nicht kennt. Plötzlich flattern sie im Schwarm unter lautem Gekreische auf. Was hat diese eigentlich nur nachtaktiven Quasi-Fledermäuse dazu getrieben? Zwei Habichte auf der Suche nach Beute durchkreuzen immer wieder den Schwarm. 10 Minuten später hängt alles wieder ruhig wie gehabt. Wir haben allerdings nicht gezählt, ob auch alle wieder an ihrem Platz hängen.Flying Foxes DSCN2935

Auf dem Weg ins nördliche MACKAY folgen wir überwiegend dem Bruce Highway / HWy 1. Nach 20km biegen wir Richtung Küste ab zum Mt Etna Caves National Park. Wir wollen einen Blick in die Hochzeitshöhle werfen. Offiziell wird sie Capricorn Cave genannt, die volkstümliche Bezeichnung trifft jedoch eher zu. Zur Besichtigung der Gewölbe bleiben wir überirdisch, denn sie ist verborgen in einem immensen Berg aus Sandstein. Was allerdings nicht daran hindert, dass wir häufig treppauf treppab durch die engen Gänge geschleust werden. Nach rund 20minütigem Fußmarsch erreichen wir sie, die Hochzeitskathedrale.

Hochzeitshöhle-Kathedrale mit Glockenstrang
Hochzeitshöhle-Kathedrale mit Glockenstrang

Ihr turmhohes Gewölbe sieht nicht nur aus wie eine Kirchenkuppel. In der Decke zeigt sich das Bild eines Kirchenfensters. Zumindest ähnelt die Felsplatte mit ihrer Maserung einem solchen. Kurz darunter schimmern Konturen, die aussehen wie ein Altarbild „Jesus am Kreuz“. Alles ist jedoch ausschließlich naturelles Felsgebilde. Auf einer Kathedralenseite hängt der Glockenstrang, glaubt man. Nichts dergleichen! Die Wurzel eines Baumes hat sich durch den Stein gefressen und gibt nunmehr ein solches Fantasiegebilde ab. Also wurde der Felsenhohlraum zu einer echten, aktiven Kirche umgestaltet, die auch gleichzeitig als Konzertsaal genutzt wird. „Opera in the Underground“ lautet das Motto.

Sehr angetan von dieser Besichtigungsperle setzen wir unsere Tour fort bis SARINA (70km nordwärts). Dort wollen wir ein „süßes Geheimnis“ erklärt bekommen. Kilometer um Kilometer fahren wir durch Zuckerrohrfelder. Wir sind in einer Region mit der drittgrößten Zuckerproduktion Australiens. Da bietet sich ein Besuch im Sarina Sugar Shed geradezu an. „From the field onto the table / Vom Feld auf den Tisch“ ist die Führung durch die Zuckerraffinerie überschrieben.

Rohrzuckerfelder in den Peak Downs
Zuckerrohrfelder in den Peak Downs

Deutlich wird besonders, wie kompliziert der Gewinnungsprozess aus dem Zuckerrohr über den Rohzucker bis zum genießbaren Zucker sich darstellt. Vieler Arbeitsgänge bedarf es, bis wir das Produkt genießen können.  Aber am Ende der Lehrstunde können wir ausgiebig abschmecken, in flüssiger Form als Syrup oder auch Likör und Schnaps oder in fester Konsistenz. Als i-Tüpfelchen wird dann noch eine große Portion Zuckerwatte kredenzt.

Aus dieser gefühlten Unendlichkeit der Zuckkerrohrfelder taucht alsbald der riesige Kohle- und Ölhafen der Stadt MACKAY am Horizont auf. Was zunächst nach eventuell wenig attraktiver Industriestadt riecht, entpuppt sich bald als pittoreskes, anziehendes Art Deco Stadtbild, dessen Mittelpunkt die Art  Space bildet, eine regionale Gemälde Galerie in der City. Mackay-Art Space.

Mackay-Art Space
Mackay-Art Space

Man hat sich etwas gegönnt und der Kunst ein großes Areal zugestanden. Besonders beeindruckt hat uns dabei die temporäre Gemäldeausstellung der Tiwi People. Beheimatet auf der nördlich von DARWIN gelegenen Melville Island, stellen dort neun Künstler ihre Aboriginal Kunstwerke in traditionellen Formen und Farben aus.

MACKAYS Stadtkern selbst liegt nicht unmittelbar am Meer sondern rund 15km im Landesinneren. Dort an der Küste aber löst eine Ferien- bzw. Neusiedlung die andere ab. Meist um ein Kap oder einen Point gruppiert, konkurrieren die Villen nur so miteinander. Von Palmen gesäumte Straßen stehen für das charakteristisch tropische Ambiente. Wie nennt sich Queensland auch außer Sunshine State? Richtig – Holiday State!

Eungella NP
Eungella NP

Am Ende dieser Etappe richten wir unser Augenmerk noch einmal auf nahe Naturparks. In der zweiten Hügelkette, nach Durchquerung der Peak Downs Ebene mit ihren gigantischen Zuckerrohrfeldern, erreichen wir nach 80km  den Eungella National Park. Hoch oben auf 700m spüren wir nichts mehr von der hohen Luftfeuchtigkeit in Meeresnähe. Die Temperaturen pendeln sich bei 22°C ein. Sehr angenehm gerade auch fürs Wandern, denn wir wollen zum Finch Hatton Gorge mit seinen Araluen Cascades. Der Wanderweg führt durch dichten Palmen- und Farnwald, bevor er steil abfällt in die Schlucht hinunter. Donnernd rauschen die Wassermassen ins Tal und verlieren sich dann irgendwo im tief eingekerbten felsigen Flussbett.

Eungella NP
Eungella NP

Quasi zurück an die Küste geht die Strecke dann zum Cape Hillborough National Park. Das dieses Kap umfließende Meereswasser gehört bereits zum Great Barrier Reef Marine Park mit den ausgedehnten Mangrovenwäldern. Ein entsprechender Boardwalk erschließt dem Wanderer dieses Naturspektakel.  Bekannt sind Park und dazugehöriger Strand aber besonders, weil sich dort bei Sonnenauf und –untergang Wallabies direkt bis auf den Strand wagen.

Nördlich vor uns auf dem künftigen Tourabschnitt besuchen wir  so bekannte Touristenorte wie TOWNSVILLE, die Strandparadiese AIRLIE BEACH oder SHUTE HABOUR. Darüber dann im nächsten Bericht.

K&K 50 – Viele Wege führen nach ROMA

… und darüber hinaus!

Hinein ins Outback
Hinein ins Outback

Wir steuern also wieder einmal auf eine Inlandschleife zu. Quer durch die Great Dividing Range führen uns die unzähligen kleinen Straßen, die es in der engeren und weiteren Umgebung der Ostküste noch gibt, südwestlich auf die erste Stadt ROMA zu. Rund 400km sind es bis dorthin. Unterwegs treffen wir eigentlich nur auf kleinere Dörfer und Siedlungen. Je weiter westlich ins Voroutback wir fahren, umso dünner wird das Straßennetz. Schließlich konzentriert es sich auf wenige Überlandhighways, unter denen der Warrego HWy der für uns ausschlaggebende ist.

Ständige Begleiter
Ständige Begleiter

ROMA, sie gilt bereits als Outback Town, auch wenn bis zum wirklichen Outback noch einige hundert Kilometer verbleiben. Der Sightseeingschwerpunkt in dieser Kleinstadt liegt eindeutig beim Big Rig. Die Stadt und die Umgebung haben viele Jahrzehnte seit Beginn des 20. Jahrhunderts von der Erdgas- und Erdölförderung gelebt. Das Geschäft ist abgeflaut, die Gas- und Ölvorräte stark dezimiert. Vermarktet wird heute dafür die Geschichte dieses Booms in Form eines Museums mit lehrreichem Film, vielen ehemaligen Gerätschaften inklusive Fördertürmen und sehr anschaulichen Informationstafeln. Abends bei Dunkelheit wird die ehemalige Erfolgsstory dann noch einmal durch eine halbstündige Ligth & Sound Show  eindrucksvoll illustriert.

Flaschenbaum
Flaschenbaum

Wir haben bereits öfter erwähnt, dass WW I für Australien eine bedeutendere Rolle spielt als WW II. In ROMA zeigt sich dieses Phänomen erneut. In der Innenstadt, entlang der Avenue of Heroes wurden 1918 für jeden gefallenen Soldaten aus ROMA und Umgebung ein Bottle Tree gepflanzt und jeweils ein namentlicher  Gedenkstein am Baumfuß gesetzt. Mittlerweile ist aus den 140 Baumsprösslingen eine Schatten spendende Allee erwachsen. Aus unserer Sicht ein gelungenes einfühlsames und lang andauerndes Zeichen des Gedenkens. Am Stadtrand findet der Besucher auch den größten Flaschenbaum von Queensland. Man glaubt, dass er bereits aus dem 19. Jahrhundert stammt. Aktuell hat er die Ausmaße von 9,20m Umfang, 6m Höhe mit einer Baumkrone von 20m.

Tiefer dringen wir ein ins Outback. St. GEORGE lautet das nächste Ziel rund 230km südlich von ROMA, immer den Carnavon HWy entlang. Kurz vor der Stadt gleicht die Gegend einer eingedeichten Landschaft. Beachtliche Kanäle durchziehen die Felder, hohe Dämme schützen vor unnötigem Wasserabfluss. Das Ganze bildet ein kompliziertes Schleusen- und Bewässerungssystem für die Baumwollfelder. Ein gut ausgeschilderter 90km langer Rundkurs bringt uns an die „Schaltstellen“ dieses Bewässerungssystems, vom großen Wasserkraftwerksdamm über kleinere Wehre und Schleusen zu den einzelnen Feldkanälen. Besonders stolz ist man, dass kein einziger kostbarer Wassertropfen unnütz abfließt. Man hat das Kanal- und Pumpsystem so  konstruiert, dass Wasser, welches an einem Kanalende ankommt, wieder zurück an den Kanalanfang gepumpt wird für einen weiteren Durchfluss. So gelingt es, dass die durstigen Baumwollpflanzen selbst hier in der trockenen Plaine prächtig gedeihen.

Und für den Balonne River, der quer durch St. GEORGE fließt, bleibt auch noch genügend Wasser übrig. Seine sandgefärbten Fluten fließen träge dahin. Der Andrang auf die Sandytown River Cruise hält sich in Grenzen.

Emu Egg Kunst
Emu Egg Kunst

Dafür lohnt ein Besuch einer außergewöhnlichen Attraktion: The Unique Egg. Der griechisch stämmige Künstler Stavros hat tausende von Emu-Eiern verziert,  graviert und effektvoll beleuchtet. Der Betrachter kommt sich vor wie in einer anderen Welt, wenn er in dem verdunkelten kleinen Museum die beleuchteten Kunstwerke betrachtet. Zahlreiche Spiegel intensivieren die Lichteffekte und erhöhen den Kunstgenuss. Das beachtliche Lebenswerk eines Künstlers in einer unbekannten Outback Town.

Auf unserer Weiterfahrt ins nordwestlichere CHARLEVILLE (450km von St. GEORGE entfernt gelegen) treffen wir auf eine Besonderheit ganz anderer Art. Das Dorf BOLLON lädt den Durchreisenden zum Free Camping ein. Ein idyllischer, schattiger Platz am Bach wird hierfür zur Verfügung gestellt. Und selbst für eine warme Dusche ist gesorgt. Der Wanderweg zurück ins Dorfzentrum dient gleichzeitig auch als Kunstmeile. Der Wallam Creek Walking Trail präsentiert in einer Open Air Ausstellung bildnerische Kunst der Gwamu Aborigines.

Kein Zoo - Natur
Kein Zoo – Natur

Auf dieser Kunstmeile heißt es „Guck mal hin!“. An ihrem Ende lautet die Aufforderung „Guck mal rein“, nämlich in Deb’s Café. Getränke und Kuchen gibt es dort sicherlich auch. Doch eigentlich handelt es sich um einen Outback General Store, wie er im Buche steht. Hier bekommst du einfach Alles, vom Oberhemd bis zur Eiskugel, vom Spaten über den Räucherfisch bis zu Fahrradersatzteilen. Und was nicht gleich vorhanden ist, wird besorgt. Man kann sich jeden Film sparen,  muss einfach in diesen musealen Laden schauen, um zu wissen, was General Store bedeutet.

Das nächste Etappenziel wird charakterisiert von zwei Zeitreisen. Die erste spielt sich 30km vor CHARLEVILLE ab, ist traurig und tragisch und ist eigentlich nur einen Zeitschritt her. Angellala Bridge Site nennt sich die heutige Gedenkstätte, an der 2014 (6.Sept.) ein Tanklaster mit Nitroglyzerin explodierte. Die Druckwelle war so heftig, dass sich ein Krater von rund einem Kilometer Durchmesser aushob. Die Straßenbrücke wurde zwischenzeitlich erneuert, die angrenzende Bahnlinie noch nicht. Die Explosionswellen waren noch im 30km entfernten CHARLEVILLE zu spüren.

Die zweite Zeitreise kann über tausende von Lichtjahren in die Vergangenheit gehen. Die Kleinstadt hat einen beachtlichen wissenschaftlichen Ruf wegen ihres Cosmos Center. In der ab April beginnenden Trockenzeit mit regelmäßig sternenklarem Himmel bietet das Observatorium deshalb  allabendliche Veranstaltungen zur Sternkunde per Teleskop an. Das Kreuz des Südens steht dabei natürlich im Mittelpunkt. Hier im tiefschwarzen, nächtlichen Outback blinken die Himmelskörper besonders deutlich. Und warum Zeitreise? Das auf Erden zu sichtende Sternenlicht hat vielleicht 2.000 Jahre benötigt, um auf unserem Planeten anzukommen. Wir schauen also in die Sternengeschichte vor 2.000 Jahren. Und wie kann ich das aktuelle, heutige Sternlicht erblicken? Ganz einfach: Man komme in 2.000 Jahren wieder und schaue dann durch das Teleskop. Und so können wir uns zwei Stunden lang am Schein und an den unterschiedlichen Farbtönen vom Großen Orion Nebel, der Jewel Box und dem Jupiter mit seinen Monden erfreuen.

Regenmacher
Regenmacher

Überzeugt wissenschaftlich ist sicherlich auch der selbsternannte Meteorologe M. Wragg 1902 vorgegangen, als er versuchte, mit Hilfe von sechs überdimensionalen Schießpulvergewehren einer langanhaltenden Trockenheit ein Ende zu bereiten. Er wollte damit das Klima verändern. Das ging natürlich schief, aber er hat der Stadt immerhin eine heute noch attraktive Sehenswürdigkeit im Graham Andrews Park beschert.

Wir rollen hinein in die Capital of the Outback LONGREACH. Am östlichen Stadtrand fallen als erstes zwei überdimensionale Flugzeuge ins Auge. Bei näherer Betrachtung handelt es sich um die größten ehemaligen Flugzeuge der australischen Fluggesellschaft Qantas (=Queensland an Northern Territory Aerial Services), eine DC 707 und DC 747. LONGREACH ist die Geburtsstätte der Fluggesellschaft. In dem Qantas Founders Museum direkt beim aktiven Flughafen wird die gut 100jährige Geschichte australischen Passagier- und Frachtflugwesens aufgeblättert.

Gegenüber vom Museum, etwas abseits des Highway, erhebt sich eine riesige, halbrunde Halle. Am Eingangstor lesen wir Stockman’s Hall of Fame. Diese riesige Ausstellung widmet sich also dem Cowboywesen. Denn Stockman ist der australische Begriff für Cowboy (Stock=Vieh). Der Pioniergeist zur landwirtschaftlichen „Eroberung“ des Outback wird durch die zahlreichen Displays, Filme und Ausstellungsstücke wieder zum Leben erweckt. Eine große Abteilung widmet sich dem Flying Doctor Service mit seiner Entstehungsgeschichte. Beide Museen sind besuchenswert und reflektieren ein Stück authentischen Outbacklebens.

Es ist ANZAC DAY (25.April), d.h. der australische Volkstrauertag. Begangen wird er mit einem Umzug, an dem quasi die ganze Stadt teilnimmt, von den Stadtoberen über die Vereine und Schulen bzw. Kindergärten. 30 Minuten zieht man durch die Geschäftsstraßen bis zum ANZAC Park zur eigentlichen Gedenkfeier. Bei aller Aufgelockertheit der Atmosphäre bleibt es stets eine sehr würdige Zeremonie.

Authentische „Outback Erfahrung“ bietet vor allen Dingen das Familienunternehmen Kinnon & Co, welches wir bereits im vorherigen Blog (vgl. K&K 49 – Im Herzen des Outback) vorgestellt haben.

Weiter geht es noch rund 200km tiefer ins Outback hinein, nach WINTON. Der winzige Ort ist geprägt von Andenken an seinen Outbackdichter Banjo Paterson und seiner Waltzing Mathilda. Dieser Song, überhöht fast ausschließlich nur als Anthem / Hymne bezeichnet, gilt als heimliche australische Nationalhymne. Hier im North Gregory Hotel fand die öffentliche Premiere statt. Der Dichter hat das Outback treffend charakterisiert, wenn er sagt: „Wenn man die Sandfliegen nicht rechnet, ebenso wenig den Staub, die oftmals leeren Mägen, wenn man den Regen vernachlässigt, der kalt in die Knochen kriecht, dann ist es hier im Outback doch recht gemütlich“. Das Lied von den Sandfliegen können wir gut mitsingen.

Musik liegt in der Luft-Musical Fence in Winton
Musik liegt in der Luft-Musical Fence in Winton

Pop ähnliche Kunst steht gleich zwei Mal auf dem Programm in dem Outback Städtchen. Arno’s Wall, eine 70m lange und 2m hohe Mauer aus Felsen und Zement, ist künstlerisch bestückt mit Teilen von Rasenmähern, Bootsschrauben, Radkappen oder sonstigem ausrangiertem Gebrauchsgerät. Und dann kurz um die Ecke geschaut, denn da wird es musikalisch am Musical Fence. Dieser Drahtzaun ist so aufbereitet, dass man auf seinen Saiten, sprich Drähten, Töne erzeugen kann. Das begleitende Schlagzeug besteht ebenfalls aus vielfältigen, ehemaligen Gebrauchsgegenständen. Die Informationstafel erzählt, dass hier regelmäßig Konzertwettbewerbe stattfinden.

Winton-Dinosaurier Experten
Winton-Dinosaurier Experten

Erheblich ernsthafter und wissenschaftlicher geht es im Age of Dinosaurs zu. Die Zeitreise reicht rund 95 Millionen Jahre zurück  zu einem wahren Ansturm dieser Kolosse auf diese Region. Im 110km entfernten (davon 50km Sandpiste) Lake Quarry Conservation Park hat man gut 3.000 Fußabdrücke der Urtiere ausfindig gemacht. Örtlich näher, denn nur 20km von WINTON entfernt, widmet sich eine Forschungseinrichtung der Aufbereitung gefundener Dinosaurierknochen. Eine geführte Tour durch die Laboratorien mit anschließendem Museumsbesuch gewähren einen ausgezeichneten Einblick in diese filigrane Arbeit.

Ab WINTON, rund 900km Luftlinie von der Ostküste entfernt, machen wir uns wieder auf den Rückweg.  Dabei folgen wir im Großen und Ganzen dem Capricorn Highway, der entweder direkt oder in unmittelbarer Nähe des südlichen Wendekreises verläuft. So durchfahren wir auch ein weiteres Mal LONGREACH und gelangen schließlich nach BARCALDINE.

Die City mit dem historischen Bahnhof wird geprägt vom Tree of Knowlegde / Baum der Erkenntnis. Mit Religion hat dieses einem Baum gewidmete Denkmal nichts zu tun. Wie in einem Glockenspiel ertönen die Geräusche aneinander schlagender Holzschlegel im sanften Wind.

Barcaldine-Tree of Knowlegde
Barcaldine-Tree of Knowlegde

Erinnern soll das Memorial an den ersten Streik der Schafscherer im Jahr 1891. Was als singulärer Streik begann, weitete sich bald auch in anderen Branchen über ganz Queensland, im Folgenden über ganz Australien aus. Somit war die nationale Gewerkschaftsvereinigung geboren, aus der später dann die aktuelle Labour Party hervorging. Im Australian Workers Heritage Center wird diese Geschichte in Form eines Freiluftmuseums präsentiert. Jeder Pavillon erzählt den Werdegang eines anderen Gewerkschaftszweiges bis hin zur vereinigenden Umwandlung in eine politische Partei. Eine beeindruckende Ausstellung!

Unweigerlich rückt der Südpazifik wieder näher. Nach weiteren 350km Ostroute gelangen wir in die Edelsteinregion mit dem zentralen Ort EMERALD. Überall wird nach Saphiren gebuddelt, sowohl industriell wie auch privat. „Fossicking / Schürfen“ lautet das Stichwort, um Besucher anzulocken. Die nahe gelegenen Dörfer ANAKIE und RUBYVALE tun sich hier besonders hervor.  Ausgerüstet mit Schürfpfanne kann jeder gegen Eintritt auf bestimmten Schürffeldern sein Glück versuchen. Sollte er Erfolg haben, versprechen die örtlichen Juweliere, der Kostbarkeit je nach Geldbeutel eine würdige Einrahmung aus Gold oder Silber zu verpassen.

Mindestens ebenso kostbar und viel intensiver wird in BLACKWATER, 80km weiter Richtung Pazifik, geschürft. Nicht nach Edelsteinen sondern nach Kohle. Die für den Ort sehr junge Industrie – erste Funde in den 1960ger Jahren – prägen durch den Tagebau das Landschaftsbild. Ein langer Kohlezug nach dem anderen rollt schwerbeladen Richtung Meer, wartet dann entladen im Eisenbahnknotenpunkt BLUFF auf seine Weiterfahrt zurück in die Kohlegruben. Wer mehr darüber wissen möchte, besuche das International Coal Center in dem von Neubausiedlungen geprägten BLACKWATER.

Outlook Blackdown Tableland
Outlook Blackdown Tableland

Am Horizont erheben sich wieder einmal die ersten Bergketten der Great Dividing Range, nicht felsig schroff dafür grün bewaldet. Nach 12 Tagen rostbraunem Outback Ambiente ergötzen wir uns an jedem mit Bäumen bewachsenem Hügel. 40km östlich von BLACKWATER lockt uns ein Schild noch einmal vom Highway. Blackdown Tableland National Park in 20km klingt es verheißungsvoll. Luftige Abwechslung vom einerlei der Plaine kann nicht schaden, denken wir uns. Nach rund 15km ragt das Felsplateau urplötzlich steil empor. Die enge Straße schraubt sich in vielen Haarnadelkurven auf 800m und endet ebenso unvermutet im tiefsten Wald mit fantastischem Outlook. Dichter, grün satter und vor allen Dingen staubfreier mit Palmen durchsetzter Regenwald – welch eine Labsal.

Blackdown Tableland NP
Blackdown Tableland NP

Quasi ein letzter Sprung, immer parallel zu den ratternden, gigantischen Kohlezügen (mit 110 gezählten Waggons)  und die Ostküste hat uns in  GLADSTONE wieder. Für die Kohlewaggons bedeutet dies Endstation auf dem Landweg und Verladung auf Schiffe. Die Stadt selbst ist geprägt von Industrie, besonders auch Raffinerien. Doch zwischendrin immer mal wieder kleine, schmucke, inselartige Parklandschaften. Man mag wetten, ob die ausgeschilderten Outlooks oder die Kohlehalden höher sind.

Ständige Begleiter
Ständige Begleiter

12 Tage Outback Erfahrung, was haben sie außer gut 2.000 gefahrenen Kilometern gebracht? Wir glauben, ein wenig vom authentischen Outback Flair erlebt zu haben. Was auf den ersten Blick als leere, tote Landschaft erscheint, steckt nicht zuletzt durch die Outback Bewohner auf den zweiten voller Leben. Wir können erahnen, wie hart eine Existenz in dieser steinigen Halbwüste sein kann, wo das wohl kostbarste Gut eine regelmäßige Trinkwasserversorgung darstellt. Wie steht es auf einem bunten Plakat irgendwo im Nirgendwo? „The Outback – You should’nt be faint-hearted! / Das Outback – nichts für Hasenfüße“.