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K&K27 – Schüttelsuppe

Schüttelsuppe ist eine tolle Erfindung. Von all dem, was in letzter Zeit übrig geblieben ist bzw. ausgelassen wurde an Sehenswürdigkeiten auf unserer Neuseelandrundtour, nehmen wir auf unserer Rücktour von der Südinsel nach Auckland von diesem und jenem noch eine Messerspitze voll. Diese Zutaten, unsortiert und thematisch nicht unter einen Hut zu bringen, vermischen wir in einem großen Topf, sprich Blog, garnieren das Ganze mit ein paar ebenfalls unsortierten aber zur Textpassage meistens passenden Fotos und wünschen “Guten Appetit“  beim Lesen.

National War Memorial Wellington
National War Memorial Wellington

Per Fähre haben wir die Nordinsel wieder erreicht, sind also erneut in Neuseelands Hauptstadt Wellington. Als erstes Ziel steuern wir den PUKEAHAU – NATIONAL WAR MEMORIAL PARK an. Wenn bei den Kiwis von „Großem Krieg“ die Rede ist, handelt es sich in der Regel um den 1. Weltkrieg, an dem das Land gemeinsam mit Australien mit beträchtlichen Kontingenten teilnahm. Dieses ANZAC (Australien-Newzealand-Army-Corps) hat auch heute noch Bestand. PUKEAHU gilt als die wichtigste Gedenkstätte des Landes mit dem „Grab des unbekannten Soldaten“, der „Hall of Memories“ und dem Glockenturm, von dem jeden Tag um 17.00Uhr ein Gedenkglockenspiel erklingt. Im angegliederten Museum lohnt sich der Rundgang durch die realistisch dargestellten Szenen und der umfangreichen Sammlung an Memorabiles – beeindruckend und nachdenklich stimmend!

Aufgelockerter hingegen erleben wir ein jährlich wiederkehrendes Hauptstadt Event: The Christmas Parade. Also beschäftigen wir uns einmal mit der hiesigen Advents- und Weihnachtszeit. Das Ganze lässt sich unter der Frage subsummieren:

Advent in Neuseeland – Aber wo?

Christmas Parade Wellington
Christmas Parade Wellington

Während in Deutschland die Advents- und Weihnachtszeit bekanntlich zu den „besinnlichen“ Jahresperioden zählt, steigt hier in Neuseeland mit dem aufkommenden Sommer das Urlaubs- und Reisefieber. Man freut sich auf die Sommerferien und den Urlaub. Viele Urlaubsquartiere sind bereits voll belegt. Manche starten auch erst nach dem Weihnachtsfeiertag am 25.Dezember. Dann wird es in den Touristenhochburgen noch hektischer.

Advent in unserem Sinne existiert eigentlich nicht. Hier und da sind die Kaufhäuser weihnachtlich geschmückt, aber alles sehr zurückhaltend. Weihnachtsschmuck in den Straßen entdecken wir nur vereinzelt. Abendliche Weihnachtsbeleuchtung erübrigt sich, denn wir befinden uns aktuell in der „hellen“ Jahreszeit mit Dunkelheit erst ab ca. 20-22 Uhr. Da schlendert dann niemand mehr im schummrigen Adventslicht zum Schaufensterbummel.

Und der bei uns durch Kaufhäuser oder Straßen herumwandernde Weihnachtsmann oder Santa Claus? In einem Einkaufszentrum in CHRISTCHURCH haben wir einen entdeckt, der sich mit den Kindern fotografieren ließ. Ansonsten Fotos von ihm in Schaufenstern – in Bermudashorts und FlipFlops.

Die verkaufsoffenen „langen“ Samstage kennt man in Neuseeland nicht. Die Kaufhausketten haben regulär 7 Tage in der Woche von 7.30h bis 22.00h geöffnet. Und der Einzelhandel öffnet seine Geschäfte nur montags bis freitags, ca. 09.00h bis 16.30h, samstags evtl. bis 14.00h, sonntags nie. So können wir auch die bei uns oftmals zu beobachtende „vorweihnachtliche Kaufrausch-Atmosphäre“ in Neuseeland nicht ausmachen.

Dafür organisieren viele Städte aber – meist an einem der Adventssonntage- CHRISTMAS PARADES amerikanischen Stils. Wir verfolgen am 3. Advent den Festumzug in der Hauptstadt Wellington. Rund 50.000 Zuschauer, die gute Hälfte davon Kinder zwischen 2 und 6 Jahren, säumen die Straßen der Innenstadt. Statt an Pfefferkuchen knabbern sie an ofenfrischen Cookies, Muffins oder Cupcakes. Das Marzipanbrot wird durch eine riesige Eistüte ersetzt. Brat- bzw. Currywurst oder andere Spezialitäten unserer Weihnachtsmärkte erscheinen überhaupt nicht. Der wärmende Grog ist fehl am Platz, das kühle Getränke leisten bessere Dienste.

Im Umzug selbst spiegelt nur der letzte Motivwagen Weihnachten mit Weihnachtsmann wider. Nicht Engel sondern Zwerge begleiten ihn. Alles andere ähnelt einem farbenfrohen Folklore- und Märchenfest. Tanzgruppen steppen über den Asphalt, Sportvereine bieten Kostproben ihres artistischen Könnens Das schottische Erbe Wellingtons wird durch eine Dudelsackband vertreten. Und zwischendurch immer wieder Musikzüge, von der straff disziplinierten „Royal Marching Band“ bis hin zur quicklebendigen Sambaformation. Knapp 90 Minuten defiliert die bunte Truppe durch die Straßen. Am Ende ist das letzte Eis gelutscht, der letzte Hamburger gegessen, die letzte eisgekühlte Cola ausgetrunken. Zur Abkühlung springen die Kinder nun unter die Wasserfontänen und in die Springbrunnen der innerstädtischen Parks.

Weihnachten selbst besteht eigentlich nur aus dem 25. Dezember. Erst seit der Besiedlung durch europäische, besonders englische Auswanderer ,wird in Neuseeland Weihnachten gefeiert. So verwundert es nicht, dass viele Bräuche aus den Mutterländern stammen.

Unser „Heiligabend“, hier „Christmas Eve /Vorweihnachtsabend“ genannt, dient der Vorfreude auf den Weihnachtstag und mitunter dem Besuch von christlichen Mitternachtsmessen. Die Geschenke werden am 25sten ausgepackt, begleitet von reichlichem Festessen. Auch hier bringt der Weihnachtsmann die Geschenke, allerdings nie in direktem Kontakt zu den Menschen. Damit er auch nicht an der eigenen Haustür vorbeigeht, werden ein Krug Milch und Kekse die Nacht über vom 24sten auf den 25sten für ihn bereitgehalten und an die Türschwelle oder auf ein Fensterbrett gestellt. Sind am nächsten Morgen der Krug leer und die Kekse bis auf einige Krümel verschwunden, muss er nächtens vorbeigeschaut haben.

Ein Weihnachtsbaum wird lange vor dem eigentlichen Feiertag aufgestellt und geschmückt, ganz traditionell mit Kugeln und Süßigkeiten. Nadelt der Baum denn dann nicht? Nein! Geht auch gar nicht, denn als „Weihnachtsbaum“ gilt der sogenannte „Eisenholzbaum“, eine Art Myrtengewächs. Ab Mitte bis Dezember fängt dieser immergrüne Laubbaum an, rote Blüten zu treiben, welche die eigentliche Weihnachtszeit symbolisieren.

Traditionell bleibt das Festmahl: Truthahn, Lamm, Schinkenbraten. Eine Auswahl exzellenter neuseeländischer Weine darf dabei auch nicht fehlen. Als Dessert werden die landauf landab berühmte „Pavlova Torte“ (eine leckere Baisertorte) oder englischer „Christmas Pudding“ serviert.

Während der morgendlichen oder abendlichen Geschenkzeremonie erklingen in vielen Familien ebenfalls Weihnachtslieder, die meist englischer, schottischer bzw. irischer Abstammung sind, oftmals umrahmt von der TV-Weihnachtsansprache der englischen Queen. Sie ist ja immerhin (noch) das offizielle Staatsoberhaupt Neuseelands.

Wie verbringt man sonst den Festtag? Mit Schwimmen, Segeln, Surfen, oftmals auf Strandpartys incl. Barbecue – oder beim Kofferpacken für die Sommerreise.

Nicht vergessen wollen wir den 26. Dezember, hier „Boxing Day“ genannt, ebenfalls ein Feiertag. Entweder sind viele Kiwis bereits auf ihrer Sommerurlaubsreise unterwegs. Oder aber sie kümmern sich um die Entsorgung der vielen Geschenkverpackungen – den „boxes“.

Cape Pallister
Cape Pallister

Nach diesem unadventlich-weihnachtlichen Hautpstadttrubel zieht es uns eigentlich wieder zurück in einsamere Regionen. Gleich vor der Haustür, besser gesagt südöstlich von Wellington, bietet sich hierfür das CAPE PALLISTER an. Stetig rauer und trockener werdende Bergwelt führt uns auf 100km zur Südspitze der Nordinsel. In Erstaunen versetzt uns immer wieder, in welch unwirtliche und unzugängliche Welt hinein, (Ferien)Häuser gebaut werden, neben einzelnen Hütten hin und wieder auch kleine Siedlungen. Die letzten 30km des Weges zum SÜDKAP erweisen sich als traumhafte Küstenpanoramastraße.

Kurz vor dem Leuchtturm am Kap gibt sich eine Pelzrobbenkolonie noch einmal die Ehre. Von den neun bestehenden Kolonien soll es die größte sein. Fast regungslos dösen die Tiere im warmen Sommersonnenlicht vor sich hin. Kein vorbei fahrendes Auto, kein Möwenschrei und auch kein Wellendonner kann sie in ihrer Ruhe stören. Um zum Leuchtturm selbst zu gelangen, muss man zunächst 250 Stufen erklimmen. Als Belohnung winkt ein unbeschreiblicher Rundumblick.

Inselspitzen haben einen großen Vorteil: Man gelangt schnell von einem Küstenstreifen an den gegenüberliegenden. Das kommt auch uns zugute auf unserem Zickzackkurs Richtung Norden. WELLINGTON im nördlichen Bogen umfahrend, stehen wir schnell wieder an der Wind umtosten Westküste der TASMAN SEA. Dieser Küstenabschnitt dient als eigentliche „Badewanne“ der Hauptstadt. Eine Touristenbeach reiht sich an die andere, z.B. PLIMMERTON, PARAPARAUMU, WAIKANAE BEACH, OTAKI BEACH oder WAIKAWA BEACH, um nur einige in einer Entfernung von ca. 100km zur Hauptstadt zu nennen. Glücklicherweise findet man hier kaum wirkliche „Bettenburgen“. Kleine, in die Dünen geduckte Häuser und Hütten prägen das Bild. Mit Beginn des Weihnachtsurlaubs sieht man nur noch selten Schilder mit der „Vacancies“-Bezeichnung, viel öfter „No Vacancies“, also alle Unterkünfte belegt.

The Beach is a Road
The Beach is a Road

Aber es gibt Ausnahmen. Wer auch in der Hochsaison Ruhe und einen einsamen Strand sucht, dem empfehlen wir FOXTON BEACH. Die niedliche Häuseransammlung zeichnet sich durch einen sehr weitläufigen, breiten Strand aus. Hier gibt es offensichtlich so wenige Strandgäste, dass per Schild „The Beach is a Road“ sogar das Befahren erlaubt wird.

Das eigentliche, verträumte Städtchen FOXTON nimmt uns mit in europäisches Flair. Der Nachbau einer kleinen holländischen Ecke, mit Windmühle, Flaxmuseum, Pferdestraßenbahn und „Dutch Market“ krönt die Innenstadt.

Nach den vorübergehenden Hollandimpressionen gleiten wir gleich hinein in eine weitere, europäisch anmutende Welt. Über den SH 1 und den SH 3 gelangen wir an den „Rhein der Maoris“. Nie gehört? Macht nichts! Hatten wir vorher auch nicht. Aber der WANGANUI RIVER, mit 290km der längste schiffbare Fluss Neuseelands, gleicht in der Tat streckenweise unserem mit Weinbergen gesäumtem Rhein. Weinberge findet man hier zwar nicht, jedoch bergige, naturbelassene Uferlandschaft. Auf seinem Weg zur TASMAN SEA durchfließt er in seinem Mündungsgebiet den TONGARIRO NATIONAL PARK, später dann den WANGANUI NATIONAL PARK.

Die gleichnamige Stadt Wanganui , 30km Richtung  Flussmündung gelegen,   bedeutet im Maorischen so viel wie „Großer Hafen mit langem Warten“. Knapp 40.000 Einwohner leben hier mit einem hohen Anteil maorischer Bevölkerung. Nicht umsonst wird der gesamte Wanganui Distrikt auch „Region Maorischer Könige“ genannt. Dieser ethnische Akzent  findet seinen besonderen Ausdruck im ausgezeichneten Regionalmuseum. Das dort aufgestellte, künstlerisch wertvolle Marae (Versammlungshaus) ist eingebettet in eine historische Ausstellung über die Ureinwohner.

Die Stadt selbst macht einen sehr ruhigen, liebevollen Eindruck, die anreizt, hindurch zu bummeln. Der rund zweistündige „Heritage Walk“ führt vorbei an schmucken Gebäuden wie der alten Apotheke, dekorativen Hausfassaden, z.B. dem Rutland Building oder dem Drew’s Building, die Flusspromenade entlang und vorbei an den ehemaligen aber noch funktionstüchtigen Dampfschiffen. Wer noch mag, erklimmt die Hügel des Queen’s Park / Pukenamu mit der Gedenksäule für die Gefallenen des 1.Weltkrieges, dem Glockenspiel und dem „War Memorial“. Diese weithin weiß leuchtende Gedenkstätte dient allerdings überwiegend mit seinem großen Theatersaal der Kunst oder dort stattfindenden Kongressen – eine gelungene Mischung.

Wanganui River Road
Wanganui River Road

Kunst wird in WANGANUI groß geschrieben. Neben zahlreichen Kunstgalerien, allen voran die „Sarjeant Gallery“, beherbergt die Stadt eine renommierte Opernschule mit ebenso renommierten Lehrkräften wie Placido Domingo oder Kiri Te Kanawa.

Den besten Blick auf Fluss und Stadt gewinnen wir auf dem „Durie Hill“ mit Aussichtsturm. Man kann diesen Granitturm von der Stadt aus über 150 Stufen zu Fuß erreichen oder nimmt den Fahrstuhl, den einzigen Tunnelfahrstuhl Neuseelands. Da man dann ja ausgeruht oben ankommt, bereiten die 264 Stufen auf den eigentlichen 66m hohen Aussichtsturm keine Probleme.

Wer diesem wundervollen Fluss noch ein wenig folgen möchte, der nehme den WANGANUI RIVER ROAD. Auf 80km folgt die kurvig enge Straße dem Flusslauf durch die Wildnis, ohne größere Ortschaften. Versprochen wird eine Reise zurück in die Vergangenheit der europäischen Besiedlung, denn hier haben sich Mitte des 19.Jahrhunderts ebenfalls erste Auswanderer niedergelassen. Die Ortsnamen der Siedlungen klingen tatsächliche europäisch, z.B. KORINTI oder auch ATENE. Mit religiösem Anklang kommt JERUSALEM daher. Schließlich endet dieser historische Naturtrip in PIPIRIKI am „Tor zum WANGANUI NATIONAL PARK“.

Kilometer um Kilometer bleiben wir in nördlicher Richtung, zunächst auf dem SH4, später dann über den SH 47 gen LAKE TAUPO an dessen Westufer. Der höchste Vulkankegel Neuseelands, der MOUNT RUAPEHU (2.797m) mit seinem riesigen Skigebiet lugt östlich aus den Wolken hervor. Der SH 41 und SH 32 bringen uns schließlich in das Städtchen TOKOROA. Eigentlich nichts Besonderes, wären da nicht die TALKING POLES.

Talking Pools Tokoroa
Talking Pools Tokoroa

45 Skulpturen über das gesamte Stadtareal verteilt schmücken Straßen und Plätze. Meistens stellen sie Maorifiguren dar. Aber nicht nur. Denn in der Summe sollen sie die Vielfalt an Kultur und Ethnien, an Clubs und Vereinen des Ortes aufzeigen. Nach gut einstündigem Rundgang kann man sagen: Das Projekt einer „kommunalen Identitätsstiftung“ erscheint gelungen.

Der britische Captain Fane Charles HAMILTON (mal nicht Captain Cook) gilt als Namensgeber der viertgrößten Stadt Neuseelands. Obwohl in den 1860ger Jahren noch Kriegsgegner der Maoris, halten auch sie ihm heute ein ehrendes Andenken. Das moderne HAMILTON kämpft wie viele andere Binnenstädte wie z.B. auch PALMERSTON NORTH darum, ein Stück vom Tourismuskuchen zu ergattern. Man wirbt mit dem größten Einkaufzentrum Neuseelands, welches sich mitten in der City in der Tat sehen lassen kann. Es lohnt auch, durch die „Hamilton Gardens“ am Ufer des mächtigen WAIKATO RIVERS zu bummeln und evtl. auch noch einen kleinen Schiffsausflug auf dem Fluss zu genießen. Das Distrikt Museum hält ebenso einige Kostbarkeiten für den Besucher parat. Dann kann es einen aber auch bereits wieder in die grüne Umlandnatur ziehen, entlang des WAIKATO und des WAIPA RIVERS. Ein besonders reizvolles Fleckchen bildet dabei die Einmündung des WAIPA RIVERS in den WAITKATO, ca. 20km nordöstlich der Stadt im Dorf NGARUAWAHIA. Ein Park schmückt die Landspitze, in ihm findet man Informationstafeln über die erste britische Flussanlandung just an diesem Ort im Jahre 1861.

Paris gilt gemeinhin als „Stadt der Liebe“.

Klein aber Fein-Geysir in Te Aroha
Klein aber Fein-Geysir in Te Aroha

In Neuseeland schmückt sich der kleine Ort TE AROHA, 70km nordöstlich von HALMITLON gelegen, ebenfalls mit diesem Prädikat. Denn der ursprünglich maorische Ortsname bedeutet „Liebe“. Lieb gewinnen kann man das 3.800 Einwohner zählende Städtchen sehr schnell. Am Fuße seines Hausberges, dem MOUNT TE AROHA (952m) vergießt eine Kurparkanlage seinen außerordentlichen Charme. Heiße Spa Pools durchfließen ihn in Kaskadenform. Ein richtiges Spa mit der einzigen heißen Sodaquelle der Welt lädt ein zu Bad und Wellnessanwendungen. Aus rund 70m Tiefe sprudelt alle 40 Minuten ein kleiner, aber feiner dampfender Geysir an die Oberfläche, der nach dem ehemaligen Maorihäuptling Mokena Te Hau benannt wurde.

Zufällig wurden wir hier Zuschauer einer kleinstädtischen Christmas Parade, die man lt. Flyer nach 25 Jahren erstmals wieder auf die Beine gestellt hat.

Christmas Parade Te Aroha
Christmas Parade Te Aroha

Chapeau, was so ein kleiner Ort in dem einstündigen Defilee präsentieren kann. Offensichtich waren sämtliche Schulen, Kindergärten, Vereine und Honoratioren vertreten, ergänzt von Feuerwehr, Veteranenclub, Tierschutzverein und der heimischen Wirtschaft.

Und ein letztes Mal statten wir AUCKLAND einen kurzen Besuch ab. Uns reizt doch noch eine Tour auf zwei von den 50 erloschenen Vulkankegeln, die die Stadt umgeben. Mit der Fähre geht es noch einmal nach DEVONPORT. Dort besteigen wir den Bus und fahren hinauf zunächst zum North Head mit seinen ehemaligen Verteidigungsanlagen. Später dann klettern wir auf den MOUNT VICTORIA. RANGITOTO ISLAND nunmehr unmittelbar vor Augen kreist ein fantastischer Panoramablick im 360°-Kurs noch einmal auf die Stadt und den gesamten vorgelagerten HAURAKI GOLF.

Blick vom Mt. Victoria auf AKL
Blick vom Mt. Victoria auf AKL

Nunmehr wird es ernst mit den Vorbereitungen für die Verschiffung. Dekontaminierungstermin des Wohnmobils wegen der Einfuhrbestimmungen für Australien ist arrangiert, die Buchungsbestätigung für die Verschiffung bei der Reederei eingeholt. Eigentlich wär es doch ein Leichtes, das Wohnmobil einfach zum Hafen zu fahren. Es muss vor der eigentlichen Verladung aber noch einige Tage in ein sogenanntes „Aufbewahrungsareal / Storage“. Da wir dann bereits in Australien weilen und sich von den Kiwis offensichtlich niemand zutraut, das Gefährt mit europäischer „Linkssteuerung“ zu bewegen, wird es extra auf einen Anhänger verladen und zum Schiff transportiert. Warum einfach, wenn…

K&K26 – Durchreise mit und ohne Pass

Wir verlassen die Ostküste ein weiteres Mal, um auf  dem GREAT ALPINE HIGHWAY Neuseelands Hochgebirge auf dieser beliebten Route (SH 73) zu durchqueren. Arthur's Pass-Otira Viaduct DSCN5596Die Panoramastraße verbindet in ihrer gesamten Länge (240km) das östliche CHRISTCHURCH mit dem westlichen GREYMOUTH. Im Prinzip handelt es sich bei dieser Gebirgsdurchquerung um einen altbekannten, ehemaligen Handelsweg der Maoris, die auf ihm ihre Jadefunde von der Ost- an die Westküste transportierten.  Europäische Siedler machten sich die „eingefahrene Strecke“ zu nutzen, bauten die Straße für regelmäßigen Postkutschendienst (ab 1866) immer stärker aus bis zur heutigen Hochgebirgsstraße. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts nahm man dann auch das Projekt einer Eisenbahndurchquerung in Angriff. Die Eröffnung des „Otira Tunnels“ gab 1923 das Startsignal für den Eisenbahnverkehr. Heute hat sich der „TranzAlpine“ zu einer der attraktivsten, touristischen Schienenverbindungen der Welt gemausert. Sie bietet eine Hin- und Rückfahrt an einem Tag (8-18Uhr). Wegen des großen Fahrgastaufkommens ist eine rechtzeitige Reservierung zu empfehlen. Eisenbahnlinie und Panoramastraße laufen über weite Strecken parallel.

Von CHRISTCHURCH kommend durchqueren wir zunächst die CANTERBURY PLAINS. Diese Ebene ist gespickt mit Obstplantagen, Farmen für Milchwirtschaft und Gemüseanbau sowie unzähligen Weingütern. Kleine Städtchen wie DARFIELD, SHEFFIELD oder SPRINGFIELD säumen den Weg. Dabei charakterisiert die jeweilige Nachsilbe „FIELD“ den wirtschaftlichen Schwerpunkt der Region. Wie auf einer Kette reihen sich vielfältige größere und kleinere Seen aneinander, durchströmt von ebenso zahlreichen Bächen und Flüssen. Umso erstaunlicher ist es dann, dass die Pazifikwolken den Regen offensichtlich nicht einmal 50km bis ins Innenland vorstoßen. Denn die Felder und Wiesen sind übersäht mit Bewässerungsanlagen. Dort wo die künstliche Bewässerung nicht rund um die Uhr ihr Nass spendet, verfärbt sich das Gras sofort in eine braune Decke.

Hinter der Ortschaft CASTLE VILLAGE verlassen wir die Fluss- und Seenebene für den eigentlichen Gebirgsanstieg mit dem Höhepunkt ARTHUR’S PASS. Diese Bezeichnung beinhaltet neben der Passstraße auch den entsprechenden Nationalpark und das eigentliche, 100 Einwohner zählende Dorf rund 4km von der Passhöhe entfernt.

Kea-bitte recht freundlich
Kea-bitte recht freundlich

Kurvenreich klettern wir auf gute 900m Passhöhe. Das klingt erst einmal nach wenig. Die Haarnadelkurvenstraße hat es jedoch in sich. Auf den letzten 5km bis zum Passgipfel sind 20% bis 26% Steigung zu bewältigen. Seinen Namen hat der Pass nach dem früheren Bergführer Arthur Dudley Dobson erhalten, der als erster Europäer Reisende über diesen Pass führte. Oben angekommen bietet ein kleiner Parkplatz einen 360° Rundblick. Steil unter uns erblicken wir die Fahrzeuge, die den OTIRA VIADUCT im scheinbaren Schneckentempo hinaufkrabbeln, die Brückenkonstruktion noch vorsichtiger quasi im Schritttempo hinabschleichen. Nach Osten lässt der freie Blick die ferne Küste erahnen. Gen Westen bleibt die Aussicht in Berggipfeln und Wolken hängen, ohne Aussicht auf Besserung. Die Westabfahrt gibt sich dann gemächlicher bis hinunter ins Tal zum Abzweig vom SH 73 im Dorf Jacksons zum LAKE BRUNNER. Was am ersten Tag wegen des kalten, regnerischen Wetters nicht gelingen konnte, holen wir einen Tag später bei strahlendem Sonnenschein nach. Die 50km lange Rückkehr zum ARTHUR’S PASS hat sich ausgezahlt. Belohnt werden wir mit Ausblicken in alle Himmelsrichtungen auf durchweg dramatisches Bergpanorama.

Wir bleiben natürlich nicht allein an solch einem Lookout. Neben Einzelreisenden ergießen sich ganze Busladungen voller Touristen auf den viel zu engen Parkplatz. Doch damit nicht genug: Neuseelands neben dem Kiwi zweites Nationalsymbol, der KEA-Papagei, fühlt sich hier oben heimisch. Gar nicht scheu nähern sie sich auf Armlänge den Menschen, wobei Füttern der Tiefe bei Strafe verboten ist. Nicht jeder Reisende versteht Englisch, nicht jeder Papagei lehnt das dargebotene Futterangebot dankend ab. Außerdem stehen ja auch die vielen Kraftfahrzeuge mit ihren leckeren Gummiumrandungen zur Verfügung. Und so muss man entscheiden, wohin zuerst geblickt wird: Heiles Wohnmobil oder heile Bergwelt.

LAKE BRUNNER spiegelt auch eine kleine, heile Welt wider. An einer bequem zu fahrenden Nebenverbindung zwischen JACKSONS und STILLWATER gelegen, aber als TOURIST DRIVE ausgewiesen, braucht er sicherlich keinen übergroßen Besucherandrang zu fürchten. Winzige Siedlungen säumen seine Ufer. In der Ortschaft TE KINGA (85Einw.) laden ein-zwei B&B zum Verweilen ein. Der Wohnmobilist findet dort am Seeufer einen extra ausgewiesenen, kostenfreien Übernachtungsparkplatz, eine nette Geste der Gemeinde. Der spätere Ort STILLWATER kann als Markenzeichen des gesamten Seegebietes dort fungieren.

The Bearded Miners-Reefton
The Bearded Miners-Reefton

Zurück geht es nunmehr gen Osten mit einer erneuten Durchquerung der Gebirgswelt. Der SH 7 führt uns zunächst ins nördliche REEFTON, dann wieder in die dieses Mal gemäßigte Bergwelt nach HANMER SPRINGS.

Eigentlich wäre die Kleinstadt REFFTON keiner zusätzlichen Erwähnung wert, beherbergte sie nicht ein Kuriosum: „The Bearded Miners“. In einer ehemligen Goldgräberhütte an der Hauptstraße begrüßen sie gern Gäste, um von den vergangenen Zeiten des Goldrush zu schwärmen. Quasi ohne Atempausen, im Redefluss kaum zu unterbrechen, geschweige denn zu stoppen, rühmen sie die „gute, alte, goldene Ära“. Dabei handelt es sich durchaus um Zeitzeugen, denn die letzte professionelle Goldwaschanlage wurde aus Rentabilitätsgründen erst 1951 geschlossen. So verbringen denn mehrere ältere Herren mit Rauschebart – einer mit Geburtsort Kiel – ihr Rentnerdasein auf der Holzbank vor der Hütte, laden zur Besichtigung ein und freuen sich über große und kleine Spenden.

Hanmer Springs Pools
Hanmer Springs Pools

Dem Relaxen und menschlichem Wohlbefinden hat sich das Bergdorf HANMER SPRINGS verschrieben. Heiße Sulphur-/Schwefelquellen helfen beim Anlocken von Gästen. Auf 350m Höhe eingebettet ins Südinselbergwelt, beschreibt es sich als „perfekten Ort zum Abschalten und zur Rückgewinnung des inneren Gleichgewichts“.

Garant hierfür sind der riesengroße Spa-, Wellness- und Poolbereich. Seit rund 120 Jahren läuft hier der Kurbetrieb, allerdings nicht als ausgesprochene Heilkuren. Insgesamt 18 Außenpools bieten 12 verschiedene Wasserarten mit Temperaturen zwischen 22°C und 42°C. Der Ruhesuchende und der „Aktive Planscher“, alle kommen hier zu ihrem Recht. Und hinterher laden gemütliche Cafés und Restaurants zum Verweilen ein. Sanfter Tourismus abseits des Massenandrangs.

Gore Bay-Kathedralenfelsenriff
Gore Bay-Kathedralenfelsenriff

Wir verfolgen weiter den SH 7 und übersteigen den nicht so schroffen und hohen LEWIS PASS. Mi seinen 864m wirkt er sanft aber malerisch wie in eine Hügelkette eingebettet. Bald danach grüßt nach rund 70km kurvenreicher Straße die Ostküste wieder. Wir gönnen uns den Schlenker über die GORE BAY mit seinem einer Kathedrale ähnlichem Felsenriff. ALPINE PACIFIC TRIANGLE ROUTE wird ein 400km langer Rundkurs im Osten der Südinsel nördlich von CHRISTCHURCH genannt. In seinem Südwinkel, im Weinbauort WAIPARA heißt es, sich zu entscheiden, ob zuerst der Inlandskurs auf dem SH 70 oder der Pazifikabschnitt auf dem SH 1 eingeschlagen wird. Letzterer ist als Nord-Süd-Hauptverkehrsader stark befahren. Der SH 70 schnörkelt sich in seinem Nordabschnitt hingegen in absolut einsamem Gebiet durch die Berg- und Hügellandschaft. Also schließen wir einen Kompromiss: Im südlichen Teil des Tourendreiecks verbleiben wir auf dem SH 1, der auch mit landschaftlichen Reizen nicht geizt. Kurz hinter CHEVIOT biegen wir dann auf eine winzige Straße ins Landesinnere ab Richtung WAIAU. Diese Teilung bietet sich auch deswegen an, weil das südliche Segment des SH 70 überwiegend in ebener Graslandschaft verläuft, die pittoreske Bergphase dann erst beginnt.

Kaum haben wir die erste Hügelkette hinter uns gelassen, springt sofort wieder die braune, steppenartige Vegetation ins Auge. „Hier herrscht ausgesprochen Feuchtigkeitsmangel“, erzählt uns ein einheimischer Farmer. „manchmal langt es nicht einmal mehr für die Schafe“. Genügsamer sind da allerdings die Lamaherden. Sie freuen sich auch über verdorrtes Grasgestrüpp. In großen Herden sind sie hier ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor, ebenso wie die Rotwildrudel auf den Weiden. Unterwegs passieren wir das Skigebiet MOUNT LYFORD abseits vom Wegesrand. Mehr Besiedlung treffen wir jedoch nicht an.

Wo,bitte,ist hier das Meer
Wo,bitte,ist hier das Meer

Von der Abgeschiedenheit in die „touristische Quicklebendigkeit“ dauert es nun 70km auf schnörkeliger Straße. Der Unterschied könnte nicht größer sein. KAIKOURA liegt hingebettet in einer großen Bucht mit angrenzender Halbinsel. Was macht den Badeort so hinreißend reizvoll? Nennen wir zunächst das Ufer nahe Gebirgspanorama. Die bezaubernde Bergkette steigert ihren Reiz durch den häufigen Sonnenschein, in dem Schneereste flimmern und funkeln. Ein mildes Klima erzeugt ein Gefühl sommerlicher Atmosphäre. Einen wirklichen Namen hat die 4.700 Einwohner zählende Stadt sich jedoch hauptsächlich durch „Maritime Wildlife Beobachtungsexkursionen“ erworben. In Kaikouras Küstengewässern wimmelt es nur so von Meeressäugern und Seevögeln. Besonders hervorzuheben sind dabei Touren zu den Delphinen, incl. „Swim with Dolphins“ bzw. zu den Albatrossen. Auf der erwähnten Halbinsel können vom Ufer aus Pelzrobbenkolonien beobachtet werden. Bei Ebbe folgen wir ihnen ein gutes Stück weit auf felsigem Untergrund hinaus in den Pazifik.

Orca mit Delphinen
Orca mit Delphinen

Als Krönung allen Geschehens gelten aber die 3,5-stündigen Walbeobachtungstouren. Ausgezeichneter Anbieter hierfür ist „The Whale Watch Station“ (www.whalewatch.co.nz). Wie sicher man ist, die „Riesen des Meeres“ auf solch einer Bootstour auch wirklich zu sichten, beweist das Angebot, dass bei Nichtsichtung 80% des Fahrpreises zurückerstattet werden. So eine „Beobachtungsgarantie“ trifft man nicht häufig an.

Pottwal
Pottwal

Sie muss auch nicht eingelöst werden. Auf unserer Bootstour gab es vielfache Sichtung von Pottwalen, einem Killerwal in einer Herde munterer, sich tummelnder Schwarzdelphine. Über allem kreiste majestätisch der Königsalbatross. Die Walbeobachtung dient jedoch nicht ausschließlich touristischen, sondern eben auch wissenschaftlichen Zwecken. So werden die langjährigen Reiserouten der Meeressäuger erforscht. Jedes die Küstenlinie KAIKOURAS besuchende oder sogar dort ständig „wohnende“ Tier erhält einen Namen aufgrund besonderer Merkmale. So kann man feststellen, dass einer der Artgenossen bereits seit 1991 regelmäßig hier vorbeischaut. Warum ausgerechnet dieser Küstenstreifen bei den Tieren so beliebt ist? Es liegt an der nährstoffreichen Meeresumwelt mit einem Überangebot an Nahrung. Allerdings zieht es fast ausschließlich männliche Wale in diese Gegend. Für die Weibchen mit ihren Jungen ist das Wasser einfach zu kalt. Sie bevorzugen die wärmeren Gewässer nahe der Fidji Inseln.

Wir können uns nur lobend über diese Schiffstour äußern und empfehlen sie gern weiter. Alles war sehr gut aufeinander abgestimmt, die Organisation, das Preis-Leistungs-Verhältnis, die Dauer der zielgerichteten Fahrt und die im eigenen Briefingroom und an Bord gegebenen Informationen. Für den Seekrankheit verdächtigen Wellengang unterwegs kann das Unternehmen ja schließlich nichts!

Seelöwenkolonie DSCN5803Unaufhörlich geht es weiter Richtung Norden, meistens auf dem SH 1. Kurz nördlich hinter Kaikoura treffen wir noch einmal auf eine riesige Seelöwenkolonie. Neben dem Streit unter den Männchen waren die Weibchen mit ihren Jungen viel lieblicher anzusehen. Offensichtlich bleiben die Tiere aber nicht nur auf ihren Felsenriffen. Denn die Verkehrsaufsicht sah sich veranlasst, im entsprechenden Streckenabschnitt Warnschilder mit „Seal‘s Crossing“ aufzustellen.

BLENHEIM erreichen wir nach gut 100km. Auf der Hälfte der Strecke können wir eine Salzproduktionsanlage „Solar Salt Works“ erspähen. Die Salzgewinnung erfolgt ausschließlich aus dem Meereswasser durch Verdunstung in großen Erdbecken, die den flachen LAKE GRASSMERE parzellieren.

Als letzten Anlaufpunkt auf der Südhalbinsel stehen wir nunmehr in BLENHEIM. Es gilt als Zentrum des umliegenden Weinanbaugebietes im Distrikt Marlborough. Bereits viele Kilometer vorher sind wir ausschließlich durch Ebenen mit Weinanbau gefahren. Hier werden so bekannte Sorten wie Sauvignon Blanc, Pinot Noir, Riesling oder Chardonnay angebaut. Bei so viel Sonnenschein (ca. 2.500 Std. pro jahr) sicherlich kein Wunder, aucu nicht die Bezeichnung „Teh Sunshine Capital“. Aber zu viel Sonnenschein und Trockenheit kann auch zum Problem ausarten, wie uns ein Tankwart berichtet. Seit 6 Monaten soll es insgesamt nur 3mm Niederschlag gegeben haben. Die umliegenden Wiesen und Felder sehen entsprechend aus.

Bekannt ist BLENHEIM für seine „preisgekrönten Parks und Gärten“, allen voran der „Seymor Square Park“ im Stadtzentrum. Neben dem historischen Uhrenturm im Park findet der Besucher eine Erläuterung zum „deutsch klingenden Stadtnamen“. In der Tat liegen hier gewisse Ursprünge. Demnach wurde BLENHEIM nach der Battle of Blenheim (deutsch: Schlacht bei Höchstädt),benannt bei der 1704 die Truppen von John Churchill, 1.Duke of Marlborough, über die französischen und bayerischen Soldaten siegten. Die ursprüngliche Siedlung ist in der Wairau-Ebene am Zusammenfluss des Tylor und Opawa River um einen Sumpf herum entstanden. Dieser ist mittlerweile trockengelegt. An seiner Stelle befindet sich der Seymour Square mit einem Park.

Die Rundfahrt um die Südinsel Neuseelands endet hiermit. Es verbleiben noch 30km bis zum Ausgangspunkt PICTON (vgl. K&K 18), von wo aus die Fähre uns zurück auf die Nordinsel bringt.

K&K25 – Leben im Re:START

Von TIMARU bis zu unserem nächsten Ziel CHRISTCHURCH müssten wir ca. 170km zurücklegen, sofern wir die direkte Verbindungsschnellstraße, dem SH 1 nähmen. Für „Eilige“ ist das bestimmt eine gute Lösung. Wir entscheiden uns für einen etwas längeren Weg, die „Inland Scenic Route“. Sie schlängelt größtenteils auf dem SH 72 bzw. SH 74 entlang der FOUR PEAKS RANGE, nördlicher dann der PUKETERAKI RANGE mit grün schimmernden Gipfeln um die 1.900m. Der übliche „Gorge“ fehlt natürlich auch nicht. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke, beim Ort WINDWHISTLE quält sich der ansonsten gemächlich, in breitem Flussbett dahinfließende RAIKAIA RIVER durch eine mehr oder minder enge Felsenschlucht.

Christchurch-Heile Welt
Christchurch-Heile Welt

Alles nichts Spektakuläres, aber angenehm anzuschauen. Und vor allen Dingen hält sich die Verkehrsflut auf dieser Nebenstrecke stark in Grenzen, um nicht zu sagen, man bleibt unterwegs so gut wie allein.

Also erreichen wir CHRISTCHURCH vom Westen her in der Nähe des internationalen Flughafens. Kurz und trocken beschrieben leben in der Stadt heute rund 340.000 Einwohner. Sie liegt in der Provinz Canterbury, womit wir auch gleich den Hinweis auf das Mutterland Großbritannien haben. Wie im englischen Bristol durchschneidet der AVON RIVER die Stadt. Sie gilt als die englischste Stadt Neuseelands, was besonders in der Architektur deutlich werden soll. Dem Besucher hingegen fallen eher die vielen Colleges auf mit den Studenten in streng traditionellen Studentenuniformen.

CC Re-START
CC Re-START

Mit Christchurchs Architektur ist es nämlich so ein Problem: Fast der gesamte Stadtkern wurde durch die beiden großen Erdbeben 2010 und 2011 stark zerstört. Besonders betroffen hiervon sind eben jene im englischen Stil geprägten und in der Stein-auf-Stein-Weise gebauten zahlreichen Gebäude, allen voran die zentrale Kathedrale am Cathedral Square. Die neue City wird sicherlich anders als historisch geprägt aussehen. Das erklärt die alles überlagernde Devise in der Stadt: Re:START.

CC-CityContainerMall
CC-CityContainerMall

So läuft man durch die Re:START MALL. Dabei handelt es sich um die ehemalige Fußgängerzone. Man hat sich nach dem 2011-Desaster schnell beholfen mit Containern. Sortiert wie eine Bonbontüte der Marke „Bunte Mischung“  bilden sie nunmehr übergangsweise die Einkaufszone. Und es herrscht wieder Leben in ihr!

CC-beschädigte Kathedrale
CC-beschädigte Kathedrale

Doch Geräusche und Gerüche in der Stadt sind andere als die,die man in Städten gewohnt ist. Kaum ein Surren von Linienbussen ist zu vernehmen. Das Hupen ungeduldiger Autofahrer fehlt fast völlig, nicht wegen stark ausgeprägter Rücksichtnahme, sondern eher mangels Masse an Fahrzeugen. Hierdurch kann sich der Besucher auch weniger Geruchsbelästigungen durch Autoabgase erfreuen.

Schnell ersetzt jedoch wird das „Fehlen des Gewohnten“: Es sind nicht die Riesenmenge an Touristen oder Einheimischen, die ins Auge fallen sondern die unzähligen Bauarbeiter.  Als Geräuschkulisse vernehmen wir das Surren von riesigen Baukränen, das Dröhnen von Presslufthämmern und das Hämmern von Spundwandrammen. Die Innenstadt ist eine einzige Großbaustelle. Re:START par excellence.

Gedenkstätte
Gedenkstätte

Umwirbelt wird deine Nase von Zementstaub und winzigen, grau-schwarzen Sandkörnern. Diese „Dust-Bowl“-Erscheinungen rühren her von den vielfältigen, kahlen Ruinenfeldern in der City. Der Bauschutt wurde weggeräumt, eine Neubebauung lässt aber noch auf sich warten. So ist Pressemitteilungen zu entnehmen, dass Stadt- und Distriktverwaltung intensiv versuchen, die Eigentümer darin zu bestärken, diese Kahlflächen entweder zu begrünen oder als geteerte Parkflächen herzurichten, um dem Übel Herr zu werden. Die „Leine der Freiwilligkeit“ soll dabei jedoch nicht bis ins Unendliche reichen. Als Autofahrer wirst du im Innenstadtbereich zum „Streckenspürhund“ ausgebildet. Navi nützt auch nichts mehr. Plötzlich steht du in einer Sackgasse, keiner regulären, sondern durch einen Bauzaun produzierten. Parkende Baufahrzeuge, die die Straße versperren, haben absoluten Vorrang. Die Stadtverwaltung kann offensichtlich gar nicht so schnell und so viele Umleitungsschilder aufstellen, wie sich die Situation tagtäglich verändert. Am besten, das Auto bleibt „draußen“. Es gibt ja Möglichkeiten per Bus zumindest in den mit einem großen Fest gerade eröffneten Busbahnhof „Bus Interchange“ zu gelangen. Bis in die City bleiben dann auch  nur noch 15 Minuten Fußweg.

Cardboard Cathedral
Cardboard Cathedral

185 Todesopfer hat das 2011-Erdbeben gekostet, davon allein 119 in einer Sprachenschule im Stadtzentrum. Wie es heißt soll Baupfusch die Ursache für den totalen Einsturz gewesen sein. Das Gebäude sei zusammengefallen wie übereinander gestapelte Eierkuchen  (collapsing like pancakes), erzählt uns ein Einheimischer. Als Erinnerungsstätte hat ein Künstler 185 weiße Stühle auf einem Ruinenplatz gleich neben der gewesenen Schule „installiert“. Vom Autokindersitz, über den Küchenstuhl, den Barhocker, den Lehn- und Gartenstuhl bis hin zum Rollstuhl symbolisieren sie das Fehlen eines geliebten Menschen: „Dieser Stuhl bleibt auf Dauer leer!“.

Re:START! Das gesamte Wiederaufbauprogramm ist auf rund 10 Jahre angelegt. Und selbst wenn es doppelt so lange dauert, der Elan und die Unverzagtheit dieser arg gebeutelten Stadt und ihrer Einwohner sind bewundernswert.

Es hieße, ein zu einseitiges Bild der gezeichneten Stadt abzubilden, kämen nicht auch die touristisch nach wie vor anziehenden Aspekte zu Wort. Manche sind vom Erdbeben nicht betroffen gewesen, manche rasch wieder hergestellt.

River Avon
River Avon

Am augenfälligsten präsentiert sich die historische Straßenbahn, die schon wieder ihre gemächlichen Runden zieht. Über 17 Stationen schaukelt sie durch die City. Auf ihrer Route wechseln Anblicke von Ruinenfeldern und Baustellen mit dem bunten Containerdorf, einem neu errichteten Einkaufszentrum, dem idyllischen Fluss Avon oder dem malerischen Botanischen Garten. Eine Stunde dauert die gesamte Rundfahrt, hop-on-hop-off ist angesagt. Als Zeichen wieder aufflammender touristischer Infrastruktur kann man sich romantisch in einer Gondel auf dem Fluss staken (punting) oder in der Elektrobahn durch den riesigen Botanischen Garten fahren lassen. Das benachbarte Canterbury Museum lohnt allemal einen Besuch. Ein preiswerter City Pass für den Besuch mehrerer Aktivitäten soll das Geschäft beleben. In ihm ist auch die Gondelbahn auf den 500m hohen Hausberg „Mount Cavendish“ incl. Busshuttle enthalten. Alles ein hoffungsvolles Zeichen eines Re:START!

Besonders effektiv hat nach der 2011-Katastrophe die Kirche reagiert. Ihre Kathedrale ist zerstört und die Reste von ihr sind nicht zu betreten.. Schnell wurde unweit des Cathedral Square eine neues Gotteshaus errichtet, die sogenannte „Transitional Cardboard Cathedral“. Sie bietet Platz für 700 Leute und wurde im August 2013 eröffnet. Als hauptsächliches Baumaterial besteht sie neben Containern als „Grundmauern“ aus gehärteten, riesigen Papprollen. Im Kirchenraum wirkt sie hell und lichtdurchflutet, ergänzt durch eine klare, nicht widerhallende Akustik, ein Meisterstück des japanischen Architekten Shigeru Ban.

Schnell errichtet wurde auch das besuchenswerte Museum „Quake City“, welches eindringlich und aufwühlend an beide Erdbebendesaster erinnert, in Wort, Foto, Videosequenzen und Trümmerteilen.

Antarctic Center
Antarctic Center

Überhaupt nicht tangiert von diesen Schicksalsschlägen blieb glücklicherweise eine große Attraktion der Stadt, das „International Antarctic Center“ in der Nähe des Flughafens. Einerseits widmet es sich der Erforschung der Eiswelt. Ein Ausstellungsschwerpunkt liegt auch auf dem Nachzeichnen der ersten Südpolexpeditionen von Scott und Amundsen. Der unterhaltsame Teil lädt ein zu einer rauen Fahrt im Schneekettentransporter „Huggland“, dem 4D-Extreme-Theater oder der Kältekammer mit Eissturm. Zum Aufwärmen kann man dann die Pinguinwelt besuchen.

Wir lassen noch einmal einen Einheimischen zu Wort kommen, der meinte: “Warum soll ein Tourist länger als einen Tag  Christchurch besuchen? Wir bieten ja nur vier Attraktionen: die Tram, die Gondola, den Botanischen Garten und den River Avon“. Wir erleben es anders!

Restart heißt es aus einer Stadt, in der die Menschen das Lächeln  offensichtlich verlernt haben. Restart mit einem beklemmenden Gefühl der Hilflosigkeit den Naturgewalten gegenüber. Restart für uns auf die südöstlich vorgelagerte BANKS PENINSULA. Der  SH 75 soll uns zum Badeort AKAROA bringen. Einmal das Häusermeer der Vororte von Christchurch verlassen, ändert sich die Landschaft schlagartig. Weite Strecken verdorrter, hügeliger Wiesen und Felder. Wie eine Fata Morgana spiegelt sich der LAKE ELLESMERE in der Sonne. In der brettflachen Ebene ist er kaum zu erkennen. Wer einmal die US Bundesstaaten New Mexico oder Arizona bereist hat, kann sich diesen Anblick gut vorstellen. Es fehlen lediglich die Kakteen. Einige Kilometer weiter grünt und blüht es dann wieder heftig. Und so wechseln die Vegetationsmöglichkeiten streifenartig wie ein Zebrafell je nach Ausrichtung dem Regen spendenden Meer zu- oder abgewandt.

Doch nicht nur die Landschaft wechselt, auch das kulturelle Erbe durch die europäische Einwanderung. Man glaubt sich in Frankreich. Bedingt durch eine ehemalige Siedlung französischer Einwanderer geschieht hier vieles zweisprachig, Straßenschilder, die Namen vieler Geschäfte oder der Gastronomie. Friedvoll gemütlich präsentiert sich das kleine Dorfzentrum, welches sich selbst als „un village côtier avec un petit air français / ein kleines Küstendorf mit einem Hauch französischen Flairs“ bezeichnet.

Akaroa Harbour
Akaroa Harbour

Touristisch augenscheinlich nicht überlaufen, bietet es sich an als Ausgangspunkt für Delphin-, Pinguin- und Seehundexkursionen. Die Chancen zur Beobachtung dieser Meerestiere sollen im langgestreckten AKAROA HARBOUR optimal sein. Vom stilvollen Leuchtturm aus erfreut man sich eines fabelhaften Blicks über diesen Meereseinschnitt. Auf der Rückfahrt von der Halbinsel bietet sich zur Abwechslung dann der gut ausgebaute TOURIST DRIVE an. Er führt oberhalb der Küstenstraße rund 20km durch das Bergland mit ständigen Ausblicken auf den Meeresarm. Diese fast schon paradiesischen Anblicke lassen die vorherige  Beklommenheit bald verblassen.

K&K24 – Verzaubert, Verzählt, Verzahnt

Lassen wir den DUNEDIN- Einkaufskorb voller Sehenswürdigkeiten hinter uns und richten das Augenmerk auf neue derartige Körbe. Moeraki Boulders

Moeraki Boulders
Moeraki Boulders

Weit brauchen wir dafür nicht zu fahren, auf dem SH 1 nur 78km nördlich nach MOERAKI. Eine große Anzahl an kreisrunden Steinkugeln gelten in der Maori-Kultur als Lebensmittelkörbe. Wenn diese Kugeln auseinander gebrochen sind, ähneln sie tatsächlich dieser Beschreibung. Uns kommen sie in ihrer nahezu perfekten runde Form eher vor wie Fußbälle oder die größeren Formate wie der Erdball. Die Steinmaserung unterstützt diesen Eindruck.

Offiziell werden sie „Boulders“ genannt mit einem Durchmesser zwischen 0,5m und 2,5m. Im Laufe der Jahre „wachsen“ sie in einem bis heute unabgeschlossenen Prozess aus dem Meeresboden empor. Wenn sie aufbrechen, zeigt sich unter der grauen Haut eine  bräunlich schimmernde Kristallschicht.  Ihr Alter wird auf 4 bis 5 Mill. Jahre geschätzt. Für uns bedeuten sie ein zauberhaftes Fotomotiv, wie sie herumliegen am Strand, mal einzeln, öfter in Gruppen bis zu 10 Kugeln.

Zwergpinguin
Zwergpinguin

VERZÄHLEN tun sich die routinierten Mitarbeiter der „Blue Penguin Colony“ bestimmt nicht mehr, ist es doch ihre alltägliche Tätigkeit. Mit viel Hingabe und Engagement kümmern sich die haupt- und ehrenamtlichen Natur- und Tierschützer in der Stadt OAMARU (rund 60km nördlich von Moeraki) auf wissenschaftlichem Niveau um die  Zwergpinguine. Mit ihren 30cm Größe bei nur 1kg Gewicht bilden sie die kleinste Pinguinart der Welt. Um sie in ihrer natürlichen Umwelt zu erforschen und zu schützen, befindet sich am Strand am Ortsrand eine Brutkolonie aus Nistkästen. Frühmorgens verlassen die Tiere dann ihren Unterschlupf und kehren mit der Abenddämmerung in die  Nistkolonie zurück. Laut offizieller Information leben mehr als 130 Pinguinpaare in der Kolonie. An manchen Abenden sollen mehr als 200 Tiere zurück an Land kommen.

Arthur The Chasing Blue Penguin
Arthur The Chasing Blue Penguin

Wir dürfen die abendliche Heimkehr beobachten – ein einmaliges und erkenntnis- reiches Erlebnis. Der helleren Jahreszeit gemäß begann die „Anlandung“ gegen 20.30h. Bei relativ heftigem Wellengang bedarf es oftmals mehrerer Anläufe bevor Minipinguin sicheren Boden unter den Füßen hat. Viel öfter wird er mit einer Welle wieder hinaus ins Meer gespült, überkugelt sich vielfach und startet einen neuen Versuch. Aber keine Sorge: Jeder gelangt an Land und in sein Nest. Nach mehrminütigem „cooling down“ am Strand – uns Zuschauern steht der Sinn eher nach einem „warming up“ – heißt es dann einen kurzen Felsabhang empor zu watscheln. Unser menschliche Fürsorgeinstinkt ist versucht, bei dieser für uns ungeschickten Gangart fälschlicherweise  nach einer „helfenden Hand“ zu rufen. Die Natur hat es glücklicherweise anders eingerichtet. Meist in Gruppen von 10-15 Tieren erreichen sie dann die „Oberwelt“. Mit überraschend flinken Bewegungen rennen sie dann in ihren Unterschlupf.

DSCN5292An unserem Besuchsabend werden 132 heimkehrende Pinguine gezählt. Zur besseren Beobachtung gibt es im Pinguinzentrum dankenswerterweise überdachte Beobachtungsplätze mit ausgezeichneter Sicht auf die Tiere. Dabei werden die Heimkehrer durch kleine Eingangstore geschleust, bevor sie in den nummerierten Nistkästen verschwinden. Die ganze Zeremonie dauert rund 90 Minuten. Bevor dann Ruhe einkehrt, geht es in der Brutkolonie selbst zu wie auf einem belebten Marktplatz, hier noch ein Schwätzchen von Pinguin zu Pinguin, dort auch mal ein leichter Streit, kurz: ein interessantes Sozialverhalten.

Nicht nur abends ,sondern auch tagsüber kann der Besucher „hinter die Kulissen“ des Brutgebiets schauen in einem gesonderten Beobachtungsbereich des Brutgebietes.

Wir raten voller Überzeugung zu einem Besuch dieser Einrichtung. Um sich im Vorwege schon einmal hierüber genauer informieren zu können, hier der Link www.penguins.co.nz

Landeinwärts setzen wir unsere Tour auf der Südinsel fort, mehr oder minder immer parallel zum  WATAIKI RIVER. Kurze Besuche bei Resten von Maori-Höhlenzeichnungen oder eigentümlichen Felsgebilden wie den „Elephant Rocks“ unterbrechen die Fahrt. Ziel ist das Seengebiet der LAKES WAITAKI, AVIENMORE, BENMORE, PUKAKI, OHAU und TEKAPO. Die sechs Gewässer, teils natürliche Gletscherseen, teils künstlich angelegte Stauseen, sind alle miteinander VERZAHNT durch kleinere und größere Flüsse oder gar Kanäle. Die eigentliche VERZAHNUNG verdeutlicht sich auf technischem Gebiet aber noch viel stärker. Mehrere riesige, miteinander gekoppelte Staudämme mit Wasserkraftwerken produzieren ca. 25% des neuseeländischen Strombedarfs. Wer will, kann sich in den einzelnen Einrichtungen genauer informieren.Lake Tekapo DSCN5234

Dabei durchfahren wir ein Plateau mit Höhen zwischen 500m bis 800m. Dieses ganze riesengroße Gebiet stellt sich dar als Paradies für Camper und Wohnmobilisten. Viele einfache Naturcampingplätze oder ufernahe Stehplätze für Wohnmobile laden zum Verweilen ein. Dabei hat sich das Landschaftsbild grundlegend verändert. Urplötzlich verlassen wir das satte Grün der Wiesen und Wälder und tauchen ein in ein helles Braun verdorrter Weiden. TUSSOC STEPPE heißt die Landschaftsform, in der Steine zu wachsen scheinen. Und so unvermittelt, wie sie kommt, endet sie später dann auch, als ob eine von Menschenhand gezogene Grenze die Landschaftsformen eingeteilt hat. Auf dieser Steppe blöken auch nur noch die robusteren Merino-Schafe. Sie begnügen sich mit dem kargen Nahrungsangebot und produzieren dennoch extra flauschig-kuschelige Wolle.

Einen Gedankenausflug wert ist die „Ansiedelung“ dieser Schafsgattung in diesem Landstrich, auch „Mackenzie-Country“ genannt. Der Name geht zurück auf James „Jock“ Mackenzie, der in den 1840 Jahren reihenweise Schafe stahl und diese dann in dieses damals noch völlig unbewohnte Gebiet trieb. Rund 1.000 Tiere soll seine zusammengeraubte Schafsherde umfasst haben. Das Gute siegte gleich  „zweifach: Der Viehdieb wurde gestellt und verurteilt. Doch über den Umweg der Verbrecherjagd kamen andere Siedler zu der Erkenntnis, dass dieses Gebiet eben für Schafszucht geeignet  war.

Wie eng verbunden die Region mit der Schafzucht ist, zeigt sich im Ort TEKAPO. Mit Blick auf den See vom Altarraum aus wurde die Church of the Good Shepard“ errichtet. Gleich nebenan zeugt die Bronzestatue eines Hirtenhundes von der tiefen Gemeinschaft zwischen Mensch und Tier.

Viel malerischer als diese Episode glitzern die blauen Seen. Ihre eigentliche Farbe könnte man jedoch eher „smaragd-blau-grün“ nennen, im Volksmund „blue crumbs / blaue Krümel Dieses eigenartige Kolorit rührt noch von den Eiszeiten her,  als  Gletscher das Geröll unter ihnen staubfein zermahlte. Das daraus entstandene „Sandmehl“ löste sich in der Schmelzperiode im Gletscherwasser auf. Die Sedimente verleihen dem Wasser dadurch eine milchige Konsistenz. Durch Reflektion im Sonnenlicht nehmen die winzigen Partikel dann diese smaragdene Farbe an. Der intensive Farbeffekt wird unterstützt durch das braun-gelbe Naturumfeld. Das optische Glitzer-Schauspiel ist geeignet das menschliche Auge zu VERZAUBERN.HIOOKER Gletscher DSCN5168

Bei dem Begriff „Traumstraße“ läuft sogleich stets ein gedanklicher Film ab, entweder erinnert man sich an eine besonders reizvolle Küstenfahrt oder eine entzückende Bergstrecke. Der SH 80 von OMARAMA bis nach MOUNT COOK VILLAGE kann es mit jeder Traumstraße aufnehmen. Immer noch im Steppengebiet den LAKE PUKAKI entlang stoßen wir hinein in die Ostflanke der neuseeländischen Alpen. Die Gletscherwelt liegt uns zu Füßen (besser umgekehrt). Sie funkelt phänomenal im durch kein Wölkchen getrübten Sonnenlicht. Seine Majestät „Mount Cook“ (vgl. K&K 20 – eisige Geschwister) mit dem Bruder „Tasman“ umrahmen den HOOKER GLETSCHER, der sich in eindrucksvollen 11 Kilometern ins Tal wälzt. Dieses Bilderbuchpanorama kann auf der gesamten 90km langen Anfahrtsstrecke ausgekostet werden. Besonders beeindruckend zeigt sich der Anblick von „Peter’s Lookout“ aus, in der Nähe des Touristenortes TWIZEL. Die einmalig ausgebaute Straße lässt schnell vergessen, dass es sich ja eigentlich um eine „Gebirgsroute“ handelt. Ist die Fahrt in Richtung auf die Gebirgskette  schon ein unvergessliches Erlebnis (Sonnenwetter vorausgesetzt), so präsentiert sich die abendliche Rückfahrt noch weitaus spektakulärer. Rötliche Gletscher- und Schneefeldfärbung konkurriert mit einem schimmernden Grau-Blau der Seen.

Hier erweist sich unser System des „freedom camping“, also des Stehens in freier Natur, als unermesslicher Helfer. Derartige Sonnenuntergangsszenarien können so bis zum letzten Sonnenstrahl ausgekostet werden, ohne hinterher noch lange Fahrten zur gebuchten Unterkunft vornehmen zu müssen.

Mt Cook Ostseite morgens
Mt Cook Ostseite morgens

Am nächsten Morgen steht man dann auch gleich wieder an solch einem pointierten Platz, um den Sonnenaufgang zu genießen und ggf. zu fotografieren.

Fluggerät von R. Pearse
Fluggerät von R. Pearse

Jeder Abstecher führt zum Hauptweg zurück. Für uns bedeutet dies die Fahrt durch die ROLLINGS HILLS zurück zur Ostküste. In einem weiten Nord-Ost.Bogen gelangen wir nach rund 200km in die industriell geprägte Hafenstadt TIMARU. Nicht ihre innerstädtische „Schönheit“  lockt uns hierher, sondern ein anderes Kleinod. Beim Namen „Gebrüder Wright“ fallen uns sofort deren für die Menschheit ersten erfolgreichen Flugversuche ein. Sie sollen einen Vorgänger bzw. Konkurrenten gehabt haben: Richard William Pearse (1977-1953). Von Beruf eigentlich Landwirt, wie jeder hier im pazifischen Hinterland, faszinierten ihn jedoch stärker „neuartige Erfindungen“. So wandelte er in aller Heimlichkeit, versteckt hinter einer 6m hohen Ginsterhecke, seine Scheune in eine Tüftlerwerkstatt um. Schließlich unternahm er bereits 1902 erste Flugversuche (Gebrüder Wright 1903), ab März 1903 sehr erfolgreiche. Selbstredend feiert Neuseeland seinen Flughelden im South Canterbury Museum in TIMARU mit dem Nachbau des damaligen Flugapparates“.

Einige Kilometer westlich, auf dem Weg zur Küste beim Dorf PLEASANT POINT wird der Flugpionier mit einem Memorial geehrt. Errichtet wurde es auf dem Acker, auf dem Pearse seine Flugversuche auf seinem „Fahrrad mit Flügeln“ unternahm.

K&K23 – Von armen Würstchen, verpassten Chancen und Nugget-Angeboten

Es klingt nicht nur nach buntem Gemisch, es wird auch so kommen!

Pazifik bei Bluff
Pazifik bei Bluff

Das FJORDLAND liegt nur hinter uns. Wir nehmen die SCOUTHERN SCENIC ROUTE nach Süden Richtung INVERCARGILL, also in die Südspitze der Südinsel.

Dieser besondere Highway beginnt in TE ANAU und endet nach 600km an der Ostküste in DUNEDIN. Das ist allerdings nur die reine Fahrstrecke ohne Besichtigungen. Wenn man all die Umwege, Schlenker und Abstecher hinzurechnet, um an die Sehenswürdigkeiten zu gelangen, dann zeigt der Kilometerzähler auch schnell mal 800km Strecke an. Doch die Umwege lohnen!

Der erste Routenabschnitt von TE ANAU über MANAPOURI bis nach TUATAPERE zeigt nichts Spektakuläres: Saftiges Farmland, Marschwiesen, hin und wieder ein Waldstück und grüne, weiß-schwarz gesprenkelte Hügel. Nach dem aufregenden Fjordland tut diese Ruhe wirklich gut. Zwischendurch hier mal ein kleiner Wasserfall, dort mal eine besondere Brücke oder kleines Heimatmuseum, die Mehrheit der Hingucker gewinnen eh die unzähligen Schafe und Rinder. Wir befinden uns in einer Region mit sehr produktiver Fleisch- und Milchgewinnung sowie Käseherstellung.

Tuatapere
Tuatapere

Nach gut 150km kündigt sich der 600-Einwohnerort an als             „New Zealand’s Sausage Capital“. Eine Pause schadet bekanntlich nie, zumal dann nicht, wenn sie lecker gefüllt werden kann. Also stellen sich die Geschmackssensoren auf einen wurstigen Lunch ein. „Arme Würstchen“ kann man nur sagen. Im ganzen Dorf gibt es weder einen Schlachter noch ein Café oder Restaurant, das mit der „Hauptstadt-Ware“ auch nur annähernd in Berührung kommt. Weder das eine noch das andere waren überhaupt vorhanden. Nichts mit „Würstchenmetropole“! In der i-site zuckt man nur mit den Schultern. „Wird wohl tiefste Vergangenheit gewesen sein“, lässt man uns wissen.

Nugget Point
Nugget Point

Der Enttäuschung folgt die Entschädigung auf dem Fuß, nicht in kulinarischer, sondern in optischer Hinsicht. Wir sind an der Südküste angelangt. Die raue, ewig windige Tasman Sea hat uns wieder. Der erste kleine Küstenort RIVERTON erweist sich als weiteres Surferparadies. So geht es dann Schlag auf Schlag mit den malerischen Küstenstädtchen bis hinunter nach INVERCARGILL.

50.000 Einwohner zählt dieser 1860 von Schotten gegründete, zentrale Ort des Südens. Geprägt wird er vor allem durch seine Aluminiumwerke. Doch man findet auch Sehenswertes, den Queens Park z.B., das Southland Museum oder die städtische Art Gallery. Sie gilt als „zweitschottischste Stadt“ Neuseelands. Als „schottischste“ nennen die Neuseeländer das Dorf PUHOI auf der Nordinsel (vgl. K&K06). Doch der Name Invercargill deutet auf das Mutterland hin, denn INVER bedeutet auf Gälisch „Mündung“. Man denke an „Inverness“ im wirklichen Schottland. Doch „Cargill“ ist kein Flussname, wie man vermuten könnte. So hieß ein ehemaliger Gouverneur, der die Stadt richtig in Schwung brachte.

hare krsna
hare krsna

Man muss hier nicht allzu lange verweilen, denn 30km „tiefer“, in der Südspitze lockt die Hafenstadt BLUFF, gegenüber von Stewart Island. „Land’s End“ kennen wir alle vom englischen Cornwall her. Hier steht der Zwilllingshinweis direkt auf dem Südfelsen. Wir sind nur 18.000km von London entfernt, 6.000km vom Südpol und 3.800km vom Äquator. Ähnliches konnten wir bereits an Neuseelands Nordspitze, dem CAP REINGA lesen (vgl. K&K 09). Und natürlich erklimmen wir auch den Hausberg mit seiner Aussichtsplattform, 150m über dem Meeresspiegel mit 360° Rundumsicht. Alles Touristische erscheint uns liebevoll und mit viel Engagement hergerichtet.

Mit der Richtung dreht sich auch das Wetter. Die Süd- kurz darauf die Ost -Küste nach Norden Richtung Dunedin wird es wenige Kilometer hinter BLUFF schnell wärmer und sonniger, fast wie in einer anderen Welt. Diesen Wechsel vollzieht auch die Natur, denn wir durchfahren nunmehr die CATLINS. Offiziell beginnen sie im Ort FOTROSE an der Südküste und enden am KAKA POINT an der Ostküste. Ins Inland hinein erstrecken sich weite, mit Hartholzbäumen bestandene Wälder voller größerer und kleinerer Wasserfälle.

Einer von ihnen erweckt besondere Aufmerksamkeit: THE NIAGARA FALLS. Nordamerikas Konkurrenz. Vielleicht, aber hier ist er fairer Weise als „ einer der kleinsten Wasserfälle der Welt“ betitelt. Es war ein sicherlich humorvoller Kartograf, der sich diese Bezeichnung einst ausdachte. Die annähernde Form des großen Bruders besitzt er ja, wie er niedlich keine zwei Meter eine Steinstufe hinab plätschert.

Eine weitere Kuriosität begegnet uns. Auf einer Straßenkuppe machen wir einen „bunten Punkt“ aus, der sich langsam fortbewegt. Beim Näherkommen entpuppt er sich als bunt geschmückter „Einspänner“ mit einem zweirädrigen Karren. Zunächst denken wir an einen Wanderpuppenbühne. Ein Gespräch verdeutlicht anderes. Ein nicht mehr ganz jungendfrischer „Hare-Krisna-Jünger“ wallfahrt ein ganzes Jahr lang vom südlichen BLUFF zum nördlichen CAPE REINGA. Die Missionsreise unternimmt er zum 50. Jahrestag  der ISKCON-Gemeinde des Großmeisters Acharya. Befragt, wie er missioniert, erwidert er:“Padayartra- Walking is the Talking“. Bis zum 1.300km entfernten neuseeländischen Nordkap kann er dann ja noch viel „reden“.

Vorsicht
Vorsicht

Wir ziehen weiter die Küste entlang zur Curio-Bay mit seinem Petrified Forest. Um die kristallisierten Baumreste zu entdecken, muss man bei Ebbe dort sein, denn erst dann wird das weit ins Meer hinaus ragende Felsplateau freigelegt. Bei genauem Hinsehen sind versteinerte Baumstümpfe zu erkennen. Mit etwas Glück stößt man auf einen bunten, kristallisierten Baumbrocken. Wir haben Glück!

Die Küste der CATLINS bietet noch mehr: Sie steckt voller frei beobachtbarem Wildlife. Schwer zu finden sind die Gelbaugenpinguine. Sie kommen meistens nur am späten Abend ans Ufer zurück. Häufig hingegen trifft man bei Strandspaziergängen auf Meereskolosse, die Seelöwen. Sie sind offensichtlich nicht scheu, ergreifen bei Annäherung nicht gleich die Flucht. Doch Vorsicht ist geboten! Jetzt in der Zeit der Aufzucht ihrer Jungen können die Weibchen schnell aggressiv werden. Was auf den ersten Blick unförmig und bewegungsunfähig erscheint, entpuppt sich rasch als „Sprinter“. Also  Vorsicht . Der „Sicherheitsbereich“ darf nicht betreten werden.

Die vielen einzelnen Points, Heads und Kaps aufzuführen, würde Seiten füllen. Alle sind gut ausgeschildert, hier gibt eine „Cathedral Cave“, dort ein „Blowhole“ und immer wieder Mengen an Seevögeln, Seelöwen und Seehunden oder mit Glück Pinguine zu sehen.

Dunedin-St. Paul's Cathedral
Dunedin-St. Paul’s Cathedral

Kommen wir zu  den Nuggets. Die Otago Goldfields im Binnenland waren berühmt, berüchtigt. Ob viele dort ihr Glück gefunden haben, bleibt eher zweifelhaft. Sonst wäre die Ära nicht so rasch zu Ende gegangen. Das ist Geschichte, wir bleiben in der Gegenwart, denn  ein Felskap sticht hervor, der „Nugget Point“ am Ende der CATLINS. Ein wahres Juwel! Die Auswirkungen von ständigem Wind und Sturm lässt sich hier gut an Bäumen und Sträuchern studieren. Die dem Wind zugewandten Seiten bleiben kahl. Die Gewächse wachsen derart schief, krumm und gebeugt, dass sie  oftmals aussehen, als kriechen sie am Boden entlang.     Der Wanderweg an der Felskante führt vorbei an verschiedenen Vogel- und Seehundkolonien, bietet eine fantastische Aussicht auf den Pazifik und die umliegende Berglandschaft. Nach einigen Kilometern Panoramarundweg gelangt man zum strahlend weißen Leuchtturm.

Auf der Hauptverkehrsverbindung SH 1 steuern wir MILTON an. Der Ort wirbt mit dem Slogan: „The Town of Life, Pleasure & Opportunities“. Bei so viel Präzision in der Aussage fällt auf, dass mindestens eine Chance verpasst wurde, nämlich die pulsierende Fernstraße SH 1 korrekt und störungsfrei durch den Ort zu führen. Sie verläuft zwar als Hauptstraße quer durch die Einkaufsstraße. Aber die Planer müssen sich nicht einig gewesen sein. Denn an einer Stelle treffen das Nord- und das Südende um eine Straßenbreite versetzt aufeinander. Eine Verschwenkung versucht nunmehr, das Gröbste zu korrigieren, Stau inbegriffen.

Albatross
Albatross

Als ein wahrer Nugget erweist sich die Hafenstadt (50.000 Einwohner) DUNEDIN. Überwiegend von schottischen Einwanderern geprägt, sollte sie ja eigentlich New Edinburgh heißen. Heißt sie eigentlich auch, denn der Name Dunedin stellt die anglisierte Form des schottisch-gälischen Dùn Èideann für Edingburgh dar und bedeutet Festung am Hügelhang.  Traditionell Schottisches prägt das kulturelle Leben der Stadt mit seinen immerhin drei Dudelsackbands und zahlreichen entsprechenden Kultur- und Traditionsvereinen.  Auf dem zentralen innerstädtischen Platz, dem „Octagon“ erweist man in einem kleinen Park dem schottischen Nationaldichter Robert Burns mit einem großen Denkmal die Ehre (vgl. hierzu unseren Blog über die Schottlandtour aus 2014).

Pinguin DSCN4886Bei der Vielzahl der für Touristen interessanten Angebote muss man sich die Nuggets unter ihnen heraussuchen. Dazu zählt aus unserer Sicht der „Octagon“. Der Platz liegt im Stadtzentrum und stellt den Nerv der Stadt dar. Den Rahmen des „Achteckes“ bilden die sehenswerte St. Paul’s Cathedral in unmittelbarer Nachbarschft zum fassadenreichen Rathaus. Einige Schritte weiter kann man die die ebenfalls besuchenswerte First Church betreten, um später einige hundert Meter weiter am historischen Bahnhofsgebäude zu landen. Mit seinem 37m hohen Turm soll es zu den schönsten Steinbauten des Landes gehören. Ohne  eigentlichen Hinweis auf „   Railway Station“ glaubt der Betrachter sich eher vor einem Herrenhaus denn einer Bahnhofshalle. Es gibt heute von hier zwar keinen regelmäßigen Zugverkehr mehr, wird alles über Fernbusse abgedeckt, historische Fahrten ins Hinterland können jedoch gebucht werden.

Unter den in großer Anzahl vorhanden Kunstgalerien und Museen wollen wir das „Toitù – Otago Settlers Museum“ hervorheben, nicht nur wegen des freien Eintritts. In vielen interaktiven Ausstellungen wird eindruckvoll die Besiedlungsgeschichte der Otago-Provinz aufgezeichnet, vom polynesischen Beginn über die Maori -Vorherrschaft bis zum modern europäisierten Computerzeitalter – ein Nugget ersten Ranges!

Cabury World
Cabury World

Wer kann schon seinen Tag mit einem leckeren Schokoladenfrühstück beginnen und dabei auch noch umfangreich Informatives über dieses Genussmittel erfahren. Wir können es bei einem morgendlichen Besuch der weltbekannten „Cadbury“-Schokoladenfabrik. Neben den Informationen, dem Stadtrundblick von der Dachterrasse aus gibt es variantenreiche Naschgelegenheiten, wird jedem Besucher unterwegs nach und nach eine Tüte mit den verführenden Produkten vollgepackt und mündet schließlich im Café zum „süßen Frühstück“. Freunde des Herzhaften können natürlich auch „Unsüßes“ wählen. Der Vormittag ist gelungen, der Bedarf an Süßem innerlich und äußerlich für eine gewisse Zeit gedeckt – ein wahrer SchokoladenNugget!

Steil nach oben geht in der Stadt die „Baldwin Street“. Sie ist angegeben als „steilste Straße der Welt – Anstieg / Gefälle 1:26“. Ob das stimmt? Mag so sein. Aber abenteuerlich sieht es schon aus, wenn die Autos dort emporklimmen. Man bekommt Angst, dass sie jederzeit zurückrollen könnten. Unserm Wohnmobil haben wir diese Prüfung erspart.

DUNEDIN wäre ohne seine Halbinsel OTAGO allein vielleicht nur halb so reizvoll. Außer den Naturschönheiten mit dem sie umgebenden stürmischen Pazifik bietet sie einmalige Anlaufpunkte. Auf einem Hügelgipfel thront „Larnach Castle“, Neuseelands einziges Castle. Ganz im schottischen Stil erbaut (1870/71), brachte es dem damaligen Besitzer William Larnach allerdings nicht das erhoffte Glück – eine verpasste Chance. Für ihn war es das beweisende Nugget seiner Liebe zu einer Frau Eliza. Sie hatte wohl eine grundverschiedene Geschmacksauffassung. Jedenfalls wurde sie nicht glücklich im Herrensitz. Auch der später in einem Schlossflügel angebaute Ballsaal als Geschenk für die Geburt einer Tochter, traf nicht den Nerv. Hätte man vorher intensiver nachfragen sollen, was Madame sich wünschen? So blieb diese Ehe unglücklich und er wurde buchstäblich ein „armes Würstchen“. Dem heutigen Betrachter bietet sich hingegen ein leibhaftiger optischer Nugget mit Castle und idyllischem Schlossgarten.

Larnach Castle
Larnach Castle

Gleichermaßen wunderschön anzusehen ist das vom Castle nicht weit entfernt gelegene Maori Marae. Dieses Versammlungshaus mit Kirche wurde errichtet zum 100. Jahrestag des 1840 geschlossenen „Waitangi-Vertrages“ (vgl. K&K 08-Geburtsort einer Nation). Was kunstvoll geschnitzt aussieht, erweist sich beim zweiten Blick als filigrane Musterung aus Beton.

Weit hervorstechender als diese historischen Orte sind jedoch die „Wildlife“-Begegnungen rund um die Halbinsel. Das „Royal Albatross Center“ widmet sich dieser seltenen Wasservogelart. In einer geführte Tour kann man zu dieser seltenen Vogelkolonie gelangen, ebenso abends – ebenfalls nur geführt – zu den Übernachtungs- und Nistplätzen der „Blauen Pinguine“.

Wer es ausführlicher möchte, nehme an einer umfangreichen „Wildlife Tour“ teil. Selbstredend gibt es auf diesem Sektor ein weit gefächertes Angebot. Als herausragender Nugget unter den Konkurrenten nennen wir „elm wildlife tours“ (www.elmwildlifetours.co.nz ). In einer 61/2-stündige Kombinationstour zu Wasser und zu Lande werden wir geleitet zu dem Albatrossfelsen meerseits mit Beobachtung dieser Vögel im Flug (3m Flügelspannweite) und bei der Nahrungssuche. Weiter geht es dann per Kleinbus an zwei einsame Buchten zum Besuch bei den Seelöwen, Gelbaugenpinguinen und Seehunden. Seehundfamilie DSCN4934Was hier zunächst banal klingt, da solche Beobachtungsmöglichkeiten bereits öfter angeführt wurden, erweist sich jedoch als echter Nugget. Die Buchten sind so weit entfernt gelegen, dass jeweils eine Wanderung von ca. einer Stunde notwendig ist. Man klettert hinab an die Strände zum hautnahen Seelöwenkontakt. Anschließend verschwindet man in mehreren Beobachtungsschutzhütten, um den Pinguinen bei der abendlichen Heimkehr aus dem Meer bzw. dem Brutgeschäft zuzuschauen. Den felsig-grasigen Abstieg wieder hinauf geht es weiter zum nächsten Küstenriff, zur Seehundskolonie. Alle rund 30 Familienmitglieder rekeln sich auf den Felsen. Was zunächst wie leicht überdimensionerte Würmer aussieht, wird im Beobachtungsverlauf dann allerdings von den Seehundmüttern gesäugt. Wir erleben die spannende Periode von Geburt und Umsorgung von Seehundbabys. Kein Wunder also, dass die doch wohltuend umfangreiche Wildlife- Tour wie im Fluge vorbeigeht. Wer nach einem „Sightseeing-Nugget“ sucht, mit dieser Exkursion findet er einen solchen.

K&K21 – Native Bush contra Quirliges Treiben

Die Naturerscheinung „native bush“ erleben wir als ursprünglichen, unbeeinflussten Regenwald.

native bush
native bush

Meistens bleibt das Gestrüpp nicht nur optisch undurchdringlich, abgesehen von der durch das Dickicht gehauenen Straße. Kein Pfad, kein Weg führt hinein. Ein Blätterdach wölbt sich über die Straße. Das Grün an den nahen und weiten Berghängen erscheint mit so dicht geschlossenen Baum-Buschkronen, als ob man auf ihnen spazieren gehen kann. Besonders gilt dieser optische Eindruck für den schwarzen Baumfarn, bei dem der Stamm kahl bleibt, die riesigen Farnblätter der Krone aber sich wie ein Sonnenschirm ausbreiten.

Jackson Bay-Fliegendes Klassenzimmer als Restaurant
Jackson Bay-Fliegendes Klassenzimmer als Restaurant

Besonders urwüchsige Impressionen zeigen sich auf einem kleinen Abstecher von dem SH 6 ab der Ortschaft HAAS, der Küstenstraße folgend nach JACKSON BAY. Der Ort hat so wenige Häuser, dass man glatt hindurchfahren würde, mündete die Sackgasse hier nicht auf einem kleinen Wendeplatz mit Blick auf den Jackson Head. Die winzige Fischfabrik wird von den fünf Kuttern beliefert, die an der ehemaligen US Navy Brücke dümpeln. Hummerkäfige türmen sich auf dem Ponton. Die malerische Bucht ist in das tiefe Blau des Himmels gehüllt.

Da sticht der orangene Eisenbahnwagon am Meeresufer kräftig hervor. Kein Relikt der früheren US Truppen Präsenz, sondern ein  ehemaliger Zugwagon, welcher mit viel Liebe zu einem Fischrestaurant hergerichtet wurde. Das Interieur entspricht der „Holzklasse“ früherer Züge, retro-sympathisch. Eine Hälfte nimmt der offene Küchenbereich ein, die andere ist für die 12 Gäste vorgesehen. Mehr finden nicht Platz, wenn man von den drei Tischen auf der Außenterrasse absieht. Überraschend umfangreich gestaltet sich die Auswahl an Fischgerichten, natürlich alle unter den Augen der Gäste frisch zubereitet, bei moderaten Preisen. Der 35km umfassende Abstecher lohnt, landschaftlich wie kulinarisch.

Lake Wanaka
Lake Wanaka

Zurück auf dem SH 6 klettert  das Wohnmobil hinauf zum HAAST PASS. Von der Passhöhe (577m) gleitet der Blick hinunter zu den beiden großen Seen, dem Lake WANAKA und dem Lake HAWEA. Kurz nach dem Pass ändert sich die Landschaft allerdings radikal. Kein Wald, kein undurchdringliches Gestrüpp säumt mehr den Weg. Die Gipfel und Hänge der HARRIS MOUNTAINS und der PISA RANGE starren kahl, quasi unberührbar in die Welt. Als Spitzenwerte erreichen die Felskuppen gut 2.300m. In den höheren Regionen liegen noch puderzuckerartige Schneereste. Die helle, grau-gelbe Farbe der Felsen kontrastiert heftig mit dem Blau der beiden Seen.

Die Uferstraße – immer noch SH 6 – führt schließlich in den Touristenort WANAKA, in der Südspitze des gleichnamigen Sees gelegen. Wir nehmen den Ort als „Perle eines Stadtbildes“ wahr, weiträumig angelegt, muntere, farbenfrohe Innenstadt und eine Beispiel gebende, bilderbuchhafte Uferpromenade.

Eine weitere Besonderheit dieser Stadt darf nicht unerwähnt bleiben: das CINEMA PARADISO.

Cinema Paradiso-Wanaka
Cinema Paradiso-Wanaka

Die dort gezeigten Filme entsprechen dem Üblichen. Doch allein der eine von zwei Kinosälen ist eine Filmvorstellung wert. Der Besucher sitzt nicht, er ruht in weichen Sesseln aus Omas Zeiten, kann sich in Sofas kuscheln, nach einem stressigen Tag sich auch auf dem Massagestuhl niederlassen oder, für Draufgänger, in den entsprechend hergerichteten Autos Platz nehmen und als Fahrer, Beifahrer oder auf den hinteren Sitzen den Filmstreifen verfolgen. Selbstredend erhöhen Getränke und Snacks den Kinogenuss. Eine Pause ist auch vorgesehen, um sich Nachschub zu besorgen. Der Kinobesitzer lässt sich nicht lumpen und verteilt frische Muffins – just for free. Der Eintrittspreis für diesen vergnüglichen Kino-Ausstattungs-Muffin-Genuss hält sich mit 15NZD sehr im Rahmen.

Weiter rollen wir auf dem SH 6 südlich in die Provinz Otago nach QUEENSTOWN…

Queenstown
Queenstown

…. und können unserer bisherigen Hauptstadtsammlung nunmehr eine weitere hinzufügen:  „The Adventure Capital of the World“ wird die Stadt am Lake WAKATIPU auch bezeichnet. Oder sollen wir sie lieber die „größte Jugendherberge“ Neuseelands nennen?

DSCN4344Als erstes fällt die Altersstruktur der Menschen in  Straßen und auf Plätzen ins Auge. Nur an den acht Colleges kann es nicht liegen, dass wir überwiegend junge Leute im Studentenalter erblicken, bei rund 10.000 Einwohnern. Doch nun fasst der andere Aspekt, „ADVENTURE“.

Stadt und Gegend sind berühmt als Geburtsstätte für schon ikonenhafte Abenteuererlebnisse. Tourismusmanager denken dabei mit glänzenden Augen an Bungee Springen, Wildwasserfahrten, Stromschnellen Surfing, Canyon Schaukeln (eine Abwandlung von Bungee), Paragliding, Sky Diving oder Jet Boat Fahren.

Adventure
Adventure

Wasser- und Winterski, Klettertouren oder Kayaking zählen da bereits zu den biederen Freizeitbeschäftigungen. Kein Wunder also, dass von den jährlichen zwei Millionen Besuchern 65% unter 35 Jahre alt sein sollen. Und so summt und brummt es in Stadt und Land. Die Paraglider landen mitten in der Stadt auf dem Schulsportplatz gleich neben der Bergbahn. Im Seehafen starten mit lautem Getöse und leider auch viel Gestank die Jet Boats und Jet Skis.

Adventure-Nur Mut
Adventure-Nur Mut

Die Gondelbahn hinauf zum 800m hohen Hausberg beherbergt selbstredend auch die Bungee Jumping & Canyon Swinging Station. Von der Bergspitze aus starten außerdem die Paraglider, Sky Diver und Mountain Biker. Kurz und gut: Es ähnelt einem Ameisenhaufen oder dem Innenleben eines Bienenstocks, was sich dort auf Bergeshöhen abspielt, gar nicht zu reden von den „normalen Sightseern“.

Adventure
Adventure

Wie zugespitzt sich entsprechende Werbung präsentiert, mögen einige, zufällig ausgewählte Beispiele verdeutlichen: „The World’s Highest Cliff Jump“, „In this jungle of adrenalin, is this the GORILLA!“, „Experience the world’s most exciting SHOTOVER THUNDER JET with high cliffs-shallow water-rapids-willows & 360 degree spins“ oder eben auch „An adrenaline fuelling jet boat ride through the narrowest canyons“. Wer da nicht munter wird!

Hinter all diesen „ unvergesslichen und Ehrfurcht gebietenden / unforgettable and awe-inspiring“ Angeboten, müssen die zahlreichen Wandermöglichkeiten, die wunderbare Berglandschaft und die „Weinkultur“ der Umgegend ganz einfach den zweiten Rang einnehmen.

Entsprechend ausgerichtet haben sich dann natürlich auch Hotellerie, Gastronomie und Night Life Locations. So eine hohe Konzentration an „Backpacker Budget Accommodations“, preiswerten Verpflegungsstationen wie Pizzerien, Nudelfactories oder Fish & Chips Buden bzw. Discos ist uns auf der bisherigen Tour noch nicht begegnet.

Das soeben geschilderte Ambiente soll den weniger auf Adrenalinausstoß geprägten Reisenden von einem Besuch der Stadt allerdings nicht abhalten. Neben gepflegten bis luxuriösen Hotel- und Restaurantangeboten lässt sich auch mit beiden Beinen auf dem Boden viel Unvergessliches erkunden und erleben.

Der Spaziergang am Seeufer mit seinem Botanischen Garten auf einer Landzunge, die Kunsthandwerkermärkte und unzähligen Gemäldegalerien, Rundfahrten über Weingüter uvm kann schnell zur „pure inspiration“ führen.

TSS Earnslaw auf dem Lake Wakatipu
TSS Earnslaw auf dem Lake Wakatipu

Dabei steht der Lake WAKATIPU immer im Zentrum. 77km lang ruht er in „S-Form“ zwischen den EYRE und den RICHARDSON MOUNTAINS. Zumindest sieht es so aus. Denn in Wirklichkeit ruht er überhaupt nicht. Seine Wasseroberfläche nämlich hebt und senkt sich alle fünf Minuten um sieben Zentimeter. Diese Unruhe ist dem Umstand geschuldet, dass es sich um einen Gletscher-Vulkan-See handelt und es im Erdinneren darunter noch kräftig rumort.

Wenn man wie wir auf ihm allerdings eine gemütliche, 90-minütige Seerundfahrt genießt, spürt man die Tideaktivitäten überhaupt nicht. Unter den zahlreichen Möglichkeiten für großartige Rundfahrten sticht das Angebot der TSS EARNSLAW besonders positiv ins Auge. 1912 erbaut, dampft und stampft das 51m lange, mehrstöckige Boot seit nunmehr 103 Jahren über den See. Große Areale sind dem Sonnendeck vorn und achtern reserviert. Auf das Brückendeck neben den Kapitän darf der Passagier auch. Und an Technik Interessierte glauben sich im Maschinen- El Dorado. Im frei zugänglichen Schiffsbauch, direkt neben den pfeifenden und zischenden Druckkesseln, wird gefachsimpelt oder einfach den Erläuterungen des Schiffsingenieurs gelauscht. Kurz: ein Erlebnis, dass man nicht versäumen sollte (https://www.realjourneys.co.nz/en/experiences/cruises/tss-earnslaw-vintage-steamship-cruises/More-Info/#About-the-TSS-Earnslaw).

Vielleicht nicht gerade zum Bungee Springen, sondern um der fantastischen Aussicht wegen und dabei den Bungee-Springern zuzuschauen und ihrem „Schreck-Quieken“ zuzuhören, nehmen wir die Skyline Gondola hinauf auf Queentowns Hausberg, den BOBS PEAK. Unvergesslich wird davon der Panoramablick über die Stadt, Berge und See bleiben. Unvergesslich sicherlich aber auch die Preise für Bahn, Lunch und Getränke.

Beschauliches Glenorchy
Beschauliches Glenorchy

Bevor wir den „Adventure Hexenkessel“ wieder verlassen, erfreuen wir uns noch an der 40km langen Sackgassen-Uferstraße in die Nordspitze des Sees, nach GLENORCHY. Mit einem tiefen Durchatmen ob der Ruhe und Beschaulichkeit dieses Seezipfels lassen wir die „adventurous, breathtaking experiences“ hinter uns. Denn das 350-Seelen-Dorf verspricht „Gateway to Paradise“ zu sein. Doch ein Paradies beinhaltet bekanntlich für jeden etwas anderes.

Wir folgen nunmehr zunächst weiterhin dem SH 6 Richtung Fjordland National Park. Unterwegs erweitern wir unseren „Hauptstadt-Fundus“ um ein weiteres Exemplar. „Capital of the Beer“ prangt auf dem Ortsschild der Gemeinde MOSSBURN. Doch warum bleibt ein Rätsel. Keine Brauerei in Sicht, auf der Hauptstraße ist nur ein einziges, absolut leeres Café zu entdecken. Die Nebenstraßen bleiben den Wohnhäusern reserviert. Der Durstige muss unverrichteter Dinge weiterziehen. Vielleicht hat das Dorf einmal bessere Zeiten gesehen.

K&K19 – GoldGelbe Ginster Gorges

Auch wenn Captain Cook an dem nördlichsten Kap der Südinsel ein „Farewell“ wünschte (vgl. Käsen &K 18), wir bleiben noch eine Weile auf der Insel und richten den Blick wieder gen Süden mit der Zielrichtung Westküste.

Paparoa NP-Regenwald
Paparoa NP-Regenwald

Hierfür müssen wir zunächst einmal rund 150km durch den sogenannten „Buller District“, immer östlich um den Kahurangi National Park herum. Das bedeutet, wir fahren zunächst zurück auf dem SH 60 bis zur Stadt MOTUEKA, biegen dann aber gleich nach Westen ab auf eine landschaftlich wunderschöne schmale Talstraße, den VANGAPPEKA VALLEY ROAD, bevor wir nach gut 50km wieder auf den SH 6 treffen. Obst- und Gemüsestände m Hofdirektverkauf – meist nur kleine Hütten im Selbstbezahlsystem – bieten jetzt im November meistens preiswerten, leckeren, grünen Spargel an, um gut 1/3 billiger als im Supermarkt. Da heißt es zugreifen!

Doch als vorherrschende Farbe zeigt sich ein sattes  Goldgelb. Die Berghänge quellen über vor blühendem Ginster. Sie leuchten wie europäische Rapsfelder zur Blütezeit. Dieses Naturschauspiel, schlicht „Golden Down“ genannt, erstreckt sich auf gut 100km, bis hinein in die BULLER RIVER GORGES.

Buller River Gorge
Buller River Gorge

Dieser gewaltige Fluss kommt aus der Nähe von LAKE ROTOROA  Nelson Lakes NP und ergießt sich einige hundert Kilometer weiter bei der Stadt WESTPORT in die Tasman Sea. Doch vorher musste er sich in Millionen und Abermillionen Jahren durch das Felsmassiv der LYELL RANGE fressen, bevor er in einem weiten Flussdelta im Meer mündet. Diese ausgespülten und eingefrästen Schluchten heißen UPPER und LOWER BULLER GORGE, bis 30km lang und bis zu 100m hoch. Die Wasser strömen gurgelnd, weiße Gischt erzeugend durch die engen Durchlässe, über Stromschnellen und kleinere Wasserfälle.

Und genau deshalb erhält die Gegend auch die Bezeichnung „White Water Region“ mit einer richtigen Hauptstadt, der „White Water Capital“ MURCHISON. Da bleibt es, dass hinter jeder Kurve eine „White Water Adventure Center“ mit Kayaking, Rafting und Canoeing zahlungsfreudige Kunden zu Wildwasserfahrten zu verleiten sucht. Wer es schwebend mag, der kann kurz hinter MURCHINSON auf der längsten Hängebrücke Neuseelands, der „Buller Go (110m) die rund 60m tiefe Schlucht überqueren. Der Rückweg muss nicht zu Fuß erfolgen. Es geht auch mit der „Comet Line“, auch „Flying Fox“ genannt. Eine 160m rasante Sesselliftfahrt in hoher Geschwindigkeit mit ziemlich abruptem Stopp kurz vor dem gegenüberliegenden Drahtseilpuffer. Man kann diesen „Flug“ als Einzellift, Tandemgespann oder frei hängend als „Superman Ride“ buchen. Geeignet ist er in jedem Fall für alle diejenigen, die „jung im Herzen / young at heart“ geblieben sind, verspricht der InfoFlyer.

Bleiben wir bei der Farbe: „White Bait“ wird überall angepriesen. Das sind Stinte, die im neuseeländischen Frühsommer die Flussmündungen bevölkern. So zieht es denn Heerscharen von Anglern, besser gesagt „Netzanglern“ an die Ufer, um die Kostbarkeiten an Land zu ziehen. Bis zu 150NZD/kg sollen damit erlöst werden können. Bei Spitzenfangquoten von bis zu 15kg/Tag ein sicherlich guter Nebenverdienst, denn viele Restaurants bieten „White Bait“ als Spezialitäten an

Tasman Sea bei Westport
Tasman Sea bei Westport

Nach so viel Aufregung ist das beschauliche WESTPORT eine wahre Labsal, die man aber schnell wieder verlassen kann. Am besten gen Norden Richtung KARAMEA, 100km Panoramastraße an der wilden Westküste. Unterwegs, bei Denniston, kann ein ehemaliges Bergwerk erkundet werden.

Tasman Sea bei Karamea
Tasman Sea bei Karamea

Obendrein rund 20km hinter Karamea – Achtung: Schotterstraße! – kommen Höhlenenthusiasten mal wieder auf ihre Kosten. Die „Oparara Basin Arches“ als größte Sandsteinhöhlen (45m Höhe, 220m Länge) der südlichen Hemisphäre laden ein. Doch die eigentliche Attraktion dieses Abstechers die raue Tasman Sea, wie sie auf Ufer und vorgelagerte Felsen prallt. Mangels einer Alternative und wegen des Sackgassenformats muss man die 100km auf der gleichen Straße, dem SH 67 auch wieder zurück fahren bis Westport.

Südlich der Hafenstadt setzt sich die Panoramafahrt fort, immer Richtung PUNAKAIKI. Dieser Streckenabschnitt, „The Great Coast Road“ genannt, soll zu den zehn schönsten Küstenstrecken der Welt gehören, sagt zumindest „Lonely Planet“.

Great Coast Road
Great Coast Road

Das gilt sicherlich nicht nur für die unbeschreiblichen Sonnenuntergänge an der Westküste, wenn Felsen, Sand und die unendlichen Mengen an Treibholz alle Schattierungen der Farbe ROT annehmen, von zart rosa bis glut- oder blutrot.

Ein Zwischenstopp lohnt am CAPE FOULWIND allein wegen des Küstenwanderweges, der obendrein noch zu einer Seehundkolonie / Big Bull Seals führt. Wer weiter wandert begegnet einem  Leuchtturm und vielen„breathtaking“(atemberaubenden) Aussichtspunkten.

Nach 40 filmreifen Kilometern erreichen wir das Urlauberdorf PUNAIKAKI, eigentlich nur fünf Häuser, aber auch schon in der Vorsaison überlaufen. Warum?

Pancake Rocks-Punaikaki
Pancake Rocks-Punaikaki

Von hier aus lassen sich bequem die weltberühmten Pancake Rocks erreichen. Pfannkuchen kennen wir alle, horizontal übereinander gestapelt sicherlich auch. Als außergewöhnliche Felsformation vielleicht nicht . Diese Sandsteinfelsen sind in einem  Millionen Jahre währenden Erosionsprozess in die Felsen gemeißelt worden. Sandsteinreiche Fragmente von „totem Meeresmaterial“ haben sich auf dem Meeresboden abgelagert. Als diese Ablagerungen durch Erd- bzw. Seebeben allmählich nach oben geliftet wurden, haben ihnen die Wettereinflüsse verholfen, die heutige Gestalt anzunehmen: Wie aufgeschichtete Pfannkuchen eben. Akustisch und optisch garniert wird die Natursensation durch die sogenannten „Blowholes“ (frei: Spritzlöcher mit Capillarwirkung). Wenn sich heftige Wellen in die Höhlen unterhalb der Felsen hinein pressen, steigt der Druck so stark, dass das Wasser aus diesen Blowholes wie Fontänen wieder gen Himmel gespritzt wird. Der Vorgang erzeugt donnernde, laute Töne wie tiefe Orgelpfeifen, gemixt mit diskanten Flötentrillern. Umso erstaunlicher erscheint uns, dass der malerische und tiptop gepflegte Rundweg ohne Eintrittsgeld unternommen werden kann.

Shanty Town bei Greymouth
Shanty Town bei Greymouth

Nach weiteren 40km südwärts wird es historisch. Mit viel Mühe versucht  man in der Stadt GREYMOUTH an der Mündung des Flusses Grey die Ära der Kohlegruben wieder zum Leben zu erwecken. Es muss eine große Zeit gewesen sein vor gut 150 Jahren, als der Kohleabbau der Region Wohlstand einbrachte. Letztlich war dieser Industriezweig jedoch auch dem Untergang geweiht, wie in vielen Regionen der Welt. Glänzender erging es da dann doch den Goldschürfern. Denn neben dem „schwarzen Gold“ fand man hier auch echte GOLDnuggets. Das Vergnügen währte aber auch nicht ewig. Lediglich rund 60 Jahre lang konnten einige Wagemutige auf Funde hoffen. Tribut zollt man diesem Goldrush durch das Freilichtmuseum SHANTYTOWN, nur 5km von Greymouth entfernt. Liebevoll wurde ein ganzes Goldsucherdorf aus dem letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts wieder auf- bzw. nachgebaut. Eine historische Dampfeisenbahn schaukelt die Besucher an die ehemaligen Schürfstätten.

Jade-Hokitiki
Jade-Hokitiki

Wir bleiben noch beim Kostbaren. Denn als drittes Standbein ist die Region, wiederum ca. 40km südlicher, geprägt vom JADE-Bergbau. Überwiegend von grünem Aussehen kann dieses Mineralgemisch aber auch           in weißer oder schwarzer Form auftreten. Oft mit dem magisch-esoterischen Attribut „Stein des Weisen“ versehen, hat sie sich aber eher einen Namen in der weltumspannenden Schmuckkultur gemacht. Der schmucke Küstenbadeort     HOKITIKA jedenfalls scheint gut davon zu leben.

K&K18 – Grün, Grün, Grün…

Dabei denken wir nicht an das bekannte Kinderlied mit dem Farbspiel. Wir wollen damit unseren ersten Eindruck von der vorherrschenden Farbpalette beim Anlanden auf der Südinsel wiedergeben.

Einfahrt Picton
Einfahrt Picton

Der Blasebalg „Cook Strait“ weicht der ruhigen Fjordwelt an des Eilands Nordspitze. Bis zum Ankunftshafen PICTON schleust sich die riesige Fähre noch gut eine Stunde durch die bergigen, immer GRÜNEN Fjorde. Die Berghänge sind mit dichtem, undurchdringlichem Busch-Baumbewuchs versehen. Oft hat es den Anschein, als könne man auf den Baumwipfeln spazieren gehen, so undurchdringlich wirkt es. Immergrün auch deshalb, weil das moderate Klima keinen Schnee und Frost zuläßt. Wie man uns erklärt, trieb man früher hier teilweise Landwirtschaft. Das wird heute als viel zu aufwendig und damit nicht mehr rentabel angesehen. Somit lässt man der Natur freien Lauf. Wenn dieser dünn besiedelte Landschaftstyp nicht so viel Ruhe und Frieden ausstrahlen würde, könnte man von „grüner Hölle“ sprechen.

Queen Charlotte Drive
Queen Charlotte Drive

Zu diesem Bild tragen nicht zuletzt die drei hier angelegten Nationalparks bei (von 14 in ganz Neuseeland): Der Tasman NP an der Golden Bay, der Kahurangi NP südlich davon bereits wieder an der Tasman Sea, sowie der Nelson Lakes NP im Zentrum dieser Region Malborough. Wanderparadiese sind sie allesamt. In sie hineinkommen darf man, von wenigen Kilometern an den Parkrändern abgesehen, nicht per Auto. Wassertaxis übernehmen an den Küstenstreifen den Transport.

Am Eingang in die zerklüftete Fjordwelt der Südinsel changierte die Farbe des Wassers von blau auf GRÜN. Darauf angesprochen, erläutert eine Rangerin des DOC (Department of Conservation / Naturschutzbehörde) dass die Spiegelung der immergrünen Berghänge tief in das Wasser eindringt. Dadurch hat es den Anschein, dass das Wasser selbst GRÜN ist.

Nach 31/2 Stunden Fährfahrt erreichen wir unseren Zielhafen PICTON. Wie bequem Schiffsreisen heute sein können, wird deutlich an der historischen Variante, die im Trockendock des Ortes liegt. Das ehemalige Frachtschiff „Edwin Fox“ macht nicht den Eindruck von viel Komfort. Sie diente ja aber auch, von einigen Aussiedlern als „normale“ Passagiere einmal abgesehen, lediglich als Gefangenentransporter von England nach Australien/Neuseeland.

Dieser kleine Hafenort PICTON hat verkehrstechnisch tägliche Meisterleistungen zu vollbringen. Tag und Nacht machen hier die kolossalen Fähren fest, spucken jeweils hunderte von PKW und LKW aus und laden die gleiche Menge wieder ein. Dieses Verkehrsgewusel muss dann möglichst schnell auf die Landstraßen abfließen, von denen eigentlich nur die eine, die SH 1 in südlicher Richtung nach Blenheim als wirkliche Verkehrsader dienen kann.

Green Mussels
Green Mussels

Der andere „Abfluss“ entpuppt sich als enge, kurvige Panoramaküstenstraße, nicht für Schwer- oder Fließverkehr gedacht, sondern für „bummelnde Touristen“ meist in Wohnmobilen. „Queens Charlotte Drive“ heißt das Schmuckstück und erstreckt sich auf gut 30km bis zum Fischerort HAVELOCK. Alle zwei Kilometer könnte man einen Fotostopp einlegen. Das haben vor uns sicherlich viele „Sehleute“ offensichtlich auch so gehalten, was die Behörden wohl veranlasst hat, die Anzahl der wirklichen Lookouts drastisch zu beschränken und bei den anderen Halteverbote zu erlassen. Eigentlich schade, aber vielleicht Unfall verhütend!

Green Mussels Tasting
Green Mussels Tasting

HAVELOCK, die Stadt für unser drittes GRÜN nach Wald und Wasser: Sie nennt sich „Greenshell Mussel Capital of the World“, also eine weitere Hauptstadt. Aus diesem Dorf mit seinen 500 Einwohnern wird die Welt mit den riesengroßen GRÜNEN Muscheln versorgt. Rund 630 Muschelfarmen nehmen an dem Geschäft teil. Sie produzieren und verkaufen jährlich 50 Millionen Tonnen dieser Köstlichkeiten. Eine Schiffsexkursion führt uns an eine dieser Fjordfarmen, die den in unseren Breitengraden besser bekannten Lachsfarmen ähneln. An dicken Tauen „reifen“ die Muschelkinder  zwei Jahre heran, bevor sie geerntet werden. Dann haben sie aber auch Ausmaße von ca. 8-10cm Länge.  Das im Fahrpreis inbegriffene Muschelessen der dreistündigen Fahrt macht Appetit auf mehr, egal ob die Muschel nur im Sud gegart oder verfeinert mit Käse überbacken wird.

NELSON, dieser Name hat bestimmt für jeden seine eigene Bedeutung. NELSON Mandela, der Bürgerrechtler kommt in den Sinn.. Als Europäer denken wir natürlich auch an den englischen Admiral Horatio NELSON, der 1805 bei der Schlacht um Trafalgar ums Leben kam. Der Neuseeländer verbindet mit dem Namen die 50.000 Einwohner Stadt im Dreieck der drei oben erwähnten Nationalparks. Darüber hinaus bildet ein Hügel in der Stadt den geographischen Mittelpunkt des Landes. Geographiepuristen bestehen darauf, dass der städtische Ort nur deswegen als Mittelpunkt angegeben wurde, weil von dort die Landvermessungen erheblich einfacher vonstattengingen als vom wirklichen Mittelpunkt. Dieser liegt nämlich in dichtem GRÜNEM Gestrüpp eines Waldes auf der Spooner Range 35 Kilometer südwestlich der Stadt.

Den Admiralsbezug stellt die Stadt durch  TRAFALGAR STREET und SQUARE her, nebst  einem Gedenkstein auf dem Hügel zur NELSON CATHEDRAL. Dieser Bischofsdom gilt als Stadtikone, umgeben von einem wunderschönen Park, von gotischer Architektur, Licht durchflutet wegen der riesigen bunten Glasfenster.

Wearable Art
Wearable Art

Mindestens ebenso anmutig kommt das BroadGREEN Historic House in der Nylan Road daher. Es gilt als eines der ältesten Wohnhäuser der Stadt., erbaut 1855. Und nur 15 Jahre später fand hier in Nelson das erste Rugbyspiel Neuseelands statt. Damals gab es allerdings noch nicht die „All Blacks“.

Schließlich darf der Besuch im „WOW“-Museum nicht fehlen. In ihm sind Kontraste unter einem Dach vereint: Streng Klassisches vs. Ausgeflippt Modisches. Die Sammlung der „Classic Cars“ präsentiert auf Hochglanz polierte Modelle von 1920 bis 1973, von der amerikanischen Elvis-Luxus-Limousine bis zu den bescheidenen Anfängen der Renaultvehikel. Nett anzuschauen, nichts Aufregendes.

Dann aber geht es einen Raum weiter zur „Wearable Art Gallery“. „Kunst, die man Tragen kann“, beinhaltet extravagante Kreationen verschiedener  ModeschöpferInnen. Der Kostümfundus eines Theaters kommt im Vergleich dazu als bieder daher. Die Kostüme, wenn sie überhaupt noch so bezeichnet werden können, sind dabei nicht nur unbeweglichen Schaufensterpuppen übergestreift. Wie in einem Tanztheater drehen sich die Puppen oder ziehen auf Laufbändern am Betrachter vorbei. Bis hierher wäre es lediglich eine etwas aufpolierte Modenschau. Der Aspekt „Kunst“ gesellt sich in der späteren Film-/Videoshow hinzu. Einer aufwendigen Choreographie gleich tanzen die Kostüme über die Bühne – lebendige „Wearable Art“ eben. WOW!

Pupu Springs
Pupu Springs

Den Abel Tasman National Park immer fest im Blick steuern wir unser nächstes Ziel an, die Te Waikoropupu Springs, d.h. wir begeben uns auf dem SH 60 in nordwestliche Richtung zum 1.200-Seelen-Dorf TAKAKA.

Farbenwechsel: Im örtlichen Bioladen erstehen wir richtiges SCHWARZbrot, Pumpernickel genannt. Die heimischen Geschmacksknospen jubeln.

Zurück zu den Springs: Die Süßwasserquellen sollen die größten Neuseelands sein, und die saubersten der Welt. An einer der Informationstafeln lesen wir, dass pro Sekunde 14.000l Wasser emporsprudeln. Hochgerechnet bedeutet die Zahl: 840.000l/min oder 50,4Mill. Liter/h usw. usw. Ein gut ausgebauter Rundweg (ca. 1km) führt zum eigentlichen See mit den 14 Quellen. Selbstverständlich herrscht absolutes Badeverbot. Einen Schluck vom frischen Quellwasser wird einem ebenfalls nicht gegönnt, da für die Maoris der Ort heilig ist. Denn es heißt: „Die Wasser des TE WAIKOROPUPU sind das Blut von PAPANUANUKU (Mutter Erde) und die Tränen von RANGINUI (himmlischer Vater)“.

On Tour
On Tour

So stoßen wir denn weiter vor in die äußerste Nordspitze der Südinsel, zum Cape Farewell. Mit „Farewell Spit Eco Tours“ – www.farewellspit.com – machen wir uns vom Ort COLLINGWOOD auf zur längsten Nehrung Neuseelands. Als Naturschutzgebiet erlaubt es den freien Zugang lediglich auf den ersten vier Kilometern, anschließend nur per Führung mit eben jener Organisation. Vogelparadies par excellence mit über 90 verschiedenen Spezies wächst die Halbinsel ständig weiter, um rund 4m jährlich. Wir können sie auf 26km Länge erleben. Bei Ebbe sind dehnt sie sich sogar auf 32km in die GOLDEN BAY der TASMAN SEA aus.Cape Farewell DSCN3863

Und wer gab diesem Naturwunder den heutigen Namen? Richtig: Captain Cook, als er 1770 Neuseeland wieder verließ. Doch er hatte bereits einen Vorgänger, den ebenfalls berühmten, niederländischen Entdecker Abel Tasman. Jener betrat 1642 als erster Europäer die Landzunge und nannte sie „Sand Duining Hoeck“.

Die Tour selbst hängt vollständig von den Gezeiten ab. Nur bei Ebbe kann der Strand an der Tasman Sea befahren werden. Zunächst erklimmt das Allradfahrzeug die Hügel hinauf zum eigentlichen Kap, sprich zum nördlichsten Punkt der Südinsel. Es war der Felsenbogen, den Cook als letztes auf seiner Erkundungsfahrt zu Gesicht bekam. Anschließend überwinden wir den Dünenhügel. Im Volksmund heißt dieser Abschnitt „Coast to Coast Highway, short but not easy“. Die zwei Kilometer Dünensandfahrt haben es in der Tat in sich. Nach häufigem Vor-und-Zurück mit ebenso häufigem Hinzuschalten des Allradgetriebes liegt er nun vor uns, der Endlosstrand. Das Meer hat sich bereits genügend zurückgezogen, um den Streifen zwischen Wasser und Dünen befahren zu können. Bei Tiefstand der Ebbe verbreitert sich dieser Streifen auf gute 10km. Cape Farewell DSCN3871Zunächst geht es entlang der felsigen Steilküste (100m Höhe), in die das Meer diese und jene Höhle gewaschen hat. Doch rasch wandelt sich der Uferstreifen in die legendäre Dünenwelt der eigentlichen Landzunge. Zwischen 20m und 60m türmen Wind und Wasser die Sandberge auf. Dichtes Dünengras schützt vor Erosionen.

Von den Vogelarten können wir zahlreiche ausmachen, z.B. Austernfischer, Reiher, Kormorane, Basstölpel, verschiedene Möwenarten, schwarze Schwäne und den Strecken-Weltmeister unter den Zugvögeln,  die Uferschnepfe/Godwit. Sie legt bei ihrer jahreszyklischen Wanderung rund 28.000km zurück, von Neuseeland nach China (10.500km), anschließend nach Alaska (5.500km) und zurück nach Neuseeland (12.000km). Bekanntlich ist sie kein wirklicher Wasservogel. Sie kann auf dem Wasser also nicht ausruhen sondern muss die Ozeanstrecken ohne Unterbrechung meistern. Für den Abschnitt Alaska – Neuseeland soll sie 7Tage und Nächte benötigen, fliegt also mit einer Geschwindigkeit von gut 70km/h.

Die gesichteten Vogelschwärme befinden sich auf unserer Strandtour in guter Gesellschaft mit ruhig vor sich hin dösenden großen Seehunden (Bull Seals). Diese lassen sich nur selten stören. Oft heben sie lediglich neugierig den Kopf, dann dösen sie weiter.

Cape Farewell Sand Spit
Cape Farewell Sand Spit

Die rund sieben Stunden Dauer dieses Dünen-Vogelwelt-Watttrips mit Leuchtturmbesichtigung an der Spitze der Landzunge werden nie langweilig. Im Gegenteil, die Zeit fliegt dahin wie im Zeitraffer. Man könnte noch länger dort verweilen. Eine wirklich empfehlenswerte und großartige Exkursion.

K&K17 – Windy Welli

„Hauptstädte“ haben wir auf der Nordinsel bereits viele gestreift. Wir erinnern an die kurzzeitig „ehemalige Hauptstadt“ WHANGARURU, an TAURANGA als „heimliche Hauptstadt der Pensionäre“, vergessen nicht „Kiwi-Welthauptstadt“ TE PUKE,  erinnern an die  „Welthauptstadt des Schafscherens“ TE KUITI und die des „Brotes“ MANAIA und gedenken der Stadt TAUPO als „The Events Capital of New Zealand“.DSCN3603

Doch schließlich, quasi als Abschluss der Rundreise um und quer durch die Nordinsel, landen wir in der wirklichen Hauptstadt Neuseelands. Ein Schriftzug an einem Bankgebäude belehrt uns über den wahren Charakter dieser 280.000- Einwohner-Stadt: „WELLINGTON – THE COOLEST LITTLE CAPITAL IN THE WORLD“:

Klein ist sie wirklich im Vergleich zu anderen Metropolen. Kaum ist man hineingefahren, steht man auch schon wieder am Ortsausgangsschild. Das stimmt allerdings nicht so ganz, denn Ortseingangs- und Ortsendeschilder befinden sich am gleichen Fleck. Denn wohin du deine Schritte auch lenkst, du landest unweigerlich immer an einer der unzähligen Bays oder Halbinselnasen, sprich am Wasser. Denn hier in der südlichen „Windy Welli“ endet zwar nicht die Welt aber die Nordinsel.

The Beehive-Parelamentsgebäude
The Beehive-Parelamentsgebäude

An unserem Standplatz in einer der Buchten, mal wieder mit „City-Fähranschluss“, werden wir kräftig durchgepustet und nachts im WoMo heftig durchgeschüttelt. Er liegt im Ortsteils „Days Bay“ östlich des großen Hafens. Die Katamaranfahrt am nächsten Morgen Richtung Down Town dauert zwar nur 20 Minuten, schaukelt die Fahrgäste aber ganz schön durch.

Und nun stehen wir mitten drin im Gewühl einer Hauptstadt. Das Ganze kann man ruhig angehen, denn die meisten Sehenswürdigkeiten sind auf so engem Raum untergebracht, dass man sie problemlos zu Fuß erreicht. Man staunt nur darüber, wie viele Hochhäuser auf dem nur gut einem Kilometer breiten Streifen zwischen Bergen und Meer errichtet worden sind. Dafür bleiben die Hauptverkehrsadern sehr eng und der Verkehr quält sich eigentlich nur durch die Straßen.

Erholung vom Getöse findet man auf den verschiedenen Hafenpromenaden, insgesamt rund acht Kilometer verkehrsfreie Zone, gesäumt von historischen Gebäuden wie „The New Zealand Portrait Gallery“, einigen, meist in Restaurants umgewandelten historischen Bootsschuppen und dem „Frank Kitts Park“ mit dem Underground Market. Das Herzstück der City, der Civic Square liegt gleich nebenan. Geschickt werden alle Anlaufpunkte durch Stege und Brücken miteinander verbunden.

Cable Car-Endstation
Cable Car-Endstation

Wer höher hinaus möchte, nehme den Cable Car hinauf zum Botanischen Garten. Allein schon wegen des Rosengartens lohnt sich der Aufstieg, ganz zu schweigen von der fantastischen Aussicht. Und warum für den Rückweg nicht einfach den gut ausgeschilderten Spazierweg „From Mountain to Sea“ nehmen? Von einem noch besseren 360°-Rundumblick profitiert man auf dem Mount Victoria, immerhin 196m hoch.

Als Juwel aller Wellingtoner Sehenswürdigkeiten erweist sich jedoch das Nationale Museum „Te Papa“. Auf sechs Stockwerken und einer Ausstellungsfläche von drei Fußballfeldern widmet sich dieses hervorragende Museum (bei freiem Eintritt) den vielfältigen Einflüssen auf die neuseeländische Geschichte und Kultur.

Te Papa-Maori Marae
Te Papa-Maori Marae

Geologisch setzt es Schwerpunkte auf die Entstehung der beiden Inseln. Für die Aufarbeitung früherer und aktueller Erdbeben- bzw. Vulkankatastrophen ist ein eigenes Stockwerk reserviert. Um sich dieses interaktive Museum in Ruhe zu erarbeiten („besuchen“ ist als Ausdruck zu wenig!), sollte man gut einen halben Tag einplanen. Es lohnt sich!

Wir verlassen das Stadtzentrum, um uns die großen und kleinen, aber allesamt malerischen Buchten und Strände anzuschauen. Wie gesagt konnte sich die City noch auf gut einem Kilometer zwischen Bergkette und Ozean ausbreiten, bleiben den            Vorortlern nur noch ein schmaler Streifen für maximal eine Häuserreihe und eine enge Straße. Also findet weiterer Bau der bunten Villen am Hang statt, meistens ohne Straßenanbindung. Deshalb gibt es neben schmalen Fußwegen oder Treppen rund 400 private Cable Cars, um an die Anwesen zu gelangen. Von der Parkplatznot wollen wir lieber gar nicht erst reden.

Wir folgen der „City-Marine-Drive-Tour“, die uns in rund 40km durch alle mit Bays, Kaps und Felsformationen behafteten Vororte führt.

City-Marine-Drive
City-Marine-Drive

Eine fantastische Küstenstraße, die auf dem Hinweg ebenso zu begeistern vermag wie auf dem Rückweg.

Als hervorstechende Farben, nicht zu reden von den bunten Berghangvillen, machen wir ein Braun bis Schwarz der Felshänge aus, streckenweise mit dem Grün von Bäumen und Sträuchern sowie dem Gelb des blühenden Ginsters angereichert, das tiefe Blau der Wellen der Cook Strait, bei dem heftigen Wind von weißer Gischt gekrönt.

Strahlend weiß gleitet am frühen Morgen dann auch unsere Interisland-Fähre beim Wechsel von der Nord- zur Südinsel durch die unruhige See. Gegenüber am Horizont ragen auf der Südinsel verschwommen erste Gipfel gen Himmel.

Südinsel am Horizont
Südinsel am Horizont

Somit verabschieden wir uns zunächst von der Nordinsel. Wir werden sie wiedersehen, wenn wir später nach Auckland zurückkehren zur Verschiffung unseres Wohnmobils nach Australien.

K&K16 – Entführt

Wir lassen uns noch einmal entführen in die südliche Vulkanregion Neuseelands, in das Gebiet des Lake Taupo mit der gleichnamigen Stadt. Also geht es von der rauen Westküste zurück in mildere Inselzentrum.

Lake Taupo
Lake Taupo

Mit seinen 616km² ist er der größte See Neuseelands, manche sagen auch der schönste. Dem Touristenaufkommen nach zu urteilen könnte dieses Urteil stimmen. Auch dieser See verdankt seine Geburt einem verheerenden Ausbruch des „Taupo Vulkans“ vor rund 26.000 Jahren. Nach dem Kollaps der Magmakammer bildete sich eine ca. 140km² umfassende Caldera mit einer Absenkung von 500m. Sichtbarste Überbleibsel der Katastrophe sind die heutigen „Craters of the Moon“ sowie der rauchende, heftig nach Schwefel stinkende Thermalpark „ORAKEI KORAKO“, zu dem wir wegen seiner Einzigartigkeit noch einmal zurückkehren.

Ursuppe der Erde
Ursuppe der Erde

An dieser erdgeschichtlichen Schnittstelle kommt man sich vor wie in der Ära der Erdentstehung. Aus dichtem Urwald, geprägt von den bis zu 10m hohen Schwarzbaumfarnen, dampft und qualmt es ununterbrochen. Mehrere kleine Geysire sprudeln brodelnd und zischend ihr kochend heißes Wasser an die Oberfläche. Buntfarbene Felsterrassen überdecken einzelne Waldlichtungen. Die blubbernden Moddertümpel orchestrieren diese lebendige Höllenwelt. Erkunden kann der Besucher diese Geotherme auf einem 90-minütigen Rundweg, meist auf hölzernen Bohlenwegen. Dieser Besuch bietet hoch interessanten Anschauungsunterricht über die Entstehung unserer Welt.

Natürlich bleibt auch hier ein Maori Bezug nicht aus: Das kristallklare Wasser der in den Park integrierten RUATAPU Höhle soll in früheren Zeiten den Maori Frauen als Spiegel gedient haben. Warum nicht! Warmes Wasser gibt es ja gleich nebenan.

Maori Steinkunst
Maori Steinkunst

Heute noch realistisch zu betrachten sind die weltbekannten „Maori Felsskulpturen“. Sie sind per Schiff auf dem Lake Taupo, Acacia Bay zu erreichen. Ein majestätisches Häuptlingsporträt in einer Halbhöhle überragt die vielen Nebenbildnisse wie Echsen und menschliche Masken. Man kann unter mehreren Angeboten für eine entsprechende Schifffahrt (je nach Gusto ein bis drei Stunden Länge) aussuchen. Alle Boote legen in dem kleinen Hafen der reizenden Stadt Taupo ab. Und in nicht allzu weiter Ferne glitzert der die Region überragende mit Schnee bedeckte Gipfel des MOUNT RUAPEHU (2287m) in der Nachmittagssonne.

Ach ja, wir sind ein weiteres Mal in einer „Hauptstadt“, nämlich der der Veranstaltungen: Taupo – The Events Capital of New Zealand.

Wie gesagt, Taupo, Stadt wie See, wirken touristisch wie Magneten. Hierzu tragen auch die „HUKA FALLS“ ganz in Stadtnähe bei. Sie imponieren nicht so sehr wegen ihrer Höhe (nur 25m), denn aufgrund ihres Wasserdurchflusses durch die ca. 10m breite Felsschlucht: rund 140.000 l / sek.

Mehr ver- als entführen lassen wir uns gern an den süßesten Flecken Taupos: den „Huka Honey Hive“, frei übersetzt: „Honigland“ an den Huka Falls. Vor dem Genuss kommt die Arbeit: Wir schauen den verschiedenen Bienenstöcken bei ihren Aktivitäten zu. Die spätere Auswahl `San Kostproben der unterschiedlichen Honigsorten und Eiscremes kann sich sehen lassen.

Wir durchqueren weiter das Zentrum der Nordinsel Richtung Südosten Richtung HAWKE`S BAY. Auf dem Thermal HWy überqueren wir u.a. die Kaweka Range, wobei der Highway (SH 5) sich auf rund 700m Höhe um die verschiedenen Gipfel schlängelt. Im Winter gilt diese Gegend Neuseeland als Skiregion. Viele Parkplätze sind gekennzeichnet als Befestigungs- oder Abmontierstellen von Schneeketten. Aber der Reisende findet so gut wie keine touristische Infrastruktur. Das Hinweisschild „Nächste Tankstelle in 130km“ spricht Bände. Geprägt wird das Bild dieses Hochplateaus von starker Holzwirtschaft, hier frisch geschlagene, kahle Baumhänge, dort große Flächen der Wiederaufforstung, Autoverkehr bestimmt von Holztransportlastwagen.

Napier Art Déco
Napier Art Déco

Nach einer gefühlten Ewigkeit geht es dann wieder hinab in die fruchtbare Ebene des Pazifik, zur Stadt Napier an der Hawke`s Bay. Wein-, Obst- und Gemüseanbau sind die Charakteristika der Landwirtschaft. Ein extra „Wine Trail“ führt von Weingut zu Weingut, Kostproben inbegriffen.

Mit den „Hauptstädten“ nimmt es auf Neuseelands Nordinsel schier kein Ende. Eine weitere sendet ihre Botschaften aus: NAPIER – THE ART DECO CAPITAL.

Nach der Erdbebenkatastrophe von 1931, während derer fast die gesamte Stadt zerstört wurde, ergriff man für den Wiederaufbau die Gelegenheit bei diesem künstlerischen Schopf. Fortan dominieren in der Architektur der Innenstadt „eine gestalterische Verbindung von Eleganz der Form, Kostbarkeit der Materialien, Stärke der Farben und Sinnlichkeit der Thematik“. Kurz gesagt: Schön bunt kommen die Straßenzüge daher.

Vertrauter und handfester präsentieren sich hingegen die zwei Kilometer lange Uferpromenade „Marine Parade“ mit den „versunkenen Gärten“, der Aussichtsberg „Bluff Hill“ mit Park und Überblick über die Bay und die Gruppen von –oft deutschen- jugendlichen Backpackers, die auf dem „freedom camping parking“ am Meeresufer in ihren Autos und Kleinbussen übernachten.

Der Hinweis „National Aquarium New Zealand“ entführt uns in die Unterwasserwelt von Süß-, Salz- und SonstWieWasserLebenwesen. Frisch eröffnet bietet es eine große Bandbreite an Aquarien und Außenbecken mit Pinguinen, Alligatoren, einer Riesenkrake und vielerlei Schildkrötenarten. Auf das Herzstück des Aquariums ist man besonders stolz: Auf einem Laufband gleiten wir gemächlich durch den „Ocean Tunnel“. Links, rechts und über uns schwimmen Rochen, Haie und auch mal Snapper; alle beobachtbar durch die rieseigen, rahmenlosen Acrylfenster. Was allerdings das Kiwi-Pärchen in einer nachgestellten nächtlichen Waldszene dort zu suchen haben, bleibt wohl ein Geheimnis der Organisatoren.

Nun endlich berichten wir von einer wirklichen Entführung.

Cape Kidnappers
Cape Kidnappers

20km südöstlich der Stadt ragt das Cape Kidnappers in den Pazifik hinein. Den Namen erhielt diese Felsformation aufgrund einer wirklichen Entführung. Als nämlich 1769 Captain Cook dieses Cap umsegelte, griffen Maori Stämme seine Schiffe an und kidnappten einen seiner Schiffsjungen. Die Maoris wurden schließlich besiegt; dem Matrosen war es während der Kämpfe gelungen zu fliehen. Das Kap allerdings trägt den Namen deshalb bis heute.

Basstölpelkolonie auf dem Cape Kidnappers
Basstölpelkolonie auf dem Cape Kidnappers

Wer die Hawke’s Bay bereist, an dessen Südende dieses Kap liegt, sollte sich unbedingt dorthin begeben. Nicht wegen der Historie, sondern wegen der vier Basstölpel-Kolonien. Für Wanderer bedeutet der Besuch der Vogelfelsen je nach Laune zwischen 5km und 15km Walk Way;  ein „Adventure Unternehmen“ bietet eine Fahrt mit Geländewagen an (120NZD pP). DSCN3372Am urigsten verläuft die „Treckerfahrt“ – vier Stunden Vogelexkursion für wenig Geld – www.gannets.com. Die Fahrt kann nur bei beginnender Ebbe angeboten werden. Eine Stunde lang tuckert der Traktor mit Anhänger durch das Watt, immer entlang der gut 130m hohen Steilküste. Wo sich das Meer noch nicht genügend zurückgezogen hat, bekommt man auch schon mal nasse Füße. Manches Treibgut oder Felsbrocken liegen auch nicht immer spurfreundlich im Sand. Die Fahrt endet an dem Vogelschutzgebiet. Dann heißt es gut 30 Minuten klettern, um auf den Felsen des Kaps zu gelangen. Dort oben, auf dem blanken Felsboden nisten dann Hunderte dieser Vögel und lassen sich vom Menschen überhaupt nicht stören. Es ist Brutzeit. Sie hockt auf dem Ei. Manchmal sind es auch zwei. Er schafft Algen und andere Meerespflanzen als Nistmaterial sowie Futter heran.

Küsschen-Küsschen
Küsschen-Küsschen

Mit einem zärtlichen Schnäbeln bedankt sich die Gattin, welche lebenslang bei ihrem Partner bleibt. Geschlafen wird dann allerdings wieder getrennt. Wer nicht gerade brütet oder den Nachwuchs bewacht, schläft aus Sicherheitsgründen auf dem Meer. Den Höllenlärm in der Kolonie können wir hier nur benennen. Uns klingt er noch in den Ohren.

Nach 90 Minuten Vogelbeobachtung ruft die Rückfahrt, zum einen wegen der Tide, zum anderen wegen der einsetzenden Dunkelheit. Auf dem Rückweg gibt es noch einen kurzen Stopp an der vierten der Baßtölpelkolonien. Hier sitzen die Vögel hoch oben auf Felsen, entweder am und im Cliff oder auf vorgelagerten Einzelfelsbrocken. Bei Einbruch der Dunkelheit mit durch die fast lückenlose Wolkendecke erreichen wir schließlich wieder das „rettende Ufer“. Wie gesagt: Einfach toll, darf man nicht auslassen.

So sehen Sieger aus!

So sehen Sieger aus
So sehen Sieger aus

Steven, Leiter des einzigen und offiziellen NATIONALEN RUGBY MUSEUMS in Palmerston Nord strahlt vor Glück und Stolz, als er uns, noch gezeichnet von den Weltmeisterschaftsspielen in London 2015 und dem Jetlag, Geschichte und Erfolgsstory des  am meisten verbreiteten neuseeländischen Volkssports erklärt. Angeschwommen vom Mutterland England her kam die Sportart mit Goldrush in den 1870ger Jahren, besonders in der Provinz Otago auf der Südinsel. Da während dieser Periode jährlich rund 40.000 neue Einwanderer Neuseeland betraten, breitete sich das Rugbyfieber immer stärker aus. Der Stellenwert dieser Sportart zeigte sich unter anderem darin, dass, sobald eine neue Siedlung entstand, wurde zuerst die Kirche, dann die Schule und drittens ein Rugbyfeld erbaut. Viele Maori Stämme machten sich dieses kampfbetonte Spiel ebenfalls schnell zu eigen. Steven betonte daher auch den verbindenden Charakter einer identischen Sportart. Diese Wichtigkeit von Rugby scheint bis heute ungebrochen, legt man die unzähligen Presseartikel hierüber zugrunde. Suum Cuique – Panem et Circenses!

Die Weltmeister touren nach dem großen Erfolg nunmehr durch verschiedene Städte Neuseelands. In jeder wird eine Siegesparade zelebriert mit dem Abschluss in der Hauptstadt Wellington und Staatsempfang. Angesprochen auf den parallelen Besuch von Prinz Charles und seiner Frau Camilla, also immerhin von einem der höchsten Vertreter der britischen Krone und eventuellen Konkurrenzschwierigkeiten, meinte er kurz und trocken: In der Bevölkerung wird der königliche Staatsbesuch nur als „Prince Who?“ betitelt.

„It’s a castle“, rief James Cook aus, als er 1769 entlang der Ostküste südlich von Napier segelte.

Castlepoint
Castlepoint

Er glaubte eines der zahlreichen, küstennahen Wehrdörfer, auch „PA“ genannt im Morgennebel entdeckt zu haben. Natürlich schaltete er nach der Erfahrungen am Cape Kidnappers gleich wieder auf höchsten Alarmmodus. Doch was zunächst wie eine Festung erschien, entpuppte sich bei klarer Sicht als ein Naturspektakel: Hohe Felsformationen ragten wie Burgmauern aus dem Meer und umschlossen lediglich eine kleinere Binnenbucht mit einem Burgtor ähnlichen Zugang. Der von Cook gegebene Name für dieses schroffe Sturm umtoste Felsenriff „CASTLEPOINT“ hat auch heute noch Gültigkeit.

Zu guter Letzt fühlen wir uns nach Europa entführt. Fast zumindest. Denn rund 150km vor der Südspitze der Nordinsel, nahe der kleinen  Stadt Carterton ,prangt ein Wegweiser mit der elektrisierenden Aufschrift : STONEHENGE / AOTEAROA.

Stonehenge-Aotearoa
Stonehenge-Aotearoa

Verwundert reibt man sich die Augen. Wurden hier auch so steinalte Funde freigelegt wie in England? Mitnichten! Wer sich in die Welt von „Neuseelands Steinkreis“ entführen lassen möchte, hier der entsprechende link: www.stonehenge-aotearoa.co.nz

Ein Besuch gibt Aufschluss: Obwohl der historischen Stätte in Salisbury ähnlich in Ausmaß und Erscheinung, handelt es sich bei dem neuseeländischen Stonehenge nicht um eine bloße Nachahmung. Erbaut wurde es von „The Phoenix Astronomy Society“. Es soll identische Funktionen wie das englische Stonehenge haben, aber auf neuseeländische Gegebenheiten angepasst: Mythen, Religion, Wetterkunde per Sternbilder. Natürlich treffen sich auch hier die „weltumspannenden Jünger dieser Wissenschaften“ regelmäßig und diskutieren insbesondere über „Das Alte Ägypten“, „Babylonien“ oder die „Astronomie des Hindustals“, oder lassen sich entführen in die „Polynesische Navigationskunst“ sowie „Keltische und Maorische Mystische Sternenkunde / starlore“.